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Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS)

Das Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS, Häufigkeit ca. 1:25.000 bis 1:280.000) ist durch die charakteristische Kombination von im Kleinkindesalter auftretenden sommersprossenartigen Pigmentflecken im Bereich der Lippen und der Mundschleimhaut sowie Peutz-Jeghers-Polypen, die bevorzugt im Gastrointestinaltrakt, den Harnwegen oder den Nasennebenhöhlen auftreten, gekennzeichnet. Die Darmpolypen führen im Kindesalter häufig zu Komplikationen wie akutem Darmverschluss (Ileus) und chronischen Darmblutungen. Weiterhin treten bei Jungen gehäuft Hodentumore auf. Im Erwachsenenalter ist das Risiko für ein großes Spektrum von verschiedenen Krebserkrankungen deutlich erhöht, insbesondere treten Tumore des Magen-Darm-Traktes, der Bauchspeicheldrüse, der Lunge, der Brust und der weiblichen Geschlechtsorgane gehäuft auf. Das Lebenszeitrisiko für das Auftreten einer PJS-assoziierte Tumorerkrankungen wird auf 55-85% geschätzt.

Die Diagnose PJS kann bei Vorliegen eines der folgenden Kriterien bereits klinisch gestellt werden:

  • Person mit zwei oder mehr histologisch gesicherten hamartomatösen Polypen;
  • Person mit beliebiger Anzahl hamartomatöser Polypen und positiver Familienanamnese;
  • Person mit charakteristischer mukokutaner Pigmentierung und positiver Familienanamnese;
  • Person mit beliebiger Anzahl hamartomatöser Polypen und mukokutaner Pigmentierung.

Es sollte aber in jedem Fall eine molekulargenetische Bestätigung der Diagnose mit Identifikation der auslösenden Genveränderung angestrebt werden, um hierdurch Risikopersonen in der Familie identifizieren zu können.

  • zurück (Übersicht Familiärer Darmkrebs)
  • zurück (Familiärer Bauchspeicheldrüsenkrebs)

VERERBUNG

Ursächlich für die Erkrankung sind heterozygote krankheitsverursachende Veränderungen im STK11-Gen, das an der Regulation von Zellteilungs-, Differenzierungs- oder Signaltransduktionsprozessen beteiligt ist. Die Genveränderung kann von einem Elternteil geerbt worden, oder neu entstanden (de-novo) sein. Der Funktionsverlust von STK11 führt zur Fehlregulation des mTOR-Signalübertragungsweges (Abbildung 1) und in der Folge zu einer gesteigerten Tumorentstehung.

Abbildung 1: Die von STK11 vermittelte Aktivierung von AMPK unterdrückt die mTor Aktivität und reguliert dadurch die Einleitung der Proteinsynthese, Lipidsynthese und das Zellwachstum.
Das PJS wird autosomal-dominant vererbt, so dass Mutationsträger*innen die krankheitsverursachende Veränderung geschlechtsunabhängig mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an alle Nachkommen weitergeben. In der Regel sind mit gleicher Wahrscheinlichkeit auch weitere erstgradige Angehörige (Geschwister, Eltern) von der Mutation betroffen. Weil wahrscheinlich nicht jede*r Mutationsträger*in auch erkrankt, spricht man von inkompletter Penetranz. Aber auch gesunde Mutationsträger*innen können die Genveränderung an Nachkommen weitergeben. Für alle blutsverwandten Angehörigen (Risikopersonen) besteht die Möglichkeit einer prädiktiven (vorhersagenden) Testung ab dem 3. Lebensjahr, bei der die Veränderung entweder nachgewiesen oder ausgeschlossen wird.

FRÜHERKENNUNG

Personen mit PJS werden derzeit die folgenden Früherkennungsmaßnahmen empfohlen:

  • Magen- und Dickdarmpolypen:  Magen- und Darmspiegelung erstmalig im 8. Lj., bei unauffälligem Befund erneute Untersuchungen im 18. Lj.; bei Nachweis von Polypen und ab 18. Lj. Wiederholung alle 1-3 Jahre je nach Polypenlast
  • Dünndarmpolypen: Dünndarm-MRT oder Kapselendoskopie ab dem 8. Lj. alle 1-3 Jahre je nach Befund; Entfernung großer Polypen >15-20 mm mittels Doppel-Ballon-Enteroskopie (Quellen: Latchford A. et al. (2019); Wagner A. et al. (2021), van Leerdam ME. et al. (2019))
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs: Pankreasuntersuchung mittels MRCP oder Endosonographie ab dem 30.Lj, Wiederholung alle 1-2 Jahre
  • Brustkrebs (Frauen): regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust ab 18. Lj., klinische Untersuchung und Ultraschall alle 6-12 Monate und jährliche MRT-Untersuchung der Brust ab 25. Lj., zusätzlich Mammographie ab 30.-40. Lj.
  • Gebärmutter- und Eierstockkrebs: Jährlicher transvaginaler Ultraschall ab 25. Lj; Jährliche vaginale Untersuchung mit PAP-Abstrich ab 20. Lj. (im Rahmen allgemeiner Krebsfrüherkennenung)
  • Hodenkrebs (Jungen): Ab Geburt bis ca. Jugendalter jährliche Hodenuntersuchung, ggf. Sonographie bei Auffälligkeiten

LITERATUR / LEITFADEN / SELBSTHILFEGRUPPE

LITERATUR

Peutz-Jeghers Syndrome.  McGarrity JD, Amos CI, Baker MJ. GeneReviews

SELBSTHILFEGRUPPE

Peutz-Jeghers-Syndrom Germany e.V.

Ansprechpartner:
Herr Karsten Uhlendorff
Karlsbader Str. 40
32805 Horn-Bad Meinberg

Internet: www.peutz-jeghers.eu