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Gibt es bei Schmerzen im Hüft­bereich auch andere Ursachen?

Schmerzen, die einer Arthrose ähnlich sind, können sowohl durch andere Erkrankungen im Gelenkbereich als auch durch Probleme benachbarter Körperregionen mit Ausstrahlung in die Hüfte verursacht werden. Eine genaue Befragung und Untersuchung durch den Arzt ist erforderlich, um mögliche Ursachen abzugrenzen und im Folgenden werden nur die wichtigsten Störungen aufgelistet, die eine Hüftarthrose vortäuschen können.

Andere Erkrankungen im Hüftgelenk

Eine häufige Ursache von Hüftschmerzen sind angeborene oder in der Kindheit bzw. Jugend erworbene Formstörungen des Hüftgelenkes. Dazu gehören insbesondere die Hüftdysplasie (angeborene Steilstellung des Hüftdaches) und das Impingement (Einklemmung zwischen Hüftkopf und Pfanne). Weil diese Erkrankungen besonders häufig sind und eine frühe Behandlung das Risiko einer Arthrose-Entstehung reduzieren kann, sind sie in eigenen Kapiteln beschrieben.

Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes können zu einer Hüftkopfnekrose führen. Bei dieser Erkrankung kommt es zum Absterben und damit häufig zur Ablösung von Teilen des Hüftkopfes, was oft mit sehr starken Schmerzen verbunden ist. Mögliche Ursachen und Behandlungsalternativen sind in einem eigenen Kapitel beschrieben.

Weniger häufig, aber umso gefährlicher können entzündliche Erkrankungen sein. Besonders schmerzhaft und rasch verlaufen durch Bakterien verursachte eitrige Hüftgelenkentzündungen. Sie sind oft durch plötzlich und sehr stark auftretende Schmerzen charakterisiert, eine Blutuntersuchung zeigt erhöhte Entzündungswerte. Auch eine chronische Polyarthritis (internationale Bezeichnung „rheumatoide Arthritis“) kann das Hüftgelenk befallen. Bei ihr handelt es sich jedoch um eine Erkrankung, die als Fehlregulation des Immunsystems mehrere Gelenke betrifft und schleichend beginnt. Zu Beginn einer rheumatischen Erkrankung sind schmerzhafte Schwellungen vor allem an den Hand- und Fingergelenken typisch.

Störungen in der Nachbarschaft des Hüftgelenkes

Sämtliche Veränderungen in Körperregionen, die dem Hüftgelenk benachbart sind, können ausstrahlende Schmerzen mit täuschender Ähnlichkeit zur Hüftarthrose verursachen. Dazu gehören besonders häufig  Schleimbeutelentzündungen an der Außenseite des großen Rollhügels (Bursitis trochanterica), die anfangs bei Belastung und später auch in Ruhe stechende Schmerzen an der Außenseite der Hüfte verursachen. Sie sind meist durch Überlastung von Sehnen und Muskeln verursacht und die Symptome können außerordentlich langwierig sein. Die Überlastung der Muskulatur kann aber auch zu Einrissen der Sehnenplatte am großen Rollhügel führen. Insbesondere der mittlere Gesäßmuskel bei Patienten im höheren Lebensalter ist davon betroffen. Das Schmerzbild ist einer Schleimbeutelentzündung sehr ähnlich, zusätzlich fällt das kraftvolle Abspreizen des Beines schwer.

Schmerzursachen
Schleimbeutelentzündung, Piriformis-Syndrom

Das so genannte Piriformis-Syndrom verursacht Schmerzen im Gesäß mit häufiger Ausstrahlung in die Hinterseite des Oberschenkels. Dabei kommt es zu einer Irritation des Ischiasnervs durch Druck oder eine überlastungsbedingte Veränderung im Piriformis-Muskel.

Durch Abnutzung oder Entzündung verursachte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule führen häufig zu einer Reizung von Nerven, die ausstrahlende Schmerzen im Gesäß und in der Hüftregion verursachen. Dazu gehören vor allem ein chronisch verlaufender Bandscheibenverschleiß sowie der Bandscheibenvorfall mit Beinschmerzen und auch rheumatische Veränderungen der Wirbelsäule (z. B. Bechterew-Erkrankung).

Störungen des Knochenstoffwechsels und hier insbesondere die Osteoporose können zu schleichenden und auch akut auftretenden Brüchen des hüftnahen Oberschenkels, des Beckenringes und der Wirbelsäule führen. In Abhängigkeit von der Lokalisation sind damit oft langwierige Schmerzen in Rücken, Gesäß und Hüftbereich verbunden. Ein besonders dramatisches Problem ist der oft bei weiblichen Patienten nach der Menopause auftretende Schenkelhalsbruch.

Seltene, aber umso gefährlichere Probleme verursachen Tumorerkrankungen im Hüftbereich. Dazu gehören vor allem Weichteiltumoren (oft in den gelenknahen Muskeln) und Tumorabsiedelungen bei Krebserkrankungen anderer Organe (Metastasen), die den Knochen befallen und zu Brüchen führen können.

Hüftbeschwerden können weiterhin verursacht sein durch Missempfindungen des seitlichen Oberschenkel-Hautnervs (Meralgia parästhetica), eine Polymalgia rheumatica (Erkrankung aus dem Bereich der Gefäßentzündungen), Stoffwechselerkrankungen (z. B. Gicht) und die Fibromyalgie (komplexes Krankheitsbild mit wechselnden Schmerzen von Muskeln und Gelenken). Bei der „schnappenden Hüfte“ handelt es sich um ein Sehnenschnappen, das meist bei jungen Mädchen auftritt und Beschwerden an der Außenseite der Hüfte verursacht. Manchmal werden Schmerzen im Gesäß durch eine Durchblutungsstörung der Beckenarterien ausgelöst (Gefäßverkalkung), und auch Veränderungen im Leistenkanal („weiche Leiste“ oder Leistenbrüche) werden immer wieder als Hüftproblem fehlgedeutet.

Eine genaue Befragung und Untersuchung durch den Arzt ist erforderlich, um das Krankheitsbild der Hüftarthrose von anderen Krankheitsbildern mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden.