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Das Glaukom

Beim Glaukom (=grüner Star) handelt es sich um eine langsam fortschreitende chronische Erkrankung des Sehnerven. Weltweit sind 5,2 Millionen Menschen am Glaukom erblindet. In Deutschland ist das Glaukom nach der altersbedingten Makuladegeneration die häufigste Erblindungsursache. Das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, steigt mit dem Alter. Knapp vier Prozent der 75 bis 89jährigen haben ein Glaukom. In Deutschland gibt es etwa 950.000 Glaukompatienten. Um eine Erblindung im Rahmen der Glaukomerkrankung zu verhindern, ist insbesondere eine Früherkennung des Glaukoms notwendig.

Während der Glaukomerkrankung kommt es zu einem Untergang von Sehnervenfasern und Nervenzellen (=Ganglienzellen) der Netzhaut. Dadurch kommt es im weiteren Verlauf der Erkrankung zu einer Störung der Sehfunktion. Leider wird die Störung der Sehfunktion vom Patienten im Verlauf der Erkrankung erst spät, häufig zu spät wahrgenommen. Die ersten funktionellen Schäden entstehen in den Randbereichen des Gesichtsfeldes, die volle Sehschärfe bleibt zunächst unverändert gut erhalten. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu einem zunehmenden Untergang der Nervenfasern und weiterem Fortschreiten der Gesichtsfelddefekte. Die Gesichtsfelddefekte, auch Skotome genannt, schreiten langsam bis in das Sehzentrum vor. Erst wenn das Sehzentrum erreicht wird, kommt es zu einer Verschlechterung der zentralen Sehschärfe, die häufig erst dann vom Patienten selbst wahrgenommen wird. Meist ist dies der Zeitpunkt, an dem die Patienten zum Augenarzt gehen und hoffen, dass durch eine Brille das Sehen wieder verbessert werden kann. Leider kann die Minderung der Sehleistung, die durch das Glaukom verursacht wurde, nicht wiederhergestellt werden. Demzufolge kann eine Behandlung des Glaukoms maximal die Sehleistung erhalten, die noch bei der Diagnosestellung vorhanden ist. Aus diesem Grunde ist eine Frühdiagnostik so wichtig.

Es gibt unterschiedliche Formen des Glaukoms. Man unterscheidet das Offenwinkelglaukom und das Winkelblockglaukom, die mithilfe der Gonioskopie unterschieden werden können. Man unterscheidet zusätzlich ein primäres von einem sekundären Glaukom. Beim primären Glaukom ist die Ursache der Augendruckerhöhung unbekannt. Sekundärglaukome sind Glaukome, bei denen es durch andere Veränderungen im Auge zu einer Erhöhung des Augeninnendruckes kommt, wie z.B. beim Pseudoexfoliationsglaukom, Pigmentdispersionsglaukom oder auch beim Neovaskularisationsglaukom.

Wenn man allgemein vom Glaukom spricht, ist meist das primär chronische Offenwinkelglaukom gemeint.

Primär chronisches Offenwinkelglaukom (PCOWG)

Beim primär chronischen Offenwinkelglaukom kommt es zu einer Schädigung des Sehnerven bei einer Erhöhung des Augeninnendruckes. Neben dem Augeninnendruck können auch andere Risikofaktoren zu einer glaukomatösen Sehnervenschädigung beitragen. Beim primär chronischen Offenwinkelglaukom muss definitionsgemäß der Augeninnendruck mindestens einmalig über 21mmHg gemessen werden.

Die Erhöhung des Augeninnendruckes beruht beim primär chronischen Offenwinkelglaukom auf einer Zunahme des Abflusswiderstandes im so genannten Trabekelmaschenwerk. Das Trabekelmaschenwerk besteht aus feinen Poren, ähnlich wie bei einer Kaffeefiltertüte. Beim primär chronischen Offenwinkelglaukom ist die Porengröße vermindert. Die genaue Ursache hierfür ist unbekannt. Der Abflusswiderstand nimmt zu und der Augeninnendruck steigt. Diese Augendruckerhöhung ist meist für den Patienten nicht spürbar.

