Benutzerspezifische Werkzeuge

Photonen im Magnetfeld ermöglichen Strahlentherapie bei gleichzeitigem Blick ins Körperinnere des MenschenProfessorin Esther Troost, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden und Leiterin der Abteilung „Bildgestützte Strahlentherapie" am Institut für Radioonkologie – OncoRay des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf sowie am OncoRay – Nationales Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie.
23. August 2021

Photonen im Magnetfeld ermöglichen Strahlentherapie bei gleichzeitigem Blick ins Körperinnere des Menschen

Die individualisierte Hochpräzisions-Bestrahlung ist die Zukunft in der Strahlentherapie. Der hochmoderne MR-Linearbeschleuniger „Unity“ der Firma Elekta setzt dabei neue Standards in der personalisierten Strahlentherapie.

Es sind echte Schwergewichte, die in diesen Tagen am Kranhaken über dem Campus der Hochschulmedizin Dresden schweben. Das Nationale Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie – OncoRay, erhält einen MR-Linearbeschleuniger. Das vom Freistaat Sachsen finanzierte Großgerät wird am 20. August 2021 ins Gebäude des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) eingebracht und installiert. Mit Hilfe des MR-Linearbeschleunigers soll die Photonenbestrahlung von sich im Körper bewegenden Tumoren noch präziser und effektiver werden. Dies wird durch die Kombination aus Echtzeit-MRT-Bildgebung und gleichzeitiger Bestrahlung möglich.

Derzeit werden zur Positionierung eines Patienten vor der Bestrahlung Röntgenkontrollaufnahmen oder eine Computertomographie herangezogen. Diese können aber Weichgewebstumore, das heißt 60 bis 70 Prozent aller zu bestrahlenden Tumore, nicht oder nur indirekt darstellen. Der Linearbeschleuniger Unity bietet die Möglichkeit, die Dosis auf der Grundlage täglicher Veränderungen von Form, Größe und Position des Tumors und der umgebenden gesunden Anatomie neu zu gestalten und ermöglicht damit eine noch nie dagewesene präzise Dosisabgabe mit Echtzeit-Visualisierung des Tumors. „Wir können mit dem neuen MR-Linac selbst kleinste Tumore in schwer zugänglichen Körperregionen identifizieren und sicher bestrahlen“, sagt Professorin Esther Troost, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden und Leiterin der Abteilung „Bildgestützte Strahlentherapie" am Institut für Radioonkologie – OncoRay des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf sowie am OncoRay – Nationales Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie. Dresden ist der erste Standort in Ostdeutschland, an dem das neue Therapieverfahren möglich sein wird. Professor Esther Troost plant, dass im Frühjahr 2022 erste Patienten auf dem neuen Gerät bestrahlt werden können. Es sind vor allem Patienten mit Tumoren in bewegten Organen, die hier behandelt werden sollen. Neben Tumorerkrankungen der Bauchspeicheldrüse werden künftig auch Patienten mit Leberkrebs oder Tumoren an Niere sowie Nebenniere hier behandelt, so Professorin Troost.

Die erste Studie, die ab dem kommenden Jahr mit dem MR-Linearbeschleuniger vorgenommen wird, beschäftigt sich mit Herzerkrankungen, die Tachykardien auslösen. So weisen beispielsweise Narben, die in Folge eines Herzinfarktes entstanden sind, elektrische Potenziale auf, die den Herzschlag über den altersüblichen physiologischen Wert hinaus beschleunigen. Mit Hilfe der hochgezielten Bestrahlung, einer Stereotaxie, soll die Narbe von betroffenen Patienten in einer einzigen Sitzung behandelt werden. „Wir wollen bei der Studie, die in Kooperation dem Herzzentrum Leipzig durchgeführt wird, herausfinden, ob die einmalige Bestrahlung die elektrischen Potenziale minimiert und der Herzschlag wieder in den Normbereich reduziert werden kann, erklärt Professorin Esther Troost das neue Forschungsprojekt, welches Teil einer europäisch geförderten Studie ist.

