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Nichtoperative Behandlungs­möglichkeiten einer Hüftarthrose

Information und Aufklärung

In klinischen Studien wurde nachgewiesen, dass Patienten mit Hüftarthrose, die gut über ihr Krankheitsbild informiert sind, sich weniger Sorgen machen, die Schmerzen leichter ertragen und effektivere Methoden entwickelt haben, mit der Krankheit umzugehen. Deshalb sollten Betroffene alle Quellen nutzen, um sich über ihre Erkrankung zu informieren. Dazu gehört in erster Linie ärztliche Beratung über Risikofaktoren, den natürlichen Verlauf der Hüftarthrose und dessen Beeinflussbarkeit durch konservative bzw. operative Behandlungsmaßnahmen.

Vom behandelnden Physiotherapeuten können wichtige Hinweise für das Verhalten im Alltag gegeben werden. Wichtig ist, dass dabei neben allgemein gültigen Tipps immer auch der persönliche Anspruch und die alltägliche individuelle Beanspruchung berücksichtigt werden.

Information und Aufklärung

Allgemeine Hinweise für das Verhalten im Alltag

Vermieden werden sollten

  • das Liegen auf der ­erkrankten Seite,
  • körperlich einseitige ­Belastung (z. B. zu ­langes Sitzen und zu langes Stehen),
  • das Heben und Tragen ­von schweren ­Lasten (mehr als 25 kg).

Günstig bei Beschwerden ­wirken sich aus

  • möglichst viel Abwechslung zwischen stehenden, sitzenden und liegenden Haltungen,
  • die Vermeidung tiefer Sitzgelegenheiten (z. B. Sofa, Sessel),
  • das Einlegen eines Kissens in Seitenlage (auf der gesunden Seite) zwischen die Beine,
  • das Tragen von Schuhen mit flexiblen, ­stoßdämpfenden Sohlen,
  • regelmäßige körperliche Betätigung mit Sportarten, die wenig Gewichts- und Stoßbelastung für die betroffene Hüfte beinhalten (z. B. Schwimmen, Wasser­gymnastik, Radfahren auf ebenem Gelände, Ergometertraining
    gegen ­geringen Widerstand, Nordic Walking, Skilanglauf, Inlineskaten, Yoga, Tai-Chi, Qigong etc.).

Allgemeine Hinweise für das Verhalten  im Alltag

Verminderung der Belastung

Gehhilfen

Meistens möchten Patienten vermeiden, Gehhilfen in Anspruch zu nehmen. Wenn sie richtig getragen werden, lässt sich damit jedoch die Gewichtsbelastung für die betroffene Hüfte deutlich reduzieren und Schmerzen werden dadurch positiv beeinflusst. Eine gute Möglichkeit dazu bietet beispielsweise die Benutzung von einer Gehhilfe auf der nicht betroffenen Seite, denn damit bleibt eine Hand für alltägliche Verrichtungen frei und dennoch wird ein deutlicher Entlastungseffekt erzielt. Im Rahmen einer physiotherapeutisch angeleiteten Gangschule sollte dem Patienten erläutert werden, wie bei entsprechender Benutzung von Gehhilfen eine falsche Wirbelsäulenhaltung oder ein unvorteilhaftes Gangbild vermieden werden.

Optimierung des ­Körpergewichts

Übergewicht ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Hüftarthrose und damit auch einer der Faktoren, die das Voranschreiten der Erkrankung unterstützen. Mechanische Faktoren (Überlastung von Gelenken durch hohes Gewicht) und auch stoffwechselbedingte Faktoren (möglicher Zusammenhang zwischen Körperfett und Entzündungsprozessen) scheinen eine Rolle zu spielen. Deshalb ist die richtige Einstellung des Körpergewichts eine wichtige Maßnahme sowohl zur Optimierung der Belastung als auch zur Unterstützung des Nährstoffaustausches von Gelenken.

