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Die häufigsten Augenerkrankungen

Sehr geehrte Patienten!

Nachfolgend haben wir für Sie Informationsmaterial zu wichtigen Augenerkrankungen und anderen die Augenheilkunde tangierende Problematiken aufgeführt.

Die Beiträge werden uns mit freundlicher Genehmigung von der Deutschen Ophthlamologischen Gesellschaft (DOG) zur Verfügung gestellt. Auf der Web-Seite der DOG können Sie auch noch weitere informative Beiträge finden - ein Besuch lohnt sich.

Das Glaukom

Liebe Patientin, lieber Patient,
Ihr Augenarzt hat bei Ihnen einen erhöhten Augeninnendruck oder ein Glaukom (Grüner Star) festgestellt. Oder einer Ihrer Angehörigen ist betroffen und Sie möchten möglichst genau Bescheid wissen. Diese Broschüre kann Ihnen die Antwort auf viele Fragen geben, kann Ihnen erklären wie die Erkrankung entsteht und wie sie behandelt wird.

Aber bitte vergessen Sie nicht: Ihr Glaukomspezialist ist der Augenarzt, er kann Ihre Fragen am besten beantworten!

Was bedeutet das: „Grüner Star", „Glaukom", „erhöhter Augeninnendruck"? 

Erhöhter Augeninnendruck:
Dies kann eine Vorstufe zur Glaukomerkrankung sein. Wenn Ihr Augenarzt einen erhöhten Augeninnendruck festgestellt hat, so wird er Sie in regelmäßigen Abständen zur Kontrolle einbestellen und Ihnen vielleicht Augentropfen verschreiben. 

Glaukom oder Grüner Star:
Eine Augenerkrankung, die sehr oft (aber nicht immer) mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergeht. Auch hier wird der Arzt Sie regelmäßig zur Kontrolle bitten und Ihnen Augentropfen verschreiben. Bleibt die Krankheit unbehandelt, kann sie zu Gesichtsfeldausfällen bis hin zur Erblindung führen. 

Was ist die Ursache?
Das Auge enthält eine Flüssigkeit, das sogenannte Kammerwasser. Kann dieses Kammerwasser nicht mehr ungehindert abfließen, dann kommt es zu einem Stau und der Augeninnendruck erhöht sich. 

Wie ist die Behandlung?
In den meisten Fällen genügen Augentropfen. Das Wichtigste ist dabei die regelmäßige Anwendung nach Anleitung Ihres Augenarztes. Auch eine Lasertherapie oder eine Operation kann zu einem späteren Zeitpunkt nützlich sein. 

Was wird durch die Behandlung erreicht?
Eine wirksame Senkung des Augeninnendrucks, sowie Schutz vor Schaden an Sehnerv und Gesichtsfeld. 

Kann man ein Glaukom selbst erkennen? 

Normalerweise nicht! Das Glaukom ist in den allermeisten Fällen völlig schmerzfrei. Auch führt es erst im fortgeschrittenen Stadium zu einer selbst bemerkbaren Sehverschlechterung. Daher bleibt es der Routineuntersuchung des Augenarztes vorbehalten, ein Glaukom zu diagnostizieren. 

Bei plötzlich auftretenden starken Augenschmerzen sollten Sie sofort einen Augenarzt aufsuchen, es könnte sich dabei um das sehr seltene Winkelblockglaukom (Glaukomanfall) handeln, das sofort vom Facharzt behandelt werden muss. An Wochenenden und außerhalb der Sprechstunden sollten Sie sich an den augenärztlichen Notdienst wenden!

Welche Untersuchungen macht Ihr Augenarzt? 

Zur Diagnose eines Glaukoms stehen dem Arzt mehrere Methoden zur Verfügung. Im Folgenden werden die wichtigsten Untersuchungen beschrieben, die Ihr Augenarzt mit Ihnen durchführen kann. 

Die Messung des Augeninnendrucks:
Hier gibt es zwei häufig verwendete Methoden: Entweder wird der Druck mit einem feinen Luftstrahl oder mit einem sogenannten Tonometer gemessen. Das Tonometer ist ein kleines Meßgerät, das vom Augenarzt sanft auf das Auge gedrückt wird. Beide Methoden sind schmerzfrei.

Das Ergebnis: Die Druckmessung liefert dem Augenarzt einen Wert für den Augeninnendruck. Die Bewertung dieser Ergebnisse ist nicht ganz einfach und sollte dem Augenarzt überlassen werden. Ein erhöhter Druck bedeutet nicht in jedem Fall eine Erkrankung und bei manchen Patienten liegt auch bei normalen Druckwerten ein Glaukom vor.

Die Messung des Gesichtsfeldes mit unbewegtem Auge:
Das Gesichtsfeld ist der Bereich, den man visuell wahrnehmen kann. Bei der Glaukomerkrankung wird dieser Bereich zunehmend eingeschränkt. Dieser schleichende Vorgang wird von den Betroffenen meist nicht wahrgenommen. Der Augenarzt kann mit Hilfe eines Perimeters genau den Verlauf der Krankheit feststellen. Zur Messung muß der Patient auf eine Vielzahl von Lichtsignalen reagieren, dieser Vorgang dauert je nach Aufwand zwischen fünf und 30 Minuten. 

Das Ergebnis: Die Messung des Gesichtsfeldes gibt dem Augenarzt genaue Auskunft über den Verlauf der Glaukomerkrankung. Im günstigsten Fall bleibt das Gesichtsfeld unverändert erhalten.

Wie häufig ist das Glaukom und wer ist betroffen?

Vom Glaukom sind zwei von hundert aller über Vierzigjährigen betroffen. Mit zunehmendem Alter kommt die Erkrankung häufiger vor. Bis heute läßt sich nicht genau sagen, warum jemand an Glaukom erkrankt. Beruf, Lebensgewohnheiten und Ernährung haben nach heutigem Kenntnisstand mit der Entstehung des Glaukoms nichts zu tun. Sicher ist, daß jede Form des Nikotinkonsums beim Glaukom eine erhebliche zusätzliche Gefahr darstellt, weil Nikotin die Gefäße verengt und deshalb die Durchblutung in wichtigen Bereichen des Auges verschlechtert wird. 

Es ist bekannt, daß die Anlage zum Glaukom erblich ist. Wenn einer Ihrer Blutsverwandten betroffen ist, sollten Sie unbedingt Ihren Augeninnendruck regelmäßig vom Augenarzt kontrollieren lassen (mindestens einmal pro Jahr). Ebenso ist bei Kurzsichtigen das Glaukom häufiger und schwerer. 

Auch bestimmte Medikamente haben Einfluß auf den Augeninnendruck. So erkranken Patienten, die wegen Rheuma oder Allergien über längere Zeit Kortison-Präparate einnehmen müssen etwas häufiger an Glaukom. Auch bei Diabetes und Gefäßerkrankungen kommt das Glaukom häufiger vor. 

Nicht zuletzt kann ein Glaukom auch die Folge einer anderen Erkrankung oder sogar einer Augenverletzung sein. 

Generell ist ein regelmäßiger Besuch des Augenarztes von größter Wichtigkeit. Gerade ein Glaukom wird von den Betroffenen selbst meist nicht wahrgenommen. Bei einer frühzeitigen Entdeckung durch den Augenarzt können Spätschäden und Erblindung verhindert werden

Wie ist der Aufbau des Auges und wie hängt das Glaukom damit zusammen?

Das Auge ist wahrscheinlich unser wertvollstes Sinnesorgan. Es vermittelt etwa 40% aller unserer Sinneseindrücke. Sein Aufbau ähnelt ein wenig dem einer Kamera: Die vordere Begrenzung des Auges ist die durchsichtige Hornhaut, dahinter ist die farbige Regenbogenhaut (Iris) zu erkennen. Hinter dieser liegt die Augenlinse. Sie wird umspült von dem Kammerwasser, einer farblosen Flüssigkeit, die ständig neu produziert wird und durch die Pupille in die vordere Augenkammer zwischen Iris und Hornhaut gelangt. Von dort wird sie normalerweise aus dem Auge abgeleitet. Diese Flüssigkeit ist für den Augeninnendruck verantwortlich. Wenn die Ableitung des Kammerwassers gestört ist, kommt es zu einer schädlichen Erhöhung des Augeninnendrucks. Über den Glaskörper wird der erhöhte Augeninnendruck an den hinteren Augenbereich, die Netzhaut und den Sehnerv weitergegeben. Dadurch können in diesem Bereich die wertvollen Sehnervenzellen geschädigt werden und es kommt zu einem schleichenden Gesichtsfeldausfall, der von den Betroffenen in vielen Fällen nicht bemerkt wird.

Was können Sie als Patient tun?

Regelmäßige Kontrollen durch den Arzt:

Sie sollten etwa alle drei Monaten Ihren Augeninnendruck durch den Augenarzt kontrollieren lassen. Dies ist deshalb so wichtig, weil sich das Glaukom verschlechtern kann, ohne daß Sie etwas davon bemerken. 

Regelmäßige Anwendung der Medikamente:

Ihr Augenarzt wird Ihnen Augentropfen verschreiben, manchmal bis zu drei verschiedene Medikamente. Bitte nehmen Sie regelmäßig diese Tropfen nach Vorschrift des Arztes. Manche Medikamente haben einen eingebauten Tropfenzähler, der Ihnen hilft, das Tropfen nicht zu vergessen.

Tropfvorgang

Wenn Sie mehrere Medikamente einträufeln müssen, dann warten Sie bitte einige Minuten zwischen den Anwendungen. So können alle Tropfen ihre Wirkung entfalten. 

Tropfen will gelernt sein:

Damit Augentropfen optimal wirken können gehen Sie bitte folgendermaßen vor:

  • Gewöhnen Sie sich an, Ihre Tropfen immer zur gleichen Zeit anzuwenden. Vielleicht geht es einfacher, wenn Sie das Tropfen immer mit einer anderen regelmäßigen Tätigkeit, wie zum Beispiel vor dem Frühstücken und nach dem Abendessen durchführen.
  • Zum Tropfen ziehen Sie bitte das Unterlid leicht herab, neigen den Kopf etwas nach hinten und geben den Tropfen in das herabgezogene Unterlied. Versuchen Sie jetzt bitte nicht zu kneifen, damit der Wirkstoff nicht aus dem Auge gedrückt wird, sondern halten Sie die Augen am besten für 2-3 Minuten geschlossen.
  • Halten Sie bitte nach dem Tropfen für ein bis zwei Minuten den Tränen-Nasengang zu, damit das Medikament besser einwirken kann

Fragen und Antworten

Mein Augenarzt hat ein Glaukom diagnostiziert, was bedeutet das für mich?

Aller Voraussicht nach müssen Sie lediglich Augentropfen nehmen und alle drei Monate den Augenarzt aufsuchen, um das Glaukom unter Kontrolle zu halten. 

Muß ich jetzt meine Lebensgewohnheiten ändern?

Wenn Sie rauchen, ja! Nikotin führt zu einer Verengung der Blutgefäße, wodurch das Glaukom verschlechtert werden kann. Ansonsten bleibt für Sie alles wie gewohnt. 

Was ist die Ursache für meine Glaukomerkrankung?

Die eigentliche Ursache des Offenwinkelglaukoms ist nicht bekannt. Es gibt allerdings einige Faktoren, die häufiger in Zusammenhang mit Glaukom genannt werden: Erhöhter Augeninnendruck, Glaukom in der Familie, Alter, Diabetes. 

Was muß ich beachten?

Am wichtigsten sind folgende Dinge: Regelmäßige Kontrolle durch den Augenarzt (etwa alle drei Monate) sowie eine gewissenhafte Anwendung der verordneten Augentropfen. 

Was kann ich sonst noch tun? 

Weisen Sie Ihre Bekannten und Verwandten auf die Glaukomerkrankung hin. Auch für sie ist eine regelmäßige Kontrolle durch den Augenarzt von großem Nutzen.

Herausgeber: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) Berliner Straße 14, 69120 Heidelberg 
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) Postfach 11 01 44, 40501 Düsseldorf

Katarakt

Was ist ein „Grauer Star"? 

Als Grauen Star oder Katarakt bezeichnet man die Eintrübung der ursprünglich klaren Augenlinse. Sie bemerken, daß Sie wie durch einen leichten Schleier sehen, der mit der Zeit immer dichter wird. Qft nimmt auch die Blendungsempfindlichkeit zu. Der Graue Star kann verschiedene Ursachen haben; die weitaus häufigste ist altersbedingt und hängt mit dem verlangsamten Stoffwechsel zusammen. Bei dieser Form spricht man daher vom Grauen Altersstar. Er tritt meist erst jenseits des 60. Lebensjahres auf, ist im eigentlichen Sinne keine Krankheit und somit auch nicht gefährlich. 

Wie wird der Graue Star behandelt?

Die Erwartungen, die in „Augentropfen gegen den Grauen Star" gesetzt wurden, konnten von keinem der Medikamente erfüllt werden. Wenn sich die anfängliche leichte Linsentrübung verdichtet, ist eine Operation die einzige Behandlungsmöglichkeit, die so gut wie immer zum Erfolg führt - mit äußerst geringer Belastung für den Patienten, zumal der Eingriff in aller Regel schmerzlos ist. Er zählt heute zu den häufigsten Operationen. Jahr für Jatr werden in Deutschland etwa 400.000 Patienten wegen eines Grauen Altersstars operiert.

Wann sollte der Graue Star operiert werden?

Den Zeitpunkt der Operation bestimmen Sie in Absprache mit Ihrem Augenarzt. Fühlen Sie sich Ihren täglichen Sehaufgaben gewachsen, ist keine Eile geboten. Für Autofahrer gelten natürlich andere Maßstäbe als das subjektive Gefühl: „Ich sehe eigentlich noch ganz gut". Ebenso wie bei besonderen beruflichen Anforderungen wird daher der Augenarzt seinem Patienten in diesen Fällen schon zur Operation raten, wenn noch eine gute Fähigkeit zum Lesen normal großer Schrift besteht.

Mit den heutigen Verfahren ist die Komplikationsrate der Staroperation sehr gering. Mehr als 90% aller Patienten können nach dem Eingriff wesentlich besser sehen. Doch mit diesem guten Ergebnis ist leider nicht zu rechnen, wenn ein Patient zusätzlich zum Grauen Star von einer anderen Augenkrankheit betroffen ist, wie etwa von einer Alterskrankheit der Netzhautmitte, einer diabetischen Netzhautkrankheit, einem Glaukom, oder einer Durchblutungsstörung des Sehnervs. Infolge der höheren Lebenserwartung nehmen solche Mehrfacherkrankungen zu. Ihr Augenarzt hilft Ihnen bei Ihrer Entscheidung und sagt Ihnen, welche Verbesserungen die Operation für Sie bringen kann.

Wie sehen Intraokularlinsen aus?

Intraokularlinsen werden aus Kunststoff hergestellt und sind nur wenig schwerer als die Flüssigkeit in den Augenkammern. Die Flüssigkeit umspült die implantierte (ins Auge eingepflanzte) Kunstlinse. Ihr optisch wirksamer Teil hat gewöhnlich einen Durchmesser von etwa 6 mm; an seinem Rand sind elastische Schlaufen befestigt, die für einen sicheren Sitz der Linse sorgen. Zur Herstellung der Linsen werden unterschiedliche Materialien verwendet. Die Linsen können in stabiler Form, jedoch auch gerollt oder gefaltet eingepflanzt werden.

Kann jeder Intraokularlinsen vertragen?

Heute können praktisch alle Patienten mit Intraokularlinsen versorgt werden und vertragen sie ausgezeichnet. Nur in extrem seltenen Fällen gelingt es nicht, eine Linse einzusetzen, oder die Linse verursacht Komplikationen.

Wie muss man sich auf die Operation vorbereiten?

Wenn Sie sich zur Staroperation entschlossen haben, untersucht Ihr Hausarzt zunächst Ihren allgemeinen Gesundheitszustand. Seinen Befund bekommt der Augenarzt, der Sie operiert, damit er - falls notwendig - eine besondere Überwachung während der Operation anordnen kann. 

Vor der Operation sind noch einige Vorbereitungen zu treffen: Nach gründlicher Untersuchung und Ultraschallmessung Ihrer Augen wird der Brechwert für Ihre Kunstlinse berechnet. Die Stärke dieser Linsen kann man so variieren, daß nach der Operation ohne Brille entweder besser in der Ferne oder besser in der Nähe gesehen wird. Eine sichere Aussage über die Brechungsverhältnisse der Augen nach der Operation ist allerdings nicht möglich. 

Zur Vorbereitung auf die Operation werden oft für einige Tage Tropfen oder Salben verordnet. Operiert wird in der Regel zunächst nur ein Auge; erst wenn Sie mit diesem Auge wieder gut sehen können, bespricht der Augenarzt mit Ihnen den Zeitpunkt einer eventuellen Operation des anderen Auges. 

Für die Staroperation ist in den meisten Fällen nur örtliche Betäubung erforderlich. Daher ist auch noch am Operationstag - nach Absprache mit dem operierenden Arzt - leichte Kost erlaubt. Ihre üblichen Medikamente sollten Sie einnehmen. Diabetiker müssen ihren Hausarzt befragen, ebenso Patienten, die mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt werden. 

Durch die örtliche Betäubung wird Ihr Auge in seiner Umgebung schmerzunempfindlich. Zusätzlich erhalten Sie gegebenenfalls vor dem Eingriff ein leichtes Beruhigungsmittel. Während der Operation wird der Kreislauf durch die Messung des Pulses, evtl. auch des Blutdrucks, der Sauerstoffsättigung des Blutes und durch die Kontrolle des EKG's überwacht.

Was geschieht während der Operation?

Erinnern Sie sich, wie Ihnen Ihr Augenarzt die Augenlinse erklärt hat? Sie liegt unmittelbar hinter der Pupille und besteht aus mehreren Teilen. In der Mitte liegt ein sich im Laufe des Lebens verhärtender Kern und um ihn herum die weiche Rinde. Die gesamte Linse wird von der Linsenkapsel umschlossen, die mit elastischen Fasern - den Zonulafasern - am Strahlenkörper des Auges hinter der Regenbogenhaut aufgehängt ist. Bei der Staroperation wird heute nicht mehr die gesamte trübe Linse aus dem Auge entfernt, sondern die Linsenkapsel wird nach Möglichkeit im Auge belassen. Bei der heute häufigsten Form der Staroperation, der Phakoemulsifikation, wird über einen sehr kleinen Schnitt die Linsenkapsel vorne scheibenförmig eröffnet, der härtere Linsenkern mit Ultraschall verflüssigt und anschließend zusammen mit der weicheren Linsenrinde abgesaugt. Der zunächst nur etwa 3 mm große Schnitt kann entweder oben oder von der Seite so angelegt werden, daß er nicht mehr mit einer Naht verschlossen werden muß

Über diesen Schnitt wird in den nunmehr leeren Linsenkapselsack entweder eine gefaltete künstliche Linse aus weichem Material eingeschoben oder der Schnitt wird etwas vergrößert und dann eine Linse aus hartem Plexiglas in den Kapselsack eingesetzt und mit ihren Schlaufen verankert. So ist ihr sicherer Halt in der hinteren Augenkammer gewährleistet. Längsschnitt durch den vorderen Abschnitt des Auges: Oben wölbt sich die Hornhaut, darunter liegt die Iris, die den vorderen Abschnitt der Augenlinse bedeckt, und die Kapsel, die die natürliche Augenlinse umhüllt und schützt. In diesem Bild ist sie bereits durch eine künstliche Linse ersetzt - man erkennt dies an den feinen Halteschlaufen, mit denen sich die Linse im Kapselsack abstützt.

In seltenen Fällen kann es sich während der Operation als schwierig oder gar unmöglich erweisen, eine Linse einzupflanzen. In diesen Fällen ist es aber möglich, das Auge nachträglich mit einer Linse im Augeninneren zu versorgen. Das gleiche gilt für Patienten, die vor längerer Zeit nach einem älteren Verfahren operiert wurden, bei dem die Linse mit ihrem Kapselsack entfernt wurde. Hier kann eine Linse hinter der Pupille festgenäht werden oder auch eine sogenannte Vorderkammerlinse, d.h. eine Linse, die vor die Pupille geschoben wird, eingepflanzt werden.

Wie lange muss ich im Krankenhaus bleiben?

 Mit den besonders modernen Operationsverfahren werden auch in der Augenheilkunde immer mehr Patienten ambulant operiert. Das hat den Vorteil, daß Sie sich in Ihrem Tagesablauf nicht auf einen Klinikaufenthalt umstellen müssen. Allerdings ist die ambulante Staroperation nicht immer möglich; Ihr Augenarzt wird in Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt das für Sie optimale Verfahren absprechen. 

Ambulant operiert wird sowohl in Krankenhäusern als auch bei niedergelassenen Augenärzten, teils auch in sog. Tages- oder Praxis-Kliniken. Bei einer ambulanten Operation ist es wichtig, daß Sie in den ersten Tagen nach dem Eingriff von Ihrem Augenarzt täglich untersucht werden. Falls Sie zur ambulanten Operation von Ihrem Augenarzt zu einem anderen Augenarzt oder in eine Klinik überwiesen werden, muß die Zusammenarbeit zwischen ihnen abgestimmt werden. 

Ein Klinikaufenthalt dauert heute im allgemeinen nur noch 2 bis 4 Tage.

Welche Behandlung ist nach der Operation erforderlich?

Ihr operiertes Auge wird mit einem Salbenverband abgedeckt. Nach einer ambulanten Operation können Sie sich nach einer gewissen Überwachungsphase wieder nach Hause fahren lassen, Sie selbst dürfen selbstverständlich noch nicht ans Steuer Ihres Autos! Auch wenn Sie schnell wieder zu Hause sind, ist Ihre Behandlung noch nicht abgeschlossen, nur müssen Sie jetzt selber mithelfen. Voraussetzung dafür ist, daß Sie entweder selbst fähig sind, Ihre Augenmedikamente richtig anzuwenden oder daß Sie sich der Hilfe eines Angehörigen versichern können.

Ihr Beitrag zu einem schnellen und sicheren Heilungsprozess

Selbst bei Anwendung einer sehr sicheren Operationstechnik und komplikationslosem Verlauf sind einige Vorsichtsmaßregeln zu beachten. Gegebenenfalls wird Ihnen Ihr Augenarzt aber noch weitere Ratschläge geben.

  • Drücken und reiben Sie auf keinen Fall an Ihrem operierten Auge. Auch bei einem kleinen, sich selbst verschließenden Schnitt hat Ihr Auge in den ersten Wochen noch nicht seine normale Widerstandsfähigkeit. Aus diesem Grunde kann es auch sinnvoll sein, die ersten Nächte noch einen leichten Augenverband zu tragen.
  • Beim Duschen sollten Sie anfangs das Gesicht nicht mit Wasser benetzen. Beim Haarewaschen sollten Sie darauf achten, daß der Kopf stets weit nach hinten geneigt ist.
  • Fernsehen und Lesen ist heute grundsätzlich - auch schon kurz nach dem Eingriff - erlaubt, die ersten Tage sollten Sie vielleicht noch nicht viel lesen.
  • Körperliche Anstrengungen und Sportarten wie Schwimmen, Tauchen, Radfahren oder Sauna-besuche sollten Sie so lange meiden, bis Ihr Augenarzt es Ihnen wieder gestattet.
  • Da die künstliche Augenlinse mehr Licht durchläßt als eine natürliche Linse, benötigen die meisten staroperierten Patienten eine Sonnenbrille. Sie dient auch als Schutzbrille bei ungünstigen Witterungsverhältnissen.
  • Ihre Arbeitsfähigkeit und die Erlaubnis, Auto zu fahren hängt von der Sehschärfe nach der Operation ab und insbesondere auch davon, ob Sie dafür eine neue Brille brauchen. Frühestens 2-3 Wochen nach der Operation kann das neue Brillenglas verordnet werden.
  • Sehr wichtig ist, daß Sie die vom Augenarzt verordneten Medikamente pünktlich anwenden und die Untersuchungstermine genau einhalten

Wie verändert sich das Sehvermögen nach der Linsen-Implantation?

Welche Komplikationen kann es geben? 
Komplikationen bei der Operation, vor allem, wenn zusätzliche Augenkrankheiten vorliegen (Voroperation, Hornhauttrübung, erhöhter Augeninnendruck) haben einen verzögerten Heilungsverlauf zur Folge. In der Regel werden Sie aber schon am Tage nach der Operation eine Verbesserung Ihres Sehvermögens bemerken. 

Allerdings haben Sie aus verschiedenen Gründen noch nicht Ihre endgültige gute Sehschärfe erreicht. Zwar hat sich Ihr Augenarzt bemüht, die Werte für Ihre Intraokularlinse möglichst genau zu berechnen, doch das ist nur bis zu einem gewissen Grade möglich. Daher ist meistens noch eine leichte Brillen-Korrektur für die Ferne notwendig. Zum Lesen und für andere Sehanfor-derungen im Nahbereich brauchen Sie ohnehin eine Brille. 

Sollten Sie in den Tagen oder Wochen nach der Operation eine Verschlechterung der Sehschärfe, eine stärkere Rötung oder Schmerzen am Auge bemerken, müssen Sie unbedingt sofort einen Augenarzt aufsuchen. 

Häufig kann es aber nach Wochen oder Monaten zu einer allmählichen Verschlechterung der Sehschärfe kommen, die durch eine Eintrübung der hinteren Linsenkapsel verursacht ist. Dieser sogenannte Nachstar läßt sich mit einem speziellen Laser oder auch einem kurzen operativen Eingriff mit minimalem Risiko rasch beseitigen.

Abb. links: Hinter der künstlichen Linse hat sich eine Gewebs-membran gebildet. Das Auge sieht wieder schlechter.

Abb. rechts: Mit einem YAG-Laser wurde die Gewebsmembran durchtrennt, so daß eine breite zentrale Lücke entstand. Die Sehschärfe ist wieder hergestellt.

Die Gesundheit Ihrer Augen und Ihr bestmögliches Sehvermögen stehen für Ihren Augenarzt an erster Stelle. Er berät Sie bei Ihrer Entscheidung, ob Sie sich wegen Ihres Grauen Stars operieren lassen, wann dies geschehen soll und nach welcher Methode. 


Herausgeber:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) Berliner Straße 14, 69120 Heidelberg
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) Postfach 11 01 44, 40501 Düsseldorf

Makuladegeneration

Was ist eine Makuladegeneration? 

Bei einer Makuladegeneration geht die zentrale Sehschärfe eines Auges ganz oder teilweise verloren. Die Makula - auch „gelber Fleck" genannt - liegt in einem kleinen Netzhautareal in der Mitte des Augenhintergrunds (Abb. 1). Dieser nur wenige Quadratmillimeter große Fleck befähigt uns zum zentralen Sehen und damit zu den wichtigsten Sehleistungen: Lesen, Erkennen von feinen Einzelheiten, Unterscheiden von Farben. Die ganze übrige Netzhaut nimmt nur Umrisse und Hell-Dunkel-Kontraste wahr. In der gesunden Makula gibt es keine Blutgefäße. Es herrscht trotzdem ein reger Stoffwechsel, dessen Abbauprodukte von der darunter liegenden Gewebsschicht, dem Pigmentepithel, entsorgt werden. Lässt diese Leistung im Alter nach, sieht man in der Mitte des Gesichtsfeldes verschwommen, verzerrt oder einen dunklen Fleck. Da nur die Netzhautmitte betroffen ist, bleibt das Gesichtsfeld zu den Seiten hin, das periphere Gesichtsfeld, erhalten. Das bedeutet, dass Sie z.B. eine Uhr sehen, die Uhrzeit jedoch möglicherweise nicht erkennen können

Abb. 1: Längsschnitt durch ein Auge. Das Licht fällt (von links) durch die Hornhaut und die Linse in das Auge und trifft (rechts) auf die Netzhaut, den Augenhintergrund. In der Netzhautmitte, der Makula, befinden sich die meisten Sinneszellen, so dass man in der Mitte des Gesichtsfeldes immer am besten sieht.

Abb. 2: So sieht der Augenarzt den Augenhintergrund, wenn er ihn mit dem Augenspiegel untersucht. Der etwas dunklere Fleck in der Mitte ist die Makula; sie ist von Blutgefäßen umgeben.

Führt die altersabhängige Makuladegeneration zur Erblindung? 

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) führt nicht zur Erblindung. Selbst im späten Stadium, wenn die zentrale Sehschärfe verloren sein sollte, kann man im täglichen Leben mit dem Gesichtsfeld außerhalb des Zentrums einigermaßen zurechtkommen und das Leben alleine bewältigen. Allerdings kann die zentrale Sehschärfe derart gemindert sein, daß der betroffene Patient einen Anspruch auf Blindenhilfe geltend machen kann. Eine AMD kann auch von selbst zum Stillstand kommen.

Was ist die Ursache für die altersabhängige Makuladegeneration? 

Die altersabhängige Makuladegeneration tritt wegen der steigenden Lebenserwartung immer häufiger auf. Im höheren Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, daß es zu Störungen des zentralen Sehens kommt. Die Ursachen für die AMD sind noch nicht eindeutig geklärt. Offensichtlich spielen dabei mit dem Alter zunehmende Ablagerungen, die sich in einer Gewebeschicht unterhalb der Netzhaut im Laufe des Lebens ansammeln, sowie Stoffwechselstörungen in bestimmten Netzhautschichten eine Rolle. 

Man unterscheidet zwei verschiedene Verlaufsformen: „trockene" und „feuchte" Makuladegeneration

"Trockene" Makulardegeneration

  

Abb. 3: Seheindruck eines Patienten mit Makuladegeneration beim Versuch zu lesen. Der fixierte Text ist nicht mehr leserlich. Die umgebenden Textstellen, die mit den Netzhautfeldern außerhalb der Makula wahrgenommen werden, erscheinen noch deutlicher. Will man sie fest ins Auge fassen, so verschwimmen sie ebenfalls.

Abb. 4: Altersabhängige Makuladegeneration

„Feuchte" Makuladegeneration 

Die „feuchte" Makuladegeneration tritt bei einem geringen Teil der Patienten mit Drusen auf und ist mit einer Sehverschlechterung verbunden. Abnormale Blutgefäße wachsen dabei in den Bereich der Makula ein. Aus diesen undichten Gefäßen tritt Flüssigkeit in die Netzhaut aus, die Netzhaut schwillt an. Der Sehverlust kann rasch voranschreiten. Am Ende bildet sich eine umschriebene Narbe aus.

Symptome der altersabhängigen Makuladegeneration

Die angegebenen Beschwerden können sehr unterschiedlich sein. Manchnal wird nur ein Auge betroffen, während das andere für viele Jahre gut sieht. Mögliche Symptome:

  1. Gerade Linien erscheinen verbogen, z.B. ein Fensterrahmen („Verzerrtsehen").
  2. Die Farben wirken blasser.
  3. Worte auf einer Schriftseite sind verschwommen.
  4. Das Zentrum des Gesichtsfeldes erscheint leer oder als grauer Fleck.

Wie wird die Makuladegeneration festgestellt? 

Veränderungen in der Netzhautmitte kann der Augenarzt schon feststellen, bevor Sie Sehbeschwerden äußern. Um festzustellen, wie weit die AMD fortgeschritten ist, bedient sich der Augenarzt folgender Untersuchungsmethoden:

  1. Untersuchung der Makula mit einem Augenspiegel
  2. Untersuchung mit dem Amsler-Netz (siehe unten)
  3. Farbstoffuntersuchungen (sog. Fluoreszenzangiographie): Dabei werden nach Injektion eines Farbstoffes in eine Armvene abnormale Gefäße im Augenhintergrund fotografisch dargestellt.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 

Für die „trockene" altersabhängige Makuladegeneration steht bislang keine wirksame Behandlung zur Verfügung. Es gibt auch keinen Nachweis für eine positive Wirkung von Vitaminpräparaten. In früheren Stadien der „feuchten" Makuladegeneration kann eine Behandlung mit dem Laserstrahl sinnvoll sein. Die Behandlung erfolgt ambulant und ist in der Regel schmerzfrei. Mit dem Laserstrahl werden undichte Gefäße verödet, die die Makula schädigen. Dabei hat sich jedoch gezeigt, daß auch bei zunächst erfolgreicher Laserbehandlung im weiteren Verlauf wieder neue abnormale Gefäße wachsen können. 

Weiterhin gibt es eine Reihe neuer Behandlungsansätze, die sich jedoch noch im Stadium der klinischen Erprobung befinden und deren Wirksamkeit noch nicht eindeutig belegt ist. Hierzu zählen die Strahlentherapie, die Behandlung mittels Substanzen, die das Wachstum der einsprossenden Gefäße hemmen, die chirurgische Entfernung von Gefäßen und Blutungen, die operative Drehung der Netzhaut sowie die Laserbestrahlung nach Gabe einer Substanz, die die Gefäße für den Laserstrahl empfindlicher macht. Ob eine solche Behandlung bei Ihnen zu empfehlen ist, besprechen Sie mit Ihrem Augenarzt. Er wird Sie allerdings darauf hinweisen, dass eine tatsächliche Heilung bis jetzt mit keiner dieser Methoden möglich ist. Experimente mit einer künstlichen, elektronischen Netzhaut (Netzhaut-Prothese) sind z.Zt. im Gang. Eine Anwendung am menschlichen Auge ist aber derzeit noch nicht möglich. 

Zu warnen ist vor Heilmethoden, die viel versprechen und nichts halten. Akupunktur, Infusionsbehandlungen, Gabe von Sauerstoff, Spritzen hinter das Auge und was immer auch an „Wundermitteln" angepriesen wird, das alles hilft nur dem Anbieter und kostet Sie viel Geld. Erfolge, von denen in den Medien manchmal berichtet wird, erklären sich zum Teil dadurch, dass die Makuladegeneration von selbst zum Stillstand kommen und die Sehschärfe sich gelegentlich sogar spontan etwas bessern kann.

Kann man trotzdem helfen? 

Wenn alle Behandlungsversuche scheitern, stehen immer noch verschiedene Sehhilfen und andere Hilfsmittel zur Verfügung.

  1. Vergrößerungsbrillen und -lupen
  2. Bildschirmsysteme
  3. Großdruck-Ausgaben von Büchern
  4. Ton-Kasetten (Hörbibliothek) etc.

Bei den optischen Hilfsmitteln wird durch Vergrößerung das intakte periphere Gesichtsfeld ausgenutzt. Die Gewöhnungsphase bei solchen optischen Hilfsmitteln kann etwas länger dauern. Sie werden aber von den meisten Patienten als hilfreich empfunden. Ausgewählt und verordnet werden sie von besonders spezialisierten Augenärzten oder den Sehbehinderten-Ambulanzen großer Augenkliniken.

