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Klangvolle Schwingungen drücken Freude und Zuversicht nach Zeiten des Bangens ausVon Oberarzt Dr. Matthias Richter ging die Idee aus, mit einem mächtigen Instrument den auf der Intensivstation behandelten Kindern und Jugendlichen einen klangvollen Abschied zu ermöglichen. Er zeigt, wie sich der geschmiedeten Messingplatte ganz verschiedene Klänge entlocken lassen. Anlässlich der Einweihung des Instruments durfte Patient Evangelos Ropos den Schlegel schwingen. Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer
14. März 2022

Klangvolle Schwingungen drücken Freude und Zuversicht nach Zeiten des Bangens aus

Patientinnen und Patienten der Kinder-Intensivstation dürfen einen großen Gong bei der Entlassung schlagen. Spende des IntensivZeit e.V. ermöglicht Kauf des Instruments sowie weitere Unterstützung.

Ab sofort erklingt auf der Intensivstation der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden regelmäßig ein Gong. Der Anlass ist für die Patientinnen und Patienten mit einem wichtigen Schritt zurück ins Leben verbunden. Sie dürfen auf das Instrument, das einen Durchmesser von einem Meter aufweist, in dem Moment ihrer Entlassung schlagen. Trotz der Größe lassen sich dem Gong auch leise und zarte Töne entlocken. Diese Klänge bieten den Kindern und Jugendlichen, die diese Station nun verlassen dürfen, die Gelegenheit, Freude und Zuversicht nach Wochen des Bangens auszudrücken. Der Moment soll auch für die Familien ein Symbol für den Abschluss einer schwierigen Zeit sein. Zugleich erreichen die Schwingungen des Gongs die Patientinnen und Patienten, die weiterhin auf der ITS behandelt werden müssen. Die Abschiedstöne sollen ihnen Motivation und Hoffnung geben, die Station bald selbst verlassen zu können. Mit dieser und weiteren Spenden möchte der Verein IntensivZeit die auf der Intensivstation versorgten Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien mit Angeboten unterstützen, die über die intensivmedizinische Versorgung hinausgehen. Ein Schwerpunkt sind hier insbesondere die psychischen und sozialen Bedürfnisse.

„Mit dem Gong bieten wir unseren Patientinnen und Patienten nun etwas, auf das sie hinarbeiten können“, sagt Dr. Matthias Richter. Von dem Oberarzt der Intensivstation ging die Idee aus, mit einem so mächtigen Instrument einen klangvollen Abschied der Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen, die in einer gesundheitlich kritischen Situation dem Uniklinikum anvertraut worden sind. Das Besondere an dem Gong ist, des es weder großer Kräfte noch einer musikalischen Ausbildung bedarf, um dem Instrument harmonische Töne zu entlocken. Es reicht das Streichen eines kleinen Schlegels, um die geschmiedete Messingplatte in Schwingungen zu versetzen. Die Tonhöhe lässt sich leicht variieren und die Töne können aufeinander aufbauen, ein einzelner Ton kann lange nachschwingen oder lässt sich abrupt stoppen. Das Ergebnis ist ein Klangteppich, der lange nachklingt. Es gibt aber auch einen Schlegel mit einem faustgroßen Kopf aus Filz. Mit mächtigem Gongschlag lässt sich ein akustischer Schlusspunkt des ITS-Aufenthalts setzen.

Ein wenig Zuspruch von Dr. Richter brauchte Evangelos Ropos schon. Als erster Patient durfte er anlässlich der Einweihung des Instruments den Schlegel schwingen. „Das ist wirklich ein Mutmacher, Zeichen der Hoffnung“, sagt der 16-Jährige, nachdem der Ton langsam verhallt. Evangelos lag im Herbst vergangenen Jahres für mehr als einen Monat auf dieser Intensivstation und rang mit dem Leben. Davon ist ihm heute nichts mehr anzumerken: Er geht wieder zur Schule, muss sich lediglich beim Sport noch etwas bremsen. Das macht nicht nur seine Eltern glücklich, sondern auch das ganze Team der Intensivstation, die über Wochen alles taten, um der heimtückischen Infektion der Nerven zu begegnen, die am Ende fast den ganzen Körper ergriff.

