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Mastdarm (Rektum)Mastdarm

Mastdarm (Rektum)


Als Mastdarm (Rektum) wird der letzte Abschnitt des Verdauungssystems genannt. Er umfasst die letzten 16cm des Darmes und mündet auf Höhe des Schließmuskels in den Analkanal (After) als Untere Öffnung des Verdauungstraktes. Er dient der Speicherung von unverdaulichen Nahrungsbestandteilen, welche beim Stuhlgang über den Stuhlreflex (Defäkationsreflex) kontrolliert ausgeschieden werden können.

Das Spektrum der Erkrankungen im Bereich des Mastdarmes ist vielfältig und reicht von Hämorrhoiden über Anal- oder Mastdarmvorfall (Proktologie), akuten oder chronischen Entzündungen (Mb. Crohn / Colitis ulzerosa) bis zu bösartigen Erkrankungen (Rektumkarzinom). Die Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums „Carl Gustav Carus“ in Dresden bietet Patienten ein großes Spektrum an modernsten Diagnose- und Therapieverfahren zur Behandlung der Erkrankungen des Mastdarmes.
Welche Therapieoption optimal zu Ihnen passt besprechen wir gern mit Ihnen in unserer Rektumsprechstunde.

Das Rektumkarzinom ist eine bösartige Tumorerkrankung des Mastdarmes. Zum großen Teil entwickelt es sich aus zu Beginn harmlosen Darmpolypen. Sind Risikofaktoren vorhanden, können diese entarten und zum Krebs führen. Nach feingeweblichen Gesichtspunkten ist das Adenokarzinom der häufigste bösartige Tumor des Mastdarmes.

Darmpolypen sind zum größten Teil gutartige Adenome. Nach dem Auftreten von genetischen Veränderungen (Mutationen) können daraus Karzinome entstehen. Die Wahrscheinlichkeit, ob aus einem Adenom ein Karzinom wird ist von verschiedenen Faktoren abhängig (Größe und feingewebliche Struktur). Da sie eine Vorstufe von Darmkrebs im Allgemeinen und Mastdarmkrebs im Besonderen darstellen und man das individuelle Entartungsrisiko nicht abschätzen kann, wird empfohlen Darmpolypen im Rahmen von Vorsorgedarmspiegelungen vollständig zu entfernen.

Bösartige Neubildungen des Dickdarms und des Mastdarms sind für Männer wie Frauen inzwischen die zweithäufigste Krebserkrankung und Krebstodesursache. Insgesamt wurden im Jahr 2012 in Deutschland nach Aussagen des Zentrums für Krebsregisterdaten bei 32.000 Frauen und 38.000 Männern Darmkrebserkrankungen diagnostiziert. Durch verbesserte Vorsorge und Therapie sinkt jedoch die Gefahr an diesem Tumor zu versterben.

  • Risikofaktoren

Die wichtigsten Risikofaktoren für das Auftreten von Mastdarmkrebs sind ein hohes Alter und das Vorhandensein von Darmpolypen. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulzerosa und Morbus Crohn bergen ebenfalls ein erhöhtes Risiko an Mastdarmkrebs zu erkranken. Bei Menschen in deren Familien gehäuft Darmkrebserkrankungen auftreten kann in manchen Fällen eine genetische Erkrankung die Ursache sein. Das Universitätskrebszentrum am Uniklinikum Dresden bietet für solche Patienten die Spezialsprechstunde „Familiärer Darmkrebs“ an, in welche Betroffene und deren Angehörige umfassend betreut werden.

Neben den oben genannten Risikofaktoren konnten vor allem Lebens- und Essgewohnheiten als risikoerhöhend identifiziert werden. So ist für fett- und fleischreiche Kost (vor allem „rotes Fleisch“ – also Schweine- und Rindfleisch) sowie für eine ballaststoffarme Ernährung ein erhöhtes Krebsrisiko nachgewiesen worden. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen und Fettsucht (Adipositas).

Sollten einer oder mehrere dieser Faktoren auf Sie zutreffen, sollten Sie sich regelmäßig von einem Arzt untersuchen lassen. Je früher ein Rektumkarzinom erkannt wird umso größer sind die Heilungschancen.

  • Vorsorge

Durch eine fleischarme und ballaststoffreiche Ernährung, durch das Einstellen des Rauchens, durch regelmäßig Bewegung und das Erreichen eines normalen Körpergewichtes kann jeder individuell sein Risiko an Darmkrebs zu erkranken reduzieren.

Unabhängig davon sollten Sie regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Für Menschen ab dem 55. Lebensjahr werden die Kosten für eine Vorsorgedarmspiegelung alle 10 Jahre getragen.

  • Symptome

Veränderter Stuhlgang, so zum Beispiel Durchfall, Verstopfung oder der Wechsel zwischen beiden kann ein erstes Symptom sein. Ebenfalls kann Blut im Stuhl oder eine dunkle Verfärbung des Stuhls hinweisend sein. Weitere Symptome sind krampfartige Bauchschmerzen, ungewollter Gewichtsverlust oder Übelkeit. Diese Erscheinungen können selbstverständlich bei einer Vielzahl weiterer z.T. harmloserer Erkrankungen auftreten, sollten allerdings doch dem Hausarzt mitgeteilt und durch diesen abgeklärt werden. Bei jedem Menschen sind die Symptome jedoch unterschiedlich ausgeprägt. Manche Patienten haben sogar keinerlei Beschwerden.

