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Infektiologen mahnen vorsichtigen Umgang mit Antibiotika an
17. November 2017

Infektiologen mahnen vorsichtigen Umgang mit Antibiotika an

Europäischer Antibiotikatag am 18. November: Unsachgemäßer Gebrauch von Medikamenten gegen bakterielle Infektionen gefährdet deren Wirksamkeit als lebenswichtige Arznei

Die auf Infektiologie spezialisierten Ärzte des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden warnen vor der zu großzügigen Verordnung von Antibiotika. Der falsche, zu häufige Gebrauch von Medikamenten gegen bakterielle Infektionen ist eine der Ursache dafür, dass sie im Kampf gegen lebensbedrohliche Erkrankungen zunehmend wirkungslos werden, erklären die Experten im Vorfeld des Europäischen Antibiotikatags am Sonnabend (18. November). Das Dresdner Uniklinikum begegnet dieser problematischen Situation mit geballter Kompetenz: Während die Infektionskommission in vierteljährlichen Sitzungen Grundsatzentscheidungen zur klinikumsinternen Verwendung von Antibiotika trifft, befasst sich der Zentralbereich Klinische Infektiologie im Klinikalltag mit der Diagnostik, Therapie und Prävention von Infektionserkrankungen. Dazu gehört auch ein klinikumsweiter Konsildienst zur Beratung bei der Therapie infektiologisch erkrankter Patienten.

„Studien belegen, dass Antibiotika ihre Wirksamkeit mit einer Geschwindigkeit verlieren, die noch vor wenigen Jahren nicht vorherzusehen war. Der Grund dafür ist, dass deren verfehlter Einsatz dazu führt, dass Bakterien  Resistenzen gegen diese oft lebensrettenden Medikamente entwickeln“, sagt Prof. Reinhard Berner. Der auf Infektiologie spezialisierte Direktor der Klinik für Kinder und Jugendmedizin ist zugleich Sprecher der Infektionskommission am Dresdner Universitätsklinikum: „Wenn wir Antibiotika weiterhin so häufig wie bisher anwenden, könnten wir möglicherweise in die Zeiten zurückfallen, in denen es keine Antibiotika gab. Das würde bedeuten, dass schwere bakterielle Infektionen wie eine Lungenentzündung oder eine Sepsis das Todesurteil sein können. Bereits heute erleben wir im klinischen Alltag, dass bestimmte Antibiotika nicht mehr wirksam sind, wenn wir sie einsetzen müssen“, so Prof. Berner weiter.

„Wir haben am Universitätsklinikum frühzeitig Ressourcen geschaffen, um den Herausforderungen zunehmender Antibiotikaresistenzen wirksam zu begegnen. Denn als universitäres Krankenhaus der Maximalversorgung behandeln wir besonders schwer und komplex erkrankte Menschen, die gegenüber Infektionen besonders sensibel reagieren. Doch neben dem geballten Know-how unterschiedlichster Fachgebiete des Uniklinikums ist es wichtig, die außerhalb der Krankenhäuser entstehenden Risiken zunehmender Resistenzen klar zu benennen. Deshalb nehmen wir den Weltantibiotikatag zum Anlass, mit einem Appell zum richtigen Umgang mit Antibiotika an die Öffentlichkeit zu gehen“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus.

Expertentipps zum richtigen Umgang mit Antibiotika
„85 Prozent der Antibiotika werden nicht im Krankenhaus, sondern im ambulanten Bereich eingesetzt“, sagt Prof. Berner, „auch hier ist eine besondere Zurückhaltung bei der Verordnung notwendig, dies gilt auch bei Verschreibungen für Kinder.“ Bei Infektionen, die durch Viren verursacht werden, zum Beispiel Erkältungen oder eine Grippe, sind Antibiotika unwirksam. Sie richten sich ausschließlich gegen bakterielle Infektionen. Und auch nicht bei jeder bakteriellen Infektion ist eine Behandlung mit Antibiotika notwendig. Unter welcher Erkrankung jemand leidet, kann ausschließlich ein Arzt abschließend feststellen und mit der Diagnose auch entscheiden, ob ein Antibiotikum verordnet und welches Medikament wie lange eingenommen werden muss.

Patienten sollten keinesfalls Reste von Antibiotika aufbewahren. Wer über eine größere Menge des Antibiotikums verfügt, als der Arzt zur Einnahme verordnet hat, sollte sich an seinen Apotheker wenden und nach Möglichkeiten der Entsorgung fragen. So lässt sich vermeiden, bei einer erneuten Erkrankung das zu einem früheren Zeitpunkt verschriebene Antibiotikum ohne Rücksprache mit dem Arzt einzunehmen.

Eine verlässliche Faustregel zur Einnahme von Antibiotika gibt es nicht: Ob sie auch noch nach dem Verschwinden der Symptome und bis zum Ende der Packung eingenommen werden sollen, muss der behandelnde Arzt entscheiden. Patienten sollen nie eigenmächtig die Einnahme abbrechen oder verlängern.

European Antibiotic Awareness Day am 18. November 2017
Die Zahl der Antibiotikaresistenzen nimmt weltweit zu. Mit dem am Sonnabend stattfindenden Europäischen Antibiotikatag, der in die internationalen Antibiotika Awareness Woche eingebunden ist, soll diese Problematik einer breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist mit ihren Aktionen in dieser Woche auf die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika hin, um die Ausbreitung von Resistenzen einzudämmen. Die World Antibiotic Awareness Week der WHO findet vom 13. bis 19. November 2017 statt und steht unter dem Motto: „Think Twice. Seek Advice.” Damit ruft die Organisation dazu auf, bei der Verwendung von Antibiotika stets ärztlichen Rat einzuholen.

Weitere Informationen 
https://antibiotic.ecdc.europa.eu/de

Bild
Escheria coli. Die Bildrechte liegen beim National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), part of the National Institutes of Health. Download für Medien unter: https://www.nih.gov/news-events/media-resources

Kontakte für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Direktor: Prof. Dr. med. Reinhard Berner
Tel.: 0351 458-24 40
E-Mail: reinhard.berner@uniklinikum-dresden.de
http://www.uniklinikum-dresden.de/kik