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Autismus-Spektrum-Störung

Die Autismus-Spektrum-Störung (Autism Spectrum Disorder = ASD) ist eine schwere, lebenslange und sehr kostenintensive neurologische Entwicklungsstörung, die durch Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion (z.B. Defizite in angemessenem Augenkontakt, Gesichtsausdruck, Gefühlswahrnehmung, Gestik, sozialer und emotionaler Reziprozität) und Kommunikation (z.B. Echolalie, stereotype Sprache, reduzierte gegenseitige Konversation) sowie durch eingeschränktes und repetitives Verhalten (z.B. starre Präferenzen für Routinen, repetitive motorische Manierismen) gekennzeichnet ist. Gegenwärtig liegt die Prävalenz von ASD bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Erwachsenen bei etwa 1%.

Unsere Forschungsgruppe beschäftigt sich in verschiedenen Projekten mit dem Störungsbild ASD. So sind wir Teil des ASDnet und untersuchen im Rahmen dessen in zahlreichen Projekten Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Aufgrund der bereits beschriebenen Symptome wird angenommen, dass Patienten mit ASD einen erhöhten Bedarf an Q10 haben. Daher untersuchen und bewerten wir im Rahmen unserer Studie zur Steigerung des Wohlbefindens bei Kindern mit ASD die Auswirkungen einer Supplementation von Coenzym Q10 auf das Wohlbefinden, die Symptome und die Funktionen des Immunsystems von Kindern mit ASD.

In unserer Studie zu Frühinterventionsmöglichkeiten bei ASD (AFFIP) beschäftigten wir uns mit den Optionen möglichst früher Behandlungsmöglichkeiten nach dem hierfür entwickelten Frankfurter Frühinterventionsprogramm für Kleinkinder und Vorschulkinder mit Autismus-Spektrum-Störung.

Im Bereich der ASD wird bis heute nach wirkungsvollen Medikationsoptionen gesucht und verschiedene Ansätze verfolgt. Unser Forschungsbereich war daher an der Servier-Studie beteiligt, in welcher ein neuartiges Medikament für Kinder und Jugendliche mit ASD evaluiert wurde.

Häufig sind Menschen mit einer ASD von zusätzlichen körperlichen und psychischen Erkrankungen betroffen. Angstsymptome treten bei bis zu 50% von Menschen mit einer ASD auf und führen zu zusätzlichen Schwierigkeiten. Unser ASD & Angst-Projekt zielt auf den Gewinn von Informationen ab, die eine frühzeitige Diagnostik von Ängsten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ASD erleichtern und eine Verbesserung der therapeutischen Maßnahmen ermöglichen.

Bisher gibt es in Deutschland keine speziellen Therapie- oder Trainingsangebote für Erwachsene mit hochfunktionalem Autismus, welche gezielt auf die relevanten Bereiche und Schwierigkeiten einer Autismus-Spektrum-Störung eingehen und wissenschaftlich überprüft wurden. Mit unserer Faster/Scott-Studie wollen wir die Versorgung von Autist*innen verbessern. Unser Ziel ist die Etablierung einer Therapie und eines Trainings, die gut zugänglich und langfristig wirksam sind.

Im Rahmen der EVAS-Studie soll ein neues internetbasiertes Trainings-Tool entwickelt und evaluiert werden. Auf Basis dessen, soll versucht werden, die Versorgung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen weiter zu verbessern, indem die Zuweisung zu spezialisierten Stellen für die Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen optimiert wird.

EVAS - Early Valid and Reliable Autism Screening

EVAS -  Early Valid and Reliable Autism Screening

 

Kontakt: Dr. Nicole Beyer, Christina Kappler-Friedrichs

Häufig kommt es vor, dass bei Patient*innen, die in spezialisierten Stellen auf Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung untersucht werden, diese nicht vorliegt, sondern andere psychische oder Entwicklungsstörungen mit einzelnen Symptomen des Autismus. Dies ist einer der Gründe, warum es in Fachambulanzen immer wieder zu langen Wartezeiten für Neuvorstellungstermine kommt.

Ziel des EVAS-Projektes ist es, die Zuweisung zu spezialisierten Stellen für die Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen zu optimieren. Dadurch könnten zukünftig Fachambulanzen entlastet werden und Patient*innen schneller eine Diagnostik und Behandlung erhalten.

