Benutzerspezifische Werkzeuge

Gastroenterologie erweitert stationäre KapazitätenHorst Myslowiecki (rechts) gehört zu den ersten Patienten bei denen der Leiter der Endoskopie, Dr. Stefan Brückner ein modernes Verfahren zur endoskopischen Behandlung einer stark gestörten Beweglichkeit der Speiseröhren- Muskulatur angewandt hat.
11. Januar 2016

Gastroenterologie erweitert stationäre Kapazitäten

Patienten der neuen Station werden unter anderem mit speziellen endoskopischen Verfahren behandelt

Das Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden baut seine in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I angesiedelte Gastroenterologie deutlich aus: Seit Jahresbeginn stehen den Magen-Darmärzten um Prof. Jochen Hampe zu den 29 vorhandenen Betten zwölf weitere im Diagnostisch-Internis­tisch-Neurologischen Zentrum (DINZ – Haus 27) zur Verfügung. Die zusätzlichen Kapazitäten helfen, bestehende Wartelisten zu reduzieren und Patienten verstärkt mit innovativen endoskopischen und kathetergestützten Verfahren zu behandeln. Hierbei spielt das Uniklinikum seine Stärke als interdisziplinär ausgerichtetes Krankenhaus der Maximalversorgung aus – etwa in der Zusammenarbeit mit dem Institut für Radiologie oder der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie.

„Dank moderner Verfahren ist in der Endoskopie eine neue Ära angebrochen. Sie erlaubt es der Gastroenterologie, über die Grenzen der bisher von uns behandelten Organe hinauszugehen“, erklärt Prof. Hampe. Durch die Entwicklung flexibler Endoskope ist es seit gut 50 Jahren möglich, verletzungsfrei eine Vielzahl innerer Hohlorgane des Menschen zu untersuchen. Schwerpunkt der Magen-Darmärzte – Gastroenterologen – ist der komplette Verdauungstrakt. Beschränkten sich die Methoden anfangs auf beobachtende Untersuchungen folgten später die Entnahme von Gewebeproben und daran anknüpfend erste therapeutische Verfahren – zum Beispiel das Entfernen von Darmpolypen, die eine Vorstufe von Darmkrebs darstellen.

Auch Dank der engen Zusammenarbeit mit der Radiologie hat sich das bisherige Behandlungsspektrum in der Gastroenterologie deutlich erweitert. Denn neben dem Einsatz von Endoskopen setzt das Team um Prof. Hampe zunehmend auch auf Interventionen mit Gefäß-Kathetern, um Leberpatienten optimal behandeln zu können. Dabei stützen sie sich auf das Know-how der interventionellen Radiologie, die am Dresdner Uniklinikum ein spezialisiertes Team um Prof. Ralf-Thorsten Hoffmann verantwortet. In Zusammenarbeit mit den Gastroenterologen versorgen sie Patienten, die unter einer chronisch vernarbenden Leberentzündung leiden. Durch die Entzündungen verschlechtert sich die Durchlässigkeit des Organs und es kann zu gefährlichen Blutstaus kommen. Um diese zu beseitigen, wird durch die Leber eine spezielle Gefäßprothese – Shunt – gelegt. Dieser Schlauch wird unter Röntgenkontrolle über die Halsvene zur Lebervene geführt, um dann letztgenanntes Gefäß mit der Pfortader zu verbinden. Dank dieser Überbrückung sinkt der Druck vor der Leber, was die Gefahr einer inneren Blutung aufgrund geplatzter Gefäße deutlich sinken lässt.

Ein weiteres der am Dresdner Uniklinikum neu eingesetzten Verfahren ist die „Perorale Endoskopische Myotomie“ (POEM), bei der eine stark gestörte Beweglichkeit der Speiseröhren- Muskulatur behandelt wird. Um das unkoordinierte Verengen des Organs zu unterbinden, das die Nahrungsaufnahme erheblich erschwert, werden per Endoskop einzelne Abschnitte des Muskels von innen durchtrennt. „Der Eingriff ist nicht nur endoskopisch sehr anspruchsvoll, sondern stellt auch hohe Anforderungen an die Narkoseführung. Wir freuen uns daher besonders über die exzellente Zusammenarbeit mit den Kollegen der Anästhesie, die diesen Fortschritt erst möglich macht“, so Dr. Stefan Brückner, Leiter der Endoskopie an der Medizinischen Klinik I. Das Dresdner Uniklinikum ist damit die erste Klinik in Mitteldeutschland, die dieses Verfahren routinemäßig anbieten kann. Anders als die meisten endoskopischen Untersuchungen können so behandelte Patienten nicht am selben Tag wieder entlassen werden, sondern müssen darüber hinaus ärztlich und pflegerisch betreut werden. Hierfür wie auch für andere aufwändigere Interventionen benötigt die Klinik zusätzliche Betten auf einer gastroenterologischen Station, da es bereits früher zu mehrwöchigen Wartezeiten gekommen war.

Neben diesen und weiteren interventionellen Therapien bietet der Bereich Gastroenterologie ein breites Spektrum medikamentöser Behandlungen an. Davon profitiert auch die größte Gruppe der Patienten, die unter chronisch-entzünd­lichen Erkrankungen des Darms leidet. Vor allem bei schweren Verläufen dieser Erkrankungen werden die Betroffenen regelmäßig stationär aufgenommen, um medikamentös eingestellt und umfassend untersucht zu werden.

„Die Behandlung und Diagnostik vieler gastroenterologischer Erkrankungen ist in den letzten Jahren schonender, moderner und zielgenauer geworden – ein erfreuliches Ergebnis medizinischer Forschung. Auch für uns stellt sich daher neben der Suche für die beste Behandlung für jeden einzelnen Patienten in unseren Forschungsprojekten auch immer die Frage nach neuen Erkenntnissen und Konzepten, die über den Tag hinausreichen. So wollen wir aus Dresden auch unseren Beitrag für die Gastroenterologie von morgen leisten“, erklärt Prof. Hampe. Das von ihm geleitete Wissenschaftlerteam warb Gelder für zwei neue europaweite Forschungsprojekte ein, die nun im Januar beziehungsweise Mai starten. Rund zwei Millionen Euro fließen dabei allein nach Dresden.

Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden
Medizinische Klinik I
Bereich Gastroenterologie
Leiter: Prof. Dr. med. Jochen Hampe
Telefon Sekretariat: 0351 458-5643
E-Mail: Franziska.Jantsch@uniklinikum-dresden.de

Weitere Informationen
www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institute/mk1/gastroenterologie