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FETONEONATPFAD

Interdisziplinärer, fach- und sektorenübergreifender feto-neonataler Gesundheitspfad für Risikoschwangere mit fetaler Wachstumsrestriktion

Das gesunde Aufwachsen der kommenden Generation hat vor dem Hintergrund der demographischen Herausforderung eine hohe gesellschaftliche Priorität. Während die Mehrzahl der Schwangerschaften unauffällig verläuft, findet sich bei ca. 5% eine Beeinträchtigung der intrauterinen Versorgung mit Gefährdung der Gesundheit der Schwangeren sowie resultierender fetaler Wachstumsrestriktion (FWR), welche sowohl mit langfristigen Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung als auch hohen Gesundheitskosten einhergehen. Frühzeitige Investitionen in die Gesundheit von Kindern helfen, chronische Erkrankungen zu vermeiden, und versprechen unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten einen hohen Return on investment. Wenngleich präventive Maßnahmen in der feto-neonatalen Periode die langfristige gesundheitliche Entwicklung verbessern, scheitert die Translation bisher häufig an Sektoren- und Fachgrenzen.

Der Feto-neonatale Gesundheitspfad untergliedert sich in 4, inhaltlich aufeinander aufbauende Abschnitte:

(1)        Frühzeitiges Erkennen der Schwangeren mit Risiko einer fetalen Wachstumsrestriktion

(2)        Strukturierte Betreuung von Risikoschwangerschaften

(3)        Auf Probleme der FWR abgestimmte neonatologische Versorgung

(4)        Adaptierte pädiatrische Nachsorge

Für jeden Abschnitt wurden SOP’s definiert, die sowohl die Prozesse, die Zeitpunkte der Prozessdurchführung als auch die handelnden Akteure beinhalten. In dem interdisziplinären Versorgungspfad sind neben den Geburtshelfern und Neonatologen der Universitätskliniken Dresden und Jena auch Gynäkologische, Kinderärztliche und Pränatalmedizinische Praxen sowie psychologisch-sozialmedizinische Teams und Pfadkoordinatoren eingebunden.

Schwangere, bei denen sich das Risiko im Laufe der Schwangerschaft nicht manifestiert, verlassen den Pfad und werden routinemäßig in der Schwangerenvorsorge weiterbetreut.

Die neue Versorgungsform richtet sich an folgende Zielgruppen:

    • Schwangere, die sich in der 10. SSW befinden und ein anamnestisches Risiko für Präeklampsie bzw. eine FWR aufweisen und in der Modellregion leben.
      - Einschluss in Abschnitt (1) -
    • Schwangere, bei denen sich Hinweise für eine Präeklampsie bzw. FWR später finden, und Neugeborene mit FWR
      - Einschluss in Abschnitt (2), (3) oder (4) -

  

Projektlaufzeit:

1. Juli 2019 – 31. März 2024

  

Zielsetzung:

Die Ziele des Projektes adressieren daher drei wesentliche Desiderate von Schwangeren und deren Neugeborenen:

  1. Die frühzeitige Identifikation von Risikoschwangeren mit FWR und deren Versorgung in einer spezialisierten, fächer-, disziplin- und sektorenübergreifenden Betreuung für Mutter und Kind (neue Versorgungsform) führt zu einer Verbesserung der Patientensicherheit, niedrigerer Komplikationsrate und besseren klinischen und psychosozialen Outcomes bei Mutter und Kind.
  2. Die neue Versorgungsform findet bei den Familien eine hohe Akzeptanz und führt zu einer Verminderung der Ungleichheit im Zugang zu frühzeitiger Diagnostik und Behandlung.
  3. Die gezielte Intervention während der Schwangerschaft und die spezialisierte pädiatrische Nachsorge führen zu einem günstigen Verhältnis von patientenrelevantem Nutzen und direkten Versorgungskosten.

  

Rolle des ZEGV im Rahmen des Projektes:

Die Evaluation des Projektes erfolgte durch das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der TU Dresden in einem multizentrischen Kohortendesign zum Teil unter Einschluss einer Vergleichskohorte aus den Regionen Sachsens und Thüringens, in denen die neue Versorgungsform nicht implementiert wird. Die der Evaluation zugrundeliegenden Datenquellen sind Daten aus dem Dokumentationssystem des Versorgungspfades, Daten aus der Qualitätssicherung in der Geburtshilfe der Landes-ärztekammern (Perinatal- / Neonatalerhebung), Befragung per Fragebogen zu kindlichen und mütterlichen Outcomes, GKV-Routinedaten sowie semistrukturierte Interviews mit ausgewählten Leistungserbringern und Teilnehmerinnen.

  

Projektbeteiligte:

Universitätsklinikum Dresden, Universitätsklinikum Jena, Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, Kassenärztliche Vereinigung Thüringen, AOK PLUS – Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen, Barmer, niedergelassenen Gynäkologen, Pränatalmediziner, Pädiater und ZEGV

 

Förderung:

Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschuss

 

Publikationen:

Mense, L., Birdir, C., Reichert, J., Schleussner, E., Proquitte, H., Schmitt, J., Müller, G., Rüdiger, M. (2020).
Intrauterine Wachstumsrestriktion: Transsektorale, interdisziplinare und multiprofessionelle Betreuung von Schwangeren und Neugeborenen im Feto-Neonat-Pfad: Ein Projekt des Innovationsfonds. [Intrauterine Growth Restriction: Transsectoral, Interdisciplinary and Multiprofessional Care for Pregnant Women and Newborns in a Feto-neonatal Pathway: A Project of the Innovationsfonds]. Z Geburtshilfe Neonatol, 224(1), 15-21.

Birdir, C., Mense, L., Matzner, P., Dargel, S., Schleußner, E., Proquitté, H., Reichert, J., Schmitt, J., Wimberger, P., Rüdiger, M. Verbesserte Versorgung der Schwangeren, Feten und Neugeborenen bei intrauteriner Wachstumsrestriktion. Der Feto-Neonatale-Pfad - ein Projekt des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Frauenarzt, 2021. 62(1): 22-25.

  

Ansprechpartnerin am ZEGV:
Dipl.-Ing. Gabriele Müller  Tel.: 0351 458-5637

   

Weitere Informationen zum Projekt:

https://www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institute/kik/bereiche/fachbereiche/feto-neonat-pfad

https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/fetoneonatpfad-fach-sektorenuebergreifender-feto-neonataler-versorgungspfad-fuer-risikoschwangere-zur-verbesserung-des-kindlichen-outcome.258