Wir suchen für das Projekt Kinder, Jugendliche und Erwachsene, bei denen ein Verdacht auf Autismus vorliegt. Wenn Sie oder ihr Kind gern an unserer Studie teilnehmen möchten, würden wir Sie zunächst an eine kooperierende Haus- oder Facharztpraxis verweisen. Nach einem Vorstellungstermin dort, findet zeitnah an unserer Autismusambulanz ein erster Diagnostiktermin statt. Sollte sich daraufhin der Autismusverdacht erhärten, führen wir anschließend eine ausführliche Diagnostik durch.

Bitte beachten Sie, dass eine Teilnahme für Erwachsene nur dann möglich ist, wenn eine Bezugsperson aus der Kindheit für den weiteren Diagnostikprozess zur Verfügung steht.

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ASD & Angst

Angst – Ein Projekt zur Verbesserung der Diagnostik und Therapie von Angst bei Menschen mit Autismusspektrumstörung

Kontakt: 

Die Autismusspektrumstörung (ASS) zählt zu den frühkindlichen Entwicklungsstörungen. Personen mit dieser Diagnose haben häufig Schwierigkeiten in der Kommunikation, in der Interaktion mit anderen Menschen, benötigen Routinen und zeigen häufig begrenzte wiederkehrende Interessen und Verhaltensweisen. Ca. 1% der Bevölkerung ist von ASS betroffen und die Schwierigkeiten sind übergreifend, d. h. sie treten in verschiedenen Bereichen auf und bestehen ein Leben lang, d. h. zudem, dass sie nicht nur bei Kindern und Jugendlichen sondern auch bei Erwachsenen mit der Diagnose zu finden sind.

Häufig sind Menschen mit einer ASS von zusätzlichen körperlichen und psychischen Erkrankungen betroffen. Angstsymptome treten bei bis zu 50% von Menschen mit einer ASS auf und führen zu zusätzlichen Schwierigkeiten. Bisher gibt es vorwiegend Vermutungen und theoretische Überlegungen, woher diese Ängste kommen und warum sie bei Menschen mit ASS vermehrt auftreten. Ca. 60% der Menschen mit ASS haben eine unterdurchschnittliche Intelligenz oder eine Intelligenzminderung und/oder deutliche sprachliche Schwierigkeiten. Diese Personen sehen wir häufig in der Klinik, in Forschungsprojekten werden sie häufig ausgeschlossen, da es sehr schwierig ist passende Verfahren zu entwickeln.

Im vorliegenden Forschungsprojekt erfassen wir in Zusammenarbeit mit Kollegen von der City, University of London die Auftretenshäufigkeit von Ängsten in einer klinischen Stichprobe von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ASS. Weiterhin stellen wir die Auswirkungen der Ängste auf die Lebensqualität von Menschen mit ASS fest und überprüfen, welche Faktoren zu einem vermehrten Auftreten von Ängsten bei ASS beitragen. Diese Informationen werden mit Daten von gesunden Kontrollpersonen und Menschen mit Ängsten aber ohne ASS verglichen.

Dieses Projekt zielt auf den Gewinn von Informationen ab, die eine frühzeitige Diagnostik von Ängsten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ASS erleichtern und eine Verbesserung der therapeutischen Maßnahmen ermöglichen.

Einschlusskriterien

  • männlich & weiblich
  • ab dem 4. Lebensjahr
  • Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung und Angststörung ODER
  • Vorliegen einer Angststörung ODER
  • kein Vorliegen einer psychiatrischen Diagnose

Weitere Informationen finden Sie im Flyer.

Interesse an einer Teilnahme?

ASD & Q10

ASD & Q10 - Verbesserung des Wohlbefindens mit Coenzym Q10-angereicherter Ernährung bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung

Kontakt: 

