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Elektrophysiologische Untersuchung

Elektrophysiologische Untersuchung

In der Diagnosestellung und im Verlaufsmonitoring der MS spielt heutzutage neben der klinischen Beurteilung die Bildgebung eine sehr wichtige Rolle. Die Bildgebung erlaubt die Darstellung von strukturellen Auffälligkeiten im zentralen Nervensystem, kann aber aus der Natur der Sache heraus funktionelle Veränderungen nicht aufspüren. Im Rahmen der bei der MS auftretenden Entzündungsherde kommt es lokal zum Untergang der die Axone umhüllenden Isolation, den sog. Myelinscheiden. Es kommt zur Demyelinisierung, bei der die Isolation des „Nervenstromkabels“ zerstört wird. Das Myelin dient nicht allein dem Schutz der Axone, der Nervenzellfortsätze, sondern über die Isolationsfunktion des Myelins wird erst eine hohe Erregungsleitungsgeschwindigkeit über den Nervenzellfortsatz möglich. So leitet ein optimal isoliertes Axon die elektrische Erregung mit einer mehr als 100fach höheren Geschwindigkeit als ein isolationsdefektes Axon.

Da die Demyelinisierungen bei der Krankheit der 1000 Gesichter an den unterschiedlichsten Stellen Im zentralen Nervensystem auftreten können, kann man nur mit Hilfe von sog. elektrophysiologischen Untersuchungen nachweisen, ob im Bereich der untersuchten Leitung eine Verzögerung der Erregungsleitung durch Demyelinisierungen auftritt. Mit Hilfe der sog. evozierten Potentiale wird dabei ein Reiz bzw. ein Stimulus gesetzt, am Ende der Nervenbahn wird dann geschaut, wann das Signal dort ankommt. Befindet sich auf dem Weg der Nervenleitung eine MS-Läsion mit zerstörter Isolation, kommt das Signal später, gar nicht und/oder mit verminderter Signalstärke an.
Am einfachsten kann man sich das im Bereich der Sehfunktion vorstellen. Man schaut sich ein Schachbrettmuster auf einem Bildschirm an, wobei das Muster jeweils wechselt. Jeder Wechsel induziert eine Sinneserregung im Auge, die über die Netzhaut wahrgenommen und an die Sehbahn weitergeleitet wird. Bei jedem Stimulus schaut man, wann das Signal in der Sehrinde hinten am Hinterkopf ankommt. Viele Stimuli werden dabei hintereinander durchgeführt und aufaddiert, ehe man eine schöne beurteilbare Kurve erhält. Neben diesen visuell evozierten Potentialen (VEP) gibt es noch die sensibel (SEP) und motorisch (MEP) evozierten Potentiale, die die Gefühls- bzw. motorische Bahn untersuchen. In der primären MS-Diagnostik können mittels dieser Untersuchung funktionell relevante MS-Herde nachgewiesen und die unterschiedlichen Läsionsorte detektiert werden.