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ATMoSPHÄRE

ATMoSPHÄRE – Autonomie trotz Multimorbidität in Sachsen durch Patientenempowerment, Holistische Versorgung für Ältere mit Vernetzung aller Regionalen Einrichtungen und Dienstleister

Das Gemeinschaftsprojekt ATMoSPHÄRE entwickelt, erprobt und evaluiert in Sachsen die Integration einer medizintechnischen IT-Plattform mit einem umfassenden Versorgungsmanagementansatz, um vor allem chronisch erkrankten und multimorbiden älteren Patienten ein unabhängiges Leben zu ermöglichen.

Ziel ist die Entwicklung eines ganzheitlichen, telemedizinisch unterstützten Versorgungsansatzes, der medizinische, pflegerische sowie soziale Dienstleistungen aus der Region miteinander vernetzt und zukünftig deutschlandweit eingesetzt werden kann.

ATMoSPHÄRE – Aufhebung tradierter Versorgungsmuster

Ebenso wie viele andere Industrienationen steht Deutschland durch eine zunehmend älter werdende Gesellschaft vor enormen Herausforderungen. In der Folge wird dies zu erweiterten Anforderungen und wachsenden Ausgaben in den Gesundheits-, Pflege- und Sozialsystemen führen. Mit einer steigenden Anzahl von alten und hochbetagten Menschen ist auch eine Zunahme der Menschen mit körperlichen sowie kognitiven Einschränkungen absehbar. Dadurch wird es zu einer kontinuierlich ansteigenden Anzahl von Menschen mit chronischen und Mehrfacherkrankungen kommen. Im Sinne einer ganzheitlichen Versorgung benötigen insbesondere diese Patienten mehr als nur eine medizinisch fokussierte Versorgung ihrer einzelnen Grunderkrankungen. Die aktuellen Versorgungsstrukturen werden den sich immer stärker ändernden Bedürfnissen der Menschen nur zum Teil gerecht. Was fehlt, sind flächendeckende, integrative sowie regional übertragbare Lösungskonzepte.

Regions-, sektor-, und professionsübergreifender sowie IT-gestützter Versorgungslösungsansatz

Um dies zu erreichen haben sich in dem Verbundprojekt ATMoSPHÄRE sieben verschiedene Partner zusammengeschlossen. Durch die Bündelung der jeweiligen Kernkompetenzen der beteiligten Institutionen ist eine holistische Sichtweise auf den Patienten und das ihn umgebene Umfeld gewährleistet.

Der medizinische und präventive Blickwinkel des Patienten wird hierbei durch die Medizinische Fakultät der Technischen Universität Dresden (welche auch die Evaluation übernimmt) sowie das Institut für Präventionsmanagement – TUMAINI eingenommen. Den Einbezug der sozialen Dienstleistungen sowie die Koordination der Patienten (Care- und Casemanagement) übernimmt der DRK- Hausnotruf und Assistenzdienst in Sachsen und Sachsen-Anhalt für den Raum Dresden. In der Region Leipzig zeichnet sich hierfür das GeriNet e.V. verantwortlich. Die Umsetzung der technischen Lösung liegt bei der auf geriatrische IT-Lösungen spezialisierten Firma vital.services GmbH sowie Philips Medical Systems. Philips Medical Systems übernimmt weiterhin die Projektkoordination. Die Überführung der erzielten Erkenntnisse in das deutsche Versorgungsgeschehen ist Aufgabe des Fraunhofer MOEZ in Leipzig.

Besonderes Merkmal von ATMoSPHÄRE ist zudem der Einbezug von kognitiv beeinträchtigten Patienten, um festzustellen, wie diese von dem Versorgungsansatz profitieren können und welche Verbesserungen erforderlich sind, damit auch diese Patientengruppe zukünftig telemedizinisch betreut werden kann.

An dem im Oktober 2015 in Sachsen gestarteten Projekt, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, werden bis zum Ende des Jahres 2018 700 Patienten teilnehmen.

Teilvorhaben der TU Dresden: Evaluation der IT-gestützten ATMoSPHÄRE-Plattform und medizinische Leitung im Design holistischer Versorgungsprogramme

Die Technische Universität Dresden (TUD) ist verantwortlich für die Planung und Durchführung der Evaluierung von Anwendbarkeit und Nutzen der IT-gestützten Plattform (Leitung durch Frau Prof. Dr. Vjera Holthoff-Detto), die Rekrutierung der Patienten für die Studienregion Dresden sowie  für die medizinische Leitung der Entwicklung neuartiger Versorgungsprogramme und deren Versorgungspfade.