Autismus-Spektrum-Störungen (Autism Spectrum Disorder = ASD) sind eine heterogene Gruppe von Störungen der neurologischen Entwicklung, die sich in der frühen Kindheit manifestieren und durch stereotype Interessen und Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation gekennzeichnet sind. Über die Ätiologie und die zugrundeliegende Neuropathologie ist jedoch wenig bekannt. Darüber hinaus gibt es Studien, welche die Ansicht unterstützen, dass ASD mit erhöhtem oxidativen Stress, mitochondrialen Funktionsstörungen (Giulivi et al., 2010; Hollis, Kanellopoulos, & Bagni, 2017), Störungen des Immunsystems (Masi et al., 2017), gastrointestinalen Beeinträchtigungen (Gorrindo et al., 2012; Horvath, Papadimitriou, Rabsztyn, Drachenberg, & Tildon, 1999) sowie Interaktionen dieser Faktoren (Frye, Rose, Slattery, & MacFabe, 2015) einhergeht. Oxidativer Stress wird der Zustand genannt, der entsteht, wenn es zu einem Ungleichgewicht zwischen dem Anteil der im Körper vorhandenen Antioxidantien und dem der freien Radikale gibt, d.h. wenn zu viele freie Radikale im Körper sind. Freie Radikale entstehen durch verschiedene interne und externe Einflüsse (wie z.B. zu viel Sonnenlicht, Fast Food, Nikotin, Abgase, Krankheiten, …), die in ihrer Folge zu Stress (d.h. Cortisolausschüttung) führen.

Coenzym Q10 ist eine körpereigene Substanz, kommt in Lebensmitteln vor und wird auch als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Es ist eine Schlüsselkomponente der Atmungskette in den Mitochondrien und daher ein wichtiger Faktor für die Zellbioenergetik. Darüber hinaus zählt Coenzym Q10 als starkes Antioxidans und verringert so den oxidativen Stress. Aufgrund der oben beschriebenen Symptome wird angenommen, dass Patienten mit ASD einen erhöhten Bedarf an Q10 haben. Daher untersuchen und bewerten wir die Auswirkungen einer Supplementation von Coenzym Q10 auf das Wohlbefinden, die Symptome und die Funktionen des Immunsystems von Kindern mit ASD. Bei dieser Studie handelt es sich um eine randomisierte, kontrollierte Studie mit Placebo und QuinoMit Q10®-Flüssigkeitssupplementierung.

Einschlusskriterien

  • 6 - 12 Jahre alte Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung (F84.0, F84.1, F84.5)
  • IQ ≥ 70

Ausschlusskriterien

  • Allergien: Soja
  • Behandlung mit Thyroxin (z.B. bei Hypothyreose oder Hashimoto-Krankheit)

Zu Ihrer Information: Placebo und QuinoMit Q10®fluid sind glutenfrei, frei von Laktose, Milchprotein, Hefe, Konservierungs- und Farbstoffen sowie künstlichen Emulgatoren (Polysorbaten).

Faster/Scott

Faster/Scott - Studie zur Wirksamkeit von Gruppentherapie und Online-Training bei Autismus-Spektrum-Störung

Kontakt:

Autismus-Spektrum-Störung ist eine angeborene Disposition, die das alltägliche Leben stark beeinflusst und die oftmals mit weiteren psychischen und psychosomatischen Erkrankungen einhergeht. Bisher gibt es in Deutschland keine speziellen Therapie- oder Trainingsangebote für Erwachsene mit hochfunktionalem Autismus, welche  gezielt auf die relevanten Bereiche und Schwierigkeiten einer Autismus-Spektrum-Störung eingehen und wissenschaftlich überprüft wurden. Mit unserer Studie wollen wir die Versorgung von Autist*innen verbessern. Unser Ziel ist die Etablierung einer Therapie und eines Trainings, die gut zugänglich und langfristig wirksam sind.

Die Studie besteht aus 2 Projektteilen

  • FASTER - Freiburger Autismus-Spezifische Therapie bei Erwachsenen (Auf Autismus-Spektrum-Störung bezogene Gruppentherapie in den Räumen des Studienzentrums)
  • SCOTT&EVA - Social Cognition Trainings-Tool & Emotionen Verstehen und Ausdrücken (Auf Autismus-Spektrum-Störung bezogenes internetbasiertes Trainingsprogramm, welches von zuhause über das Internet erfolgt)

Betroffene können an einem der beiden Projekte oder einer Kontrollgruppe teilnehmen. Die Zuteilung zur jeweiligen Gruppe erfolgt randomisiert ("zufällig").

 

Abgeschlossene Projekte

Autismus-Spektrum-Störungen über die Lebensspanne - Effektivere Versorgung durch valide Diagnosen und ein besseres Verständnis der Ätiologie

Kontakt: 

Die Autismus-Spektrum-Störung (Autism Spectrum Disorder = ASD) ist eine schwere, lebenslange und sehr kostenintensive neurologische Entwicklungsstörung, die durch Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion (z.B. Defizite in angemessenem Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Gefühlswahrnehmung, Gestik, sozialer und emotionaler Reziprozität) und Kommunikation (z.B. Echolalie, stereotype Sprache, reduzierte wechselseitige Konversation) sowie durch eingeschränktes und repetitives Verhalten (z.B. starre Präferenzen für Routinen, repetitive motorische Manierismen) gekennzeichnet ist. Gegenwärtig liegt die Prävalenz von ASD bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Erwachsenen bei etwa 1%.

