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Dickdarm (Kolon)Dickdarm

Dickdarm (Kolon)

Der 6,5 Meter lange Darm besteht aus drei Abschnitten: Dünndarm, Dickdarm und Mastdarm. Seine Aufgabe ist die Verdauung der Nahrung. Im Dünndarm spalten Enzyme vorverdaute Nahrungsbestandteile auf und die Nährstoffe werden in den Blutkreislauf aufgenommen. Unverdauliche Stoffe werden im Dickdarm zu einem dickflüssigen Brei, welcher im Mastdarm bis zur nächsten Stuhlentleerung gespeichert wird.

Das Behandlungsspektrum der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie (VTG) der Universität Dresden umfasst entzündliche Erkrankungen des Dickdarms (wie Blinddarmentzündung, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Divertikulitis, infektiöse und ischämische Kolitis und deren Komplikationen) ebenso wie gut- und bösartige Tumore. Ein Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Dickdarmkrebs, den wir in frühen Tumorstadien auch minimal-invasiv operieren.
Welche Therapieoption optimal zu Ihnen passt besprechen wir gern mit Ihnen in unserer Kolonsprechstunde.


Dickdarmkrebs

Beim Dickdarmkrebs bilden sich bösartige Schleimhautwucherungen. Die veränderten Zellen wachsen unkontrolliert, zerstören angrenzendes Gewebe und können über Blut und Lymphflüssigkeit in andere Körperbereiche eindringen und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden.

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 70.000 Menschen an Darmkrebs. Die Sterberate liegt bei ca. 27.000 Menschen jährlich. Damit zählt Darmkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland, obwohl Darmkrebs durch Früherkennung häufig verhindert bzw. bei frühzeitigem Erkennen geheilt werden kann.

Die Zahl der Neuerkrankung ist seit Jahren relativ konstant geblieben, durch die Fortschritte in Medizin und Forschung konnte aber die Sterberate leicht gesenkt werden. Regelmäßige Vorsorgedarmspiegelungen tragen dazu bei.


Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung von Dickdarmkrebs sind vor allem in Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu suchen. Fettreiche und ballaststoffarme Kost, Übergewicht, Bewegungsmangel, langjähriger Alkohol- und Nikotinkonsum erhöhen nachweislich das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Darüber hinaus zählen chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitits ulcerosa und Morbus Crohn, aber auch Diabetes mellitus Typ 2 zu den möglichen Auslösefaktoren. Nur etwa 5% aller Dickdarmkrebserkrankungen sind familiär bedingt.

Um das Risiko möglichst gering zu halten, empfehlen wir die Nutzung der Vorsorgeuntersuchung und einen gesunden Lebensstil mit bewusster Ernährung und Vermeidung der Risikofaktoren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung informiert Sie ausführlich über eine gesunde und ausgewogene Ernährung.


Symptome

Von einer anfangs gutartigen Geschwulst bis zu einem bösartigen Tumor können fünf bis zehn Jahren vergehen. In dieser Zeit sind die Betroffenen oft völlig beschwerdefrei, Symptome treten oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf. Das macht Dickdarmkrebs so tückisch. Ab dem 50. Lebensjahr sollte sich deshalb jeder regelmäßig untersuchen lassen, um die Erkrankung frühzeitig zu diagnostizieren und auch alle gutartigen Polypen als mögliche Vorläufer der Tumorerkrankung abzutragen.

Bei Auffälligkeiten im Stuhl (z.B. Blut, Verfärbungen oder Schleimbeimengungen) sowie bei unklaren Darmbeschwerden (z.B. länger anhaltende Verstopfungen, Durchfälle oder Bauchkrämpfe) sollten Sie zu einem Arzt gehen und sich untersuchen lassen.

Bei Dickdarmkrebs hängen die Heilungschancen sehr stark von dem Stadium ab, in dem sich der Krebs befindet. Im Anfangsstadium als gutartige Wucherung ist dieser in nahezu allen Fällen gut zu entfernen und zu heilen. Dies zeigt, welchen Stellenwert die Vorsorgeuntersuchung bei der Behandlung von Dickdarmkrebs spielt.


Diagnostik/Untersuchungen

Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollten Frauen und Männer die Vorsorgeuntersuchungen nutzen, bei familiärem Risiko unbedingt schon zu einem früheren Zeitpunkt. Zur Früherkennung stehen unterschiedliche Methoden zu Verfügung: körperliche Untersuchungen, konventionelle und virtuelle Darmspiegelungen, Stuhluntersuchungen.


Körperliche Untersuchung

Eine einfache Methode, bei der durch die Austastung des Enddarms etwaige Tumoren entdeckt werden können, nicht jedoch Wucherungen in den höher gelegenen Darmabschnitten. Damit lassen sich ca. 20-30 Prozent aller Tumoren entdecken.