In verschiedenen Untersuchungen wurde gezeigt, dass mit einer Kombination aus Übungsprogramm und Diät sowohl eine Gewichtsnormalisierung als auch eine Linderung der Schmerzen und der Funktionalität erreichbar ist. Als Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße kann der „Body-Mass-
Index (BMI)“ errechnet werden. Der Wert sollte beim Erwachsenen möglichst unter
25 kg/m2 (Normalgewicht) liegen, aber zumindest 30 kg/m2 (leichtes Übergewicht) nicht überschreiten.

Der eigene BMI kann sehr leicht errechnet werden:

Der eigene BMI kann sehr leicht errechnet werden

Anpassung sportlicher ­Tätigkeiten

Nachdem berufliche und auch sportliche Tätigkeiten mit sehr hoher Gelenkbelastung einen Risikofaktor für die Arthrose-Entstehung darstellen, haben betroffene Patienten hier einen guten Ansatzpunkt zur Beeinflussung ihrer Erkrankung. Alle Tätigkeiten, die über einen längeren Zeitraum ausgeübt werden und wiederholt auftretende Stöße mit hohen Spitzenkräften beinhalten, sind ungünstig. Dies gilt zum Beispiel für bestimmte Ballspiele (insbesondere Fußball) und Sprungsportarten, aber auch übermäßige Laufbelastung (z. B. Langstreckenläufe).

Anpassung sportlicher ­Tätigkeiten
Nordic Walking
Günstig wirken sich folgende Sport­arten

auf Arthrose-­Be­schwerden am Hüftgelenk aus:

  • Ergometer-Training,
  • Schwimmen,
  • Wandern,
  • Nordic Walking,
  • Tanzen,
  • Golf,
  • Gymnastik,
  • Krafttraining unter professioneller Anleitung (Gesundheitssport/Physiotherapie).

Mit entsprechender Erfahrung sind auch weitere Sportarten bei einer Arthrose möglich:

  • Fahrradfahren (v. a. ebene Strecken und geringe Steigungen bergan),
  • Bowling,
    Kanu/Rudern,
  • Bergwandern (Abstützen auf Wanderstöcken beim ­Bergabgehen,
  • Vermeidung langer Abstiege, z. B. durch Benutzung einer Bergbahn),
    Reiten,
  • Skilanglauf

Es ist zu empfehlen, die sportlichen Aktivitäten mit dem behandelnden Arzt abzustimmen.

Anpassung beruflicher ­Belastung

Bei hoher beruflicher Belastung sind entsprechende Unterstützungsmaßnahmen sinnvoll. Dazu gehören u. a. Hilfen zur Erhaltung eines Arbeitsplatzes, berufliche Anpassungsmaßnahmen und Leistungen an Arbeitgeber zur Unterstützung der Beschäftigungsbereitschaft. Bei Bedarf sollten Patienten mit ihrem Rentenversicherungsträger Kontakt aufnehmen, um ein Beratungsangebot zu erhalten.

Einfluss von Ernährung

Es gibt eine Vielzahl von Theorien und Empfehlungen, die sich mit dem Einfluss von Ernährung auf Beschwerden und Erkrankungsverlauf bei Arthrosen befassen. Sie stammen von unterschiedlichen Autoren und dementsprechend vielgestaltig sind die hinterlegten Konzepte. Leider gibt es kaum wissenschaftliche Studien mit ausreichend großer Patientenzahl und angemessenen Beobachtungszeiträumen, die eine eindeutige Wirksamkeit unterschiedlicher Empfehlungen belegen. So sehen beispielsweise verschiedene alternativmedizinische Schulen in der „Übersäuerung des Körpers“ eine wichtige Ursache von Erkrankungen im Allgemeinen und einer Arthrose-Entstehung im Besonderen. Abgesehen von Nebeneffekten durch eine insgesamt gesündere Ernährung wurde eine wissenschaftlich belegte Wirksamkeit der basischen Ernährung jedoch bislang nicht nachgewiesen.