Das ASD-Net ist ein Konsortium, das fünf große Forschungsprojekte umfasst, die von verschiedenen, über Deutschland verteilten Forschungsgruppen bearbeitet werden, nämlich der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Philipps-Universität Marburg, dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, der Klinik für Psychiatrie der Charité Berlin, dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, der Abteilung Gesundheitsökonomie und Gesundheitsdienste der Universität Bremen und schließlich der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus und der Technischen Universität Dresden. Dieses Konsortium integriert fortschrittliche und innovative diagnostische und therapeutische Strategien mit Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung, mit dem übergeordneten Ziel, individuelle Belastungen, Schäden und soziale Beeinträchtigungen von Patienten sowie Kosten für das Gesundheitssystem in Deutschland zu reduzieren.

Innerhalb des ASD-Net leiten wir das Projekt 1a als Principal Investigator (PI):

Projekt 1a

Dieses Projekt beinhaltet die Entwicklung und Evaluierung eines ökonomischen Screening-Instruments und eines internetbasierten Trainingsinstruments für die frühe und valide Erkennung der ASD-Diagnose bei Kindern und Jugendlichen (Projekt 1a). Die bestehenden Screeninginstrumente für ASD sind zwar ausreichend sensitiv und in der Lage, eine große Anzahl von Personen mit ASD zu identifizieren, aber es fehlt ihnen die Spezifität, um Personen mit ASD von Kindern und Jugendlichen mit anderen komplexen neuropsychologischen Störungen (wie z.B. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen, Sprachstörungen, intellektuellen Behinderungen, Angststörungen und anderen) zu unterscheiden.

Darüber hinaus beteiligen wir uns an den folgenden Projekten: 

Projekt 3a und 3b

Während eine wachsende Zahl von Studien die Wirksamkeit verhaltensbasierter Interventionen bei der Autismus-Spektrum-Störung (ASD) unterstützt, ist die Forschung über die Kombination dieser psychotherapeutischen Interventionen und pharmakologischen Behandlungsstrategien noch spärlich. Nur eine kleine Anzahl von Studien hat bisher gezeigt, dass die Verabreichung von Medikamenten das Potenzial hat, die Wirkung von psychotherapeutischen/Verhaltenstherapien zu verstärken. Bis heute gibt es keine wirksamen Medikamente zur Behandlung von Kerndefiziten bei ASD. In dieser Hinsicht ist Oxytocin (OXT) von besonderer Relevanz, da es als ein deutlicher Verstärker der neuronalen Aktivität im Zusammenhang mit sozialer Kognition, der Bildung sozialer Bindungen und sozial verstärktem Lernen identifiziert wurde. Jüngste Erkenntnisse aus genetischen, tierischen und Einzeldosis-Interventionsstudien legen nahe, dass OXT ein therapeutisches Potenzial zur Verbesserung sozialer Defizite sowie stereotyper, wiederholter Verhaltensweisen bei ASD hat. Randomisierte kontrollierte Studien (Randomised controlled trials = RCTs), die strenge Ein- und Ausschlusskriterien verwenden, liefern den Beweis, dass ein Soziales Kompetenztraining (SKT) wirksam ist, um die sozialen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen mit ASD zu verbessern und das Gefühl von Einsamkeit zu verringern. Allerdings hat bisher keine Studie die Wirksamkeit von OXT in Kombination mit psychotherapeutischen Interventionen wie einem SKT auf den Erwerb sozialer Kompetenz bei ASD untersucht.