Die Erhöhung des Augeninnendruckes kann dabei zu jedem beliebigen Zeitpunkt des Tages auftreten. Dies lässt sich insbesondere im Rahmen eines 24-Stunden Augeninnendruckprofilsüberprüfen. Sollte es zu einer Schädigung des Sehnerven bei Augeninnendruckwerten kleiner oder gleich 21mmHg kommen, so spricht man von einem Normaldruckglaukom. Zur Abgrenzung zum Normaldruckglaukom wird das primär chronische Offenwinkelglaukom (PCOWG) auch als Hochdruckglaukom bezeichnet. Am ehesten handelt es sich beim PCOWG und dem Normaldruckglaukom um Erscheinungsformen derselben Erkrankung, die sich insbesondere durch die unterschiedliche Gewichtung von Risikofaktoren unterscheiden. Die Trennung bei der Grenze von 21mmHg ist eher willkürlich. In der Vergangenheit wurde oft ein Augeninnendruck unter 21mmHg als für jedes Auge unbedenklich angesehen. Heute weiß man, dass jedes Auge einen bestimmten Augeninnendruck verträgt, der individuell sehr stark variieren kann. Aus diesem Grund wird in der Therapie des Glaukoms für jeden Patienten ein individueller Zieldruck festgelegt.

Normaldruckglaukom (NDG)

Ähnlich wie beim primär chronischen Offenwinkelglaukom kommt es beim Normaldruckglaukom zu einer Schädigung des Sehnerven. Beim Normaldruckglaukom tritt die Schädigung jedoch bei Augeninnendruckwerten von bis zu 21mmHg ein. Es liegt also ein Glaukom bei normalem Augeninnendruck vor. Im Vergleich zum primär chronischen Offenwinkelglaukom treten andere Risikofaktoren, wie z.B. Durchblutungsstörungen, in den Vordergrund. Der Augeninnendruck spielt aber auch beim Normaldruckglaukom eine wichtige Rolle. Man weiß, dass bei Patienten mit Normaldruckglaukom das Auge, das den höheren Augeninnendruck aufweist, meist stärker geschädigt ist, als das Auge mit dem niedrigeren Augeninnendruck. Es konnte auch gezeigt werden, dass man mit einer Senkung des Augeninnendruckes auch das Normaldruckglaukom erfolgreich behandeln kann. Da beim Normaldruckglaukom der Augeninnendruck im Normbereich liegt, aber für das entsprechende Auge zu hoch ist, müssen hier im Vergleich zum PCOWG niedrigere Zieldruckwerte angestrebt werden. Zusätzlich sollten beim Vorliegen von anderen Risikofaktoren diese entsprechend behandelt werden.

Okuläre Hypertension (OHT)

Es gibt Menschen, die einen erhöhten Augeninnendruck über 21mmHg aufweisen, aber keine glaukomatösen Veränderungen aufweisen, d.h. Sowohl der Sehnerv als auch das Gesichtsfeld sind normal. Es liegt also ein Augeninnenhochdruck vor. Dies bezeichnet man als okuläre Hypertension. Jeder Mensch scheint also einen individuellen Augeninnendruckbereich zu haben, der von dem Auge vertragen wird ohne dass es zu einer Schädigung des Sehnerven im Sinne eines Glaukoms kommt. Man weiß allerdings, dass ein Teil der Patienten mit einer okulären Hypertension im Laufe ihres Lebens ein Glaukom entwickeln werden. Dabei steigt das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, je höher der Augeninnendruck ist. Aus diesem Grund wird meist bei Druckwerten dauerhaft über 25 mmHg mit einer drucksenkenden Therapie begonnen, um das Risiko einer glaukomatösen Schädigung zu minimieren. Wichtig ist vor allem bei Patienten mit okulärer Hypertension die Hornhautdicke, die die Messung des Augeninnendruckes beeinflusst. Man weiß, dass Menschen mit okulärer Hypertension und einer dicken Hornhaut ein geringeres Risiko haben, an einem Glaukom zu erkranken, als Menschen mit einer dünnen Hornhaut. Aus diesem Grund können auch in Einzelfällen höhere Augeninnendruckwerte von z.B. 30mmHg noch nicht therapiebedürftig sein.

Winkelblockglaukom

Beim Winkelblockglaukom kommt es zu einer Einengung des Kammerwinkels bis hin zu einer vollständigen Verlegung des Abflussweges. Die Basis der Iris verlegt dabei das Trabekelwerk. Dadurch kann kein Kammerwasser über das Trabekelwerk abfließen. Das ist in etwa damit vergleichbar, wenn man in einem Waschbecken den Abfluss verschließt. Man unterscheidet akute und chronische Verläufe. Meist handelt es sich um ein akutes Ereignis. Man spricht mitunter auch vom akuten Glaukom oder Glaukomanfall. Der Druck steigt dabei auf sehr hohe Werte bis zu 70 mmHg an. Beim Akuten Glaukomanfall -im Gegensatz zum Offenwinkelglaukom- hat der Patient meist starke Augen- und Kopfschmerzen, manchmal Übelkeit und eine akute Sehverschlechterung. In solch einem Fall muss schnellstmöglich der Augeninnendruck gesenkt werden, um eine dauerhafte Schädigung des betroffenen Auges zu vermeiden.