Für die Arthrose gilt, wie auch für andere Erkrankungen, dass eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Gemüse und Obst, mäßig tierischen Lebensmitteln und ausreichender Flüssigkeitszufuhr einen eher günstigen Einfluss auf den Gelenkstoffwechsel hat. Darüber hinausgehende Empfehlungen, die immer wieder genannt werden, sollen kurz zusammengefasst werden.

LebensmittelempfehlungEmpfohlene Lebensmittel bei Arthrose:

Generell ist der Genuss von Obst, Salaten und Gemüse bei Arthrose zu empfehlen, wobei aber der übermäßige Verzehr insbesondere von Zitrusfrüchten und Tomaten vermieden werden soll. Bei Milchprodukten muss auf einen möglichst geringen Fettgehalt geachtet werden (Magermilch, Magerquark und fettarmer Käse). Günstig auf den Fettstoffwechsel wirkt sich der Verzehr von Kaltwasserfischen (z. B. Barsch, Kabeljau, Forelle, Heilbutt, Tintenfisch) aus. Das selbe gilt für kaltgepresste Öle (z. B. Olivenöl, Raps-, Erdnuss-, Sesam-, Walnuss-, Distel-, Sonnenblumenöl). Von den Protagonisten der Übersäuerungstheorie wird auf positive Effekte von Kräutertee und insbesondere grünem Tee hingewiesen.

Empfehlungen zu mäßigem Genuss von Lebensmitteln:

Der übermäßige Verzehr von Fleisch und Wurst hat nicht nur allgemein nachteilige Auswirkungen auf den Stoffwechsel, sondern beeinflusst auch Arthroseschmerzen negativ. Tierische Fette insgesamt (auch Butter, Sahne, Vollfettkäse, Eigelb) sowie fetter Fisch (z. B. Aal, Lachs und Hering) sollten zurückhaltend genossen werden. Gleiches gilt für Zucker, Süßigkeiten und Alkohol.

Physiotherapeutische Maßnahmen

Die Physiotherapie umfasst die Bewegungstherapie und die Maßnahmen der physikalischen Therapie, zu denen Massagen, Strombehandlungen und hydrotherapeutische Maßnahmen zählen.
Innerhalb der Bewegungstherapie finden sich unterschiedlichste krankengymnastische Techniken. Die Kunst des Physiotherapeuten ist es, diese Techniken individuell an den jeweiligen Patienten, sein Krankheitsbild und die Symptomausprägung anzupassen. Dazu bedarf es im Vorfeld der Behandlung einer umfassenden ärztlichen und physiotherapeutischen Untersuchung des Patienten. Auf Basis der ermittelten Befunde sowie der ärztlichen Verordnung wird der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten ein Behandlungskonzept erarbeiten, welches darauf abzielt, die normalen Körperfunktionen wiederherzustellen, zu erhalten oder mit dem Patienten gemeinsam Kompensationsmechanismen zu entwickeln.

Physiotherapeutische Maßnahmen

Bewegungstherapie

Eine Vielzahl an Studien hat den Einfluss von Bewegungstherapie auf die Symptome der Hüftarthrose untersucht. Bewegungsformen wie Tai-Chi, Wassergymnastik, Kräftigungs-, Dehnungs- und Gleichgewichtsübungen erzielten eine Verbesserung der Beweglichkeit und Belastbarkeit des betroffenen Hüftgelenkes, linderten Schmerzen und erhöhten die Lebensqualität der Patienten. Damit die erreichten Verbesserungen nicht nur von kurzer Dauer sind, sollten Bewegungstherapien ­regelmäßig durchgeführt werden. Eine weitere und sehr wertvolle Hilfe ist die gemeinsame Erarbeitung eines Hausübungsprogramms mit dem Physiotherapeuten, das regelmäßig auszuführen ist.

Die Dresdner Hüftschule stellt ein solches Übungsprogramm dar. Wir bieten dazu speziell auf die Hüftarthrose abgestimmte Übungen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Je nach Trainingszustand und Tagesform kann aus den Übungen ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt werden.

