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Schweigen ist gefährlich – Reden erhöht die SicherheitFoto: Geschäftsbereich IT / Medienzentrum / Th. Albrecht
13. September 2017

Schweigen ist gefährlich – Reden erhöht die Sicherheit

Stationsapotheker weisen anlässlich des Welttags der Patientensicherheit auf Risiken der Bedarfsmedikation hin

Vielen Krankenhauspatienten ist nicht bewusst, dass auch frei in der Apotheke erhältliche Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel ein Risiko bei einer Operation oder anderen stationär erfolgenden Therapien darstellen. Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit, der in diesem Jahr am 17. September unter dem Motto „Wenn Schweigen gefährlich ist“ stattfindet, appellieren dieStationsapotheker des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden an die Patienten, bei der Aufnahme auch nur gelegentlich eingenommene Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel anzugeben. Inzwischen beschäftigt das Dresdner Uniklinikum 19 Apotheker, die mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte aller Stationen betreuen. Die besonders qualifizierten Pharmazeuten beraten die Ärzte ebenso wie die Patienten und tragen damit zu einer weiter erhöhten Patientensicherheit bei.

Die Arzneimittelanamnese durch den Apotheker vor einem länger geplanten neurochirurgischen Eingriff ließ die Alarmglocken läuten: Bei dem einige Tage vor der Operation erfolgten Aufnahmegespräch gab der Patient alle regelmäßig genommenen Medikamente zu Protokoll. Dass er aber auch Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) im Arzneischrank hatte, erschien ihm in diesem Moment nicht relevant und gab das deshalb im Gespräch nicht an. Doch just dieses Medikament nahm der Patient mehrfach ein, bevor er zum Eingriff ins Klinikum fuhr. Da ASS-haltige Medikamente jedoch die Blutgerinnung hemmen und somit das Risiko von Komplikationen erhöhen, sollten sie vor größeren oder komplexeren Operationen nicht eingenommen werden. Die Chirurgen entschieden sich deshalb, die Operation bei diesem Patienten zu verschieben. „Mit den gezielt abgefragten Informationen, welche Medikamente jemand zu Hause einnimmt, können wir die Patientensicherheit weiter erhöhen. Dadurch, dass unsere Stationsapotheker in die Abläufe der Gespräche zur stationären Aufnahme einbezogen werden, verbessert sich die Kommunikation in Fragen der Arzneimittelsicherheit deutlich“, sagt Dr. Holger Knoth, Leiter der Klinikapotheke des Dresdner Uniklinikums.

„Der Einsatz von Stationsapothekern ist ein weiteres wichtiges Element, um die Patientensicherheit auf höchstem Niveau zu gewährleisten. Deshalb hat das Universitätsklinikum bereits vor mehr als zehn Jahren damit begonnen, Apotheker eng in die Abläufe der einzelnen Stationen einzubinden. Unter anderem nehmen sie an Visiten teil, beraten die behandelnden Ärzte und stehen den Patienten informierend zur Seite. Mit diesem Konzept sind wir deutschlandweit führend“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.

Die Stationsapotheker haben die Patienten nicht nur bei der stationären Aufnahme im Blick, sondern während des kompletten Aufenthalts: Sofern dies im Rahmen der Therapie möglich und notwendig ist, erhalten sie auch im Uniklinikum die zu Hause eingenommene Medikation weiter. Allerdings beobachten die Stationsapotheker immer wieder, dass Patienten ihre eigenen Medikamente ebenso mitbringen wie Nahrungsergänzungsmittel. Gerade bei nicht verschreibungspflichtigen Präparaten erkennen die Patienten oder auch deren Angehörige nicht, dass deren unabgestimmte Einnahme erhebliche Risiken mit sich bringen kann. Ein Beispiel sind Magnesium- oder Calciumtabletten: Da diese Mineralien im Darm die Aufnahme von bestimmten Antibiotika hemmen, wirken diese insbesondere im Rahmen schweren internis­tischen Infektionserkrankungen wichtigen Medikamente nicht mehr, so dass die Risiken deutlich steigen und mitunter Antibiotikaresistenzen begünstigt werden. „Deshalb ist es wichtig, dass stationäre Patienten vor der Einnahme anderer Präparate die Pflegenden, Ärzte oder Apotheker anspricht“, sagt Andreas Fischer, Leiter der Abteilung Stationsapotheker.

Stationsapotheker sorgen für höhere Patientensicherheit und -zufriedenheit
Am Uniklinikum Dresden betreuen mittlerweile 19 Stationsapotheker mehr als die Hälfte der 1300 Betten. Sie sind fester Teil des Stationsteams und haben zugleich Aufgaben in der Klinikapotheke. Beispielsweise betreuen vier Stationsapotheker die fünf Stationen des Universitätscentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie (OUC). Eine wichtige Aufgabe ist es, vormittags im Rahmen der prästationären Aufnahme und Notaufnahme  die aktuelle Medikation der Patienten aufzunehmen. Damit lässt sich die Arzneimitteltherapie rund um die OP optimal vorbereiten, wenn zum Beispiel die Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten unterbrochen oder überbrückt werden muss. Die Ärzte sind dankbar für die Unterstützung der Stationsapotheker, denn letztere können ein Medikationsmanagement auf hohem Niveau sicherstellen, was Stationsärzte früher nebenbei mit erledigen mussten. Auch Patienten profitieren unmittelbar: Haben sie eine spezielle Frage zu einem Medikament, gehen die Stationsapotheker direkt ans Krankenbett, was die Zufriedenheit der Patienten erhöht.       

Internationaler Tag der Patientensicherheit 2017
Kommunikation im Gesundheitswesen – das ist das Thema des 3. Internationalen Tages der Patientensicherheit (ITPS) am 17. September 2017. Unter dem Motto „Wenn Schweigen gefährlich ist“ sind Gesundheitseinrichtungen rund um den Aktionstag aufgerufen, zu zeigen, wie eine sichere Kommunikation im Gesundheitswesen funktionieren kann. Veranstalter des Internationalen Tages in Deutschland ist das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS). Ziel des diesjährigen Aktionstages ist es deshalb, für eine gute Kommunikation zu sensibilisieren. Ein gelungenes Arzt-Patienten-Gespräch kann die Behandlung fördern. Eine umfassende Beratung in der Apotheke kann dazu beitragen, dass die Medikamente richtig und regelmäßig eingenommen werden. Ein offener Austausch auf einer Station im Krankenhaus erhöht die Patientensicherheit bei der Übergabe von einer Schicht zur nächsten. Mit verschiedenen Aktivitäten soll für eine gute Kommunikation geworben werden – und Akteure im Gesundheitswesen sowie Patienten ermutigt werden, ihre Probleme, Bedenken und Meinungen zu äußern, damit das gegenseitige Verständnis verbessert wird.

Kontakte für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinikapotheke
Andreas Fischer, Abteilungsleiter Stationsapotheker
Telefon: 0351 458-1 84 87
E-Mail:@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de

Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.
Pressestelle
Friederike Gehlenborg
Telefon: 0711 89 31 295
E-Mail: gehlenborg@medizinkommunikation.org
www.aps-ev.de