Von der Idee bis hin zur Umsetzung der Bestrahlungseinheit war es ein interaktives Miteinander. „Wir freuen uns sehr, dass wir die enge Forschungskooperation mit dem Universitätsklinikum Dresden nun auch im Bereich der MR-bildgeführten Strahlentherapie weiter intensivieren können“, ergänzt Lionel Hadjadjeba, President MR-Linac Solutions and Interim Head of Region Europe. Der Elekta Unity Beschleuniger wird es den Patienten des Universitätsklinikums Dresden ermöglichen, die fortschrittlichste Strahlentherapie zu erhalten, während das dortige Team im Rahmen des Elekta MR-Linac-Konsortiums mit führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der MR-Radiotherapie zusammenarbeitet."

„Eine große Herausforderung ist es, das insgesamt 16 Tonnen schwere Gerät mit einem Schwerlastkran in das Gebäude einzubringen“, sagt Stefan Pieck, Administrativer Direktor des OncoRay. Heute werden der 1,5 Tesla-MRT-Scanner und der sieben Megaelektronenvolt (MeV)-Linearbeschleuniger über eine Deckenöffnung in das Gebäude des Nationalen Cent-rums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) gehoben. Mit der anschließenden Installation startet die Hochschulmedizin Dresden in ein neues Therapiezeitalter. Sachsen hat die Investition in den MR-Linac mit insgesamt neun Millionen Euro unterstützt. Der Freistaat Sachsen fördert dieses Forschungsvorhaben aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).

„Für die Hochschulmedizin Dresden spielt die gezielte Förderung des Freistaats in Forschungsprojekten zu innovativen Therapien eine wichtige Rolle. Sie ist eine verlässliche Basis dafür, dass Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum ihr gemeinsames wissenschaftliches Profil kontinuierlich weiterentwickeln. Der neue MR-Linac ermöglicht es uns nun, die personalisierte Strahlentherapie weiter zu perfektionieren und neue, innovative Therapiekonzepte anzubieten“, sagt Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums.

„Angesichts einer wachsenden Zahl von Krebspatienten haben die hier geplanten Studien zur bildgeführten Photonenbestrahlung enorme gesellschaftliche Bedeutung“, erklärt Professor Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.

Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Prof. Dr. med. Dr. Esther G.C. Troost
Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Leiterin der Abteilung „Bildgestützte Strahlentherapie"
Institut für Radioonkologie – OncoRay
Tel.: 0351 458 7433
presse@oncoray.de

Weiterführende Informationen
Elekta ist führend in der Präzisionsstrahlungsmedizin und entwickelt hochmoderne Medizinprodukte und Bestrahlungsplanungssysteme auf dem neuesten Stand der Technik für die Strahlentherapie und Radiochirurgie. Für Elekta steht der Patient im Vordergrund und die mehr als 4.400 Mitarbeiter weltweit setzen sich dafür ein, dass Menschen mit Krebserkrankungen Zugang zu einer präzisen und personalisierten Strahlentherapie bekommen und davon profitieren. Elekta hat seinen Hauptsitz in Stockholm, Schweden. Besuchen Sie https://www.elekta.com/ oder folgen Sie @Elekta auf Twitter https://twitter.com/Elekta.

Das Nationale Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie – OncoRay ist eine institutionenübergreifende Forschungsplattform mit einem besonderen Fokus auf Translationsforschung. Ziel ist es, die Behandlung von Krebserkrankungen durch eine biologisch individualisierte, technologisch optimale Strahlentherapie entscheidend zu verbessern. Hierfür bündelt OncoRay die Stärken der drei Trägerinstitutionen – Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden und Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR). Rund 80 Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten am OncoRay fachübergreifend mit Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Medizin, Physik, Biologie und Informationswissenschaften. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.oncoray.de/.

Die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden bietet mit den Studiengängen Medizin, Zahnmedizin, Public Health und Medical Radiation Sciences fachliche Breite und akademische Vielfalt. Über 2.500 Studierende sind in diesen Fächern in Dresden eingeschrieben.

Internationaler Austausch ist Voraussetzung für herausragende Lehre und Spitzenforschung – die Hochschulmedizin Dresden lebt diesen Gedanken mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus 73 Nationen sowie zahlreichen Kooperationen mit Wissenschaftlern und Teams in aller Welt.

Ihre innovative, patientennahe Lehre und die international sichtbare Spitzenforschung kann die Fakultät nur durch die enge Kooperation mit dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus realisieren. Das hervorragende wissenschaftliche Umfeld in Dresden und die zahlreichen internationalen Kooperationen sind weitere wesentliche Faktoren für die positive Entwicklung der Dresdner Hochschulmedizin.