Patienten, behandelnde Ärzte und Physiotherapeuten können die Dresdner Hüftschule als Broschüre bestellen oder auf der Internetseite der Dresdner Schule für Orthopädie und Unfallchirurgie einsehen. Eine Anleitung zu den Übungen findet sich in Form kurzer Videosequenzen ebenfalls auf der Internetseite:
www.dresdner-ou-schule.de.


Hüftsport-Gruppen und Reha-Sport

Viele Patienten trainieren lieber in Gruppen, als allein zu Hause. Für sie bieten sich „Hüftsport-Gruppen“ an, die von ambulanten Reha-Zentren und Sportvereinen angeboten werden.

Ein interessantes Angebot stellt auch der so genannte Reha-Sport dar. Hausärzte und behandelnde Orthopäden können diese Bewegungstherapie unabhängig vom Budget verschreiben. Eine Verordnung umfasst 50 Trainingseinheiten à 45 min, die ein- oder zweimal wöchentlich zu absolvieren sind. Unter Anleitung geschulter Sporttherapeuten wird z. B. im Gymnastikraum mit Kleingeräten wie Gummibändern und Bällen trainiert oder die Ausdauerfähigkeit verbessert (z. B. mit Nordic Walking in der Gruppe).

Manuelle Therapie

Die manuelle Therapie ist eine spezielle krankengymnastische Technik, die Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung durchführen. Sie umfasst intensive Mobilisationstechniken für das Hüftgelenk (manchmal mit Hilfe von Gurtsystemen ausgeführt) und Weichteiltechniken zum Lösen von Verspannungen und Verklebungen. Oftmals bietet sich eine Kombination mit Kräftigungs- und Dehnungsübungen an. Untersuchungen haben gezeigt, dass manuelle Therapie die Symptome der Hüft­arthrose positiv beeinflussen kann. Aber auch hier sollte der Patient die erreichten Verbesserungen durch regelmäßige Eigenübungen unterstützen bzw. versuchen zu erhalten. Von entsprechend geschulten Manualtherapeuten können Techniken der so genannten Automobilisationen demonstriert werden.

Massagetherapie

Längerfristig bestehende Schmerzen in der Hüfte gehen mit reflektorischen Verspannungen und Verkürzungen der hüftumgebenden Muskultur einher. Betroffen sind dabei vor allem der Hüftbeuger und die Innenseite der Oberschenkel, die Anspreizer (Adduktoren). Physiotherapeuten kennen eine Vielzahl an Massagetechniken, die diese Verspannungen lösen. Betroffene Patienten sollten auch selbst die entsprechenden Muskeln dehnen und damit Verspannungen lindern bzw. der Entstehung von Bewegungseinschränkungen vorbeugen. Entsprechende Anleitungen zur Eigenübung dazu finden sich in dem Übungsprogramm der Dresdner Hüftschule.

Massagetherapie

Hydrotherapie

Allgemein besteht die Empfehlung, die betroffene Hüfte nicht auskühlen zu lassen. Patienten berichten oft, dass ihnen Wärme (z. B. in Form von Sauna, einer Wärmeflasche, einem warmen Bad) guttut. Wärmeanwendungen erzielen eine Verbesserung der Durchblutung. Die Versorgung der Gewebe (Trophik) mit Nährstoffen und Sauerstoff wird erhöht, Stoffwechsel-Endprodukte werden vermehrt abtransportiert, die Dehnbarkeit der Gelenkkapsel und Bänder wird verbessert. Auch lassen sich damit Verspannungen der Muskulatur lösen und die Schmerzschwelle positiv beeinflussen.

Achtung: Wärme tut allerdings nicht immer gut. Wenn sich das betroffene Gelenk im „aktivierten Entzündungszustand“ befindet, kann die Anwendung von Wärme Beschwerden eher verstärken. In diesem Fall werden unter Umständen Kälteanwendungen (z. B. in Form eines Kryopacks) Linderung verschaffen.

