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AD(H)S

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die durch anhaltende Symptome von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Kinder mit AD(H)S haben unter anderem Probleme bei der Bewältigung kognitiver Aufgaben, beim Stillsitzen und beim Zuhören.

Es gibt viele Möglichkeiten zur Behandlung von AD(H)S - Medikamente, kognitive Verhaltenstherapie, Ergotherapie, Neurofeedback, Selbstmanagementtraining etc. Die Behandlungsoptionen Neurofeedback, Medikation mit Methylphenidat, Physiotherapie und Elterntraining werden in unserer ADHS-Treatment-Studie untersucht.

AD(H)S wird oft von verschiedenen anderen Symptomen oder Störungen begleitet. Eine Hauptkomorbidität von AD(H)S ist die Störung des Sozialverhaltens, die wir in unserer Studie Emotion & Lernen untersuchen. Eine weitere beobachtete Komorbidität von AD(H)S ist die atopische Dermatitis, mit welcher wir uns in unserer Studie über das atopische Ekzem (Neurodermitis) in Verbindung mit AD(H)S (CONCENTRATE-Studie) bechäftigt haben. 

Aufmerksamkeitsprobleme treten mitunter gemeinsam mit Impulsdurchbrüchen/aggressivem Verhalten auf. Diese Auffälligkeiten sowie mögliche Behandlungsoptionen untersuchen wir im Rahmen unserer ADOPT-Studie gemeinsam mit 5 weiteren Studienzentren in Deutschland. 

ADHS-Treatment

Effekte verschiedener Therapieformen auf motorische und attentionale Fertigkeiten sowie Handlungskontrollfunktionen

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Kinder mit AD(H)S leiden oft nicht nur an ihren Kernsymptomen (Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität), sondern haben auch allgemeine Einschränkungen in Bezug auf die motorischen Fähigkeiten. Motorische Probleme, die Schwierigkeiten bei der Handschrift, beim Basteln und bei sportlichen Aktivitäten verursachen, schränken ihre soziale Beteiligung ein und können negative Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl haben.

Bis heute fehlen noch immer ausreichend untersuchte Therapien für diese Doppelbelastung. In unserer Studie untersuchen und vergleichen wir die Wirkung verschiedener Behandlungen (Neurofeedback, Medikation mit Methylphenidat und Bewegungstherapie) auf die Symptome, Aufmerksamkeitsprozesse und motorischen Fähigkeiten von Kindern mit AD(H)S (sofern diese beeinträchtigt sind). Hauptmethoden sind Elektroenzephalogramm, motorische Tests und Fragebögen.

Das Projekt ist eine Kooperation zwischen den Forschungsgruppen von Prof. Roessner und Prof. Beste (der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums C.G.C. Dresden) und dem Universitäts-Physiotherapeutenzentrum des C.G.C. Universitätsklinikums der Technischen Universität Dresden.

Einschlusskriterien:

  • männlich & weiblich
  • ca. 8-14 Jahre
  • Vorliegen einer Diagnose der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (F90.0 / F90.1 / F98.8)
  • bei Wahl Physiotherapie: motorische Auffälligkeiten (unleserliche Schrift, Schwierigkeiten beim Binden von Schnürsenkeln etc.)

Weitere Informationen finden Sie im Flyer.


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Publikationen zum Projekt

Bluschke A, Schuster J, Roessner V, Beste C: Neurophysiological mechanisms of interval timing dissociate inattentive and combined ADHD subtypes. Sci Rep, 8(1):2033, 2018. 

Bluschke A, von der Hagen M, Novotna B, Roessner V, Beste C: Executive Function Deficits in Seriously III Children-Emerging Challenges and Possibilities for Clinical Care. Front Pediatr, 6:92, 2018. 

Bluschke A, Chmielewski WX, Mückschel M, Roessner V, Beste C: Neuronal Intra-Individual Variability Masks Response Selection Differences between ADHD Subtypes-A Need to Change Perspectives. Front Hum Neurosci, 11:329, 2017. 

Bluschke A, Broschwitz F, Kohl S, Roessner V, Beste C: The neuronal mechanisms underlying improvement of impulsivity in ADHD by theta/beta neurofeedback. Sci Rep, 6:31178, 2016. 

Bluschke A, Roessner V, Beste C: Editorial Perspective: How to optimise frequency band neurofeedback for ADHD. J Child Psychol Psychiatry, 57(4):457-61, 2016. 

Abgeschlossene Projekte

Concentrate-Studie

In unserer CONCENTRATE-Studie fokussierten wir den Zusammenhang von AD(H)S und Neurodermitis (atopisches Ekzem = AE). Hierbei wurden untersucht, warum und über welchen Mechanismus eine Erkrankung an AE das Risiko für AD(H)S erhöht.

