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Lumbalpunktion

Lumbalpunktion

Gehirn und Rückenmark sind durch die sog. Blut-Hirn-Schranke vom Rest des Körpers getrennt. Dies soll verhindern, dass Moleküle sowie Zellen unkontrolliert aus dem Blutkreislauf oder dem umgebenden Gewebe in das zentrale Nervensystem eindringen können. Jenseits der Blut-Hirn-Schranke werden Gehirn und Rückenmark von 150 ml einer Flüssigkeit, dem sog. Gehirnwasser oder Liquor, umspült, dessen Analyse dem Neurologen wichtige diagnostische Hinweise geben kann. Das Gehirnwasser selbst ist eine wasserklare Flüssigkeit, die deutlich zell- und eiweißärmer ist als Blut.

Für diagnostische Zwecke kann sie der Neurologe im Rahmen einer Standardprozedur mit Hilfe einer speziellen Nadel durch Einstich von hinten zwischen zwei Dornfortsätzen der Wirbelkörper im Bereich unter der Lendenwirbelsäule gewinnen. In diesem Bereich befindet sich im Wirbelkanal kein Rückenmark mehr, sondern nur noch die Wurzelfäden, die die Nerven der unteren Extremitäten bilden. Diese weichen aus, wenn mit der Liquorpunktionsnadel der Gehirnwasserraum eröffnet wird. Auch wenn es für den Neurologen eine häufig durchgeführte Prozedur ist, muss natürlich mit dem Patienten genau besprochen werden, wie eine Lumbalpunktion durchgeführt wird und welche Nebenwirkungen auftreten können. Die gesamte Punktion wird unter sterilen Bedingungen durchgeführt, so dass eine Infektion selten ist. Dabei werden sogenannte atraumatische, speziell geschliffene Nadeln verwendet, so dass die häufigste Nebenwirkung, ein lageabhängiger Kopfschmerz, der insbesondere bei schlanken Personen auftritt, sich beim Stehen verstärkt und beim Wechsel in die Horizontale verbessert, seltener auftritt. Dieser Liquorunterdruck-Kopfschmerz spricht therapeutisch auf Koffein an. Dies ist also der seltene Fall, in dem der behandelnde Arzt den Konsum von viel Kaffee von medizinischer Seite aus empfiehlt.

Die Untersuchung des Gehirnwassers ist wichtiger Bestandteil der MS- Diagnose und differenziert die MS von anderen z.B. erregerbedingten Erkrankungen wie Borreliose oder Syphilis. Komplikationen unter der MS Therapie wie Virusinfektionen (z.B. die progressive multifokale Enzephalopathie) können mittels Gehirnwasseruntersuchung zeitnah erkannt werden. Für die Erforschung neuer Biomarker spielt das Gehirnwasser ebenso eine wichtige Rolle, da es die bei der MS betroffenen Zielorgane Gehirn und Rückenmark umspült und somit Krankheitsprozesse verfolgt werden können.