Apparative Möglichkeiten der Behandlung

Diese Behandlungsgruppe umfasst eine Vielzahl an verschiedenen Strom- und Ultraschallanwendungen, Magnetfeld- und Lasertherapie. Häufig wird angegeben, dass sich mit entsprechenden Maßnahmen die Durchblutung verbessern lässt, die Schmerzschwelle positiv beeinflussbar ist und verspannte Muskulatur gelöst wird. Auch sind apparative Verfahren zum Training von Muskelkraft angegeben. Im Regelfall werden elektrotherapeutische Maßnahmen durch Physiotherapeuten oder auch behandelnde Ärzte durchgeführt. In besonderen Fällen lassen sich auch batteriebetriebene Heimgeräte verordnen, mit denen eine Selbstbehandlung erfolgen kann. Wichtig ist, dass Patienten in diese Geräte von einem geschulten Therapeuten eingewiesen und verschiedene Programme bzw. Anwendungsformen demonstriert werden. Bisher gibt es für die elektrotherapeutischen Anwendungen keine oder widersprüchliche Studien, die die Wirksamkeit bei Hüftarthrose belegen.

Medikamentöse Maßnahmen

In der konservativen Behandlung der Arthrose wird eine Kombination aus nichtmedikamentösen (siehe oben) und medikamentösen Maßnahmen empfohlen. Eine medikamentöse Behandlung ist dann sinnvoll, wenn ein aktivierter Entzündungs- oder Schmerzzustand die Belastung erschwert und so die Lebensqualität beeinträchtigt.

Zu den medikamentösen Behandlungsverfahren gehören:

  • Schmerzmedikamente,
  • entzündungshemmende Medikamente,
  • Präparate zum so genannten Knorpelschutz,
  • sonstige Medikamente.

Schmerzmedikamente (Analgetika)

Grundsätzlich sollte bei stärkeren Schmerzen im Zusammenhang mit einer Hüft­arthrose die Einnahme eines angemessenen Schmerzmedikaments erwogen werden, um einer sekundär durch Schmerzen verstärkten Muskelspannung und Bewegungseinschränkung zu begegnen. Die Auswahl eines geeigneten Schmerzmedikaments ist abhängig von der Schmerzstärke, aber auch von individuellen Faktoren (z. B. Alter, Begleiterkrankungen oder etwaige Allergien) und muss deshalb immer durch einen Arzt erfolgen.

Die ärztliche Verordnung angemessener Substanzen folgt heute einem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgelegten Stufenschema, das Behandlungen mit leichten, mittleren und starken Schmerzmitteln unterscheidet. Bei leichten Beschwerden sind Analgetika der ersten Stufe angezeigt. Dazu gehört aufgrund eines günstigen Nebenwirkungsprofils vorrangig Acetaminophen (Paracetamol), welches auch zunächst das Mittel der Wahl bei langfristiger Anwendung sein muss. Auch Metamizol verfügt über eine gute analgetische Wirkung. Aufgrund seiner zwar seltenen, aber schwerwiegenden Nebenwirkungen ist es, vor allem in der Dauertherapie, kritisch zu sehen. Der Einsatz von opioidhaltigen Schmerzmitteln (schwachwirksame Opioide der Stufe zwei und starkwirksame Opioide der Stufe drei) bleibt aufgrund der hohen Nebenwirkungs- und Abhängigkeitsgefahr Patienten vorbehalten, bei denen andere Analgetika nicht ausreichend wirksam sind oder aus sonstigen Gründen nicht verwendet werden können. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte aber auch eine chirurgische Behandlung erwogen werden.

Entzündungshemmende Medikamente

Da Arthrosen mit einer mehr oder weniger starken Entzündungskomponente verbunden sind, empfiehlt sich oft die Verabreichung von Medikamenten mit entzündungshemmender Wirkung. Dies sind in erster Linie die „nichtsteroidalen Antiphlogistika“ und COX-2-Hemmer („Coxibe“). Antiphlogistika werden vorwiegend zur Entzündungshemmung bei aktivierten Arthrosen eingesetzt. Der Einsatz dieser Substanzen (z. B. Ibuprofen, Diclofenac) muss in der niedrigsten möglichen Dosis erfolgen und eine Gabe über längere Zeiträume ist wegen entsprechender Nebenwirkungen zu vermeiden. Bei einer bekannten Neigung zu Problemen des Magen-Darm-Traktes kann ein Medikament zum Magenschutz (z. B. Protonenpumpen-Blocker) zusätzlich eingesetzt werden.