Für dieses Projekt wurden Kinder mit und ohne AE sowie AD(H)S im Alter von 6 bis 10 Jahren untersucht. Eine Untersuchung der von AE betroffenen Kinder vor, während und nach einem sogenannten „Neurodermitis-Schub“ sollte zeigen, ob die Entzündungssymptomatik wichtige Lern- und Gedächtnisfunktionen der Kinder beeinträchtigt. Weiterhin sollte abgeklärt werden, inwieweit Stress bei der AE bzw. beim Zusammenhang dieser Erkrankung mit dem AD(H)S eine Rolle spielt.

Publikationen zum Projekt

Buske-Kirschbaum A, Trikojat K, Tesch F, Schmitt J, Roessner V, Luksch H, Rösen-Wolff A, Plessow F: Altered hypothalamus-pituitary-adrenal axis function: A relevant factor in the comorbidity of atopic eczema and attention deficit/hyperactivity disorder? Psychoneuroendocrinology, 105, 178-186, 2019.

Schmitt J, Buske-Kirschbaum A, Tesch F, Trikojat K, Stephan V, Abraham S, Bauer A, Nemat K, Plessow F, Roessner V: Increased attention-deficit/hyperactivity symptoms in atopic dermatitis are associated with history of antihistamine use. Allergy, 73(3):615-626, 2018.

Buske-Kirschbaum A, Schmitt J, Plessow F, Romanos M, Weidinger S, Roessner V: Psychoendocrine and psychoneuroimmunological mechanisms in the comorbidity of atopic eczema and attention deficit/hyperactivity disorder. Psychoneuroendocrinology, 38(1):12-23, 2012.

Schmitt J, Buske-Kirschbaum A, Roessner V: Is atopic disease a risk factor for attention-deficit/hyperactivity disorder? A systematic review. Allergy, 65(12): 1506-24, 2010.

Affektive Dysregulation in der Kindheit - Optimierung von Prävention und Behandlung

Kontakt: 

Frühes Auftreten, hohe Prävalenz und Persistenz sowie entwicklungsbedingte Komorbidität machen die Affektive Dysregulation (AD) im Kindesalter zu einer der psychosozial am stärksten beeinträchtigenden und kostenintensivsten psychischen Erkrankungen. Trotz kontinuierlicher Forschung besteht noch immer ein erheblicher Bedarf an der Optimierung individualisierter Behandlungsstrategien, um die Ergebnisse zu verbessern und die subjektive und wirtschaftliche Belastung zu reduzieren. Das ADOPT-Konsortium integriert international etablierte, sehr erfahrene und interdisziplinäre Forschungsgruppen aus sechs Zentren. Das Studienprogramm umfasst

  • epidemiologische Untersuchungen: einschließlich der Prävalenz von Symptomen und Störungen, Identifikationbiologischer und psychosozialer Risiko- und Schutzfaktoren,
  • Entwicklung und Evaluierung von Screening- und Bewertungsinstrumenten,
  • abgestufte Versorgungsansätze für klinisch sinnvolle personalisierte Medizin,
  • Evaluierung einer leicht zugänglichen und kostengünstigen Online-Intervention als indizierte Prävention,
  • Evaluierung einer intensiven personalisierten modularen ambulanten Behandlung in zwei Kohorten von Kindern mit AD.

Die Ergebnisse werden bedeutende Empfehlungen für die Verbesserung der Behandlung von AD & Störungen des Sozialverhaltens (SSV), insbesondere des oppositionell-aufsässigen Typs, der Verhaltensstörungen und der disruptiven Affektregulationsstörung in der klinischen Routineversorgung ermöglichen.

Einschlusskriterien

  • Alter 8;0 – 12;11
  • männlich oder weiblich
  • übermäßige Empfindlichkeit gegenüber emotional negativ beladenen Reizen, unangemessene andauernde und schwere Wutausbrüche, Aggressives Verhalten, Frustrationsintoleranz, Irritabilität
  • IQ ≥ 80
  • keine andere psychische Störung ist die primäre Störung und Hauptursache von AD (z. B. Autismus-Spektrum-Störung, Zwangsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung)
  • keine aktuelle oder geplante Therapie oder Verhaltenstraining für Eltern

Publikationen zum Projekt

Döpfner M, Katzmann J, Hanisch C, Fegert JM, Kölch M, Ritschel A, Treier AK, Hellmich M, Roessner V, Ravens-Sieberer U, Banaschewski T, Görtz-Dörten A: Affective dysregulation in childhood - optimizing prevention and treatment: protocol of three randomized controlled trials in the ADOPT study.  BMC Psychiatry, 19:264, 2019.