Darüber hinaus sollten die Auswirkungen eines oxytocinverstärkten SKT besonders in Hirnregionen beobachtbar sein, die mit ASD und OXT assoziiert sind, wie das „soziale Gehirn“, speziell die Amygdala, und die Belohnungskreisläufe. Wir wenden daher eine Reihe von fMRI-Aufgaben an, um die Wirkung der OXT-Verabreichung auf die neurale Aktivierung bei N = 100 Teilnehmern vor und nach dem SKT zu untersuchen. Wir werden die OXT-spezifische Modulation des sozialen Gehirns mit Hilfe einer Theory of Mind (ToM)-Aufgabe zur Aktivierung des Mentalisierungsnetzwerk (im Gehirn), einer affektiven Matching-Aufgabe, die sich besonders auf die Amygdala konzentriert, und einer Belohnungsaufgabe beschreiben. Die angewendeten Paradigmen kombinieren sowohl soziale und nicht-soziale Hinweisreize als auch soziale und nicht-soziale Belohnungen. Weiterhin wollen wir spezifische neurobiologische Mechanismen identifizieren, die mit dem Ansprechen auf die Therapie verbunden sind, sowie besondere neurobiologische Signaturen vor der Behandlung erkennen, die mit dem Ansprechen auf die Behandlung verbunden sind. Die Ergebnisse sollten es uns ferner ermöglichen, die Behandlung auf die verschiedenen Subtypen von ASD zuzuschneiden und schließlich die individuell Betroffenen korrekt den Behandlungssettings zuzuordnen.

Projekt 5

ASD beginnt in der Kindheit, setzt sich über die gesamte Lebensspanne fort und erfordert über viele Jahre hinweg komplexe und hoch spezialisierte Gesundheits-, Bildungs- und Berufsdienstleistungen. Daher ist ASD eine kostenintensive Erkrankung, die mit zunehmendem Alter immer ressourcenintensiver wird. Neueste Forschungsergebnisse aus Großbritannien schätzen die Gesamtkosten von ASD auf 34 Milliarden £ pro Jahr, wobei die Lebenszykluskosten für Menschen mit geistiger Behinderung mit ASD 1,5 Millionen £ betragen. Glücklicherweise können diese Kosten zum Teil durch frühzeitige verhaltensbezogene Interventionen ausgeglichen werden: Daten aus den Niederlanden belegen langfristige Einsparungen von etwa 1,1 Millionen € pro Person mit ASD. Wenn man diese Kosten auf die gesamte niederländische ASD-Bevölkerung ausdehnt, werden die Kosteneinsparungen auf 109 bis 182 Milliarden € geschätzt. Für Deutschland liegen bisher keine Informationen über die Kosten von ASD vor. Weitere Informationen über die Kostenverteilung werden benötigt, um zukünftige Modelle für eine effiziente Ressourcenallokation zur Unterstützung von Menschen mit ASD zu informieren. Daher sind die Ziele dieses Vorschlags wie folgt:

(1) eine Krankheitskostenstudie durchzuführen, um ein naturalistisches Bild der jährlichen und lebenslangen ASD-bezogenen Kosten in Deutschland anzubilden,

(2) zu modellieren, wie die ASD-bezogenen Kosten durch die Umsetzung früher therapeutischer Interventionen beeinflusst würden,

(3) die Kosteneffektivität eines verstärkten Trainings sozialer Fähigkeiten (SKT, mit Oxytocin vs. Placebo) zu evaluieren (P3a) und

(4) die Wege der Nutzung von Gesundheitsdiensten bei der Erstdiagnose von ASD zu bewerten.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. 

Dienstleistungsmodul (Servicemodule = SM): (Epi-)Genetik und Bildgebungsgenetik bei ASD

Über die molekularen Mechanismen der Auswirkungen von Oxytocin (OXT) auf der Verhaltens- und/oder neuralen Ebene ist wenig bekannt. Angesichts der individuellen Variabilität der OXT-Reaktion ist die Berücksichtigung individueller Faktoren wie Geschlecht, genetische und epigenetische Variationen in Studien, die die Wirksamkeit der OXT-Verabreichung bei der Behandlung von ASD untersuchen, gerechtfertigt. In diesem Projekt wollen wir herausfinden, welche genetischen und epigenetischen Faktoren

a) zu Beginn der Behandlung (SKT+Placebo sowie SKT+OXT) prädiktiv sind und
b) mit dem Ansprechen auf die akute und langfristige OXT-Verabreichung zusammenhängen.

Durch die Identifizierung von implizierten genetischen Faktoren und Methylierungsveränderungen werden wir

c) neue Einblicke in die molekularen Mechanismen gewinnen, die der ASD und der OXT-Reaktion zugrunde liegen.

Die Daten zu Beginn und nach der Behandlung werden nicht nur im Hinblick auf die kategorialen Diagnosen, sondern auch in Bezug auf die Verhaltens- und Bildgebungs-Subphänotypen analysiert.