Sehtest mit dem Amsler-Netz 

Sie können die Funktion Ihrer Makula regelmäßig mit dem sog. „Amsler-Netz" testen.
Die Selbstuntersuchung mit dem Amsler-Netz ist einfach:

  1. Tragen Sie Ihre Lesebrille und schauen Sie auf das Netz im normalen Leseabstand.
  2. Bedecken Sie ein Auge.
  3. Schauen Sie direkt auf das Zentrum des Netzes mit dem kleinen schwarzen Punkt.
  4. Während Sie auf das Zentrum des Netzes schauen, achten sie darauf, ob alle Linien des Netzes gerade, bzw. ob sie in bestimmten Bereichen verzerrt, verschwommen oder un-scharf sind.
  5. Wiederholen Sie diesen Vorgang mit dem Partnerauge.
  6. Erscheinen Linien krumm oder Quadrate verbogen, suchen Sie Ihren Augenarzt auf und schildern Sie Ihre Beobachtung.

Abb. 5: Das Amsler-Netz ist eine Testfigur, um die Funktion der Makula zu testen. Wenn Sie den Punkt in der Mitte der Figur fixieren, erscheinen die Linien am Rande Ihrer Augen unschärfer; das ist normal. Verbiegungen der Linien und Verzerrungen der Quadrate jedoch sind Hinweise auf krankhafte Veränderungen der Netzhaut.

Dadurch können Sie frühe Veränderungen des Sehens feststellen, die Ihnen sonst nicht auffallen würden. Es ist sinnvoll, das Amsler-Netz an einem leicht zugänglichen Ort aufzuhängen, z.B. neben dem Badezimmerspiegel oder am Küchenschrank oder es als kleines Scheckkärtchen mit sich zu führen.

Mit der Makuladegeneration leben 

Solange Ihre Augen die gewohnten Sehleistungen, wenn auch mit Einschränkungen, erbringen, besteht für Sie kein Grund zur Sorge. Läßt die zentrale Sehschärfe spürbar nach, dann passen Sie Ihre Lebensgewohnheiten dem jeweiligen Stadium der Krankheit an. Folgen Sie dem Rat Ihres Augenarztes. Verbergen Sie Ihre Krankheit nicht. Sagen Sie Ihren Bekannten, daß Sie auf der Straße ihre Gesichter nicht mehr erkennen und bitten Sie darum, dass man Sie zuerst begrüßen möge. Lassen Sie sich beim Einkaufen oder beim Lesen eines Fahrplans helfen. Die Hilfsbereitschaft gegenüber einem Sehbehinderten ist in der Regel überraschend groß. 

Halten Sie den Kontakt mit Ihrem Augenarzt aufrecht. Er erfährt als erster, wenn sich neue Behandlungschancen auftun. Die Wissenschaft arbeitet mit Hochdruck daran. Bedienen Sie sich der bereits zur Verfügung stehenden Hilfsmittel und der sozialen Vergünstigungen, über die Sie Ihr Augenarzt informiert.

Weitere Informationen

Pro Retina Deutschland e.V.
(ehemals: Deutsche Retinitis Pigmentosa Vereinigung DRPV)
Vaalser Str. 108
52074 Aachen
Telefon: 0241/870018
Telefax: 0241/873961
www.pro-retina.de

AMD Alliance International
Englischsprachige Website zur Altersbezogenen Makuladegeneration.

Herausgeber des Informationsblattes:

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) Berliner Straße 14, 69120 Heidelberg
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) Postfach 11 01 44, 40501 Düsseldorf 

Schielen

Das Schielen

Schielen (Strabismus) nennt man meist beständige oder immer wieder auftretende Fehlstellung der Augen. Rund zwei Millionen Mitbürger leiden an Schielen. Sie leiden nicht nur unter der oft entstellenden, äußerlich sichtbaren Abweichung: noch belastender wirken die mit dem Schielen verbundenen Sehstörungen.

Schielen ist eben nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern oft eine schwere Sehbehinderung. Je früher das Schielen im Leben des Kindes auftritt, je später es vom Augenarzt behandelt werden kann, desto schwerer wird die Sehbehinderung. Mit Beginn des Schulalters sinken die Erfolgschancen der Behandlung erheblich. Schielende Babys und Kleinkinder bedürfen einer möglichst frühzeitigen Behandlung.

Wie wirkt sich das Schielen auf das Sehen aus?

Damit wir den Raum um uns richitg wahrnehmen können, müssen unsere beiden Augen in die selbe Richtung schauen. In jedem Auge entsteht dabei jeweils ein Bild, das sich nur geringfügig von dem anderen unterscheidet. Diese beiden Bilder werden im Gehirn zu einem einzigen dreidimensionalen Seheindruck verschmolzen. Beim Schielen wird der Unterschied zwischen den beiden Bildern durch die Fehlstellung zu groß. Sie können im Gehirn nicht mehr richtig zur Deckung kommen. So entstehen störende Doppelbilder. Das kindliche Gehirn kann sich gegen Doppelbilder wehren, indem es das vom schielenden Auge übermittelte Bild einfach unterdrückt. Der Vorgang hat meist verhängnisvolle Folgen: das nichtbenutzte Auge wird nämlich nach einiger Zeit sehschwach (amblyop).

Amblyopie nennt man die Sehschwäche eines organisch sonst gesunden Auges. Ohne Behandlung entwickeln nahezu 90% aller Schielkinder eine einseitige Amblyopie. Wird diese Schielschwachsichtigkeit nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt, bleibt sie lebenslang bestehen.

Das Kind kann dann nie mehr lernen, richtig beidäugig oder gar dreidimensional zu sehen. Es ist mehr durch Unfälle gefährdet und außerdem bei der Berufswahl beeinträchtigt. Eine rechtzeitige Behandlung kann die Amblyopie so gut wie immer verhindern oder beseitigen und meist auch gutes räumliches Sehen herstellen.

A: Ein von beiden Augen gemeinsam angesehener Würfel wird in beiden Augen umgekerht und etwas unterschiedlich abgebildet. Im Gehinr werden die beiden Bilder zu einer einzigen Wharnehmung eines aufrechten Würfels verschmolzen.

B: Bei einem Einwärtsschielen des rechten Auges sieht das rechte Auge links am Würfel vorbei. Durch die Bildverarbeitung im Gehirn erscheint ein Doppelbild. Dabei wird der Würfel nur so wahrgenommen, wie es dem Bild des linken Auges entspricht. Kinder unterdrücken die Doppelbildwahrnehmung

Wie Babys sehen und Sehen lernen

Babys können schon kurz nach der Geburt mit ihren Augen ihre Umwelt wahrnehmen - allerdings nur undeutlich. Die Sehschärfe muß sich erst noch durch ständiges Üben entwickeln. Dazu steht lediglich ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung. Mit Schulbeginn ist das "Lernprogramm" der Augen praktisch abgeschlossen. Es gilt: "Was Hänschen nicht sieht, sieht Hans nimmermehr".

In den ersten Lebenswochen kann ein Kind die Bewegung der beiden Augen noch nicht richtig koordinieren. Flüchtige Fehlstellungen sind in dieser Zeit kein Grund zur Beunruhigung. Sie können auch in den nächsten Monaten gelegentlich auftreten: Auch das Fixieren will gelernt sein. Wenn jedoch ein Auge ständig von der Richtung des anderen abweicht, ist keine Zeit zu verlieren. Der Augenarzt kann das Schielen schon im Säuglingsalter diagnostizieren und wird die Behandlung zum richtigen Zeitpunkt einleiten.

Die verschiedenen Formen des Schielens

Beim Schielen weicht ein Auge von der Blickrichtung des anderen ab. Die Abweichung kann dabei so gering sein, daß sie selbst aufmerksamen Eltern entgeht. Oft schielt immer das selbe Auge, weil es die schlechtere Sehschärfe oder die geringere Beweglichkeit besitzt. Der Augenarzt spricht dann von einseitigem (monolateralem) Schielen.

Sind beide Augen gleichwertig, beobachtet man ein wechselseitiges (alternierendes) Schielen. Das schielende Auge kann in verschiedenen Richtungen vom nicht-schielenden Auge abweichen: nach innen (Einwärtsschielen), nach außen (Auswärtsschielen), nach oben oder unten (Höhenschielen) oder durch Verdrehung um die Sehachse (Verrollungsschielen). Nicht selten treten Abweichungen unterschiedlicher Richtung bei einem Kind gleichzeitig auf.
Das latente Schielen lässt sich nur nachweisen, wenn das beidäugige Sehen durch Abdecken eines Auges oder auf ähnliche Weise aufgehoben wird. Latentes Schielen kann im Schulalter Kopfschmerzen und Leseunlust auslösen. Ist eine Fehlstellung beliebiger Richtung wiederholt oder ständig zu beobachten, spricht man vom manifesten Schielen. Zum manifesten Schielen gehört auch das Mikroschielen - in der Regel einseitig nach innen gerichtet und so geringfügig, dass die Eltern es nicht erkennen oder gar niedlich finden

Schielen ist nie harmlos oder nur niedlich, es "wächst sich auch nicht aus", sondern bewirkt eine einseitige Sehschwäche und schwere Störungen des beidäugigen und vor allem des dreidimensionalen Sehens, wenn die notwendige augenärztliche Behandlung verzögert wird.

Wie ensteht Schielen?

Schielen hat viele Ursachen. Die Tatsache, daß Schielen in manchen Familien gehäuft auftritt, läßt darauf schließen, daß zumindest die Veranlagung erblich sein kann. Vor allem wenn ein Elternteil schielt oder gegen Schielen behandelt wurde, sollte das Kind schon im ersten Lebensjahr dem Augenarzt vorgestellt werden. Häufig bleibt die Fehlstellung allerdings in der Familie ein Einzelfall, von dem Jungen wie Mädchen gleichermaßen betrofffen sein können. Auch Risikofaktoren, die während der Schwangerschaft oder Geburt auftreten, können Schielen bewirken.

In vielen Fällen sind die Ursachen am Auge selbst zu suchen, z.B. angeborene seitenungleiche Brechungsfehler, einseitige Linsentrübungen, Tumore im Auge oder Verletzungen. Auch bei angeborenen Ursachen muß die Schielstellung nicht gleich nach der Geburt sichtbar sein. Bei angeborenen Brechungsfehlern tritt Schielen ein, wenn das Kind genauer zu fixieren beginnt. Dabei benutzt das Kind ausschließlich das funktionell bessere Auge, wodurch das stärker fehlsichtige Auge eine Sehschwäche (Amblyopie) entwickelt, wenn es nicht durch zusätzliche augenärztliche Maßnahmen "trainiert" wird. Manchmal tritt eine "erworbene" Fehlstellung auch plötzlich auf, z.B. bei Kinderkrankheiten, bei hohem Fieber, nach Unfällen - etwa Gehirnerschütterung, Linsentrübung oder Netzhautablösung - oder aber in schweren seelischen Krisen.

Gibt es beim Schielen Früh- oder Warnzeichen?

Kinder mit auffälligem Schielen haben die besten Chancen, weil sie von ihren Eltern schon aufgrund des "Schönheitsfehlers" frühzeitig dem Augenarzt vorgestellt werden. Leider sind die kaum oder nicht sichtbaren Abweichungen in der Überzahl. Sie fallen oft erst dann auf, wenn ein Auge bereits amblyop ist - etwa beim Einschulungssehtest, wenn es für eine erfolgreiche Behandlung meist zu spät ist. Allein aus diesem Grund haben 4 % der Mitbürger eine erhebliche einseitige Sehschwäche. Es ist daher sehr wichtig, alle Merkmale zu kennen und zu beachten, die Hinweise auf ein drohendes oder schon eingetretenes Schielen geben können:

Lichtempfindlichkeit, Augentränen, Zukneifen eines Auges, Verstimmung oder Reizbarkeit, chronische Lidrandentzündung, schiefe Kopfhaltung und ungeschickte Bewegung sind Alarmzeichen. Jedes Zeichen für sich ist ein triftiger Grund, sofort den Augenarzt zu Rate zu ziehen.

Bei nicht zu kleinen Abweichungen können Sie bei Ihrem Baby das Schielen so erkennen: Stellen Sie sich mit dem Rücken zum Fenster oder unter eine Deckenleuchte. Halten Sie Ihr Baby so vor sich, daß seine Augen zum Licht gerichtet sind. Sie sehen auf der Hornhaut beider Augen kleine Spiegelbilder des Fensters oder der Deckenleuchte. Die Spiegelbilder müssen in beiden Augen seitengleich zur Pupille liegen. Ist ein Spiegelbild verschoben, teilen Sie Ihrem Augenarzt unverzüglich Ihre Beobachtung mit.

Oben: Das Spiegelbildchen eines Fensters liegt bei richtige Augenstellung etwa an der selben Stelle auf der Pupille
Unten: bei Einwärtsschielen des linken Auges ist das Spiegelbildchen auf diesem Auge zur Seite hin versetzt.

Woran merkt man, dass ein Auge amblyop wird?

Eine einseitige Sehschwäche ohne Schielen kann ein Laie bei kleinen Kindern leider nicht erkennen. Auch die Vorsorgeuntersuchung U1 bis U8, auf die alle Kinder gesetzlichen Anspruch haben, konnten bestehende Fehler leider nicht in allen Fällen aufdecken. Dies liegt einmal daran, dass längst nicht alle Eltern dieses Angebot wahrnehmen, zum anderen findet keine dieser Untersuchungen in der Augenarztpraxis statt, wo die besten Voraussetzungen bestehen, die Amblyopie schon bei Säuglingen und Kleinkindern zu erkennen. Die um den dritten bzw. vierten Geburtstag vorgesehenen Vorsorgemaßnahmen U7 bzw. U8 mit Augenuntersuchungen kommen auch für sehr früh aufgetretene Amblyopien reichlich spät. Es ist daher allen Eltern dringend zu empfehlen, sämtliche angebotenen Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen und ihr Kind zusätzlich Ende des zweiten Lebensjahres ihrem Augenarzt vorzustellen

Wie wird Schielen behandelt?

Zunächst ermittelt der Augenarzt die Ursache des Schielens. 
Einwärtsschielen, das erst im zweiten Lebensjahr oder später auftritt, wird bei mehr als der Hälfte der Kinder durch nicht korrigierte Fehlsichtigkeit verursacht. Dabei handelt es sich in der Regel um eine stärker ausgeprägte Übersichtigkeit. Bei sehr vielen dieser Kinder wird das Schielen von der richtigen Brille beseitigt, bei anderen verringert es sich zumindest. Bisweilen muss man versuchen, das schielende Kind schon im zweiten Lebensjahr mit einer Brille zu behandeln.

Amblyopiebehandlung

Zur Verhinderung oder auch Beseitigung der Amblyopie dient die Okklusionsbehandlung, bei der Klebepflaster nach Anweisung des Augenarztes in einem bestimmten Wechselrhythmus auf das nicht-schielende Auge bzw. schielende Auge geklebt werden. Der Pflasterverschluß des nicht-schielenden Auges soll das Training des schielenden Auges bewirken. Der Pflasterwechsel verhindert eine okklusionsbedingte Sehschwäche des nicht-schielenden Auges. Wenn ein Kind die Hautpflasterbehandlung nicht verträgt, wird der Augenarzt Augentropfen oder Augensalbe verordnen, die nach festgelegtem Zeitplan in das nicht-schielende Auge gegeben werden. Dadruch wird die Pupille des besseren Auges erweitert; die inneren Augenmuskeln werden vorübergehend entspannt, damit das Kind überwiegend das schielende Auge benutzt und dieses so "trainiert".

Die wichtigster Vorraussetzung für den Erfolg der Amblyopiebehandlung ist das sorgsame Einhalten der vom Augenarzt in jedem einzelnen Fall für das schielende Auge und das nicht-schielende Auge exakt ermittelten Behandlungs- bzw. Trainingsphasen. Führen bei älteren Vorschulkindern und bei jüngeren Schulkindern mit Amblyopie Brille, Okklusion und Augentropfen bzw.-salbe nicht zu einer Besserung der Sehschärfe, kann bisweilen eine vom Augenarzt verordnete Schulungsbehandlung weiterhelfen.

Die Amblyopievorsorge und -behandlung muss meist über Jahre bis ins Wachstumsalter hinein zusätzlich zur Brille und auch nach erfolgreichrer Operation fortgesetzt werden. Bei Schulkindern kann meist der Verschluss eines Brillenglases das Hautpflaster ersetzen.

Die Schieloperation

Bei der Hälfte der Schielkinder muß die Fehlstellung durch Operation an den äußeren Augenmuskeln beseitigt werden. Manchmal ist die opertive Stellungskorrektur Vorraussetzung für alle weiteren Maßnahmen. In der Regel wird die Operation erst dann durchgeführt, wenn das Kind die Brille verläßlich trägt, mit beiden Augen annähernd gleich gut sieht und sich ausreichend untersuchen läßt. Die Operation beseitigt nicht die Sehschwäche und bewirkt auch nicht immer eine unmittelbare Verbesserung des räumlichen Sehens. Beides bedarf in der Regel weiterer augenärztlicher Behandlung. Die Operation macht auch die Brille nicht überflüssig, weil Brechungsfehler nur durch die Brille ausgeglichen werden können. Schieloperationen sind ausgesprochen risikoarm und haben gute Erfolgsaussichten. Sie werden am Augenarzt bei Kindern in Allgemeinnarkose ausgeführt, d.h. nach der Beruhigungsspritze spürt das Kind von dem Eingriff nichts mehr. Das operierte Auge reagiert natürlich, jedoch in erträglichem Maße nach dem Aufwachen für etwa 48 Stunden - vor allem bei Augenbewegungen. Bei der Operation wird das Auge weder herausgenommen noch aufgeschnitten. Der Augenarzt öffnet lediglich die leicht heilende Bindehaut, um die Augenmuskeln zu regulieren. Von der Art der Fehlstellung und vom Ergebnis der Vorbehandlung hängt es ab, ob ein einmaliger Eingriff genügt.

