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Schwangerschaftsspätabbruch

Pro Jahr werden in Deutschland ca. 100.000 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt (2017: 101.209). Ca. 2.500 bis 3.000 dieser Schwangerschaftsabbrüche passieren nach der 12. Schwangerschaftswoche (2017: 3.911). Nach dem Paragrafen 218a (2) StGB sind Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland verboten und nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Dazu gehört u. a. „um eine Gefahr für das Leben oder die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes der Schwangeren abzuwenden“. In einigen deutschen Kliniken gehört daher vor einem Schwangerschafts-Spätabbruch (nach der 12. Woche) eine psychologische Beurteilung in Bezug auf den seelischen Gesundheitszustand der Schwangeren zum Standard. Die Forschungsgruppe beurteilte und beriet über viele Jahre Frauen/Paare, die einen Schwangerschafts-Spätabbruch in Erwägung zogen. Im Rahmen dieser Beratungen/Beurteilungen wurden auch fortlaufend Daten der Patientinnen und ihrer Partner erfasst. Diese Befragungen fanden vor dem Abbruch, ein halbes und ein Jahr nach dem Schwangerschaftsabbruch statt. Erfasst wurden dabei u. a. Merkmale des psychischen Befindens (psychische Belastung, Traumatisierung), der Persönlichkeit (Optimismus/Pessimismus), der Lebensqualität und der Partnerschaftszufriedenheit. Es konnten mehr als 250 Patientinnen/Partner eingeschlossen werden. Die Daten zeigen eine hohe Belastung bei Patientinnen und deren Partner, die im Zeitverlauf nach einem Abbruch zurückgehen, jedoch auch ein Jahr nach einem solchen Ereignis immer noch über den Werten der Normalbevölkerung liegen. Das Persönlichkeitsmerkmal Optimismus erweist sich dabei als wichtiger, protektiver Einflussfaktor auf die Verarbeitung. Weitere Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Erleben und der Belastung von Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vor der 12. Woche (Beratungslösung) vs. nach der 12. Woche vornehmen ließen. Es gibt auch international nur wenig vergleichbare Arbeiten, die sich dem schwierigen Thema Schwangerschaftsspätabbruch und dessen psychischer Verarbeitung widmen. Aus den Forschungen gingen eine Reihe von Qualifikationsarbeiten hervor.

Literatur:

Zimmermann, A., Linke, M. Drössler, S. & Berth, H. (2019). Die psychische Verarbeitung eines Schwangerschaftsspätabbruchs. report psychologie, Heft 4/19, S. 12-20.

Kontakt:

Prof. Dr. Hendrik Berth

Tel.: 0351 458-4028

E-Mail: hendrik.berth@uniklinikum-dresden.de