Im Zentrum der Evaluation steht eine Machbarkeitsstudie zur IT-gestützten Plattform
ATMoSPHÄRE. Das Design sieht einen organisatorischen und einen patientenzentrierten Fokus vor. Auf der organisatorischen Ebene wird die technische Handhabbarkeit der Plattform durch die professionellen User und die multimorbiden älteren Patienten sowie die individuelle Zufriedenheit aller User mit der Plattform zur Vernetzung und zum Datentransfer gemessen.

Auf der patientenzentrierten Ebene werden der klinische Nutzen und die Zufriedenheit der Patienten mit klinisch indizierten Angeboten untersucht. Das Design ermöglicht es, durch die Identifikation von Risikogruppen innerhalb der Patientenkohorte, bei denen die Inanspruchnahme von ATMoSPHÄRE  erschwert sein könnten (z.B. Beeinträchtigungen wie kognitive Defizite, psychische Erkrankungen), die technische Lösung während des Projektverlaufs so zu optimieren, dass mögliche Hindernisse einer Inanspruchnahme der Plattform durch Überarbeitung der Prozesse im Untersuchungszeitraum behoben werden können. Es ist belegt, dass Patienten mit Komorbiditäten wie kognitiven Störungen oder psychischen Erkrankungen sowie motorischer Immobilität insbesondere gefährdet sind, nicht von medizinischem Fortschritt und einer Behandlung  zu profitieren.

ATMoSPHÄRE eröffnet für alte und hochbetagte Menschen sowie klinische Risikogruppen Möglichkeiten der Prävention, klinischen Behandlung sowie Unterstützung in der Selbständigkeit unabhängig von der individuellen Mobilität und regionalen Strukturstärke. Das sind wesentliche Aspekte für die Altersmedizin, für die gegenwärtig noch keine belastbaren Lösungen in die Versorgungsstrategien eingeflossen sind. Bei der Evaluierung kommen wissenschaftlich qualitative und quantitative Interviews sowie Selbst-Erhebungsverfahren zur Anwendung.  Das Design sieht vor, dass auch der Effekt der dynamischen Optimierung der Plattform innerhalb des Förderzeitraums gemessen und evaluiert wird.

Die Akzeptanz und Handhabbarkeit der Plattform sind von grundlegender Bedeutung für den Erfolg des Transfers in die klinische Realität durch die Implementierung in die medizinische Versorgungsstruktur in Deutschland. Die Ergebnisse der Evaluierung werden wissenschaftlich ausgewertet, Empfehlungen für die gegenwärtige Anwendung und Weiterentwicklung der medizintechnischen Prozesse bei Patienten mit Multimorbidität abgeleitet und in internationalen Peer-review Zeitschriften publiziert und auf nationalen sowie internationalen Tagungen präsentiert. Die erarbeitete und geprüfte Methodik der formativen und summativen Evaluation aus ATMoSPHÄRE kann für ähnliche Fragestellungen transferiert werden. Da die Evaluationsnotwendigkeit bei kurativen, präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen in den nächsten Jahren erheblich zunehmen wird, besteht gerade auf diesem Gebiet ein substantieller Bedarf.

Die Evaluierung der Machbarkeitsstudie zur IT-gestützten Plattform ATMoSPHÄRE ist die Voraussetzung dafür, den Mehrwert für die Nutzer und die klinische Versorgungsrealität darzustellen. Nur bei einer Plattform mit einer ausgezeichneten Handhabbarkeit und einer hohen Akzeptanz bei den Usern wird die Implementierung in der täglichen medizinischen Versorgungsstruktur in Deutschland erfolgreich sein können.

Für weitere Informationen zu ATMoSPHÄRE:

Ansprechpartner ‚Wissenschaftliche Evaluierung‘:
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV)
Dr. Madlen Scheibe
0351 458-5665

Projektleiterin der Technischen Universität Dresden (TUD):
Prof. Dr. Vjera Holthoff-Detto
Medizinische Fakultät der TUD
Chefärztin des Alexianer Krankenhauses Hedwigshöhe
St- Hedwig Kliniken Berlin GmbH