Wie können Eltern und Augenarzt zusammenarbeiten?

Mit Ausnahme der Operation ist der Augenarzt bei allen anderen Therapiemaßnahmen nur erfolgreich, wenn die Eltern zuverlässig mitwirken. Der Augenarzt muß sich darauf verlassen können, daß die verordnete Brille ausnahmslos und ununterbrochen vom Kind getragen wird, daß bei der Okklusionsbehandlung Haut- oder Brillenpflaster nicht länger als vorgeschrieben auf dem Auge bleiben, jedoch ebenfalls nicht "nur mal zwischendurch" oder vorzeitig abgenommen werden, daß Augentropfen und- salbe genau nach Plan gegeben werden und daß kein Termin - sei es zur Untersuchung oder zur Schulung - ausgelassen wird.

Die Behandlung einer Ambylopie kann sich bis zum 12. Lebensjahr und manchmal darüberhinaus erstrecken, weil Rückfälle noch bis ins Wachstumsalter hinein möglich sind. Ihr Augenarzt weiß, dass Sie und Ihr Kind viel Geduld aufbringen müssen. Er wird Sie in jeder Weise unterstützen: medizinisch, psychologisch und durch eingehende Informationsgespräche.

Kontaktlinsen

Kontaktlinsen sind kleine, auf der Tränenflüssigkeit „schwimmende" Kunstoffschalen, die eine Fehlsichtigkeit korrigieren. Sie lassen wie Brillengläser auf der Netzhaut ein scharfes Bild entstehen. 

Während Brillen alle Gegenstände stark vergrößern bzw. verkleinern sind diese Effekte bei Kontaktlinsen wesentlich geringer ausgeprägt.

Vorteile von Kontaktlinsen:

  • Ihr Blickfeld wird durch eine Brillenfassung nicht eingeengt
  • Je stärker das Brillenglas, umso unschärfer ist die Abbildung am Rand. Kontaktlinsen dagegen verschaffen Ihnen immer und überall klare „Rundumsicht".
  • Kontaktlinsen sind all Ihren Aktivitäten und Bewegungen gewachsen.
  • Mit Kontaktlinsen lassen sich alle Arten von Fehlsichtigkeiten, die durch Unregelmäßigkeiten der Hornhaut hervorgerufen werden, ideal korrigieren.
  • Kontaktlinsen sind unsichtbar und verändern somit nicht ihre natürliche Erscheinung.
  • Kontaktlinsen beschlagen und verstauben nicht.

Formstabile Kontaktlinsen 

Die ersten früher noch sehr harten Kontaktlinsen waren aus Plexiglas (Polymethylmethacrylat), das grundsätzlich als sehr biologisch verträglich gilt. 1950 wurden die ersten Linsen gefertigt, die robust waren, unempfindlich gegen Kratzer und schon den ganzen Tag getragen werden konnten. Eine Weiterentwicklung der sog. harten Kontaktlinse ist die flexiblere, sauerstoffdurchlässige formstabile Linse. Seit 1980 werden Kontaktlinsen aus diesem hochwertigen Material gefertigt, das in puncto Langzeitverträglichkeit den Linsen aus Plexiglas nicht nachsteht, aber wesentlich mehr Komfort zu bieten hat. Aus verschiedenen Kunststoffen hergestellt, sind diese modernen Linsen stärker gasdurchlässig und bieten dem Auge dadurch eine optimale, den Tragekomfort wesentlich verbessernde Sauerstoffversorgung.

Sauerstoffdurchlässige, formstabile Kontaktlinsen sind zwar nicht ganz so unempfindlich und langlebig wie harte Linsen, aber die etwas weichere Beschaffenheit verschafft Ihnen Wohlgefühl ab dem ersten Augenblick. Sie sind also eine gute Alternative, wenn Ihre Augen auf harte Linsen dauerhaft empfindlich reagieren. 

Weiche wasserhaltige Kontaktlinsen 

Um eine Sehhilfe für Personen anbieten zu können, die harte, formstabile Kontaktlinsen nicht vertragen, wurden Anfang der 70er die weichen Kontaktlinsen entwickelt. 

Weiche Kontaktlinsen sind - wenn Ihre Augen und vor allem Ihr Anpasser sich für solche entschieden haben - spontan und ohne Eingewöhnungszeit verträglich. Sie passen sich hervorragend der Augenoberfläche an. Fremdkörpergefühl ist daher bei diesen Linsen von vornherein nahezu ausgeschlossen. Allerdings gibt es einige Arten von Fehlsichtigkeiten, für die eine Korrektur mit dieser Linsenart ungeeignet ist. 

Z.B. ein Astigmatismus, der durch eine unterschiedliche Krümmung der Hornhaut hervorgerufen wird. „Normale", weiche Kontaktlinsen würden sich der ungleichmäßigen Hornhaut anpassen und nicht den gewünschten Effekt des Krümmungsausgleiches erzielen. Die Bilder würden unscharf bleiben. In diesem Falle müßten harte, bzw. spezielle weiche (torische) Kontaktlinsen verwendet werden. Die hochflexible Beschaffenheit weicher Kontaktlinsen bietet vor allem sportlichen Personen die besten Perspektiven für die Ausübung aller Aktivitäten - ohne Zurückhaltung! Sogar Wassersport ist möglich, denn durch die gute Haftung können weiche Linsen nicht ohne weiteres weggeschwemmt werden. 

Konventionelle weiche Kontaktlinsen 
Dieser Linsentyp sollte spätestens nach ein bis eineinhalb Jahren ausgetauscht werden. Die Kontaktlinsenhygiene-Schritte müssen konsequent und sorgfältig - inklusive Oberflächenreinigung und Proteinenffernung - befolgt werden. 

Einmal-bzw. Einweglinsen 
Nach der Definition versteht man darunter Kontaktlinsen, die nach einem einzigen Tragezyklus entsorgt werden. Nur das sind die eigentlichen Einweglinsen, im Englischen die „Disposabels". Bekannt ist die klassische Ein-Tages Linse, die nur einen Tag getragen wird. Früher benutzte man den Begriff „Disposabel" auch für Kontaktlinsen, die nach Empfehlung des Herstellers bis zu 14 Tage lang täglich getragen werden konnten. Mit der Vereinheitlichung und Normung der Bezeichnungen weltweit, wird sich bald die richtige Bezeichnung durchsetzen. 

Einweglinsen haben den Vorteil, daß sie keine gesonderten Hygienemaßnahmen erfordern, da sie sofort nach dem Absetzen aus dem Auge weggeworfen werden. Allgemeine Hygienemaßnahmen wie Sauberkeit und Hände waschen sind davon unberührt. 

Austausch-Kontaktlinsen. Austauschsysteme
Darunter versteht man alle Linsen, die nach einer vom Hersteller angegebenen Zeit ausgetauscht werden. Der häufigste Zyklus ist 4 Wochen, das heißt nach 4 Wochen setzt sich der Patient eine neue ungebrauchte Linse auf. Es gibt aber ebenso kürzere wie längere Austauschperioden von 14 Tagen bis zu 3 oder 6 Monaten. Austauschlinsen müssen genauso behandelt werden wie jede andere konventionelle weiche Kontaktlinse - reinigen, desinfizieren und mit Kochsalzlösung abspülen. Der Vorteil ist der, dass die Linsen in den kurzen Tragezeiten nicht so viele Ablagerungen haben können. 

Kontaktlinsenanpassung

Die modernen Kontaktlinsen sind für fast alle Fehlsichtige die richtige Wahl. Der Augenarzt prüft bei seiner Voruntersuchung, ob alle Grundvoraussetzungen für das Linsentragen erfüllt sind und gibt Empfehlungen zum geeigneten Linsentyp. Wenn somit sichergestellt ist, dass keine allgemeinen Risiken oder krankhafte Veränderungen der Augen vorliegen, steht einer individuellen Anpassung nichts mehr im Wege. 

Aus dem großen Angebot an verträglichen Linsentypen und Materialien findet man heute neben den Speziallinsen auch schon Linsen für trockene und empfindliche Augen.

Muss man sich an Kontaktlinsen gewöhnen?

 Ein wenig schon. Ob Sie dazu ein paar Stunden oder 2 bis 4 Wochen brauchen, hängt von Ihrer Empfindlichkeit und vor allem vom Kontaktlinsenmaterial ab. Die meisten Patienten sind deshalb erstaunt, wie wenig sie spüren, wenn Ihr Augenarzt ihnen zum ersten Mal Kontaktlinsen aufsetzt - vor allem, wenn es sich um weiche Linsen handelt. Sie werden sehr schnell als angenehm empfunden. Was bei formstabilen (sogenannten harten) Kontaktlinsen anfangs etwas stört, ist das ungewohnte Gefühl beim Lidschlag. Sobald die Anpassung abgeschlossen ist - etwa nach einem Monat - sind diese ersten Begleiterscheinungen verschwunden. 

Mit der empfindlichen Hornhaut kommen exakt angepasste Kontaktlinsen nicht in Berührung, denn sie schwimmen auf dem Tränenfilm. Er bewirkt auch durch Haftkraft (Adhäsion), daß die Linsen nicht verloren gehen. Schnell zur Gewohnheit wird auch das Auf- und Absetzen der Kontaktlinsen. Das lernen Sie unter Anleitung in der Praxis Ihres Augenarztes ebenso wie die Kontaktlinsenhygiene. Bevor Sie mit Ihren neuen Linsen nach Hause gehen, sind Sie mit der Handhabung bestens vertraut. 

Tragedauer der Kontaktlinsen 

Auch in diesem Punkt sind die individuellen Voraussetzungen ausschlaggebend. In erster Linie zählt Ihr persönliches Wohlgefühl. Außerdem kommt es auf die Linsentypen an, die generell unterschiedlich lange auf dem Auge belassen werden können. 

Formstabile sauerstoffdurchlässige und weiche Kontaktlinsen können bereits sehr schnell mehrere Stunden am Tage getragen werden. Den individuellen Eintrageplan über die ersten Tage und Wochen und die augenärztlichen Kontrolltermine wird der Augenarzt festlegen. 

Treten während des Kontaktlinsentragens Rötung oder Schmerz am Auge auf, so ist dies als Warnzeichen zu werten. Das gleiche gilt für jede Änderung der Sehschärfe. Die Kontaktlinsen dürfen dann nicht weitergetragen werden. Suchen Sie dann umgehend Ihren Augenarzt auf. Er wird Ihnen sagen, um was es sich handelt und was zu tun ist.

Was ist Kontaktlinsenhygiene

Eine sorgfältige Hygiene ist die Grundvoraussetzung für den Erhalt aller Vorteile Ihrer wertvollen Kontaktlinsen.

Für eine komplette Kontaktlinsenhygiene sind die folgenden fünf Schritte zu beachten.

  • Reinigung
  • Desinfektion
  • Aufbewahrung
  • Proteinentfernung
  • (Nach-)Benetzung

Was bedeutet nun...
Reinigung?
Bei der Reinigung wird die Kontaktlinse auf die Innenfläche der Hand gelegt und mit einigen Tropfen Reinigungslösung ca. 20 sec. mit einem Finger (möglichst mit dem kleinen Finger) gerieben. Dadurch werden Fette oder fettähnliche Substanzen, die entweder vom Tränenfilm oder aus der Umwelt kommen enffernt.

Desinfektion?
Im Zuge der Desinfektion werden die Kontaktlinsen über einen definierten Zeitraum in einer entsprechenden Lösung gelagert. Dabei werden krankheitserregende Mikroorganismen (z.B. Bakterien, Viren) abgetötet und damit Infektionen vorgebeugt.

     

Aufbewahrung?
Immer wenn Kontaktlinsen nicht täglich getragen werden ist die Aufbewahrung als wichtiger Hygieneschritt anzusehen. Ihr Augenarzt empfielt Ihnen eine geeignete Aufbewahrungslösung. Der Wirkstoff verhindert, daß sich in der Lösung schädliche Mikroorganismen vermehren. Bei täglichem Tragen ist eine konservierungsstofffreie Kontaktlinsenhygiene vorzuziehen.

Proteinentfernung?
Ihr Tränenfilm enthält Eiweiße, die wichtige Schutzfunktionen ausüben. Leider gelangen diese automatisch auf die Kontaktlinsen, wodurch die Kontaktlinsen weniger sauerstoffdurchlässig und schlechter verträglich werden. Deshalb gibt es speziell auf Ihr Pflegesystem abgestimmte Tabs, die einmal wöchentlich die Eiweißrückstände von Ihren Kontaktlinsen entfernen und neuen Ablagerungen vorbeugen.

(Nach-) Benetzung?
Die Benetzung der Kontaktlinsen steigert entscheidend den Tragekomfort und erleichtert in vielen Fällen das Aufsetzen und Absetzen der Kontaktlinsen. Benetzende Substanzen sind entweder in Desinfektions- und Aufbewahrungslösungen enthalten oder können als spezielle Lösungen während des Tragens der Kontaktlinsen direkt ans Auge getropft werden.

In Sachen Hygiene sollten Sie auch noch die folgenden Hinweise beachten:

  • Waschen Sie sich gründlich die Hände bevor Sie Ihre Kontaktlinsen benutzen.
  • Beachten Sie bitte vor der ersten Anwendung ganz genau die Gebrauchsanweisung Ihrer Kontaktlinsenlösungen.
  • Lagern Sie Ihre Kontaktlinsen stets in einer der Linsenart entsprechenden Aufbewahrungslösung.
  • Generell dürfen niemals spezielle, für formstabile Kontaktlinsen entwickelte Hygiene Systeme bei weichen Kontaktlinsen eingesetzt werden.
  • Verwenden Sie niemals Leitungswasser zum Abspülen der Linsen!
  • Genauso wichtig wie die Hygiene Ihrer Kontaktlinsen ist die Hygiene Ihres Kontaktlinsenbehälters, d.h. Behälterdesinfektion und regelmäßiger Behälteraustausch.
  • Befragen Sie sofort den Augenarzt, wenn Unverträglichkeiten oder Unzufriedenheit mit Ihren Kontaktlinsen oder dem dazugehörenden Hygiene System auftreten.
  • Vertrauen Sie auf die Erfahrung Ihres Augenarztes, bevor Sie eigenmächtig Ihr Hygiene System wechseln. Er ist über alle Möglichkeiten im Bilde und wird Ihnen mit seinem ganzen Wissen zur Seite stehen

Nützliche Tips für den Alltag

Augentropfen
Während des Tragens von Kontaktlinsen dürfen nur - von Ihrem Augenarzt empfohlene - Augentropfen verwendet werden.

Autofahren
Optisch ist die Linse der Brille ebenbürtig. Zwei Nachteile bestehen jedoch:

  • Bei laufendem Gebläse oder bei der Benutzung einer Klimaanlage können Kontaktlinsen austrocknen und am Auge reiben. Diesen Beschwerden kann man mit der Verabreichung von künstlicher Tränenflüssigkeit vorbeugen.
  • Nach längerer Tragezeit (mehr als 10 Stunden) kann unter diesen ungünstigen Bedingungen ein mehr oder weniger starkes Horhautödem entstehen, wodurch die Blendungsempfindlichkeit erhöht und die Nachtfahrtauglichkeit eingeschränkt sein kann.

    Kontaktlinsen in jedem Alter
    Wenn die notwendigen anatomischen Voraussetzungen gegeben sind, können Kontaktlinsen vom Neugeborenenalter bis ins hohe Alter getragen werden. Allerdings muß jederzeit eine einwandfreie Hygiene und Handhabung der Linsen durch den Träger oder eine ihn betreuende Person gewährleistet sein.

    Kontaktlinsen und Beruf
    Kontaktlinsen sollten in staubiger Umgebung nicht getragen werden. Es besteht die Gefahr, daß sich Fremdkörper auf der Linse ablagern oder zwischen Linse und Hornhaut geraten, wodurch starkes Fremdkörpergefühl und Augenentzündungen entstehen. Auch beim Umgang mit Chemikalien sollten aus den gleichen Gründen keine Kontaktlinsen getragen werden. Für Bäcker, Gipser, Schreiner etc. sind Kontaktlinsen demnach bei der Ausübung des Berufes eingeschränkt geeignet.

    Kontaktlinsen und Umwelt
    Ungünstige Tragebedingungen bestehen in Räumen mit trockener Luft (Gaststätten, Wohn- und Büroräume während der Heizperiode, Flugzeug, Auto), weil dann die Sauerstoffzufuhr zum Auge vermindert ist und der Tränenfilm beeinträchtigt wird. In diesen Fällen hilft das rechtzeitige Nachbenetzen der Kontaktlinsen.

    Kosmetika
    Zweckmäßigerweise sollte die Linse vor dem Auftragen von Kosmetika und Augen-Make-up's aufgesetzt werden. Kosmetika (z.B. Kajalstifte) sollten generell nicht auf Lidkanten aufgetragen werden!

