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Osteoporose-Patientin überquert zu Fuß die Alpen
18. Oktober 2018

Osteoporose-Patientin überquert zu Fuß die Alpen

Uniklinikum behandelt Patienten mit erstem biotechnologisch hergestellten Osteoporose-Medikament / Mediziner werben zum Welt-Osteoporose-Tag (20. Oktober) für frühzeitige Diagnostik

Ilona Theiss hat es geschafft: Die Osteoporose-Patientin überquerte im August die Alpen zu Fuß, legte in sieben Etappen über 126 Kilometer zurück und ging dabei 3.570 Meter bergauf, 4.750 Meter bergab. „Das war ein Herzenswunsch. Ich bin dankbar, dass ich mir den erfüllen konnte“, sagt die 72-Jährige. Ermöglicht hat dies nicht nur der eiserne Wille der Hallenserin, sondern auch die Behandlung ihrer Krankheit am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Auch bei ihr setzen Mediziner um Knochenspezialist Prof. Lorenz C. Hofbauer das erste biotechnologisch hergestellte Osteo­porose-Medikament Denosumab ein. Nur zwei Mal pro Jahr müssen die Patienten dafür ins Klinikum kommen. Dort wird ihnen der innovative Wirk­stoff unter die Haut injiziert. „Damit sinken die möglichen Nebenwirkungen im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten in Tablettenform auf ein Minimum“, sagt der Spezialist, der anlässlich des Welt-Osteoporose-Tags am 20. Oktober für eine frühzeitige Diagnostik der Knochenerkrankung wirbt.

Bei der Osteoporose greift der körpereigene Entzündungsstoff „RANKL“ die Knochen an. Die werden dünner und porös und somit anfälliger für Brüche. „Alle sieben Jahre wird das Knochengerüst des Menschen komplett erneuert“, sagt Prof. Lorenz C. Hofbauer. Das entzündungsvermittelnde Protein RANKL regt dabei die Knochenfresszellen im Körper an, andere Knochen-aufbauende Zellen erneuern den Knochen – eine Erneuerung in Zeitlupe. „Das ist wie eine Sanierung bei laufendem Betrieb“, erklärt der Mediziner. Bei Osteoporose-Patienten kommt es zu einer Überfunktion des RANKL, was die Knochen zerstört, ohne dass sie genauso schnell wiederhergestellt werden. Das Medikament Denosumab schaltet die Wirksamkeit von RANKL für sechs Monate aus. Der Knochenabbau geht bis zu 80 Prozent zurück, komplett ausgeschaltet wird er nicht. Der Vorteil: Mussten die Patienten bisher täglich beziehungsweise wöchentlich Tabletten schlucken, wird nun nur zwei Mal pro Jahr der Wirkstoff gespritzt. Gerade die Osteoporosetabletten sind mitunter schwer verträglich und verursachen Bauchschmerzen. 40 Prozent der Patienten beenden deshalb schon nach einem Jahr die Einnahme.

„Osteoporose ist eine chronische Krankheit, die nicht einfach wieder verschwindet. Eine dauerhafte Therapie ist daher notwendig“, sagt Prof. Hofbauer. Zum Welt-Osteoporose-Tag am 20. Oktober wirbt der Mediziner am Uniklinikum Dresden für eine frühzeitige Diagnostik. Ungewöhnlich starke Rückenschmerzen zum Beispiel nach dem Heben eines Kasten Wassers, das Schrumpfen der Körpergröße um über vier Zentimeter sowie eine familiäre Vorbelastung können Indizien sein, die für eine Messung der Knochendichte sprechen. „Betroffene sollten nicht warten, bis das erste Mal der Knochen bricht“, sagt er. Immerhin erkrankt jede zweite Frau und jeder fünfte Mann im Laufe des Lebens an Osteoporose. Unbehandelt treten mit zunehmendem Alter Knochenbrüche auf, die durchaus schwerwiegende Folgen haben können. So erleiden 120.000 Menschen in Deutschland pro Jahr einen Oberschenkelhalsbruch. Nur ein Drittel von ihnen lebt danach wieder so wie vorher, ein weiteres Drittel ist dauerhaft pflegebedürftig und ein Drittel stirbt infolge der Verletzung. Die Anzahl der Knochenbrüche bei Frauen über 65 Jahren ist höher als die Zahl der Erkrankungen an Brustkrebs, einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt zusammen.

„Osteoporose ist heute eine der am besten behandelbaren Alterskrankheiten“, sagt Prof. Lorenz C. Hofbauer. Seit 2010 ist der Wirkstoff auf dem deutschen Markt zur Therapie von Osteoporose zugelassen. „Aus medizinischen und ökonomischen Gründen wäre ein vermehrter Einsatz sinnvoll“, sagt er. Zudem sei es auch wichtig, dass sich Unfallchirurgen, Orthopäden und Hausärzte besser über Verdachtsfälle und den Einsatz sowie die Wirksamkeit von Denosumab austauschen. Eine derartige Zusammenarbeit wurde kürzlich mit der Orthopädie und Unfallchirurgie der Uniklinik etabliert. Am Beispiel von Denosumab sieht man, wie die Forschung die moderne Medizin verändert. Die Mediziner um Prof. Hofbauer forschen weiter an verbesserten Behandlungsmöglichkeiten verschiedener Knochenerkrankungen. Die Forschung von heute ist die Basis für neue Medikamente von morgen. Um der Erkrankung vorzubeugen, empfiehlt der Mediziner ein solides, aktives Leben. Wandern, Tanzen und Treppensteigen ist besonders förderlich, vor allem in Kombination mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Vitamin D.

Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Medizinische Klinik III
UniversitätsCentrum für Gesundes Altern
Bereich Endokrinologie, Diabetes und Knochenerkrankungen
Prof. Dr. med. Lorenz C. Hofbauer
Tel.: 0351 458-31 73
E-Mail: 
www.uniklinikum-dresden.de/mk3
www.bone-lab.de