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Magenkarzinom bei proximaler Polypose

Abb. 1: Aufbau des Magens ((c) Wikipedia)
Abb. 1: Schematische Darstellung des Magens. (c) Wikipedia

Es handelt sich bei dieser Erkrankung um ein autosomal dominant vererbtes Polyposesyndrom, welches nur den Magen betrifft, und hier nur die Bereiche des Korpus und Fundus (s. Abb.1). Betroffene zeigen multiple Polypen in diesem Bereich, während die Schleimhaut im Bereich des Pförtners charakteristischerweise ausgespart ist. Die Polypen entsprechen weitgehend Fundusdrüsenpolypen, häufig jedoch mit relativ gering ausgebildeten Zysten, dafür dysplastischen Veränderungen, die über die gesamte Höhe der Läsion oder auch nur herdförmig nachweisbar sind. Insgesamt ist das Bild dieser Karzinomvorstufen heterogen, es kommen auch Polypen vor, die eher an hyperplastische Polypen erinnern, mit und ohne Dysplasie.

KRITERIEN FÜR DIE DIAGNOSESTELLUNG

Die Diagnose "Magenkarzinom bei proximaler Polyposis (GAPPS)" gilt als gesichert bei Patient*innen mit folgenden Befunden: 

  • Magenpolypen begrenzt auf den Korpus und Fundus (Magenkörper und Magengrund)
  • Über 100 Polypen im oberen Magen (Korpus und Fundus) oder mehr als 30 Polypen bei einem erstgradig Verwandten
  • Überwiegend Polypen im Magenfundus; einige weisen Regionen mit veränderter Gewebestruktur auf (oder ein Verwandter mit in ihrer Gewebestruktur veränderten Polypen des Magenfundus oder mit einem Magenkarzinom)
  • Bild eines autosomal-dominanten Vererbungsmodus
  • Kein Anhalt für Polypen im Dickdarm oder Zwölffingerdarm

HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZU APC

Abbildung 1: Schematische Darstellung der zellulären Regulation des intrazellulären beta-catenin Spiegels durch den APC-GSK3beta-Axin Proteinkomplex im gesunden Gewebe..

Ursächlich für die Erkrankung sind Punktmutationen im APC-Promotor 1B. Dabei ist ein Promotor eine spezifische Nukleotid-Sequenz im Erbgut, die die regulierte Expression eines Gens ermöglicht und ein essenzieller Bestandteil eines jeden Gens ist.

Das APC-Gen kodiert für das APC-Protein, das einen Komplex mit dem Gerüstprotein Axin und der Proteinkinase GSK-3β bildet, um das Signalmolekül β-catenin des Wnt-Signalweges zu binden, seinen Abbau zu regulieren und dadurch die Zellteilung zu regulieren (Abbildung 1, oberer Teil). Durch eine Mutation im APC-Promotor wird die spezifische Wechselwirkung mit DNA-bindenden Proteinen, die den Start der Proteinbiosynthese vermitteln, herabgesetzt und weniger bis kein Protein im erkrankten Gewebe synthetisiert. Dadurch akkumuliert β-catenin in der Zelle, wandert schließlich in den Zellkern und kann die Expression weiterer Gene über die Expression von Transkriptionsfaktoren (TCF/LEF) veranlassen. Die Zelle beginnt sich unkontrolliert zu teilen und entartet.

Die genetische Veränderung haben die Betroffenen meist von einem Elternteil geerbt. Etwa 75-80% der Patienten haben ein Elternteil, welches ebenfalls an einer APC-assoziierten adenomatösen Polyposis erkrankt ist. Der Erbgang ist autosomal-dominant.