Varikosis (Krampfadern)
Was ist die Varikosis (Krampfadern)
Die Varikosis (Krampfaderleiden) ist einer der häufigsten Erkrankungen des Menschen (eine so genannte „Volkskrankheit“). Im Rahmen der Basler Studie konnte gezeigt werden, dass bei 56% der Untersuchten Zeichen einer Varikose vorlagen, wobei diese bei 12% als medizinisch relevant einzustufen waren.
Die Varikosis betrifft die oberflächlichen, im Unterhautfettgewebe gelegenen Beinvenen. Von den oberflächlichen Venen unterscheidet man das tiefe Venensystem, das dem Verlauf der Arterien und Nerven in der Tiefe folgt. Eine sackartig erweiterte und geschlängelt verlaufende oberflächliche Vene als „varikös“ bezeichnet.
Man unterscheidet die primäre von der sekundären Varikosis.
Die primäre Varikosis entsteht durch eine veranlagungsbedingte Venenschwäche mit begünstigenden Realisationsfaktoren, wie Übergewicht, Schwangerschaft, langen stehende Tätigkeiten oder einer Rechtsherzinsuffizienz. Aber auch eine genetische Disposition wird angenommen.
Die sekundäre Varikosis entsteht durch einen Verschluss der tiefe Beinvenen (Venenthrombose mit resultierender Abflussstörung, erhöhtem Venendruck und Venenklappeninsuffizienz).
Bei gesunden Menschen wird normalerweise das Blut aus den tiefen Venen durch die Muskelkontraktion aus den Beinen zurück zum Herzen transportiert. Hierbei wird das Blut durch sog. Venenklappen daran gehindert durch die Schwerkraft zurück zu fließen. Bei Patienten mit Varikosis schließen diese Venenklappen der oberflächlichen Venen nicht dicht, womit Blut aus den oberflächlichen Venen in das tiefe Venensystem zurückfließt (sog. Insuffizienz). Damit kommt es zu einer Volumenüberladung des tiefen Venensystems mit Erweiterung dieser Venen und resultierender Undichtigkeit der tiefen Venenklappen. Als Folge kommt es zu einer Druckerhöhung im Venensystem und dadurch bedingter Bildung von Geschwüren (sog. Ulcera).
Welche Beschwerden macht die Varikosis?
Von einem Krampfaderleiden spricht man, wenn Symptome der Erkrankung im Sinne einer „chronisch venösen Insuffizienz“ (CVI) auftreten. Die Symptome und Komplikationen der CVI bestimmen deren Schweregrad:
- Sichtbare Varizen
- Vermehrte Wassereinlagerung (Ödem)
- Hautveränderungen (Pigmentierung/Ekzem/Dermatoliposklerose/Atrophie blanche)
- Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris venosum)
Die meisten Patienten geben eine Schwellneigung der Beine als Symptom der Erkrankung an. Im Anfangsstadium handelt es sich meist nur um oberflächlich sichtbare Erweiterungen der Venen. Später kommt es dann zu Ödemen (Wasseransammlungen), sowie Hautveränderungen bis hin zu Geschwüren mit Gewebsverlusten. Andere sekundäre Folgen der Varikosis können schmerzhafte Entzündungen (sog. Varikothrombophlebitis) oder schwerwiegende Blutungen sein.
Diagnostik
Vor der Therapieplanung ist eine adäquate Diagnostik notwendig. Neben der klinischen Untersuchung spielt vor allem die farbkodierte Duplexsonografie der Venen eine wichtige Rolle. Hierbei können sowohl die tiefen, als auch die oberflächlichen Venen beurteilt werden und Lokalisation sowie Ausdehnung nicht funktionierender Venenabschnitte erfasst und auch insuffiziente Verbindungsvenen zwischen tiefen und oberflächlichen Venen dargestellt werden (sog. Perforansvenen). Eine aussagekräftige Duplexsonografie ist der wichtigste Schritt zur Planung einer optimalen und stadiengerechten Therapie.
Wie kann man eine Varikose behandeln?
Das Hauptziel der Behandlung von Krampfadern (also einer sog. Varikosis) ist die Normalisierung oder Verbesserung des Abfluss des venösen Blutes aus dem betroffenen Bein mittels Unterbrechung von Rezirkulationskreisläufen im oberflächlichen Venensystem. Hierdurch kann eine Besserung oder Beseitigung von Stauungsbeschwerden (Schwere, Spannungsgefühl, Hitze, Schmerzen), eines venösen Ödems, sowie die Abheilung oder Senkung der Rezidivrate von venösen Ulzera und eine Verhinderung von sekundär Komplikationen der Varikosis (Krampfaderentzündung, Überlastung des tiefen Venensystems mit Leitveneninsuffizienz, arthrogenes Stauungssyndrom, Varizenblutung) erzielt werden. Da es sich um eine mit den Jahren fortschreitende Erkrankung handelt und der klinische Verlauf der Varikosis nicht vorauszusehen ist, sollte spätestens bei duplexsonographischen Nachweis einer relevanten Klappeninsuffizienz mit entsprechenden klinischen Stauungsbeschwerden eine Therapie erfolgen.
