Physio-, Ergo- und Logopädie
Das Gehirn ist ein extrem plastisches Organ, das insbesondere im jungen Erwachsenenalter noch hervorragende Kompensationsmöglichkeiten aufweist. D. h., dass bei Zerstörung bestimmter Gehirnbereiche andere Gehirnbereiche deren Funktion übernehmen können. Dieser Prozess läuft allerdings nicht automatisch ab, sondern ausgefallene Funktionen müssen aufwändig wieder antrainiert werden. Um in diesem Sinne die Kompensation abzurufen und klinisch zu nutzen, sind die drei Funktionstherapien Physio-, Ergotherapie und Logopädie je nach bestehendem Defizit individuell einzusetzen. Alle drei funktionellen Therapien werden im Universitätsklinikum Dresden insbesondere für die MS-Patienten eingesetzt, die aufgrund der Schwere der Erkrankung stationär behandelt werden müssen. Vor mehreren Jahrzehnten hatte man noch absolute Bettruhe im Krankenhaus verordnet. Heute wird von Anfang an ein funktionelles Training durchgeführt, auch dann und gerade dann, wenn ein schweres neurologisches Defizit wie z. B. eine Lähmung im Bereich beider Beine besteht. Ambulante Patienten erhalten ihre Therapien in der Regel bei dem Therapeuten ihres Vertrauens heimatnah, oder werden – wenn notwendig – in Hausbesuchen von diesen trainiert.
Während die Logopädie die Sprech- und Schluckfunktion trainiert, trainiert die Physiotherapie die Motorik und Koordination. Dabei geht es insbesondere um das Training der ausgefallenen motorischen und koordinativen Funktionen, die durch Entzündungsherde im Gehirn Schaden genommen haben. Hier wird z.B. das Gleichgewicht trainiert, auch kann ein Krafttraining unterschiedlich betroffener Extremitäten durchgeführt werden. Die Ergotherapie dient dazu, die durch die MS verloren gegangene oder nicht vorhandene Handlungsfähigkeit im Alltag wieder zu ermöglichen. Dafür werden Bewegungsabläufe geschult, aber auch Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Unter anderem bietet sie auch kognitives Training an, was gestörte Konzentrationsfunktionen und Fatiguesymptome bessern kann.
Im Universitätsklinikum Dresden sind die drei Funktionsbereiche zentral organisiert. Damit wird eine optimale und kontinuierliche Versorgung der stationären Patienten gewährleistet, auch am Wochenende. Viele Mitarbeiter weisen zusätzliche Qualifikationen auf, wie z.B. Physiotherapie nach Bobath und Vojta, was den MS-Patienten direkt Zugute kommt. Müssen diese funktionellen Therapien aufgrund bestehender Defizite intensiver durchgeführt werden, sollte eine Rehabilitation in einer MS-erfahrenen Klinik angedacht werden.