  • Diagnostik

Gespräch und Tastuntersuchung
Nachdem Ihr Arzt mit Ihnen ein ausführliches Gespräch geführt hat, in dem er Ihre Beschwerden, Symptome und deren Verlauf erfragt hat, wird er eine Tastuntersuchung des Mastdarmes vornehmen. Dabei kann er mit dem Finger nach Unebenheiten und Verhärtungen tasten und dabei den ersten Hinweis für eine Geschwulst finden. Nahezu alle Tumoren des untersten Drittels des Mastdarmes können damit bereits gefunden werden.

Stuhltest (Hämoccult)
Mit diesem Test können kleinste, auch mit dem Auge nicht sichtbare (occulte) Blutspuren im Stuhl nachgewiesen werden Dabei wird eine Stuhlprobe auf ein spezielles Testbriefchen aufgebracht und im Labor das Blut mittels einer chemischen Reaktion sichtbar bewacht. Sollte Blut nachgewiesen werden, empfehlen wir eine Darmspiegelung.

Darmspiegelung (Koloskopie)
Eine Koloskopie ist die beste Untersuchung für die Beurteilung des Darmes. Der Patient muss vor der Untersuchung eine Darmspüllösung trinken, damit der Darm von Stuhl befreit wird und gut beurteilbar ist. Der Untersucher führt einen dünnen biegsamen Schlauch mit Lichtquelle und Kamera in den After ein und kann so den gesamten Darm beurteilen. Polypen können sofort abgetragen und aus auffälligen Befunden Proben entnommen und zur feingeweblichen Untersuchung eingesandt werden.

Umfelddiagnostik (Staging)
Sollte sich in der feingeweblichen Untersuchung der Verdacht auf ein Mastdarmkarzinom bestätigen ist es notwendig den Tumor in ein bestimmtes Stadium einzuordnen, um zu wissen wie groß er ist und ob Lymphknoten oder andere Organe befallen sind. Dazu sind weitere Untersuchungen notwendig. So zum Beispiel ein Röntgenbild des Brustkorbes und eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes um Absiedelungen (Metastasen) in Lunge oder Leber aufzuspüren. Weiterhin können eine Computertomografie des Körpers und ein MRT des Beckens notwendig sein, um die Größe des Tumors abzuschätzen. Mit einer Ultraschalluntersuchung des Enddarmes, welche ähnlich einer Endoskopie von innen abläuft, kann die Eindringtiefe des Tumors geklärt werden. Erst mit diesen Informationen über den Tumor kann eine maßgeschneiderte Therapie geplant werden.

  • Therapie

Das Ziel der Therapie des Mastdarmkrebses hat das Ziel den Tumor und seine Tochterabsiedelungen (Metastasen) vollständig zu entfernen, denn nur damit kann eine Heilung erreicht werden. Auch in fortgeschrittenen Tumorstadien kann die Operation die Therapie der Wahl sein, um gefährliche Komplikationen durch den Tumor, wie zum Beispiel einen Darmverschluss (Ileus) zu verhindern. In manchen Tumorstadien kann eine Chemo- oder kombinierter Chemo- und Strahlentherapie einer Operation vorgeschaltet werden (neo-adjuvante Therapie) um die Behandlungsergebnisse und Heilungschancen zu verbessern.

Bei kleinem und auf die oberste Schicht der Darmwand beschränktem Tumor kann die lokale Ausschneidung ausreichend sein, wenn kein Risiko für einen Lymphknotenbefall besteht (TEM, transanale endoskopische Mikrochirurgie). In allen anderen Fällen muss der betroffene Darmabschnitt und das umliegende Fett-, Binde- und Lymphgewebe vollständig entfernt werden (TME, totale mesorektale Exzision). Diese modernen Therapieverfahren ermöglichen auch sehr nahe am Schließmuskel liegende Tumoren vollständig unter Erhalt der Schließmuskelfunktion zu entfernen. Die nach der Darmentfernung neu angelegte Nahtverbindung zwischen beiden Enden birgt jedoch die Gefahr der Nahtundichtigkeit, so dass häufig ein schützender künstlicher Darmausgang im Bereich des Dünndarmes während der gleichen Operation angelegt wird (protektives Stoma). Somit kann die neue Nahtverbindung unkompliziert ausheilen und der künstliche Darmausgang kann danach in einer zweiten Operation zurückverlegt werden.

  • Nachsorge

Nach erfolgreicher Entfernung des Tumors beginnt die Tumornachsorge. Sie dient dazu ein Wiederauftreten des Tumors an gleicher (Rezidiv) oder anderer Stelle (Metastase) frühzeitig zu erkennen und dann eine weitere Therapie zu planen. Abhängig vom Tumorstadium, welches am Operationspräparat bestimmt wird, erfolgen standardisierte Kontrolluntersuchungen. Zunächst erfolgten diese halbjährlich, später jährlich und umfassen das Arzt-Patientengespräch, die körperliche Untersuchung, das Röntgen des Brustkorbs, die Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes, die Enddarmspiegelung und gegebenenfalls weitere Untersuchungen. Ist die Tumornachsorge fünf Jahre lang unauffällig kann sie beendet werden.