    Medikamente
    Viele Medikamente können den Tränenfilm des Auges verändern. Solche Wirkungen werden zuweilen z.B. der „Pille" angelastet. Lassen Sie sich von Ihrem Augenarzt beraten.

    Reisen
    In Flugzeugen ist die Luftfeuchtigkeit herabgesetzt. (Es ist sinnvoll, die Kontaktlinsen entweder häufiger nachzubenetzen, oder die Kontaktlinsen vom Auge zu entfernen.) In anderen Ländern sind Kontaktlinsenlösungen oft nicht in gleichem Maße verfügbar. Ein entsprechender Vorrat muß mitgenommen werden.

    Sauna - Solarium
    Die Kontaktlinse kann unter Umständen - im Gegensatz zur Brille - am Auge belassen werden.

    Schlafen
    Nur Linsen mit sehr hoher Sauerstoffdurchlässigkeit, also Linsen, die zum verlängerten Tragen geeignet sind (vT), dürfen nach Absprache und unter Kontrolle des Augenarztes am Auge bleiben.

    Schwangerschaft
    Die Kontaktlinsen können in der Regel wie bisher weiter getragen werden. Ebenso können die dazugehörigen Kontaktlinsenlösungen weiter verwendet werden. Wegen der Umstellung des Hormonhaushaltes sind Unverträglichkeitsreaktionen möglich.

    Sport
    Gerade im Sport sind vor allem weiche Kontaktlinsen der Brille weit überlegen. Es muß aber besonders bei anstrengenden Sportarten darauf geachtet werden, daß die Linsen eine hohe Sauerstoffdurchlässigkeit haben. Der Energieverbrauch der Hornhaut ist beim Sport hoch. Egal ob Ballsportarten, Leichtathletik oder Schwimmsport - weiche Kontaktlinsen haften am Auge wie eine zweite Haut - ohne lästiges, den Ausblick behinderndes Brillengestell. Aufgrund der veränderten physiologischen Vorgänge kann es zu verstärkten Ablagerungen kommen und eine entsprechend häufigere Proteinentfernung wird notwendig.

Haben Kontaktlinsenträger Anspruch auf Krankenkassenleistung?

Grundsätzlich zahlen die gesetzlichen Krankenversicherungen einen Festbetrag zur Sehhilfe. Alle Einzelheiten erklärt Ihnen Ihr Augenarzt. Die Pflegemittel muß der Versicherte in jedem Fall selber bezahlen

Bei Kontaktlinsenwunsch nicht nur wegen der Verordnung zum Augenarzt

Viele Faktoren spielen bei einer optimalen Kontaktlinsenanpassung eine Rolle.

Ihr Augenarzt wird Sie persönlich verantwortungsbewußt und objektiv beraten, ob und welche Kontaktlinse für Sie die richtige ist. Kontaktlinsen sind fast immer eine geeignete, angenehme und sichere Sehhilfe.

Herausgeber:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) Berliner Straße 14, 69120 Heidelberg
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) Postfach 11 01 44, 40501 Düsseldorf

Das Trockene Auge

Was ist eigentlich das Trockene Auge?

Unter einem Trockenen Auge versteht man eine Benetzungsstörung der Augenoberfläche, bestehend aus Bindehaut und durchsichtiger Hornhaut. Die Augenoberfläche, die keinen Schutz gegen Flüssigkeitsverlust und Austrocknung besitzt, wird vom Tränenfilm stets vollständig überspült. Bei Benetzungsstörungen reißt der Tränenfilm vorzeitig auf, so daß die oberflächlichen Zellschichten austrocknen und Schaden nehmen können. Würde der Austrocknungsprozess unbemerkt fortschreiten, so entwickelte sich über die Zeit eine zunehmende Hornhauttrübung, was zu einer Sehminderung, im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung führte.

Die Augenoberfläche ist mit einem dichten Netz von schmerzempfindlichen Sensoren ausgestattet, die bei einem ersten Aufriß des Tränenfilmes sofort Alarm geben und uns zwingen, den kompletten Tränenfilm durch einen Lidschlag neu auszubreiten. Dieser Reflexbogen kann jederzeit leicht überprüft werden, indem wir uns zwingen, die Augen bewußt - ohne zu blinzeln - offen zu halten. Bereits nach wenigen Sekunden empfinden wir ein stetig steigendes Unbehagen, das schließlich in einen scharfen, oberflächlichen Schmerz übergeht, so dass wir zwanghaft die Augen schließen müssen.

Das TROCKENE AUGE entsteht in der Regel allmählich über einen langen Zeitraum. Die Benetzung wird unregelmäßig, der Tränenfilm reißt immer früher auf. So werden die schmerzempfindlichen Sensoren ständig gereizt. Einerseits versucht der Körper, die Störung auf verschiedenen Wegen, z.B. durch eine gesteigerte Lidschlagfolge oder Einschießen von Tränenflüssigkeit auszugleichen. Andererseits kann die Schmerzempfindung abstumpfen, ohne dass dabei die Störung völlig vergessen wird. Diese über lange Zeit laufende, individuell unterschiedlich ausgeprägte Gewöhnung erklärt, daß die vom Patienten wahrgenommenen Beschwerden sehr verschieden erscheinen können und nur in wenigen Fällen typisch in die Richtung TROCKENES AUGE weisen. Darüber hinaus können unterschiedliche Ursachen von Störungen, die den Tränenfilm aus dem Gleichgewicht bringen, zu unterschiedlichen Beschwerden führen, was die richtige Diagnose erschwert.

Welche Aufgaben hat der Tränenfilm?

Der Tränenfilm muß die Schleimhaut der Augenoberfläche vor einer Austrocknung schützen. Diese Aufgabe stellt sich allerdings als viel komplizierter heraus, als man vermutet.

Bestünden die Tränen ausschließlich aus Wasser, so verhielte sich diese Flüssigkeit auf der Augenoberfläche wie ein Regentropfen auf einer frisch gewachsten Autohaube. Die Augenoberfläche selbst ist nämlich wasserabweisend, das heißt, es käme gar nicht zu einer Benetzung. Darüber hinaus muß der Tränenfilm sehr dünn sein; denn durch einen dicken Flüssigkeitstropfen sehen wir verschwommen, so wie wir es vom Weinen kennen.

Schließlich muß der dünne Tränenfilm eine gewisse Stabilität haben, so dass zwischen zwei Lidschlägen ein rasches Aufreißen verhindert wird. Unser Tränenfilm muß sich also auch in diesem Punkt von einem einfachen Wasserfilm unterscheiden, der sofort aufreißt und verdunstet, wie z.B. beim Wischen mit einem nassen Fensterleder über eine Glasscheibe.

Neben der reinen Benetzung der Augenoberfläche nehmen die Tränen noch weitere wichtige Aufgaben beim Schutz des Auges wahr: So wird die äußere Hornhautschicht über den Tränenfilm mit Sauerstoff versorgt. Zusätzlich besitzt der Tränenfilm bakterienabtötende Eigenschaften: Keime, die über die Haut, beim Augenreiben oder einfach über die Luft an das Auge geraten, werden sofort abgewiesen und beseitigt. Das Auge wird so vor schweren Infektionen geschützt. Außerdem verdünnt die Tränenflüssigkeit schädliche Stoffe, spült Fremdkörper ab und "schmiert" die Lider, so daß sie beim Lidschlag nicht auf der Hornhaut reiben.

Wie ist der Tränenfilm aufgebaut?

Die Augenoberfläche ist wasserabweisend. Darum wäre - wie bei der gewachsten Autohaube - selbst bei genügender Flüssigkeitsmenge keine Benetzung möglich, wenn die Tränen nur aus Wasser bestünden. Eine Austrocknung wäre die Folge. Dies verhindert der Schleim, der in speziellen Drüsenzellen gebildet wird und sich als sehr dünne Schicht an die Augenoberfläche fest anlagert. Diese Schleimschicht besitzt stark wasseranziehende Eigenschaften und ermöglicht jetzt erst die Benetzung der Augenoberfläche.

Der Hauptanteil des Tränenfilms zur Befeuchtung, Ernährung und zum Schutz der Hornhaut besteht aus Wasser mit darin enthaltenen Nähr- und Abwehrstoffen sowie Sauerstoff. Die Flüssigkeit wird von der Tränendrüse, die in der jeweils äußeren oberen Ecke der Augenhöhle liegt, sowie von kleinen zusätzlichen Drüsen, die über die Bindehaut verteilt sind, gebildet. Die Ruheproduktion beträgt pro Tag etwa 1,5 - 2 ml, kann allerdings bei Reizung (z.B. Fremdkörper oder Weinen) um mehr als das 100-fache gesteigert werden.

Auf seiner Oberfläche wird der Tränenfilm schließlich von einer dünnen Fettschicht zur Luft hin abgegrenzt, die verhindert, dass die Tränenflüssigkeit bei geöffnetem Auge zu rasch verdunstet. Diese Fettschicht besteht aus einer komplizierten Mischung verschiedener Fettbausteine. Sie ist bei Körpertemperatur flüssig und wird aus Drüsen, die in zahlreichen Schläuchen in Ober- und Unterlid liegen, gebildet. Diese Drüsen geben bei jedem Lidschlag ihr fettiges Sekret über kleine Öffnungen entlang der Lidkanten direkt auf den Tränenfilm ab.

Der gesamte dreischichtige Tränenfilm wird etwa alle 5 bis 10 Sekunden durch den Lidschlag gleichmäßig über der Augenoberfläche ausgespannt, wobei etwa 16% der Tränenmenge pro Minute ausgetauscht, das heißt abtransportiert und aus den jeweiligen Quellen ersetzt werden. Bei jedem Lidschlag wird nun durch fein abgestimmte Muskelbewegungen der Flüssigkeitsstrom von außen nach innen zum Nasenwinkel getrieben. Der Abtransport erfolgt dann über die zwei im Nasenwinkel des Ober- und Unterlides gelegenen Tränenpünktchen, die die Flüssigkeit über ein Gangsystem in die Nase ableiten. Von dort fließen die Tränen schließlich in den Rachen und werden verschluckt. Bewußt wird dem Patienten dieser Abflußweg, wenn er kurz nach dem Einträufeln von Augentropfen einen fremden, unangenehmen Geschmack bemerkt. Derartige Empfindungen sollten keinenfalls beunruhigen, vielmehr weist dies auf ein durchgängiges ableitendes Tränensystem hin

Wodurch entsteht ein Trockenes Auge?

Aus dem bisher Besprochenen wird leicht verständlich, dass es nicht nur eine Ursache für ein Trockenen Auge gibt und man ebensowenig nur von einer Art von Trockenen Auge sprechen kann. Jeder einzelne Bestandteil des Tränenfilms kann ebenso zum Ausgangspunkt einer Benetzungsstörung werden wie das gesamte Verteilungs- und Abflußsystem. Da sich die Erkrankung im typischen Fall durch ein Sandkorngefühl oder ein Gefühl der Trockenheit bemerkbar macht, hat sich der Begriff Trockenen Auge seit vielen Jahrzehnten weltweit für alle Benetzungsstörungen eingebürgert, obwohl dieser Begriff im engeren Sinne des Wortes nur für die Minderproduktion von Tränenwasser aus der Tränendrüse stehen dürfte.

Die Kenntnis von den vielen verschiedenen Ursachen für ein Trockenen Auge liegt im Aufgabenbereich Ihres Augenarztes. Um ihm und damit vor allem sich selbst zu helfen, sollten Sie sich genau Gedanken machen über die Art Ihrer Beschwerden, das tages- und jahreszeitliche Auftreten, über Ihren Tagesablauf (Beruf/Freizeit) und über frühere oder heute aktuelle Erkrankungen der Augen oder auch des Körpers einschließlich der Psyche.

Hier liegt oft ein Schlüssel zur richtigen Diagnose:
So können früher aufgetretene Hagel- oder Gerstenkörner auf eine Erkrankung der Fettdrüsen im Bereich der Lider hinweisen. Ein Kontakt mit Dämpfen oder auch Zigarettenrauch kann ebenfalls im Zusammenhang mit Benetzungsstörungen bedeutsam sein. Schließlich können verschiedene Medikamente, die Sie wegen anderer Erkrankungen einnehmen oder die Sie als Augentropfen längere Zeit angewendet haben, ursächlich mit dem Trockenen Auge in Zusammenhang stehen. Besonders schwerwiegende Störungen verursachen bestimmte freiverkäufliche Augentropfen, die gegen das "Rote Auge" angeboten werden. Diese "Weißmacher" schaffen aufgrund ihrer gefäßverengenden und abschwellenden Wirkung zunächst Linderung, können aber das nicht erkannte ursächliche Leiden verstärken, da einerseits nach kurzer Zeit die Wirkung auf die Blutgefäße durch eine Gewöhnung an das Medikament nachläßt und andererseits die Mittel Zusätze enthalten können, die eine Austrocknung der Hornhaut sogar verstärken. Der Patient nimmt dann in der Regel diese Tropfen zunehmend häufiger und über einen immer längeren Zeitraum und kann so seine Augen ernsthaft schädigen.

Warum die Anzahl der Patienten, die unter einem Trockenen Auge leiden, in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Mögliche Ursachen können in der wachsenden Umweltbelastung sowie in der Klimatisierung unserer Wohnungen, Arbeitsplätze und Autos liegen. In letzter Zeit mehren sich Berichte, daß bei gesteigerter Lesetätigkeit und bei der Arbeit an Bildschirmgeräten das Trockenen Augebeobachtet wird, insbesondere dann, wenn der Arbeitsplatz nicht optimal eingerichtet ist. Auch wenn derartige Tätigkeiten nicht als Ursache in Frage kommen, so stellen sie zumindest einen Faktor dar, der die Beschwerden des Trockenen Auge eher verstärkt als zum Beispiel die Arbeit auf dem freien Feld.

Darüber hinaus kann der breite Einsatz von Psychopharmaka, Schlafmitteln und auch der Beta-Blocker zur Behandlung des Bluthochdruckes oder auch des "Grünen Stars" zu Tränenfilmstörungen führen. Das gleiche gilt für Antibaby-Pillen.

Ist das Trockene Auge gefährlich?

In den allermeisten Fällen bedroht eine Benetzungsstörung nicht akut das Sehvermögen. Neben der Oberflächenbelastung des Auges stehen die ständigen Beschwerden durch die Reizung der Augenoberfläche (Schmerzen, Jucken, Reiben etc.), die auch zu psychischen Belastungen führen können, oft im Vordergrund und machen eine Therapie notwendig.

Darüber hinaus muss man sich klar machen, daß eine Benetzungsstörung die Widerstandskraft des Auges schwächt, so daß bakterielle oder virusbedingte Entzündungen bis zur Geschwürbildung entstehen können. Kommt es gar zu ständigen Austrocknungen, so können Gefäße in die Hornhaut einsprießen, was Narben und Trübungen mit sich bringt. Akute Probleme entstehen, wenn Verziehungen der Lider oder ein unvollständiger Lidschluss zu einer unzureichenden Tränenverteilung und damit zu raschen Austrocknungen führen. Hier muss schnell, eventuell auch operativ gehandelt werden, da sonst die Hornhaut schweren Schaden nehmen kann.

Schließlich muss der Patient sich darüber klar sein, daß das Trockenen Auge eine langwierige, das heißt chronische Erkrankung ist, was unter Umständen eine ebenfalls lange, ja sogar in manchen Fällen lebenslange Behandlung notwendig macht. Um so wichtiger wird es, Diagnose und Therapie vom Augenarzt exakt bestimmen zu lassen, um so zu vermeiden, daß eine ungezielte Therapie nicht nur nutzlos ist, sondern sogar möglicherweise zusätzliche Probleme schaffen kann.

Die Frage ob Fehlsichtige, die am Trockenen Auge erkrankt sind, trotzdem Kontaktlinsen tragen können, kann nur vom Augenarzt beantwortet werden. Grundsätzlich schließt einTrockenen Auge das Tragen von Kontaktlinsen nicht aus.

Kann man die Diagnose: "Trockenes Auge" selbst stellen und sich dann selbst behandeln?

Vor jeder Therapie steht die Diagnose. Die richtige Diagnose stellen, bedeutet: die Ursache für die Benetzungsstörung erkennen. Dies ist oft nicht einfach und bedingt eine umfassende Kenntnis der Zusammenhänge sowie viel Erfahrung in diesem Bereich. Neben der gründlichen Erforschung der Krankenvorgeschichte und der allgemeinen Untersuchung des Auges stehen dem Augenarzt eine Anzahl von unterschiedlichen Tests und Proben zur Verfügung, die wichtige Hinweise zur Erkennung der Ursache und des Schweregrades der Tränenfilmstörung liefern. Gleichzeitig kann eine Abgrenzung zu anderen, völlig unterschiedlichen Erkrankungen von Bindehaut und Hornhaut erfolgen.

Die Augenoberfläche reagiert auf ganz verschiedene Störungen in der Regel mit einer verstärkten Füllung bzw. Erweiterung der Blutgefäße, was uns als "Rotes Auge" erscheint. Diese Reaktion mit gefäßverengenden Substanzen, den "Weißmachern" oder den Augentropfen, die schon vor einem Jahr einmal halfen, zu behandeln, kann bedeuten, daß die wirkliche Krankheit übersehen und durch die Therapie verschleiert wird. Man riskiert damit, dass die Krankheit ungehindert fortschreitet und zu Schäden führt, die nur mühsam oder gar nicht mehr behoben werden können.