Darmspiegelung (Koloskopie)

Zur Darmkrebsfrüherkennung die effektivste und beste Methode. Auch kleine Veränderungen der Darmschleimhaut sind sicher zu erkennen. Dazu muss der Darm am Vorabend der Untersuchung saubergespült werden. Bei einer Darmspiegelung werden der komplette Dick- und Mastdarm untersucht und gegebenenfalls Gewebeproben entnommen. Entdeckt Ihr Arzt während der Untersuchung Polypen, können diese gleich entfernt werden, es erfolgt eine Polypektomie. Die Darmspiegelung dauert etwa 20 Minuten. Sie wird von den meisten als etwas unangenehm, aber weitgehend schmerzarm empfunden. Auf Wunsch verabreichen wir vorab auch ein Beruhigungsmittel, das Sie in einen leichten Dämmerschlaf versetzt.


Virtuelle Koloskopie (Kolonographie)

Hierbei handelt es sich um ein neues High-Tech-Verfahren. Vorteil: Es muss kein Endoskop mehr in den Darm eingeführt werden, da die Untersuchung am Computer simuliert wird (Computertomographie). Allerdings lassen sich damit kleine Veränderungen der Darmschleimhaut nicht erkennen. Auch das Entnehmen einer Gewebeprobe ist mit dieser Methode nicht möglich. Zudem ist die Strahlenbelastung recht hoch. Falls Polypen entdeckt werden, muss nachträglich doch Fall eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Das Verfahren hat sich deshalb bisher nicht durchgesetzt und wird momentan in unserer Klinik nicht praktiziert.


Stuhluntersuchungen (Okkultbluttest)

Einfacher Test, um den Stuhl auf verstecktes Blut zu untersuchen. Da nicht alle Polypen bluten, ist der Test allein nicht aussagekräftig. Ab dem 50. Lebensjahr kann der Test einmal jährlich durchgeführt werden, wenn die effektivere Darmspiegelung nicht erfolgen kann. 25 bis 30 Prozent der Darmpolypen und frühen Darmkrebsstadien können wir mit diesem Test aufspüren.


Therapiemöglichkeiten

Die Behandlung von Dickdarmkrebs richtet sich nach der Lage des Tumors und dem sogenannten Staging, das Auskunft über das Stadium des Tumors, seine Ausdehnung und Eigenschaften gibt. Das genaue Staging lässt sich oft erst nach einer Operation bestimmen.

Je nachdem, wie ausgeprägt der Tumor ist, eignen sich unterschiedliche Behandlungsformen. Welche Therapie optimal zu Ihnen passt, entscheidet das Ärzteteam. Im Wesentlichen handelt es sich um:

1. Operation
In der Regel ist die Operation der erste Schritt zur Behandlung bei Dickdarmkrebs. Dabei richten sich die Art und das Ausmaß des Eingriffs nach der Lage und der Ausbreitung des Darmtumors. Ziel einer radikalen Operation ist es immer, den Tumor mit ausreichendem Sicherheitsabstand samt der zugehörigen Blutgefäße, Lymphbahnen und Lymphknoten zu entfernen. Wie viel Darm herausgeschnitten werden muss, richtet sich nach der Blutversorgung: Ihr Chirurg entfernt stets die Darmabschnitte als Ganzes, die vom jeweiligem Blutgefäß versorgt werden. Im Laufe jahrzehntelanger Erfahrung haben sich bewährte Standardoperationen zur radikalen Operation von Dickdarmkrebs etabliert:

  • Entfernung des tumortragenden Darmabschnitts (Hemikolektomie rechts /links)

In Abhängigkeit der Tumorlage wird der betroffene Darmabschnitt mitsamt der dazugehörigen Lymphknoten entfernt. Somit erfolgt eine radikale Operation, die das Überleben der Patienten deutlich verbessert. Sollte der rechte Dickdarmteil befallen sein erfolgt eine Hemikolektomie rechts, entsprechend bei einem Befall der linken Seite eine Hemikolektomie links.

  • Laparoskopische Verfahren (minimal invasive Chirurgie)

Die laparoskopische Entfernung des Tumors stellt mittlerweile eine alternative Therapieoption dar. Die Laparoskopie liefert ein ebenso gutes Ergebnis wie die herkömmliche, offene Operation. Ihr entscheidender Vorteil: Die Patienten erholen sich schneller von dem Eingriff und haben weniger Schmerzen.

  • Gesamten Dickdarm entfernen

Bei Patienten mit einem extrem hohen Darmkrebsrisiko kann eine vollständige Dickdarm- und Mastdarmentfernung notwendig sein. Auch Darmkrebspatienten mit langjähriger Colitis ulcerosa (chronischer Entzündung der Dickdarmschleimhaut) wird zur Sicherheit der gesamte Dick- und Mastdarm entfernt, wobei alles daran gesetzt wird, den Afterschließmuskel zu erhalten.

