onkoFDZ
Projekt-Motivation und Ziele
Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) gelten nach wie vor als der Goldstandard in der medizinischen Forschung. Allerdings ist das Studiendesign entweder nur begrenzt, teilweise sogar gar nicht geeignet, um bestimmte Fragestellungen zu untersuchen. Hierdurch bleiben beispielsweise neben therapieentscheidenden Erkenntnissen zur Beurteilung der Wirksamkeit neuer operativer Verfahren auch die Vergleiche zwischen ausgewählten Behandlungskonzepten aus.
Dementsprechend sind die Leitlinienprogramme bei spezifischen Fragestellungen lediglich limitiert fähig, evidenzbasierte Empfehlungen zur Behandlung von Patientinnen und Patienten zu formulieren. Dabei stellen ebendiese Leitlinien eine bedeutende Entscheidungshilfe für Ärztinnen und Ärzte bereit, um eine Behandlung, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, zu ermöglichen. Die Datensammlungen der Klinischen Krebsregister (KKR), der zertifizierten Zentren der Deutschen Krebsgesellschaft, der onkologischen Spitzenzentren und der gesetzlichen Krankenkassen haben das Potenzial, zu hochwertigen Erkenntnissen bei spezifischen therapierelevanten Fragestellungen beizutragen und somit die Studienlage zu erweitern.
Das Projekt Krebsforschungsdatenzentrum zielt darauf ab, das Fundament für eine IT-Infrastruktur zu entwickeln, mit dessen Hilfe die vorhandenen Datensammlungen zusammengeführt und für einen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn verwendet werden sollen. Mittels der neuen Struktur sollen zunächst beispielhaft für die Entität Darmkrebs (kolorektales Karzinom) erste Analysen erfolgen. Anschließend sollen die Ergebnisse für Leitliniengruppen, Behandelnde und die Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden. Vorrangig werden Fragestellungen fokussiert, für die die Leitlinie "kolorektales Karzinom" derzeit keine evidenzbasierten Empfehlungen geben kann.
Methodik
Die Verknüpfung der Informationen (Datenlinkage) der sieben KKR mit weiteren versorgungsnahen medizinischen Daten sowie die anschließende Auswertung der kombinierten Daten mit Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) sind die zentralen Ansätze im Projekt. Die mittels moderner Protokolle der Secure Multi-Party Computation (SMPC) zusammengeführte Datensammlung kann unter anderem Daten zu Begleiterkrankungen und zu Therapien beinhalten und darüber hinaus aber auch die Verknüpfungen mit anderen Studiendaten und Datenquellen realisieren. Anschließend sollen KI-Verfahren wie das maschinelle Lernen genutzt werden, um den Einsatz in der klinischen Versorgungspraxis besser zu verstehen und somit die Indikationsstellung durch die unterschiedlichen Behandelnden in Analysen zur Wirksamkeit von verschiedenen Krebsbehandlungen berücksichtigen zu können.
Perspektiven für die Praxis
Die übergeordneten Erkenntnisse des Projekts Krebsforschungsdatenzentrum haben perspektivisch einen bedeutenden Mehrwert für die Versorgungsstruktur von Krebspatientinnen und -patienten. Die Ergebnisse können dazu beitragen, dass die in dem Vorhaben geplanten Verfahren zur Datenharmonisierung sowie -integration und KI-gestützten Analyse für eine breite Anwendung zur Verfügung gestellt und dadurch als Blaupause für eine Forschungsinfrastruktur der deutschen Krebsforschung etabliert werden können. Zudem sollen die Analysen der Leitlinienkommission zur Verfügung gestellt werden, so dass eine Anpassung der Leitlinien vorgenommen werden kann. Evidenzbasierte Empfehlungen sind eine wesentliche Voraussetzung für eine zukünftig noch bessere medizinische Versorgung von an Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten.
Projektlaufzeit
01.09.2022 bis 31.08.2025
Förderung
Das Projekt Krebsforschungsdatenzentrum wird vom Bundesministerium für Gesundheit im Handlungsfeld „Digitalisierung“, Forschungsschwerpunkt „Krebsregisterdaten zusammenführen und intelligent nutzen“ gefördert (Förderkennzeichen: ZMI5-2522DAT14A-O).
Projektbeteiligte
- Arbeitsgemeinschaft deutscher DKG-zertifizierter Darmkrebszentren (addz e.V.)
- Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT)
- Clinical Communication Plattform (CCP) im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK)
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
- Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG)
- Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Abt. IV Hessisches Krebsregister
- Klinisches Krebsregister für Brandenburg und Berlin gGmbH
- Klinikum Chemnitz gemeinnützige GmbH - Klinisches Krebsregister Chemnitz
- Klinisches Krebsregister Dresden
- Klinisches Krebsregister Leipzig
- Südwestsächsisches Tumorzentrum Zwickau e.V., Klinisches Krebsregister Zwickau
- OnkoZert GmbH
- Medizinische Klinik 2, Klinikum der Goethe Universität, Fachbereich Medizin
- Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Bioinformation und Systemmedizin
- Universität Regensburg, Tumorzentrum Regensburg, Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung
- TU Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) und Unabhängige Treuhandstelle (THS)
assoziierte Kooperationspartner
- AOK PLUS, Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen
- Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Dresden
- Robert Koch-Institut (Zentrum für Krebsregisterdaten)
- Deutsche ILCO e.V., Bundesverband
Pressemitteilungen:
Projektleitung
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV)
Projektleiter (ZEGV)
Direktor: Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, MPH
Jochen.Schmitt
Koordinierender Ansprechpartner
Bereichsleiter onkologische Versorgungsforschung
PD Dr. rer. nat. Olaf Schoffer
Tel.: 0351 / 458 64 94
E-Mail: Olaf Schoffer
www.uniklinikum-dresden.de/zegv
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V.
Projektleiterin (ADT)
Vorstandsvorsitzende: Prof. Dr. med. Monika Klinkhammer-Schalke
monika.klinkhammer-schalke@ur.de
Koordinierende Ansprechpartnerin
Geschäftsstellenleiterin
Bianca Franke
Tel.: 030 / 326 787 27
E-Mail: Franke@adt-netzwerk.de
https://www.adt-netzwerk.de