Darüber hinaus ist deutlich geworden, dass auch dann, wenn die Diagnose Trockenen Auge richtig ist, es keine einheitliche Therapie geben kann. Ihr Augenarzt wird immer versuchen, die spezielle Störung Ihres Tränenfilms zu erfassen und zu behandeln. Ihm steht eine breite Palette von Präparaten zur Verfügung. Sie unterscheiden sich voneinander in ihrer Flüssigkeit, ihrer chemischen Zusammensetzung und ihrem Gehalt an Konservierungsmitteln. Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Augenarzt heraus, welches für Sie das geeignete Präparat ist.

Selbst anscheinend geringfügige Augenbeschwerden sind oft ein ernstzunehmendes Signal. Ihr Augenarzt kann die Beschwerden deuten. Schieben Sie Ihren Besuch daher nicht auf, denn Ihr Sehvermögen ist Ihnen wichtig!

Herausgeber:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), Postfach 11 01 44, 40501 Düsseldorf

Hornhaut- Transplantation

Warum sind Hornhauttransplantationen notwendig?

 Die Hornhaut ist die äußere Begrenzung unseres Auges, sozusagen ein Fenster, durch das wir schauen (s.a. Anatomie für Patienten). Jede Veränderung ihrer Transparenz führt zu einer Verschlechterung des Sehvermögens. Sind einmal Eintrübungen vorhanden, bilden sie sich in der Regel nicht mehr zurück, und es hilft nur noch der Austausch gegen eine gesunde, klare Hornhaut.

Allein in Deutschland warten pro Jahr Tausende von Menschen auf Ersatz für ihre erkrankte Hornhaut. Damit wird die wichtige Funktion von Hornhautbanken deutlich, die eine Schlüsselrolle in der Beschaffung, Konservierung und Zuteilung von Spenderhornhäuten innehaben.

Für welche Patienten ist eine Hornhauttransplantation sinnvoll?

In erster Linie sind es Menschen, deren Hornhaut schwer verletzt wurde und anschließend vernarbte. Ferner gehören Patienten dazu, deren Hornhaut von einer Entzündung betroffen war, die Narben hinterließ. Dies kommt zum Beispiel häufiger nach einer Herpesinfektion vor. Aber auch altersbedingt oder nach operativen Eingriffen kann es zu Hornhautveränderungen kommen, die eine Transplantation notwendig machen. Natürlich gibt es auch angeborene Hornhauterkrankungen.

Selbst die heutige hochentwickelte Medizin hat immer noch ihre speziellen Probleme mit der Organtransplantation, weil das menschliche Immunsystem das als fremd erkannte Gewebe wieder abstoßen will. Viel Forschung war notwendig, und ein relativ großer Aufwand ist von Fall zu Fall erforderlich, um dies zu verhindern. Normalerweise sorgt die Durchblutung für die Ernährung eines Gewebes. In der klaren Hornhaut sind hingegen keine Blutgefäße vorhanden. Die Ernährung erfolgt über das Tränensekret. Im Blut befinden sich aber die Abwehrzellen, welche andere Zellen als "fremd" erkennen und entsprechende Abstoßungsreaktionen auslösen. In der Hornhaut findet dieser Prozeß nicht statt, und ein entsprechendes Transplantat bleibt der Immunabwehr schlichtweg verborgen.

Anders sieht es aus, wenn aufgrund einer Erkrankung Blutgefäße in die Hornhaut eingesprossen sind (Vaskularisation). In solchen Fällen müssen die Spenderhornhäute sorgfältig analysiert und so ausgesucht werden, daß sie in möglichst vielen Eigenschaften mit dem körpereigenen Gewebe des Empfängers übereinstimmen. Die Gefahr einer Abstoßung wird auf diese Weise zumindest minimiert. Die Koordination von Empfänger und Spendereigenschaften übernimmt die Hornhautbank in Zusammenarbeit mit den Augenkliniken

Weitgehend unbekannt ist, daß Hornhäute vom 10. bis zum 85. Lebensjahr gespendet werden können, also auch alte Menschen noch zu potentiellen Organspendern zählen. Die Transplantate kommen zur Mehrzahl aus dem Euro-Transplantationszentrum Leiden in Holland, aber auch von anderen Hornhautbänken wie z. B. Kiel

Was wird getan, um die dringend benötigten Spenderhornhäute zu erhalten?

Wenn wir über einen Todesfall informiert werden, setzen wir uns mit den Angehörigen des Verstorbenen in Verbindung. Wir erklären ihnen die Möglichkeit der Organspende und natürlich insbesondere der Hornhautspende. Bei Hornhäuten besteht der Vorteil, daß sie noch bis zu 76 Stunden nach dem Tod entfernt werden können. Also können sich die Hinterbliebenen in Ruhe überlegen, ob sie einer Entnahme zustimmen.

Oft ist für eine positive Zusage entscheidend, daß mit einer Organspende einem Lebenden geholfen werden kann. Die wesentlichen Inhalte der Gespräche mit den Angehörigen werden protokolliert und aufbewahrt. Somit bleibt die Herkunft jeder einzelnen Hornhaut nachvollziehbar.

Wenn sich die Hinterbliebenen positiv entscheiden, werden die Spenderorgane entfernt und in die Hornhautbank gebracht. Der Transport erfolgt in kleinen Plastikgefäßen. Dem Verstorbenen werden Glasprothesen eingesetzt. Sie unterscheiden sich äußerlich kaum von den natürlichen Augen und haben auch die gleiche Farbe.

In der Hornhautbank in Leiden wird die Hornhaut präpariert. Anschließend wird sie unter dem Mikroskop untersucht, fotografiert und nach bestimmten Kriterien eingeordnet. Dabei gilt beispielsweise die Zelldichte auf der Hornhautrückseite (des Endothels) als ein wesentliches Qualitätsmerkmal.

Diese sorgfältige Analyse und die nachfolgende Beobachtung der Hornhaut im Konservierungsverfahren gewährleisten die Bereitstellung von optimalen Transplantaten. Gleichzeitig schließen mikrobiologische Tests und Untersuchungen des Spenderblutes aus, daß Krankheiten auf den Empfänger übertragen werden.
Nach der sogenannten "Erstbefundung" wird die Hornhaut in eine Nährlösung eingelegt. Sie wird "kultiviert": Der Hornhaut wird vorgespielt, daß sie weiterlebt. Das Medium, in dem die Hornhaut schwimmt, ist einerseits eine Nährlösung, welche das Gewebe weiterversorgt, andererseits enthält die Lösung aber auch antibiotische Stoffe, um das Transplantat frei von infektiösen Bakterien zu halten.

Aus Gründen der Sterilität findet die eigentliche Kultivierung der Hornhäute in einem separaten Raum statt. Hier werden die Fläschchen mit den Hornhäuten und Nährlösungen in einem sogenannten Brutschrank aufbewahrt. Innen herrschen hier konstant 37 Grad Celsius, was der Körpertemperatur entspricht. Vier bis sechs Wochen können die Zellen der Hornhäute in diesem Schrank überleben.

Kurz vor der Transplantation wird die Hornhaut in ein anderes Medium umgebettet. Das erste Medium ist für die längere Aufbewahrung gedacht. Dabei quillt die Hornhaut auf. Die zweite Flüssigkeit ist dem Zustand im menschlichen Auge näher angepaßt. Sie entquellt sie wieder, entzieht ihr also Wasser.

Selbstverständlich wird bei der Arbeit strikt auf Sauberkeit und Hygiene geachtet. Die Hornhäute selbst unterliegen vier Sterilitätskontrollen: Einer ersten direkt nach der Entnahme. Dann jeweils einer weiteren vor dem Einbetten in das erste und zweite Medium und schließlich einer vierten kurz vor der Transplantation. Proben der Nährlösungen werden ständig abgefüllt und zur Kontrolle an das zuständige Mikrobiologische Institut geschickt.

Neben der Qualitätssicherung der Spenderorgane besteht ein wesentlicher Vorteil der Hornhautbanken darin, daß sie die individuelle Zuordnung derTransplantate an die Empfänger organisieren. Da die Hornhäute im Brutschrank vier bis sechs Wochen leben bleiben, ist genügend Zeit, die Patienten in Ruhe und planmäßig in die Klinik zu bestellen und auf ihre Operation vorzubereiten. Auf diese Weise ist man nicht auf eine mehr oder weniger zufällig angebotene Spenderhornhaut angewiesen. Notoperationen mit hektischen Vorbereitungen, wie sie sonst aus der Transplantationschirurgie bekannt sind, werden somit ausgeschlossen.

Pro Jahr werden in Deutschland durchschnittlich drei- bis viertausend Hornhauttransplantationen (Keratoplastiken) durchgeführt. Der Bedarf ist damit aber nicht annähernd gedeckt. Er ist mindestens doppelt so hoch. Ursache für den Mangel an Transplantaten ist die fehlende Aufklärung der Bevölkerung. Viele Menschen wissen gar nicht, daß es die Möglichkeit einer Hornhautspende gibt. Bei den Aufklärungsaktionen über Organspenden werden die Augen oft vergessen. Andererseits fällt in den Gesprächen mit den Angehörigen von Verstorbenen immer wieder die hohe Akzeptanz der Hornhautspende auf. Wenn man den Betroffenen eindeutig erklärt, worum es geht, stimmen sie der Entnahme der Augen oftmals bereitwillig zu.

Wie hoch sind die Risiken einer Hornhauttransplantation?

Die Erfolgsrate bei Hornhauttransplantationen ist im Normalfall (wenn keine Entzündungen oder Gefäßeinsprossungen etc. vorliegen) sehr hoch. Sie liegt über 90 %. Schon deshalb braucht man vor der routinemäßig durchgeführten Operation keine Angst zu haben. Außerdem haben die Patienten ja selten etwas zu verlieren, sondern eher zu gewinnen. Eine eingetrübte oder sonstwie veränderte Hornhaut schränkt die Sehfähigkeit eines Auges doch stark ein, reduziert sie unter Umständen auf die Wahrnehmung von Lichtschein. Wenn wir sie durch eine neue, klare ersetzen, haben die Operierten eine gute Chance, wieder zu sehen.

Es ist also nicht gleich eine Katastrophe, wenn einmal unsere eigene Hornhaut irreparabel erkranken sollte. Es gibt effektive Hilfe. Und vielleicht werden auch Sie zu einem Hornhautspender

Zum Operationsablauf

Der Operationsverlauf ist relativ einfach. Mit einem sogenannten Trepan, das ist ein Rundmesser, wird die erkrankte Hornhaut ausgeschnitten. Man könnte auch sagen, der Defekt wird ausgestanzt. In die entstandene runde Lücke wird die klare, gesunde Hornhaut eingenäht. Das passiert unter dem Mikroskop mit entsprechender Vergrößerung. Es gibt heute sehr dünnes Nahtmaterial, das die neue Hornhaut festhält. Sie kann dann in Ruhe einheilen. Bei einem geübten Operateur dauert die Operation etwa 30 Minuten. Wir ziehen eine Vollnarkose vor, besonders, wenn der Patient unruhig ist oder wenn beispielsweise Entzündungen vorliegen, so dass trotz Lokalanästhesie unter Umständen Schmerzen zu erwarten sind.

Komplikationen sind sehr selten, vor allen Dingen dann, wenn die Spenderhornhaut in einer Hornhautbank kultiviert worden ist. Sie wissen sicherlich, dass die Kultivierung auch mikrobiologische Kontrollen der Spenderhornhäute beinhaltet, so dass von daher beispielsweise keine Infektionen zu erwarten sind. Wenn also eine relativ gesunde Ausgangssituation vorliegt und keine außerordentlichen Probleme auftreten, ist die Komplikationsrate durch Infektionen oder Ähnliches gering. Sie liegt sicher unter 3%. Wenn vorher keine Entzündung am Auge vorlag, das Auge also reizfrei war, heilt die neue Hornhaut nach der Operation ohne Schmerzen ein. War das Auge allerdings schwer entzündet, können im weiteren Verlauf noch Schmerzen bestehen, gegen die wir aber etwas tun können und die allmählich abklingen.

Diese Operation kann theoretisch auch ambulant durchgeführt werden, wenn eine entsprechende Nachversorgung garantiert ist. Sie betrifft die Versorgung des frisch operierten Auges und weiterhin die regelmäßige Kontrolle bei einem Augenarzt. Wir empfehlen unseren Patienten, vier oder fünf Tage in der Klinik zu bleiben. Ein längerer Aufenthalt ist heute nicht mehr nötig. Anschließend kann ein niedergelassener Augenarzt die Nachsorge übernehmen.

In der Regel werden die Fäden im Zeitraum zwischen neun und zwölf Monaten gezogen.
Wie bereits gesagt wurde, enthält die menschliche Hornhaut keine Gefäße. Da die zur Heilung notwendigen Substanzen nicht auf dem Blutweg herantransportiert werden, dauert der Prozess entsprechend lange.
Bei unkomplizierter Ausgangslage, also wenn keine Entzündungen, Gefäßeinsprossungen in die Hornhaut u.s.w. vorhanden waren, liegt die Erfolgsrate bei etwa 95%, bei komplizierteren Voraussetzungen, wobei diese Fälle sind nicht die Regel darstellen, stehen die Chancen stehen dann etwa 60 zu 40. Eine Verallgemeinerung läßt sich hier aber nicht treffen. Es lässt sich also nicht ausschließen, dass eine Transplantation langfristig schief geht und die neue Hornhaut vom Körper nicht angenommen wird. Es gibt Fälle, in denen drei, viermal retransplantiert wird.

Nach dem heutigen Wissensstand und den erzielten Erfolgen durch eine Hornhauttransplantation kann man einem Patienten, der eine erkrankte Hornhaut hat, die konservativ, also mit Medikamenten nicht mehr mit Erfolg zu behandeln ist, zu einer Transplantation raten.

Uveitis

Was ist eine Uveitis?

Uveitis ist eine entzündliche Augenkrankheit.
»Uvea« enstammt dem Griechischen und bedeutet soviel wie »Traube«. In der Medizin werden mit diesem Begriff Iris, Strahlenkörper und Aderhaut zusammengefaßt. Kommt es in einem oder mehreren dieser drei Bereiche oder auch nur in deren Gefäßen zu einer Entzündung, spricht man von einer Uveitis.

Da meist nur Einzelabschnitte betroffen sind, wird unterschieden:

  • Iritis (Entzündung der Regenbogenhaut)
  • Iridocyclitis (Entzündung des Strahlenkörpers)
  • intermediäre Uveitis (Abschnitt zwischen Strahlenkör- per und Aderhaut)
  • Chorioiditis (Entzündung der Aderhaut)
  • Chorioretinitis oder Retinochorioiditis (Entzündungen der Ader- und Netzhaut bzw. der Netz- und Aderhaut, je nach bevorzugtem Befall)

    Dabei werden die beiden ersten als vordere, die beiden letzten als hintere Form der Uveitis bezeichnet, während man von Panuveitis spricht, wenn alle drei Abschnitte gleichzeitig betroffen sind

Wie bemerkt man eine Uveitis?

Bei plötzlichem Auftreten der vorderen Form treten folgende Warnsignale auf:

  • starke Augenrötung,
  • vermehrter Tränenfluß,
  • gesteigertes Blendempfinden,
  • Verschwommensehen,
  • stechende Augenschmerzen.

Bei langsamer Entwicklung besonders der intermediären und hinteren der Form der Uveitis treten nur eine allmähliche Sehverschlechterung und ein dichter werdender Schleier auf, wobei das Augenäußere meist reizfrei und ohne Schmerzen bleibt. Die Entdeckung von Uveitis-Erkrankungen bei Kindern erfolgt meist zufällig, weil junge Patienten schleichende Veränderungen nicht als beunruhigend empfinden

Verlauf und mögliche Folgen der Uveitis

Die Uveitis kann akut oder chronisch verlaufen, und sie kann einmalig auftreten oder sich in Schüben wiederholen. Auch ob sie sofort erfolgreich behandelt wird, bestimmt mit, ob es durch die regelmäßige Ausschwemmung von Entzündungszellen und Eiweiß zu Verwachsungen der Regenbogenhaut mit der Linse oder dem Kammerwinkel, zu Glaskörpertrübungen, zum grauen oder grünen Star und damit zu möglichen Sehbehinderungen kommt.

Welche Ursachen sind bekannt?

Manche Uveitis-Formen werden durch Bakterien und Viren (z. B. Tuberkulose, Herpes, Varizellen), Pilze (Candida albicans) und Parasiten (Toxoplasmose) ausgelöst, während andere im Rahmen von System-Erkrankungen u.a. aus dem rheumatischen Formenkreis (z. B. juvenile rheumatoide Arthritis, M. Bechterew) vorkommen. Bei 80 Prozent allerdings bleibt die Ursache unbekannt.

Wie wird eine Uveitis festgestellt?

Biomikroskopische Vorderabschnittsuntersuchungen an der Spaltlampe und verschiedene Arten der Augenhintergrund-Untersuchung (Ophthalmoskopie, Dreispiegel-Kontaktglas) ermöglichen bereits eine grobe Einordnung des Krankheitsbildes. In den meisten Fällen sind zusätzliche allgemeinmedizinische Untersuchungen (z. B. von Gelenken, Haut, Schilddrüse, Lunge, Darm und Nieren) ebenso erforderlich wie die Erhebung von Laborparametern (z. B. auf Tuberkulose, Lues, Toxoplasmose, Kollagenosen, dazu bestimmte Antikörper, ACE und HLA B 27), die je nach Ergebnis um Untersuchungen auf Viren, Pilze, andere Parasiten etc. erweitert werden.