Das Streichen oder Schlagen des Instruments wirkt nicht nur auf diejenigen, die die ITS verlassen können, sondern auch auf die Mädchen und Jungen, die noch bleiben müssen. Der Klang des Gongs soll ihnen Mut machen, die Zeit auf der ITS zu überstehen und darauf hinzuarbeiten, so schnell wie möglich selbst den Gong schlagen zu dürfen. Solche symbolischen Momente sind gut für die Seele, sind aber nicht Teil der intensivmedizinischen Pflege und Behandlung. Deshalb werden der Gong oder andere Dinge, die den Aufenthalt auf der Station ein wenig erleichtern, nicht von den Krankenkassen finanziert. Weil sie trotzdem wichtig sind, haben sich Eltern ehemaliger Patientinnen und Patienten sowie Pflegende und ärztliche Mitarbeitende zusammengetan und vor zwei Jahren den Dresdner Verein IntensivZeit gegründet.

Ziel des Vereins ist es, die auf der ITS versorgten Kinder und Familien über die intensivmedizinische Versorgung hinaus zu unterstützen. Das Augenmerk liegt insbesondere auf den psychischen und sozialen Bedürfnissen. Alle Akteure sind sich einig, dass jedes freudige Ereignis, jeder Grund zu Lachen, jedes Erfolgserlebnis und jede Ablenkung vom plötzlich und oft unerwartet eingetretenen kritischen Krankheitsfall den Genesungsprozess entscheidend fördert. Dafür fehlt es oftmals an vermeintlich kleinen, einfachen Dingen auf Station, mit denen sich der Alltag der Patientinnen oder Patienten sowie deren Angehöriger leichter bewältigen lässt. Deshalb fertigt und verteilt der Verein bereits seit einem Jahr die Eule Annika als Mut machendes Kuscheltier. Sie begleitet die Patienten und Patientinnen während ihres Aufenthaltes und darüber hinaus bis nach Hause. Dank der nun ersten großen gelungenen Spendenaktion konnte der Verein nicht nur den Gong finanzieren, sondern der ITS auch Tablet-PCs zur Verfügung stellen. Das erleichtert den Kindern und Jugendlichen, die in Zeiten der Pandemie nur von einer Person besucht werden dürfen, den Austausch per Videoanruf. So wird es möglich, mit Geschwistern, Großeltern oder Freundinnen und Freunden ausgiebig zu plauschen. Die gesammelten Spenden reichten auch aus, um neue, bunte Bluetooth-Lautsprecher anzuschaffen, mit denen im Zimmer eigene Musik und Geschichten gehört werden können.

Die Intensivstation der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Die Station verfügt über zwölf Betten, in denen jährlich knapp 600 Kinder und Jugendliche ab dem 28. Lebenstag versorgt werden. Das Behandlungsspektrum umfasst invasive und nicht invasive Beatmungsverfahren, Kreislaufunterstützung, Nierenersatzverfahren, Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Polytrauma, höhergradigen thermischen Verletzungen oder Organversagen. Tag und Nacht werden die Patientinnen und Patienten von speziell intensivmedizinisch geschultem Personal betreut. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit den Fachkräften aus dem allgemein-pädiatrischen Spektrum, dem operativen Bereich – vor allem die Kliniken für Kinderchirurgie und Neurochirurgie – der pädiatrischen Hämato-Onkologie sowie der Neuropädiatrie.

Weitere Informationen und Video
https://www.youtube.com/watch?v=-w151cnv0Wg

https://www.intensivzeit.de/

Kontakt für Medienschaffende

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (Direktor: Prof. Dr. med. Reinhard Berner)
Bereich Pädiatrische Intensivmedizin
Leiter: Prof. Dr. med. Sebastian Brenner
Tel.: 0351 458 24 40
E-Mail: 

IntensivZeit e.V.
Vorstände: Christin Hesse, Stefanie Karpinski, Florian von Borell
E-Mail: 
info@intensivzeit.de