Zusammenfassend sollen die folgenden Forschungsfragen untersucht werden:

  • Diagnose: Ist es möglich, ökonomische und valide Screening-Instrumente und ein internetbasiertes Schulungsinstrument für eine frühe, sensitive und genaue Erkennung von ASD im Bereich der Primärversorgung zu entwickeln? (P1a, P1b)
  • Therapie: Was sind die akuten und langfristigen Auswirkungen der OXT-Behandlung bei ASD? Ist eine begleitende Anwendung der OXT-Behandlung mit SKT vielversprechend, um den Betroffenen und ihren Familien Ressourcen zur Verfügung zu stellen (P3a)? Was sind die Mediatoren und Moderatoren der OXT-Behandlung auf der Ebene des Verhaltens (P3a, P3b), der neuronalen Netzwerke (P3b) und der (Epi-)Genetik (SM)?
  • Gesundheitsökonomie: Was sind die gesundheitsökonomischen Kosten von ASD in Deutschland? Haben Alter, IQ und Geschlecht Auswirkungen auf die Kosten (P5)?

Publikationen zum Projekt

Bachmann CJ, Höfer J, Kamp-Becker I, Poustka L, Roessner V, Stroth S, Wolff N, Hoffmann F: Affiliate stigma in caregivers of children and adolescents with autism spectrum disorder in Germany. Psychiatry res, 284:112483, 2020.

Bachmann C, Höfer J, Kamp-Becker I, Küpper C, Poustka L, Röpke S, Roessner V, Stroth S, Wolff N, Hoffmann F: Internalised stigma in adults with autism: A German multi-center survey. Psychiatry Res, 276:94–99, 2019.

Höfer J, Bachmann C, Kamp-Becker I, Poustka L, Roessner V, Stroth S, Wolff N, Hoffmann F: Willingness to try and lifetime use of complementary and alternative medicine in children and adolescents with autism spectrum disorder in Germany: A survey of parents. Autism, 23(7):1865-1870, 2019.

Höfer J, Hoffmann F, Kamp-Becker I, Küpper C, Poustka L, Roepke S, Roessner V, Stroth S, Wolff N, Bachmann CJ: Complementary and alternative medicine use in adults with autism spectrum disorder in Germany: results from a multi-center survey. BMC Psychiatry, 19(1):53, 2019.

Höfer J, Hoffmann F, Kamp-Becker I, Poustka L, Roessner V, Stroth S, Wolff N, Bachmann JC: Pathways to a diagnosis of autism spectrum disorder in germany: a survey of parents. Child Adolesc Psychiatry Ment Health, 13:16, 2019.

Kamp-Becker I, Poustka L, Bachmann C, et al. Study protocol of the ASD-Net, the German research consortium for the study of Autism Spectrum Disorder across the lifespan: from a better etiological understanding, through valid diagnosis, to more effective health care. BMC Psychiatry 17(1):206, 2017.

Wirksamkeit und Sicherheit der oralen Flüssigkeitsformulierung von Bumetanid bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis weniger als 18 Jahren mit Autismus-Spektrum-Störung - Servier-Studie

Kontakt: 

Autismus-Spektrum-Störungen (Autism Spectrum Disorders - ASD) sind eine Gruppe von komplexen Störungen der Neuroentwicklung, die durch das Vorhandensein von multiplen und anhaltenden Defiziten in der sozialen Kommunikation und Interaktion gekennzeichnet sind. Neuere Studien (Cellot et al., 2014; Coghlan et al., 2012) deuten darauf hin, dass GABAerge Neuronen und Schaltkreise bei neurologischen Entwicklungsstörungen wie ASD verändert sein könnten. Solche Veränderungen betreffen z.B. die Umwandlung der GABA-vermittelten neuronalen Erregung in eine Hemmung während der Reifung spezifischer neuronaler Populationen. Der resultierende Mangel an "GABA-Schaltern" ist auf die anhaltend hohe Expression von Na+/K+/2Cl- Co-Transportern (NKCC1) im Vergleich zu K-Cl-Cotransportern (KCC2) zurückzuführen. Dies wiederum kann zu abnormaler Zellmigration und -differenzierung, unreifer und unausgewogener neuronaler Netzwerkentwicklung und damit zu klinisch diagnostizierbaren Defiziten führen, die bei dieser Pathologie beobachtet werden. Die intrazelluläre Chloridkonzentration bestimmt das Niveau der neuronalen Hemmung und es hat sich gezeigt, dass sie bei unreifen Neuronen erhöht und innerhalb der neuronalen Entwicklung progressiv reduziert wird. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass Medikamente, die die intrazellulären Chloridspiegel senken, bei der Normalisierung des Chloridspiegels und damit der Wiederherstellung der hemmenden GABAergen Funktion und der Reifung des neuronalen Netzwerks hilfreich sein können. 
Bumetanid wirkt zentral als NKCC1-Inhibitor und provoziert eine Reduktion des intrazellulären Chlorids, wodurch die anormale erregende Wirkung von GABA in eine hemmende Wirkung umgewandelt wird.