Wie wird eine Uveitis behandelt?

Kann eine infektiöse Ursache für die Uveitis ausgemacht werden, wird spezifisch, z. B. mit einem Antibiotikum, behandelt und durch gleichzeitige lokale Verabreichung von Cortison die Entzündung reduziert. Bleibt die Ursache unbekannt, soll durch die unspezifische Gabe von Cortison (als Tropfen, Salben oder Tabletten, aber auch als Injektion neben den Augapfel) die Entzündung reduziert und Komplikationen vermieden werden. Nur wenn die geschilderten Maßnahmen nicht ausreichen, kommen auch Zytostatika zum Einsatz. Besteht die Gefahr von Verklebungen der Regenbogenhaut, wird die Pupille rechtzeitig und ausreichend lange medikamentös weitgestellt. Bei einer Augeninnendruck-Erhöhung werden zusätzlich drucksenkende Tropfen oder Tabletten gegeben.

Von den manchmal notwendig werdenden chirurgischen Maßnahmen sind am wichtigsten die Kryopexie (Kälteanwendung zur Glaskörperaufhellung und Verhütung einer Netzhautablösung), die Vitrektomie (Glaskörperentfernung zur Herabsetzung der Entzündungsaktivität, Verhinderung eines Macula-Oedems und ebenfalls Verhütung einer möglichen Netzhautablösung), die Operation des grauen Stars unter Cortison-Schutz und am seltensten die Lederhaut eindellende Operation bei bestehender Netzhautablösung.

Seit den frühen 80er Jahren ist besonders bei drohenden Komplikationen wie grauem und grünem Star sowie anderen Cortison-Nebenwirkungen die subtropische Klimatherapie und künstliche UVA-1-Lichttherapie durch milde aktinische Immunsuppression eine Bereicherung der kon-servativen Therapie-Palette. Wie schon für die Diagnose-stellung gilt natürlich auch für die Therapie der Uveitis, daß dazu nur der Augenarzt qualifiziert ist. Je länger eine Entzündung des Augeninneren unbehandelt bleibt, desto eher muß der Betroffene mit verbleibenden Defekten bis hin zur Erblindung durch unumkehrbare Schäden an sensiblen Strukturen des Auges rechnen

Empfehlung deshalb: Auch bei einem unbedeutend erscheinenden »roten Auge «, das sich nach ein bis zwei Tagen nicht spontan bessert, sollte dringend der Augenarzt aufgesucht werden.

Selbst leichte Augenbeschwerden müssen ernst genommen werden.

Ihr Augenarzt wird alle Möglichkeiten der modernen Augenheilkunde ausschöpfen, um Ihr Sehvermögen zu erhalten.

Helfen Sie Ihrem Augenarzt, indem Sie seine Hilfe rechtzeitig und regelmäßig in Anspruch nehmen.
Kontaktadresse:
Deutsche Uveitis Arbeitsgemeinschaft (DUAG)
Forsthausstraße 6, 35792 Löhnberg
Tel.: 06471.61369, Fax: 06471.98058
E-Mail: webmaster@duag.de
Internet: http://deutsche-uveitis-arbeitsgemeinschaft.de

Weitere Ansprechpartner:
Pro Retina Deutschland e.V.
(ehemals: Deutsche Retinitis Pigmentosa Vereinigung DRPV)
Vaalser Str. 108
52074 Aachen
Telefon: 0241/870018
Telefax: 0241/873961
www.pro-retina.de

Herausgeber des Informationsblattes:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) Berliner Straße 14, 69120 Heidelberg
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) Postfach 11 01 44, 40501 Düsseldorf

Die Mehrstärken-Brille

Warum braucht fast jeder eines Tages eine Brille?

Das jugendliche Auge kann sich schnell auf Sehziele in allen Entfernungen einstellen, es akkommodiert. Ab Mitte 40 etwa lässt die Anpassungsfähigkeit im Nahbereich spürbar nach.

Erste Anzeichen sind:
Sie lesen mit ausgestrecktem Arm. Sie bemerken eine übermäßige Anstrengung oder vorzeitiges Ermüden bei Ihrer Lektüre, oder Sie haben plötzlich Schwierigkeiten, einen Faden durchs Nadelöhr zu bekommen.

Diese Form der Fehlsichtigkeit nennt man „Alterssichtigkeit" oder „Presbyopie". Das Auge braucht eine Unterstützung. Früher gab es nur eine Möglichkeit: die klassische „Lesebrille" mit Gläsern für scharfes Sehen in der Nähe.
Ihr Nachteil: Beim Blick in die Ferne muss man sie abnehmen, sonst hat man ein verschwommenes Bild. Wer schon seit jungen Jahren eine Brille trägt, musste ständig mit zwei Sehhilfen hantieren, mit der für die Ferne und der für die Nähe.

Gibt es denn keine Brille für alle Entfernungen?

Doch, die gibt es. In den meisten Fällen lassen sich sog. Mehrstärkengläser verwenden. Damit brauchen Sie nur eine Brille.

Das Zweistärken- oder Bifokalglas ist ein Brillenglas für die Ferne mit einem fast unsichtbaren Zusatzteil für die Nähe (siehe Abbildung links).

Das Dreistärken- oder Trifokalglas vereint drei unterschiedliche Korrektionszonen, weil etwa vom 55. Lebensjahr an das Akkommodationsvermögen soweit abgenommen hat, daß auch für das Sehen in mittlere Entfernungen (50 cm - 1 m) zusätzlich ein Zwischenteil benötigt wird (siehe Abbildung rechts). Durch diesen Bereich können Sie dann z. B. die Auslagen und Preise in den Geschäften klar sehen oder die nähere Umgebung Ihres Arbeitsplatzes. Für die meisten handwerklichen Tätigkeiten ist ebenfalls der mittlere Zusatz unerläßlich. Sie werden ihn auch brauchen, wenn Sie ein Musikinstrument nach Noten spielen

  

Was ist zu beachten, wenn man zum ersten Mal eine Mehrstärkenbrille trägt?

Die unterschiedlichen Korrektionszonen sind so angeordnet, daß der Blick automatisch durch den Bereich fällt, der für die jeweilige Sehaufgabe richtig ist. Faßt man ein entferntes Ziel ins Auge, hebt man den Blick und schaut durch den oberen Teil. Beim Lesen jedoch senkt man ihn und benutzt damit das Feld, das für die Nähe bestimmt ist.

Nur wenn Sie beim Gehen plötzlich direkt vor Ihren Füßen ein Hindernis erwarten, z. B. eine Bordsteinkante oder Stufen, blicken Sie natürlich auch durch den Nahzusatz Ihrer Brille, dann ist das Bild mehr oder weniger unscharf.

Es gilt daher, am Anfang etwas vorsichtig zu sein. Sie werden sich aber in wenigen Tagen daran gewöhnt haben. Zunächst ungewohnt, jedoch nicht weiter störend sind die Trennkanten beim Übergang von der einen zur anderen Korrektionszone. Sie verursachen zudem einen geringfügigen Bildsprung, den man aber nach kurzer Zeit nicht mehr wahrnimmt.

Welche Wirkungen haben Gleitsichtgläser?

Im Gleitsicht- oder Progressivglas sind ebenfalls mehrere Stärken, also unterschiedliche Korrektionswerte, kombiniert und zwar ohne Trennkante, sondern mit gleitenden Übergängen, daher die Bezeichnung „Gleitsichtglas".

Mit einer solchen Brille können Sie von der Ferne bis zur Nähe ohne den Bildsprung der Bifokal- oder Trifokalbrille jede Einzelheit scharf sehen. Die Trennlinien, an denen man äußerlich andere Mehrstärkengläser erkennt, gibt es bei Gleitsichtgläsern nicht.

Auf einen kleinen Umgewöhnungsprozeß muß man sich jedoch auch hier einstellen: Außerhalb des deutlichen Sehkanals entstehen unvermeidbare Unschärfen zwischen Fernbereich und Nahbereich. Wenn Sie also zur Seite schauen wollen, müssen Sie zum Teil mit dem Kopf den Bewegungen Ihrer Augen folgen. So bleiben Sie automatisch in der richtigen Korrektionszone.

Können Mehrstärkengläser und Gleitsichtgläser auch mit weiteren Eigenschaften kombiniert werden?

Wie bei jedem anderen Korrektionsglas stehen hier technisch viele Möglichkeiten offen

1. Zusatzwirkung Entspiegelung

Die Entspiegelung mindert die störenden Reflexe und erhöht die Lichtdurchlässigkeit. Mit einer „Superentspiegelung" läßt sich die Restreflexion nahezu vollständig beseitigen.

2. Zusatzwirkung Sonnenschutz

Durch absorbierende Gläser kann die Lichtdurchlässigkeit vermindert werden.Außerdem werden die ultravioletten Strahlen absorbiert. Geringfügige Tönungen haben hauptsächlich kosmetische Effekte. Auch eine automatische Anpassung an wechselnde Lichtverhältnisse ist möglich. Die Fachbezeichnung für Gläser, die sich selbsttätig einfärben, heißt „phototrop". Absorbierende Gläser - auch phototrope Gläser mit mehr als 25% Tönung im aufgehellten Zustand - sollen nicht zum Autofahren in der Dämmerung und bei Nacht getragen werden.

3. Zusatzwirkungen mehr Bruchfestigkeit

In bestimmten Berufen und bei manchen Sportarten ist die Bruchgefahr der Brillengläser erhöht. Die Lösung des Problems: nahezu bruchfeste Gläser aus Kunststoff. Bei gleicher optischer Präzision zeichnen sie sich außerdem durch ihr niedriges Gewicht aus. Sie sind nur etwa halb so schwer wie Silikat-Gläser.
Kunststoffgläser verkratzen jedoch leichter, sie könnten aber mit einer Hartschicht versehen werden und haben dann eine für die normalen Tragebedingungen ausreichende Verschleißfestigkeit

Lösung für schwierige Sehaufgaben am Arbeitsplatz: Mehrstärkengläser in Spezialausführung

Viele Berufe stellen besonders hohe Anforderungen an die Augen, die mit der Brille, mit der man sonst gut zurechtkommt, nicht zu erfüllen sind. Daher wurden unzählige Variationen entwickelt, die auf spezielle Tätigkeiten zugeschnitten sind. So ist es z. B. möglich, daß die Nahkorrektion im oberen Teil des Glases angeordnet ist oder daß die Zone für die mittlere Distanz den größten Raum einnimmt.

Die nachlassende Akkommodationsfähigkeit ist heute wirklich kein Sehproblem mehr - es läßt sich durch die entsprechende Brille immer beheben.


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Diabetische Retinopathie

Diabetes und Auge

Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) beruht auf einer Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse. Man unterscheidet zwei Haupttypen dieser Krankheit. Bei dem bereits in der Jugend auftretenden Typ-I-Diabetes erzeugt die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin. Der Typ-II-Diabetes dagegen beginnt meist erst im höheren Lebensalter. In diesem Fall kann die Insulin-Produktion durchaus ausreichend sein, aber der Körper ist nicht in der Lage, das Insulin zu verwerten.

Infolge dieser Stoffwechselkrankheit verändern sich im Verlauf von etwa 5 Jahren die kleinsten Blutgefäße im gesamten Organismus. Dadurch entstehen die gefürchteten Spätkomplikationen, wie Nierenschäden bis zum völligen Versagen, Schädigungen der Nerven, vorzeitige Arterienverkalkung. Auch heilen Wunden schlechter, und viele Diabetiker leiden unter „offenen" Beinen. Durch Veränderungen an den größeren Herzkranzgefäßen treten oft erhebliche Herz-Kreislauf-Probleme auf. Am Auge bewirkt der Diabetes eine Erkrankung der Netzhaut, die man als diabetische Retinopathie bezeichnet

Diabetische Retinopathie - eine verhängnisvolle Augenkrankheit

Sie entsteht, weil sich die Gefäße der Netzhaut (Retina) verändern. Einerseits treten Gefäßverschlüsse auf, andererseits aber auch Aussackungen der kleinen Kapillaren. Im weiteren Verlauf bilden sich krankhaft neue Gefäße, die aus der Netzhaut in den Glaskörper wuchern. In diesem Stadium der diabetischen Retinopathie ist das Sehvermögen bereits stark gefährdet. Aus den krankhaften Gefäßwucherungen treten Blutungen in den Glaskörper ein, die die Sehachse verlegen. Gleichzeitig können sich Stränge bilden, die wie „Zugseile" die Netzhaut von ihrer Unterlage, der sie ernährenden Aderhaut ablösen. Diese Form der diabetischen Netzhauterkrankung bezeichnet man als proliferative diabetische Vitreo-Retinopathie. Wird ihrer Entwicklung nicht Einhalt geboten, führt sie unweigerlich zur Erblindung.

Dem Patienten bleiben die Veränderungen, die sein Sehvermögen zerstören, lange Zeit verborgen. Damit aber die Netzhautschäden so früh wie möglich behandelt werden können, ist es so wichtig, daß jeder Diabetiker gleich zu Beginn seiner Krankheit und dann regelmäßig zum Augenarzt geht. Die Untersuchung, die erforderlich ist, um eine diabetische Retinopathie festzustellen, ihre Erscheinungsform und ihr Stadium, ist für den Patienten in keiner Weise belastend, wie folgende Abbildung zeigt.

Im wesentlichen unterscheidet man folgende Formen der Augenbeteiligung:

1. Die Augenhintergrund-Retinopathie
in ihrer milden, mäßigen oder schweren Ausprägung, bei der sich die Gefäßveränderungen auf die Netzhaut beschränken

2. Die noch schwerer wiegende fortgeschrittene proliferative Vitreo-Retinopathie
mit ihren Gefäßwucherungen und Einblutungen in den Glaskörper und darüber hinaus, unabhängig von den beiden beschriebenen Veränderungen, die diabetische Makulopathie, d. h. die Bedrohung der Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhautmitte mit Verfall der zentralen Sehzellen

Diabetes und Auge - ein vielschichtiges Problem
Gerade in der Einstellungsphase mit Insulin können erhebliche Schwankungen der Sehschärfe auftreten, z. B. in Form einer vorübergehenden Kurzsichtigkeit. Daher ist es ratsam, während dieser Zeit auf das Autofahren zu verzichten.
Grundsätzlich gilt: Besondere Aufmerksamkeit den Augen!

Behandlung der diabetischen Retinopathie

Je früher Gefäßveränderungen durch den Augenarzt erkannt und behandelt werden, desto sanfter kann die Behandlung sein.

In den noch nicht allzu fortgeschrittenen Stadien der diabetischen Retinopathie ist es heute möglich, durch die praktisch schmerzfreie Laserkoagulation das weitere Fortschreiten der Gefäßveränderung zu verhindern. Bei schwererwiegenden Formen kann dank der Fortschritte in der Netzhaut-Glaskörper-Chirurgie eine aufwendige Operation (Vitrektomie) diese Augen meist noch vor der völligen Erblindung bewahren.

   Vorbeugen durch Früherkennung

Da die Veränderungen der Netzhautgefäße bereits sehr weit fortgeschritten sind, wenn sich für den Patienten die ersten Sehverschlechterungen bemerkbar machen, kann die Gefahr der Erblindung nur dadurch abgewendet werden, daß die diabetische Retinopathie gleich zu Beginn erkannt und rechtzeitig behandelt wird. Bei einer Feststellung der Sehschärfe allein - wie z.B. anläßlich einer Brillenbestimmung üblich -, kann eine diabetische Retinopathie weder aufgedeckt, geschweige denn ausgeschlossen werden, zumal die diabetischen Augenhintergrund-Veränderungen nicht nur an der Stelle des schärfsten Sehens beginnen.

Die Empfehlungen der „Initiativgruppe zur Früherkennung diabetischer Augenerkran-kungen", der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte lauten daher:

  • Unmittelbar nach Feststellung des Diabetes mellitus sollte sowohl bei Typ-l als auch bei Typ-II-Diabetikern eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Diese sofortige Maßnahme ist umso wichtiger, als oftmals nicht bekannt ist, wie lange die diabetische Stoffwechselerkrankung bereits besteht.
  • Vor Auftreten diabetischer Augenhintergrund-Veränderungen sind augenärztliche Kontroll-Untersuchungen unter Weitstellung der Pupille mindestens einmal jährlich erforderlich.
  • Sind bereits Veränderungen der Netzhautgefäße entstanden, müssen die Patienten in wesentlich kürzeren Abständen augenärztlich untersucht werden - je nach Stadium der Erkrankung alle 3 bis 6 Monate.

Fortschrittliche therapeutische Verfahren stehen heute zur Rettung des Augenlichtes zur Verfügung. Doch nur durch Früherkennung diabetischer Veränderungen am Auge kann einer Erblindung mit großer Erfolgsaussicht vorgebeugt werden.

Ihr Augenarzt wird alle Möglichkeiten der modernen Augenheilkunde einsetzen, Ihr Sehvermögen zu erhalten.

Helfen Sie Ihrem Augenarzt, indem Sie seine Hilfe rechtzeitig und regelmäßig in Anspruch nehmen.
Kontaktadresse:
„Initiativgruppe zur Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen" (IFdA)
Robert-Koch-Str. 4, 35033 Marburg

Herausgeber:
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Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), Postfach 110144, 40501 Düsseldorf

Bindehautentzündungen

Warum man Bindehautentzündungen niemals selbst behandeln soll

Es gibt zwei gewichtige Gründe, bei jedem Verdacht auf Bindehautentzündungen den Augenarzt aufzusuchen:

 die Beschwerden, die zu der Vermutung führen, man habe eine Bindehautentzündug, können ebenso ein äußeres Warnzeichen für eine andere schwerwiegende Augenkrankheit sein.