Zur Therapie stehen prinzipiell mehrere, sich in vielen Fällen ergänzende Verfahren zur Verfügung: die konservative Therapie, die operative Therapie oder endovenöse Verfahren.
Konservative Therapie
Prinzipiell ist in jedem Stadium der Erkrankung eine konservative Therapie auch ohne operative oder endovenöse Ausschaltung der Varizen möglich und sinnvoll. Bei fortgeschrittenen Krankheitsstadien mit sekundärer Leitvenen-insuffizienz ist diese auch nach einer Operation des epifaszialen Venennetzes in vielen Fällen adjuvant weiterhin notwendig. Sie umfasst hauptsächlich eine strikt einzuhaltende, lebenslange phlebologische Therapie mit phlebologischen Kompressionsverbänden oder medizinischen Kompressionsstrümpfen, physikalischen Entstauungsmaßnahmen oder sogar apparativ-intermittierender Kompression. Die Notwendigkeit einer Operation ergibt sich häufig aus der Verminderung der Lebensqualität durch die konsequente Kompressionsbehandlung oder aber durch das Versagen der Kompressionsbehandlung mit nachfolgend resultierenden Komplikationen, wie zum Beispiel der Entwicklung von venösen Ulcera (chronische Wunden im Knöchelbereich).
Operative Therapie
Die operative Therapie folgt dem Prinzip der chirurgischen Entfernung des erkrankten Venenabschnittes vom proximalen bis zum distalen Insuffizienzpunkt und dient der Unterbrechung des venösen Rezirkulationskreislaufs. Das Operationsausmaß wird durch die präoperativ durchgeführte Ultraschalluntersuchung der Venen (Duplexsonografie) und das dabei festgestellte individuelle Erkrankungsmuster definiert. Je nach Erkrankungsmuster werden verschiedene Verfahren notwendig, z.B. die Crossektomie der V. saphena magna oder die mündungsnahe Ligatur der V. saphena parva und/oder die Ausschaltung von insuffizienten Perforansvenen. In aller Regel werden bei der Operation die erkrankten Abschnitte der Stammvenen und die erkrankten Seitenäste entfernt. Die Vorteile dieser Therapieform liegen vor allem an der niedrigen Rate an Rezidiven (erneut auftretender Varikosis), wobei die Nachteile vor allem durch den offenen Zugang (Wunden, Schäden an Hautnerven) bedingt sind.
Endovenöse Lasertherapie
Als Alternative zur operativen Therapie steht die endovenöse Lasertherapie zur Verfügung. Unter Ultraschallkontrolle durch Punktion oder Freilegung der Vene wird eine Glasfaser über eine Schleuse in der zu behandelnden, erkrankten Vene platziert. Anschließend wird die Sondenspitze bis auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand an den Übergang zur tiefen Vene vorgeschoben. Durch vorheriges Einspritzen von sog. Tumeszenzlösung um die erkrankte Vene wird eine Anästhesie und Isolation des umliegenden Gewebes erreicht. Anschließend wird der Laser während des Zurückziehens der Sonde ausgelöst. Durch Laserenergie wird dabei eine thermische Schädigung der Venenwand erreicht, welche zur Fibrosierung der Vene führt. Der Vorteil dieser Therapieform ist das geringe Zugangstrauma, nachteilig sind die sehr hohen Kosten und die Limitierung auf kleinere Venendurchmesser. Dabei werden nicht alle erkrankten Venenabschnitte entfernt.
Sklerotherapie
Bei der Sklerotherapie wird eine gewebetoxische Flüssigkeit in die erkrankte Vene gespritzt, welche zu einer Obliteration und Fibrosierung der Varize führt. Diese sollte jedoch nur bei retikulären Varizen oder Besenreisern zum Einsatz kommen, da die Rezidivrate bei größeren Stammvenenvarikosis sehr hoch ist im Vergleich zu anderen Verfahren. Anhand des klinischen Stadiums und des Ultraschallbefundes so wie den schon evtl. vorausgegangen Behandlungen wird mit Ihnen im Rahmen unserer Sprechstunde das für Sie individuell am besten geeignete Verfahren ermittelt.