Diese internationale multizentrische Studie wird bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis unter 18 Jahren durchgeführt, die von ASD betroffen sind. Es wird eine 6-monatige doppelblinde Behandlungsphase durchgeführt, in der die Wirksamkeit und Sicherheit von Bumetanid im Vergleich zu Placebo bewertet werden soll. Auf diese Doppelblindphase folgt eine sechsmonatige offene Behandlungsphase mit Bumetanid, in der die langfristige Sicherheit bewertet wird, sowie eine sechswöchige Absetzphase.

Einschlusskriterien

  • männlich & weiblich
  • Alter von 2 bis weniger als 18 Jahren
  • primäre Diagnose von ASD

Ausschlusskriterien

  • Bekanntes genetisches Syndrom (Fragiles X, Rett-Syndrom)
  • Jede medizinische oder psychiatrische Erkrankung, die Studienverlauf und -ergebnisse beeinflussen könnte
  • Teilnahme an einer anderen Studie in den letzten 3 Monaten vor Studienbeginn

Multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie des Frankfurter Frühinterventionsprogramms für Kleinkinder und Vorschulkinder mit Autismus-Spektrum-Störung - A-FFIP

Koordinatorin: Prof. Dr. Christine Freitag

Beteiligt an der KJP Dresden/Kontakt: , Petra Boettge, 

Naturalistische Entwicklungsverhaltensinterventionen (NDBI) verbessern nachweislich die autismusspezifischen Symptome bei Kleinkindern und Kindern mit ASD (Autism Spectrum Disorder = ASD) im Vorschulalter. Studien zur Früh- und Längsschnittentwicklung bei Kindern mit ASD weisen auf Beeinträchtigungen in vielen Kernbereichen hin, welche durch komplexe, individualisierte NDBI-Ansätze, die sich auf die individuellen Stärken und Schwächen des Kindes konzentrieren, gezielt angegangen werden müssen. Kosteneffektive Interventionen, die leicht im lokalen Gesundheits-/Sozialfürsorgesystem umgesetzt werden können, sind notwendig. A-FFIP ist ein solch komplexer, wenig intensiver, manualisierter Ansatz. AFFIP hat in einer kleinen klinisch kontrollierten Studie mittlere Auswirkungen auf die Verbesserung der Autismus-Symptome gezeigt, gemessen am ADOS-Schweregrad-Score nach einem Jahr. Mit diesem Projekt wird nun eine ausreichend starke, randomisierte, kontrollierte, multizentrische Wirksamkeitsstudie durchgeführt.

Einschlusskriterien

  • Autismus-Spektrum-Störung (DSM-5)
  • Alter 2;0 - 5;6 Jahre zu Beginn der Intervention

Ausschlusskriterien

  • nonverbaler IQ/DQ < 40
  • nonverbales psychisches Alter < 15 Monate
  • sensorische Beeinträchtigungen, zerebrale Lähmung, chronische neurologische Störung, instabile Epilepsie, neurodegenerative Störung, Rett / Angelman-Syndrom, schwere psychosoziale Deprivation, unzureichende Betreuung durch die Eltern, Bindungsstörung
  • institutionelle Erziehung
  • Eltern, die nicht fließend Deutsch sprechen und/oder nicht in der Lage sind, Deutsch zu lesen.

Publikationen zum Projekt

Kitzerow J, Hackbusch M, Jensen K, Kieser M, Noterdaeme M, Fröhlich U, Taurines R, Geißler J, Wolff NRoessner V, Bast N, Teufel K, Kim Z, Freitag CM: Study protocol of the multi-centre, randomised controlled trial of the Frankfurt Early Intervention Programme A-FFIP versus early intervention as usual for toddlers and preschool children with Autism Spectrum Disorder (A-FFIP study). Trials, 21(1):217, 2020.