  • Lymphknotenentfernung

Die Entfernung der lokalen Lymphknoten (Lymphadenektomie) zählt zu den Standardverfahren und wird einerseits als diagnostische Maßnahme zur Gewebeuntersuchung und andererseits als therapeutische Maßnahme zur Vermeidung eines lokalen Lymphknotenrezidivs angewandt. In unserer Klinik wird aus Radikalitätsgründen standardmäßig das gesamte Lymph- und Fettgewebe der Tumorregion en bloc als „Komplette mesokolische Exzision“ (CME) entfernt.

Selbst wenn eine Heilung des Darmkrebses nicht mehr möglich ist, können wir durch eine palliative (beschwerdelindernde) Operation immer noch eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen und zu einer Verlängerung der Lebenserwartung beitragen.

Je nach Untersuchungsbefunden des entfernten Tumorgewebes kann sich nach einer Operation auch noch eine Chemotherapie anschließen, um das Rückfallrisiko zu senken.

2. Chemotherapie
Eine Chemotherapie ist neben der operativen Entfernung des Tumors eine weitere erfolgreiche Behandlungsmethode. Die Medikamente (sogenannte Zytostatika) töten die Krebszellen ab und können das Wachstum von Tumoren verlangsamen oder stoppen bzw. Tumoren verkleinern. Allerdings wirken diese Medikamente auch auf gesunde Zellen, sodass Nebenwirkungen nicht vermieden werden können. Die Chemotherapie kann über das Universitätskrebszentrum (UCC) oder den niedergelassenen Onkologen erfolgen. In jedem Fall bekommen alle Patienten eine Empfehlung über das weitere Vorgehen zum Zeitpunkt ihrer Entlassung mitgeteilt. Die Therapie kann meist ambulant über Infusionen, gelegentlich auch mit Tabletten durchgeführt werden.

3. Metastasenbehandlung
Hat ein Darmkrebs Metastasen (Tochtergeschwülste) gebildet, befindet er sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Bei einigen Patienten ist auch in diesem Stadium eine Heilung möglich. Der häufigste Ort für Metastasen stellt die Leber dar. Weitere Orte sind die Lunge, das Gehirn und Knochenmark.

  • Metastasen-Operation

Die chirurgische komplette Entfernung von Leber- und/oder Lungenmetastasen stellt dabei die einzige Therapie dar, die zu einer Heilung führen kann. Selbst wenn sich nach der Operation neue Metastasen in Leber oder Lunge bilden, ist eine zweite Operation und auch Heilung möglich.

  • Chemotherapie

Ist eine Operation, z.B. aufgrund der hohen Anzahl und der Lage der Metastasen, nicht möglich, kann eine Chemotherapie angewandt werden.

  • Radiofrequenztherapie RFA

Bei dieser Therapieform wird eine Nadel-Elektrode in die Mitte einer Metastase geschoben. Das daraufhin mit Wechselstrom behandelte und durch die Wärme erhitzte Tumorgewebe kann im günstigsten Fall völlig zerstört werden. Allerdings kommt es relativ häufig zu einem erneuten Tumorwachstum an der gleichen Stelle.


Nachsorge

Nach Abschluss der Behandlungen benötigt der Patient Zeit, um die vorangegangenen Belastungen zu verarbeiten, sich langsam wieder an den Alltag zu gewöhnen und eventuell wieder in den Beruf zurückzukehren.

Für die stationären oder ambulanten Rehabilitationsmaßnahmen sowie Anschlussrehabilitationen in Tumornachsorgekliniken stehen Ihnen die behandelnden Ärzte und der Kliniksozialdienst der Universität Dresden als erste Ansprechpartner zur Verfügung. Wir empfehlen Ihnen sehr, dieses Angebot zu nutzen, damit Sie sich mit der neuen Lebenssituation vertraut machen können und wieder zu Kräften kommen. Für Notfälle sollten Sie unbedingt auch einen Arzt in Wohnortnähe haben.


Ablauf der Nachsorge
Der Ablauf der Nachsorge richtet sich nach dem Krankheitsstadium nach Abschluss der ersten Behandlung sowie nach Ihrem individuellen Behandlungsverlauf. Das Risiko für ein Wieder¬auftreten ist statistisch gesehen in den ersten zwei Jahren am höchsten, danach sinkt es langsam. In der Regel sind solche Rückfälle bei erfolgreich therapiertem Darmkrebs eher selten. Nach fünf Jahren oder später ist das Risiko, einen Rückfall zu erleiden, sehr gering, wenngleich natürlich nicht ausgeschlossen.


Wie bei der Früherkennung, so gilt auch bei der Nachsorge: Je früher entdeckt, desto besser die Heilungsaussichten!