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Universitätsklinikum verzeichnet trotz Pandemie einen Zuwachs an GewebespendenDas Transplantat einer Augenhornhaut wird bis zur weiteren Verwenung in einem Nährmedium gelagert. Foto: Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG)
26. Januar 2021

Universitätsklinikum verzeichnet trotz Pandemie einen Zuwachs an Gewebespenden

2020 wurden insgesamt 133 Gewebepräparate im Uniklinikum entnommen. Neben Augenhornhäuten vermittelte die DGFG Herzklappen und Blutgefäße von Dresdner Spendern. 100 Patientinnen und Patienten des Uniklinikums erhielten Augenhornhauttransplantate.

Am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden haben im Jahr 2020 insgesamt 55 Menschen Gewebe gespendet. 2019 waren es 52 Personen, denen nach Zustimmung ihrer Hinterbliebenen Gewebe entnommen werden konnte. Die vor Ort tätigen Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) registrierten eine ebenfalls gestiegene Zustimmungsquote für die Entnahme von Gewebe. Demnach ist die Quote im Pandemie-Jahr von rund 39 auf knapp 44 Prozent gestiegen. Dabei haben auch die Patientinnen und Patienten des Dresdner Uniklinikums von den altruistischen Spenden profitiert. Die DGFG vermittelte 100 Augenhornhauttransplantate an die Augenklinik. Das durchschnittliche Alter der 55 Gewebespendenden lag bei etwa 65 Jahren. Bei sechs von ihnen konnten auch dringend benötigte Herzklappen und Gefäße entnommen werden; im Vorjahr gab es lediglich drei Spenderinnen und Spendern solcher kardio-vaskulären Gewebe.

Insgesamt 133 Gewebepräparate, neben Augenhornhäute waren dies Herzklappen und Blutgefäße, konnten in Dresden aus den nach dem Tod erfolgten Gewebespenden gewonnen werden (2019 waren es 117). „Jedes dieser Gewebe bedeutet für diejenigen Patientinnen und Patienten, die auf ein Gewebetransplantat angewiesen sind, eine Chance auf eine deutlich bessere Lebensqualität“, sagt Prof. Michael Albrecht. Der Medizinische Vorstand des Dresdner Uniklinikums ist einer der Initiatoren der DGFG. „Wir haben uns von dem Selbstverständnis leiten lassen, dass das Spenden von Geweben oder Organen ein klares Zeichen für gesellschaftliches Engagements ist – analog zur Motivation der Spender und deren Angehörige, die sich bewusst für diese Gabe entschieden haben“, so Prof. Albrecht weiter.

Hornhauttransplantation: Schonendes, lamelläres Verfahren immer gefragter
Die Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums versorgte im vergangenen Jahr 100 Patientinnen und Patienten mit einem Augenhornhauttransplantat, um ihre Sehkraft wiederherzustellen oder zu erhalten. Mit 59 Transplantaten wurden zum Großteil Augenhornhautlamellen (LaMEK) für das DMEK-Operationsverfahren vermittelt: Bei dem Verfahren der Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty (DMEK) wird nur die innerste, nur 15 Mikrometer dünne Schicht der etwa einen halben Millimeter dicken Hornhaut durch eine Spenderlamelle ersetzt. „Bei diesem schonenden Eingriff erholt sich die Sehfähigkeit der Patientinnen und Patienten deutlich schneller als bei einer Volltransplantation. Auch das Risiko einer Abstoßung ist bei der DMEK minimal“, sagt Prof. Frederik Raiskup, der Leiter des Bereichs Hornhaut- und refraktive Chirurgie der Dresdner Uni-Augenklinik.

