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Blutwäsche (Plasmapherese)

Blutwäsche (Plasmapherese)

Die mit 90% am häufigsten diagnostizierte, schubförmige Verlaufsform der Multiplen Sklerose ist durch das Auftreten von klinischen Schüben charakterisiert. Durch die Bildung von Entzündungsherden im zentralen Nervensystem kommt es je nach Lokalisation zu einem neurologischen Funktionsausfall, der durch den entzündungsbedingten Verlust von Myelinscheiden und den negativen Effekt auf Nervenzellen am Entzündungsherd bedingt ist. Die klinischen Defizite können sehr unterschiedlich sein, von der Sehnervenentzündung über Gefühls- und motorische Störungen bis hin zu Blasenstörungen. In vielen Fällen können die neurologischen Störungen so schwerwiegend sein, dass z.B. Alltagsaktivitäten eingeschränkt sind.

Bei solch klinisch relevanten Schubsymptomen sollte zeitnah in einem maximalen zeitlichen Fenster von 4 bis 6 Wochen nach Symptombeginn eine Hochdosiskortisoninfusion erfolgen, um das „Entzündungsfeuer“ im Gehirn mit dem „Kortisonlöschschaum“ zu löschen. In manchen Fällen kommt es auch nach zweimaliger Hochdosiskortisoninfusion im Intervall nicht zu einer relevanten Besserung. Bestehen die schwerwiegenden Defizite weiterhin, wie z.B. mit dem Verlust der Sehkraft auf einem Auge aufgrund einer Sehnervenentzündung, muss die akute Schubtherapie eskaliert werden. Während die Kortisoninfusionen überwiegend Einfluss haben auf die zellulären Bestandteile des Bluts bzw. Immunsystems, werden bei der Eskalation der Schubtherapie die löslichen, immunologisch relevanten Bestandteile des Bluts ins Visier genommen. Dies geschieht in enger Kooperation mit den nephrologischen Kollegen am Universitätsklinikum unter Prof. Hugo, der unseren Patienten die Prozedur der Blutwäsche anbietet, in der Fachsprache Plasmapherese genannt, wobei das Blutplasma beim Patienten ausgetauscht wird.

Ähnlich wie bei einer Dialyse wird der Patient dort nach Anlage eines Gefäßzugangs an ein spezielles Gerät angeschlossen, in dem das Blut des Patienten zirkuliert, das Blutplasma abgetrennt wird und die Blutzellen nach Passage durch das Gerät wieder zurück an den Patienten transferiert werden. Der Patient erhält als Ersatz eine Salzlösung mit Bluteiweißen zurück.

Neben der klassischen Plasmapherese kann heutzutage auch die Immunadsorption durchgeführt werden, die ebenfalls von den internistischen Kollegen angeboten wird. Auch hier wird wie bei der Dialyse eine externe Maschine zum Einsatz gebracht, die bei dieser Technik das Blut an einer Säule vorbeiführt, die bestimmte Bestandteile, wie z. B. die Antikörper bei der MS-Immunadsorption, immunologisch bindet, während das gereinigte Blut an den Patienten zurücktransferiert wird. Beide Verfahren sind wahrscheinlich gleichwertig. Aufgrund der Notwendigkeit eines zentralen Gefäßzugangs sind sie meistens nur bei stationären Patienten durchzuführen.