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Okuläre Kohärenztomographie (OCT)

Okuläre Kohärenztomographie (OCT)

Bei der Multiplen Sklerose treten die typischen Entzündungsherde häufig im Bereich der Sehbahn auf, die sich von der Netzhaut bis in die Sehrinde erstreckt. Daher ist die Sehfunktion mit Reduktion der Sehkraft, bzw. des Gesichtsfeldes häufig klinisch, aber auch subklinisch im Rahmen der Erkrankung betroffen. Weil die Netzhaut von der Entwicklung her eigentlich schon Gehirngewebe darstellt, bietet der optische Apparat des Auges den Vorteil, dass man durch das Auge einen Blick auf die Netzhaut, d.h. einen Gehirnbereich, werfen kann, der normalerweise jenseits der Kernspintomographie nicht zugänglich ist. Während man vor Jahren nur den Augenhintergrund spiegeln konnte und dort spezielle Veränderungen wie das Abblassen der Sehnerven beim Eintritt in den Augapfel feststellen konnte, wurden in den letzten Jahren Technologien entwickelt, die eine differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Schichten in der Netzhaut zulassen. Bei der optischen Kohärenztomographie (OCT) handelt es sich um ein berührungsloses Verfahren zur Untersuchung des Augenhintergrundes, das den Schichtaufbau der Netzhaut detailliert darstellt. Das Verfahren verwendet ungefährliches Laserlicht, um die Gewebeschichten der Netzhaut optisch darzustellen.

Die verschiedenen Schichten reflektieren das eintreffende Licht unterschiedlich, sodass mit Hilfe der gewonnenen Informationen ein Querschnitt des untersuchten Gewebes errechnet und dargestellt werden kann, ähnlich wie man das von Ultraschalluntersuchungen kennt. Bei der MS interessiert vor allem die innenliegende Schicht der Netzhaut, die Nervenfaserschicht. Kommt es im Rahmen der Multiplen Sklerose zur Ausbildung eines Entzündungsherdes im Bereich der Sehbahn, kann mit Hilfe dieses Verfahrens festgestellt werden, ob dabei auch Nervenfasern untergegangen sind, was im Rahmen des entzündungsbedingten Verlustes der Myelinscheide leider immer möglich ist.

Interessanterweise kommt es auch bei weit hinten im Bereich der Sehbahn gelegenen Prozessen zum Einfluss auf die Sehnervenfaserschicht in der Netzhaut. Außerdem erlaubt das OCT eine objektive Feststellung einer Medikamentennebenwirkung, des sogenannten Makulaödems, bei der Behandlung mit S1P-Modulatoren wie zum Beispiel Fingolimod, Siponimod oder Ozanimod.