Uniklinikum freut sich über Anstieg bei Mehrlingsgeburten
Zwei Mädchen haben den Jahreswechsel in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden bestimmt: Am 1. Januar 2021 erblickte Mika Malea (51 Zentimeter / 3.040 Gramm) um 3.42 Uhr das Licht der Welt. Sie folgte auf Tilda, die am 31. Dezember um 20.40 Uhr geboren wurde – leider deutlich zu früh, so dass sie sich nun in der Obhut der Neugeborenen-Intensivstation befindet. Am Uniklinikum wurden 2020 durch das aus Hebammen, Gynäkologen, Kinderärzten und Kinderkrankenschwestern bestehende Team insgesamt 2.492 Geburten betreut, bei denen 2.626 Babys zur Welt kamen – das sind 82 weniger als 2019. Darunter sind 132 Zwillingsgeburten (2019: 127) sowie eine Drillingsgeburt (2020: 2). Die insgesamt stabile Entwicklung der Geburtenzahlen ist ein Vertrauensbeweis junger Eltern in die Hochschulmedizin Dresden. Als Krankenhaus der Maximalversorgung und als einziges ostsächsisches Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe bietet das Uniklinikum ein hocherfahrenes Expertenteam, optimale Ausstattung und richtungsweisende Präventionsprojekte. So betreut das Zentrum für feto/neonatale Gesundheit im Rahmen des Feto-Neonatalen Pfads Frauen mit einer Risikoschwangerschaft oder bietet im Versorgungsnetz „Sichere Geburt“ eine koordinierte, fächerübergreifende, interdisziplinäre Versorgung Schwangerer, Neugeborener und deren Familien in Ost-Sachsen.
„Wir setzen alles daran, um den Frauen eine natürliche und schöne Geburt zu ermöglichen“, sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Basis dafür ist der geburtshilfliche Bereich mit fünf Entbindungsräumen, die über unterschiedliche Gebärlandschaften verfügen, ein Wehenzimmer sowie zwei Vorwehenzimmer. Zur Ausstattung gehört zudem eine spezielle Wanne für Entspannungsbäder beziehungsweise Wassergeburten. Viele werdende Mütter fühlen sich hier wohl und vertrauen auf die Expertise der Hebammen, Ärzte und Pflegekräfte: 2020 wurden 2.626 Neugeborene registriert. Das ärztliche und pflegerische Team sorgt auch während der herausfordernden Zeit in der Corona-Pandemie dafür, dass sich die Mütter und Kinder im Kreißsaal und auf Station wohl und sicher fühlen. „Trotz COVID-19-Pandemie haben wir es den Vätern durchgehend ermöglichen können, die Geburt ihrer Kinder im Kreißsaal mitzuerleben. Auf der Geburtsstation sind derzeit jedoch Besuche nicht möglich und andere Schutzmaßnahmen tragen zur Sicherheit bei“, sagt Prof. Pauline Wimberger. „Die konstanten Geburtszahlen belegen, dass das Vertrauen der werdenden Eltern in das Uniklinikum auch in dieser schwierigen Zeit unverändert hoch bleibt. Das freut uns sehr!“
„Uns als Team ist es ein Herzensanliegen, dass wir unseren schwangeren Patientinnen auch während der Pandemie-Zeiten weiterhin die bestmögliche medizinische Versorgung anbieten“, sagt Privatdozent (PD) Dr. Cahit Birdir. Der leitende Oberarzt verantwortet nicht nur den Kreißsaal, sondern auch die Intensivschwangerenberatung der Dresdner Uni-Frauenklinik. In diesem Rahmen erhalten werdende Mütter bereits ab der Frühschwangerschaft eine umfassende Betreuung mit allen verfügbaren Diagnoseverfahren. Das Team steht dabei insbesondere Müttern mit Risikoschwangerschaften zur Seite, die so von einer kontinuierlichen Versorgung bis zur Geburt profitieren. Das Uniklinikum übernimmt im Raum Dresden und Ostsachsen die Funktion eines Perinatalzentrums der höchsten Versorgungsstufe, relevant bei Risiko- aber auch Mehrlingsschwangerschaften. Dabei kümmern sich die Mediziner nicht nur um die Mütter in der Schwangerschaft, sondern versorgen auch zu früh oder krank geborene Babys. So wie Tilda: Das letzte 2020 im Dresdner Uniklinikum geborene Kind ist eines der insgesamt 409 Frühgeborenen, die hier im vergangenen Jahr geboren und versorgt wurden. Das Mädchen gehört mit knapp 600 Gramm und einer Größe von 35 Zentimetern zu den sogenannten „extrem unreifen Frühgeburten“.