Als Alternative bieten sich auch so genannte COX-2-Hemmer an, die hinsichtlich gastrointestinaler Nebenwirkungen besser verträglich sind. Sie sind jedoch – wie auch die konventionellen Antiphlogistika – nicht bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Risikofaktoren anzuwenden.

Neben der medikamentösen schmerz- bzw. entzündungshemmenden Therapie in Form von Tabletten kann auch eine lokale Behandlung mit Salben erfolgen, die entzündungshemmende Wirkstoffe enthalten. Aus klinischen Untersuchungen ist bekannt, dass nach lokaler Anwendung von Salbenpräparaten im Gewebe durchaus effektvolle Wirkstoffkonzentrationen erreichbar sind. Damit können zeitlich begrenzte Salbeneinreibungen eine gute Begleittherapie oder auch eine Alter­native zum gleichen Wirkstoff in Tablettenform darstellen.

Bei aktivierter Arthrose kann die direkte Verabreichung von Glukokortikoiden in das Gelenk (so genannte intraartikuläre Injektion) sinnvoll sein. Dabei punktiert der Arzt zunächst die entstandene Reizflüssigkeit zur Druckentlastung ab und spritzt dann eine kristalline Glukokortikoid-Substanz ein. Dadurch lassen sich insbesondere am Kniegelenk mehrwöchige Verbesserungen erreichen, bei der Hüftarthrose wird die Gelenkpunktion deutlich seltener durchgeführt.

Präparate zum „Knorpelschutz“

Vor allem bei den Anwendungen am Kniegelenk haben einige Studien gezeigt, dass die direkte Injektion von unterschiedlich aufbereiteten Bestandteilen des Knorpelstoffwechsels in das Gelenk zur Schmerzlinderung beitragen und möglicherweise auch der Knorpelverlust etwas verlangsamt werden kann. Entsprechende Substanzen werden als „Slow Acting Drugs in Osteoarthritis“ (SADOA) bezeichnet, weil ihre Wirkung zwar verzögert eintritt, aber ein längerfristiger Effekt erreicht wird. Zu ihnen gehören beispielsweise Glukosaminsulfat oder Hyaluronsäure als Bestandteile des Knorpelstoffwechsels. Da es jedoch unterschiedliche Daten zur Wirksamkeit dieser Substanzen gibt, existieren sehr unterschiedliche Empfehlungen, und Krankenversicherungen übernehmen bislang nicht die entstehenden Kosten. Insbesondere am Hüftgelenk gibt es bisher keine Daten, die einen eindeutigen Nutzen der Präparate belegen.

Sonstige Medikamente

Es gibt eine Vielzahl von anderen Substanzen wie z. B. Vitaminpräparate (u. a. ­Vitamin E), Phytotherapeutika (z. B. Teufelskralle) oder Homöopathika (z. B. Avocado-/Sojabohnenextrakte), die immer wieder zur Arthrosebehandlung propagiert werden. Einige dieser Präparate werden als „Nahrungsergänzungsmittel“ beworben. Wissenschaftlich gesicherte Daten, die eine Wirksamkeit dieser Substanzen belegen, sind nicht in ausreichendem Umfang verfügbar.

Die konservative Behandlung der Arthrose besteht aus einer Kombi­na­tion nichtmedikamentöser und medikamentöser Maßnahmen. Betroffene können die Beschwerden durch Veränderungen ihrer Gewohnheiten ­beeinflussen, es sollten aber auch physiotherapeutische und bewegungstherapeutische Maßnahmen zum Einsatz kommen.