Emotionsverarbeitung und Lernprozesse im jugendlichen Gehirn

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Etwa 4% aller Kinder und Jugendlichen erhalten die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S). Diese Kinder haben oft Probleme aufmerksam zu sein, oder leiden unter motorischer Unruhe (Hyperaktivität) und impulsivem Verhalten. Mehr als 60% dieser Kinder und Jugendlichen sind von einer gleichzeitig auftretenden (komorbiden) Störung des Sozialverhaltens (SSV) betroffen. Diese Störung ist durch anhaltende Muster von dissozialem, aggressivem oder trotzigem Verhalten gekennzeichnet. Diese Merkmale führen zu der Annahme, dass die Verarbeitung und Regulierung von Emotionen beeinträchtigt ist. Häufig führen diese Schwierigkeiten zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Interaktion innerhalb des sozialen Umfelds. MRT-Studien weisen auf eine veränderte Funktion des meso-kortiko-limbischen Systems bei AD(H)S und SSV hin.

Das Ziel dieser Studie ist es, das Wissen über die Funktionsweise des meso-kortiko-limbischen Systems und die Pathologie von AD(H)S und SSV, vor allem im Rahmen der Emotionsregulation, zu erweitern.

Um relevante Prozesse ihrer Pathogenese zu identifizieren, untersuchen und vergleichen wir Jungen mit „reiner“ AD(H)S, Jungen mit „reiner“ SSV sowie Jungen mit AD(H)S und einer komorbiden SSV mit typisch entwickelten Jungen (Kontrollgruppe).

Die Auswertung der MRT-Untersuchung des Gehirns während einer emotionalen Aufmerksamkeitsaufgabe mit positiven, negativen und neutralen ablenkenden Reizen lieferte erste Ergebnisse. Während der Bearbeitung ablenkender negativer Reize zeigten Jungen mit AD(H)S im Vergleich zu typisch entwickelten Jungen eine erhöhte Aktivierung in einem Netzwerk zur Emotionsverarbeitung, welches die linke Amygdala und die linke vordere Insula umfasst. Dies deutet auf eine höhere Bedeutsamkeit und Ablenkbarkeit durch negative Reize bei AD(H)S hin, was möglicherweise mit einem der Kernsymptome problematische Verarbeitung und Regulation von Emotionen zusammenhängt.
Zusätzlich wurden bei AD(H)S und/oder SSV Veränderungen in der strukturellen grauen und weißen Substanz, insbesondere im fronto-striatalen und fronto-cerebellären System gefunden. Es bleibt unklar, ob diese Veränderungen lediglich strukturelle Veränderungen einer der beiden Störungsbilder wiederspiegeln, oder ob die Befunde durch hohe Komorbiditätsraten verzerrt sind.

Nun wollen wir das strukturelle Profil von "reiner" und komorbider AD(H)S über verschiedene Merkmale, d.h. subkortikales und kortikales Volumen, kortikale Dicke und Oberfläche untersuchen. Darüber hinaus wollen wir entwirren, welche strukturellen Hirnveränderungen störungsspezifisch ätiologisch wirken und untersuchen, wie diese mit den Symptomen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität und ungehorsamem sowie aggressivem Verhalten zusammenhängen.

Die Hauptfragen sind:

  • Ist die Verarbeitung von Emotionen bei Jungen mit AD(H)S und SSV gestört?
  • Falls dies bestätigt wird, wie wird es gestört?
  • Welche funktionellen Veränderungen liegen den Störungsbildern auf neuronaler Basis zugrunde?
  • Welche strukturellen Veränderungen liegen den Störungsbildern auf neuronaler Basis zugrunde?

Einschlusskriterien

  • männlich
  • 12-17 Jahre
  • Vorliegen einer Diagnose der Störung des Sozialverhaltens (F91.x / F92.x)
  • kein Substanzmissbrauch / keine Substanzabhängigkeit

Publikationen zum Projekt:

Vetter NCBackhausen LLBuse JRoessner V, Smolka MN: Altered brain morphology in boys with attention deficit hyperactivity disorder with and without comorbid conduct disorder/oppositional defiant disorder. Hum Brain Map, 41(4):973-83, 2020.

Vetter NCBuse JBackhausen LL, Rubia K, Smolka MN, Roessner V: Anterior insula hyperactivation in ADHD when faced with distracting negative Stimuli. Hum Brain Mapp, 39(7):2972-86, 2018.