Universitätsklinikum Dresden engagiert sich in der Gewebespende
Als eine von fünf Gesellschafterkliniken der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) hat das Dresdner Universitätsklinikum die Gewebespende bereits seit Jahren etabliert. Vor Ort organisiert ein vierköpfiges DGFG-Team die Gewebespende am Klinikum und in der Region. Dabei prüfen die drei Koordinatorinnen und ein Koordinator, ob bei potenziellen Spendenden medizinische Kontraindikationen oder andere Ausschlussgründe vorliegen (Spenderscreening). Ist dies nicht der Fall, klären sie Angehörige über die Möglichkeiten der Gewebespende auf. Im Jahr 2020 folgten auf 149 Informationsgespräche mit Angehörigen in 65 Fällen die Einwilligung zur Gewebespende; dies entspricht einer Zustimmungsquote von 43,6 Prozent. Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Zustimmungsrate zur Gewebespende bei rund 41 Prozent.

Wird einer Spende zugestimmt, entnimmt das Dresdner DGFG-Team die Gewebe. Am Ende einer jeden Gewebespende steht die respektvolle Wiederherstellung des Äußeren der Spendenden. Im Falle der kardiovaskulären Spende ist dies wie bei einer Operation die Wunderversorgung. Bei der Augenhornhautspende ersetzen Glasaugen in der Augenfarbe der oder des Verstorbenen das entnommene Gewebe. Eine Aufbahrung und das Abschiednehmen ist Angehörigen damit auch nach der Gewebespende möglich. Sofern gewünscht, erhalten die Angehörigen zu einem späteren Zeitpunkt die Information, ob die Spende erfolgreich vermittelt werden konnte.

Meist entscheiden die Angehörigen im Sinne der Verstorbenen
Weniger als ein Drittel der Entscheidungen für wie auch gegen eine Gewebespende wurden auf Basis des schriftlich dokumentierten oder mündlich geäußerten Willens der Verstorbenen getroffen. Meist gab es eine solch explizite Willensäußerung zu Lebzeiten nicht. In diesen Fällen mussten Angehörige die Entscheidung im Sinne der Verstorbenen treffen. Sich zu Lebzeiten mit der Gewebespende auseinanderzusetzen, eine Entscheidung zu treffen, diese zu dokumentieren und mit den Nächsten zu teilen, kann Angehörige entlasten. Schriftlich festhalten lässt sich dieser Wille beispielsweise auf dem Organ- und Gewebespendeausweis der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder in der Patientenverfügung. Informationen zur Gewebespende finden sich unter www.gewebenetzwerk.de.

Die Gewebespende ist in den meisten Fällen möglich
Gewebe, die nach dem Tod gespendet werden können, sind neben Augenhornhäuten, Herzklappen und Blutgefäßen auch Knochen, Sehnen, Bänder und Haut. Aus der Lebend-Gewebespende kommt die Amnionmembran. Der Anteil derjenigen, die bereit sind, ihre Organe und zugleich auch Gewebe zu spenden, ist insgesamt sehr gering. Allerdings spielt im Gegensatz zur Organspende die Hirntoddiagnostik bei der Gewebespende keine Rolle: 2.432 Gewebespendende und damit rund 86 Prozent verstarben an einem Herz-Kreislauf-Stillstand.

Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG)
Die gemeinnützige Organisationfördert seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland. Auf Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle anhand einer bundesweiten Warteliste. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Als unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft wird die DGFG ausschließlich von öffentlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens getragen: Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg. Die DGFG ist in ihrer Aufbaustruktur, der Freiwilligkeit der Unterstützung durch die Netzwerkpartner und ihrer Unabhängigkeit von privaten oder kommerziellen Interessen einzigartig in Deutschland.

Weitere Informationen
Link zum Dresdner DGFG-Team.
Link zum Programm „Spende kardiovaskulärer Gewebe“ (KVG).

Kontakte für Journalisten

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde
Prof. Dr. Frederik Raiskup, Ph.D., DrSc., FEBO
Oberarzt - Leiter des Bereiches Hornhaut- und refraktive Chirurgie
Tel. 0351 458-21 99
E-Mail: frederik.raiskup@uniklinikum-dresden.de
www. uniklinikum-dresden.de/aug