Interdisziplinäre Strukturen optimieren die Versorgung
Nachdem die fachlichen und strukturellen Gegebenheiten bei der klinischen Betreuung von Schwangeren sowie zu früh oder krank geborener Kinder in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter optimiert werden konnten, rückt nun die Prävention stärker in den Vordergrund. Hierzu hat das Zentrum für feto/neonatale Gesundheit am Dresdner Uniklinikum zwei richtungsweisende Projekte initiiert. Zum einen ist dies der Feto-Neonatale Pfad, in dem Frauen mit einer Risikoschwangerschaft institutions- und fachübergreifend betreut werden. In diesem Pfad werden schwangere Frauen mit einem erhöhten Risiko für Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) oder einer Wachstumsverzögerung des ungeborenen Kindes betreut. Seit Januar 2020 können sich die Teilnehmerinnen engmaschig bei niedergelassenen Frauenärzten sowie durch Pränatalmediziner, Geburtshelfer, Neonatologen und Psychologen des Dresdner Universitätsklinikums betreuen lassen. Nach der Geburt ermöglichen die niedergelassenen Kinderärzte im ersten Lebensjahr eine spezielle Nachbetreuung für die Kinder. Die Wirksamkeit der in der 10. Schwangerschaftswoche beginnenden Versorgung wird aktuell im Rahmen eines Innovationsfonds-Projektes auf seine Wirksamkeit überprüft. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass das Angebot künftig von den Krankenkassen finanziert werden kann. Inzwischen sind die ersten Kinder von im Pfad betreuten Frauen gesund zur Welt gekommen.
Versorgung im ländlichen Raum verbessern
Damit zu früh oder krank geborene Kinder in Ostsachsen künftig noch besser behandelt und Familien entsprechend betreut werden, hat das Zentrum für feto/neonatale Gesundheit am Universitätsklinikum zusammen mit der AOK Plus eine weitere Initiative gestartet. Das Versorgungsnetz „Sichere Geburt: Koordinierte, fächerübergreifende, interdisziplinäre Versorgung Schwangerer, Neugeborener und deren Familien in Ost-Sachsen“ soll künftig die hochschulmedizinische Expertise in der gesamten Versorgungsregion Ostsachsen verfügbar machen. Zudem ermöglicht das im Aufbau befindliche Netzwerk die telemedizinische Betreuung von Betroffenen im ländlichen Raum. So sollen unter anderem Kinderärzte in Partnerkliniken per Videoschaltung bei der Erstversorgung kranker Neugeborene oder bei der Weiterbetreuung nach komplizierten Geburten unterstützt werden. Auch für Familien kranker Neugeborener bietet das Pilotprojekt telemedizinische Angebote zur psychosozialen Unterstützung an. Die entsprechenden technischen und logistischen Voraussetzungen werden derzeit in zwei Pilotkliniken, dem Klinikum Hoyerswerda und der Rehaklinik Bavaria in Kreischa, geschaffen.
Für dieses Versorgungsnetz haben die Partner eine Förderung über 2,6 Millionen Euro für eine Laufzeit von drei Jahren beantragt. Anfang 2021 ist nun ein erster Schritt hin zur Bewilligung getan: Das Projekt der Dresdner ist eines von bundesweit 33, das jetzt einen Vollantrag stellen darf. Es wurde aus 136 Projektideen ausgewählt. Davon unabhängig ist der Start in den Pilotkliniken zunächst durch eine Spende von Bild Hilft „Ein Herz für Kinder“ e.V. möglich geworden. „Die Initiative gewährleistet eine grundlegende Versorgungsicherheit für Schwangere, Neugeborene und deren Familien in Ost-Sachsen. Damit erfüllt das Netzwerk das Nationale Gesundheitsziel ‚Gesundheit rund um die Geburt‘“ so Prof. Mario Rüdiger, Direktor des Zentrums für feto/neonatale Gesundheit. „Auf diesem Wege gewährleisten wir nicht nur eine wohnortnahe Betreuung mit regionaler Vorhaltung der erforderlichen fachlichen Expertise, sondern sorgen auch für eine adäquate psychosoziale Unterstützung der Familien sowie prinzipielle Betreuungsgerechtigkeit in der Region.“