  • Wenn es sich wirklich "nur" um eine Konjunktivitis handelt, muß erst einmal festgestellt werden, wodurch sie ausgelöst wurde, bevor an eine Therapie zu denken ist. Denn Bindehautentzündungen können sehr viele ganz verschiedene Ursachen haben, und dementsprechend unterschiedlich sind die Behandlungsmaßnahmen.

Es leuchtet ein, daß jedes Medikament- auch ein "rezeptfreies" - falsch angewandt großen Schaden anrichten kann. Dazu gehören ebenfalls Heilkräuter, von den irrtümlich angenommen wird, mit ihnen ließe sich nichts falsch machen. So ist z.B. vor Augenkompressen aus Kamillen-Aufgüssen zu warnen. Bei den meistens Menschen rufen sie Allergien hervor

Was ist eigentlich eine Konjunktivitis?

Konjunktivitis - die mit Abstand am häufigsten auftretende Augenerkrankung - bedeutet, daß die Bindehaut auf einen Entzündungsreiz mit vermehrter Blutfülle (rotes Auge) sowie mit Absonderungen von Eiweißstoffen und weißen Blutkörperchen aus den Gefäßen reagiert.
Der auslösende Entzündungsreiz trifft die Bindhaut bei der eigentlichen Konjunktivitis überwiegend aus der Umwelt; aber auch Reize aus der Lederhaut, der Hornhaut, der Regenbogenhaut und aus den Lidern führen zu einer Bindehautentzündung. Nur der Augenarzt kann die vergleichsweise harmlose Entzündungen, die sich auf die Bindehaut konzentrieren, von Rötungen der Bindehaut unterscheiden, die ein Warnzeichen für eine schwerwiegende Augenerkrankung sind.

Welche Symptome können auf eine Konjunktivitis hinweisen?

Die subjektiven Beschwerden äußern sich in Augenbrennen, Jucken, Kratzen, Fremdkörpergefühl - etwa wie Sandkörner, die bei jedem Lidschlag reiben. Oft sind morgens die Lider verklebt. Durch Schleimfäden und Sekret auf der Hornhaut kommt es gelegentlich auch zu geringfügigen Sehstörungen, die aber mit der Reinigung des Auges verschwinden. Objektive, für den Laien sichtbare Zeichen, sind Schwellungen der Bindehaut - manchmal auch der Lider - und eventuell die wässrigen, schleimigen oder eitrigen Absonderungen, die das morgendliche Verkleben bewirken.
Das auffälligste Merkmal, die stärkere Rötung des Auges, sollte nie dazu verleiten, ausschließlich an eine Bindehautenzündung zu denken; denn das "Rote Auge" ist Warnzeichen vieler Augenerkrankungen.

Welche anderen Augenerkrankungen können sich hinter Konjunktivitis-Symptomen verbergen?

Hornhautverletzungen, die der Betroffene u.U. gar nicht wahrgenommen hat, z.B. wenn ein Fremdkörper keine Schmerzen verursacht, sehen Laien sehr häufig als harmlose Bindehautentzündungen an. Auch bei einem akuten Glaukomanfall - einer plötzlichen Steigerung des Augeninnendrucks - denken manche Patienten zunächst an Konjunktivitis. Dieser besonders verhängnisvolle Irrtum kann sie das Sehvermögen kosten, weil es nur durch sofortige augenärztliche Behandlung zu retten ist.

Hauptsächlich aber sind es Entzündungsprozesse in anderen Bereichen des Auges, die bei der Eigendiagnose sehr leicht mit Reizungen der Bindehaut verwechselt werden, z.B. Infektionen der Hornhaut, der Regenbogenhaut, der Lederhautoberfläche oder ihrer tieferen Schichten, der Augenmuskel, des den Augapfel umgebenden Bindegewebes oder auch der Augenlider.

Warnzeichen, die dem Betroffenen signalisieren, daß er nicht allein an einer Bindehautentzündung leidet, sondern mit Wahrscheinlichkeit an einer ernsthaften Augenerkrankung: deutliche Sehverschlechterung, tiefer liegende Augenschmerzen, einseitige Pupillen-Veränderung, sektorförmige Rötung der Bindehaut. Jedes einzelne dieser Symptome ist ein Alarmsignal keine Zeit zu verlieren und sofort den Augenarzt aufzusuchen.

Welche Ursachen kann eine Bindehautentzündung haben?

 Infektionen, hervorgerufen durch Bakterien, Viren oder Pilze

  • physikalische oder chemische Einwirkung: z.B. Fremdkörper, Strahlen, ätzende Substanzen
  • Allergien, z.B. "Heuschnupfen"
  • infektiöse Allgemeinerkrankungen
  • schwerwiegende Augenerkrankungen - bei Entzündungen der Hornhaut Regenbogenhaut und Lederhaut entzündet sich die Bindehaut mit, und so ist die Konjunktivitis ein Warnsignal!
  • Überempfindlichkeit gegen Umweltreize (Staub, Rauch, Zugluft, grelles Sonnenlicht)
  • "Physiologische Konjunktivitis"
  • unkorrigierte bzw. nicht ausreichen korrigierte Brechungsfehler oder Störungen des Augenmuskelgleichgewichts

Die subjektiven und die für den Laien erkennbaren objektiven Symptome sind bei allen Erscheinungsformen der Bindehautentzündung gleich oder sehr ähnlich, so daß sie allein keinen Aufschluß über die jeweilige Ursache geben.

Die häufigsten Formen der Konjunktivitis und ihre Behandlung

Bindehautentzündungen durch Infektionen mit Bakterien oder Pilzen

Akute Bindehautentzündungen durch Bakterien oder Pilze sind heute relativ selten geworden. Ihre Bekämpfung gelingt meist mit Breitband-Antibiotika. Bei der weniger rasch bis chronisch verlaufenden Infektion mit Chlamydien - das sind sehr kleine, sich nur innerhalb lebender Zellen vermehrenden Bakterien, die sich nicht nur in der Bindehaut sondern in allen Schleimhäuten aufhalten - muß nicht nur der Erkrankte, sondern auch sein Partner, zu dem er intime Kontakte pflegt, mitbehandelt werden, damit die Infektionskette unterbrochen wird. Die Therapie ist konsequent und über mindestens 3 Wochen durchzuführen, denn nur unter dieser Voraussetzung kann die chronische Bindehautentzündung mit den Riesenfollikeln (Ansammlung von weißen Blutkörperchen) abheilen. Das ist auch deshalb wichtig, weil bei Verschleppen dieser Erkrankung Dauerschäden der Hornhaut und der Innenseite des Oberlids drohen.

Bindehautentzündungen durch Virusinfektionen

Die häufigeren viralen Bindehautenzündungen, von denen die meisten nach kurzer Zeit von allein heilen, treten oft in Verbindung mit "grippalen Infekten" und glecihzeitiger Reizung benachbarter Schleimhäute auf (Schnupfen, Husten u.a.). Bestimmte Erreger (Adenoviren) sind sehr stark ansteckend und können außerdem nicht nur die Bindehaut, sondern auch die Hornhaut befallen. Von diesen verschiedenen Erreger-Typen lösen einige eine epidemische Konjunktivitis aus. Charakteristisch für sie ist, daß der in Nasennähe liegende Teil der Bindehaut am stärksten betroffen wird und vielfach ein samtig-dunkelrotes Aussehen hat. Weil Bindehautreizungen unangenehm jucken, wischen und reiben die Patienten an ihren Augen und geben so die Virusinfektion an Familienmitglieder und Arbeitskollegen weiter. Wegen der großen Ansteckungsgefahr ist auf besonders sorgfältige persönliche Hygiene zu achten, jeder körperliche Kontakt und natürlich auch das Benutzen gemeinsamer Handtücher etc. ist zu vermeiden

Allergische Konjunktivitis

Zu den bekanntesten Formen allergischer Bindehautentzündung zählen Heuschnupfen-Konjunktivitis, Frühjahrs-Konjunktivitis und die Konjunktivitis bei endogenen Hautexzemen, also solchen, die nicht auf äußere Einflüsse zurückzuführen sind. In allen Fällen handelt es sich um langwierige Entzündungen, die aber mit modernen Behandlungsmethoden sowie mit Disziplin und Konsequenz seitens des Patienten durchweg befriedigendbeherrscht werden können. Während bei der Heuschnupfen-Konjunktivitis die Zusammenarbeit mit einem Allergologen zur evtl. Desensibilisierung sinnvoll ist, hat eine solche Maßnahme bei der Frühjahrs-Konjunktivitis und bei der Konjunktivitis der Ekzematiker erfahrungsgemäß keine Erfolgsaussicht. Die therapeutische Kunst des Augenarztes besteht bei diesen letztgenannten, eher chronischen Bindehautentzündungen darin, den Patienten mit einem Minimum an wirksamer Therapie beschwerdefrei zu halten, ohne unerwünschte Nebenwirkungen zu riskieren. Der Patient sollte verstehen, daß es sich bei dieser Erkrankungsgruppe um sogenannte konstitutionelle Leiden handelt, die theapeutisch wirksam gemildert, aber nicht vollständig ausgeheilt werden können, da die Veranlagerung ererbt und unveränderlich ist

Reizkonjunktivitis

Diese Art der Bindehautenzündung tritt am häufigsten auf. Auslöser sind Umwelteinflüsse wie Rauch, Staub, Zugluft u.s.w. Vor allem Autofahrer leiden oft unter Bindehautreizungen, die sich jedoch vermeiden lassen, wenn sie darauf achten, daß der Strahl des Gebläses nicht auf ihren Kopf gerichtet ist. Eine weitere Ursache können Störungen des Tränenflims sein, der die Augapfeloberfläche und damit auch die Bindehaut vor Umweltreizen schützt. Gerät die Tränenfilm-Zusammensetzung aus dem Gleichgewicht - z.B. bei Anwendung von Augentropfne oder -salben ohne augenärztliche Verordnung - geht seine Schutzfunktion verloren. Kein Wunder also, daß dann die Bindehaut schon auf kleinste Reize mit Enzündungnen reagiert.

Medikamentbedingte Bindehautentzündungen

Hier muß man unterscheiden zwischen vermeidbaren und unvermeidbaren Behandlungsfolgen. Unvermeidbar ist bei manchen Patienten die Entwicklung einer allergischen Reaktion (Kontaktallergie). In der Regel ist dabei nicht nur die Bindehaut entzündet. Das mit den Tränen auf die Lidhaut gelagerte Allergen - die Substanz, die der Körper mit eigenen Abwehrstoffen bekämpft - führt zu einem begleitenden Kontaktekzem der Lider, wodurch der allergische Charakter der Konjunktivitis eindeutig erkennbar wird.
Hier hilft nur das Weglassen der Augentropfen oder -salbe, die einen Bestandteil enthalten, der bei dem Patienten eine Allergie hervorruft. Durch bestimmte Testverfahren kann der Allergologe das verantwortliche Allergen ermitteln. Er stellt einen Allergie-Paß aus, den der Patient seinem Augenarzt vorlegt. Dank der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Medikamente kann der Augenarzt dann ein Präparat verschreiben, das die gleiche Wirkung, aber eine für den Patienten verträgliche Zusammensetzung hat. Vermeidbar, und deshalb für Patient und Augenarzt ärgerlich, ist hingegen die Konjunktivitis, die durch längereren Gebrauch gefäßverengender Augentropfen verursacht wird. Sehr viele dieser, als Konjunktivitismittel rezeptfrei angebotenen Präparate,.enthalten derartige Stoffe (Vasoconstrictiva). Zwar sind sie bei kurzfristiger Anwendung meist harmlos; benutzt man sie aber über längere Zeit, so kommt es nach Abklingen der gefäßverengenden Wirkung zu einer immer stärker werdenden reaktiven Durchblutungsfülle der Bindehautgefäße - also einer starken Rötung, die wiederum zu noch häufigerem Gebrauch solcher Tropfen verleitet. Diesem Teufelskreis entrinnt man nur durch konsequentes ersatzloses Weglassen aller gefäßverengender Mittel. Der Patient muß akzeptieren, daß die Bindehäute viele Wochen verstärkt gerötet bleiben, bis sich die Gefäße an den Entzug der Vasoconstrictiva gewöhnt haben und sich allmählich wieder normalisieren.

"Physiologische" Konjunktivitis

Eine "Physiologische", das bedeutet "normale" Bindehautentzündung, ist eine typische Erscheinung bei Kindern und jungen Leuten. Im Laufe des Lebens wird die Bindehaut verschiedenen Erregern und Reizstoffen ausgestzt, ohne jedes Mal im eigentlichen Sinne zu erkranken. Beim erstmaligen Kontakt erfolgt aber nicht selten eine leichte Reaktion in Form von Bildung kleiner Lymphfollikel als Zeichen dafür, daß die immunologische Körperabwehr gegen diese Reize mobilisiert wurde. Einige Menschen bilden aufgrund einer anlagebedingten Besonderheit mehr Lymphfollikel als der Durchschnitt. Solche noch normalen "follikulären Bindehautenzündung" bei Kindern und jungen Erwachsenen müssen deshalb von Bindehautentzündungen mit Krankheitswert unterschieden werden. So wird der Augenarzt bei dieser Form der Konjunktivitis nach Möglichkeit keine Medikamente verordnen, sondern lediglich ihren Verlauf kontrollieren.

Konjunktivitis bei Brechungs- oder Stellungsfehlern der Augen

Es ist durchaus möglich, daß einem Patienten, der sich wegen einer hartnäckigen Lid- und Bindehautentzündung erstmals zum Augenarzt begibt, kein Medikament, sondern eine Brille verordnet wird. Ohne es zu wissen, litt er an einem Brechungsfehler, einer Übersichtigkeit, deren Überwindung ihm auf die Dauer Schmerzen bereitete. Durch unwillkürliches Reiben und Wischen sorgte er selbst dafür, daß die Entzündung erst richtig in Gang kam.
Ihm kann mit einer Brille ebenso geholfen werden, wie jenem Patieten, bei den der Augenarzt einen verborgenen Stellungsfehler, ein sogenanntes latentes Schielen, aufdeckt.

Die wichtigsten Gebote für den Umgang mit Augenpräparaten:

  • Niemals ein Medikament mitbenutzen, das einem Angehörigen verordnet wurde, selbst dann nicht, wenn es scheinbar um die gleichen Symptome geht.
  • Keine Tropfen oder Salben über die vorgeschriebene Behandlungsdauer hinaus aufheben.
  • Verschreibungspflichtige Augenmedikamente grundätzlich nicht ohne Wissen des Augenarztes anwenden.
  • Nicht ohne Risiken sind kortisonhaltige Mittel. Wenn sie für die Therapie erforderlich sind, müssen regelmäßige augenärztliche Kontroll-Untersuchungen durchgeführt werden.
  • "Freiverkäuflich" bedeutet nicht, daß solche Augentropfen und -salben harmlos sind. Sie können den Krankheitszustand verschlimmern oder durch Symptom-Beseitigung verhindern, daß eine ernste Krankheitsursache rechtzeitig erkannt wird.
  • Das Auge und seine Umgebung sollte nicht mit Kamille behandelt werden. Auch andere Heilkräuter haben oftmals sehr unangenehme Wirkungen.
  • Ohne vorherige augenärztliche Diagnose kann jede Behandlung am Auge Schaden anrichten

Refraktive Chirurgie (DOG)

Das menschliche Auge

Der Aufbau des normalen menschlichen Auges, von der Seite betrachtet, ist in Abbildung 1 dargestellt. Die durchsichtige Hornhaut bildet den vorderen Abschluß des Auges. Von links nach rechts im Bild folgt als nächstes die Regenbogenhaut mit der Pupille. Direkt dahinter liegt die Linse, ganz rechts im Bild ist die Netzhaut dargestellt.

 

Der Aufbau des Auges ist sehr gut mit dem einer Photokamera (siehe Abbildung 2) vergleichbar. Die Hornhaut wirkt wie eine gläserne Linse und entspricht der vordersten Linse des Kameraobjektives. Die Pupille entspricht der Blende der Photokamera. Die Linse des Auges entspricht den übrigen gläsernen Linsen, die in einem Kameraobjektiv eingebaut sind. Die Netzhaut schließlich ist mit dem Film in einer Photokamera vergleichbar

Was ist Kurzsichtigkeit (Myopie)?

Bei einem kurzsichtigen Auge sind nun die einzelnen Teile des Auges nicht exakt aufeinander abgestimmt. Die Brechkraft der Hornhaut ist zu hoch, die Lichtstrahlen werden bereits vor der Netzhaut gebündelt, auf der Netzhaut entsteht also nur ein unscharfes, verwaschenes Bild. Dies ist in Abbildung 3 dargestellt. Die von einem entfernten Gegenstand, z.B. einer Straßenlaterne, ausgehenden Lichtstrahlen treffen sich vor der Netzhaut, der Brennpunkt des Auges liegt weit vor der Netzhaut. Die Laterne wird daher unscharf, verschwommen, gesehen. Andererseits kann der Kurzsichtige in geringer Entfernung einwandfrei scharf sehen, da die von nahen Objekten ausgehenden Lichtstrahlen auf der Netzhaut gebündelt werden.Die Kurzsichtigkeit kann z.B. durch eine Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Die Brillengläser verringern die zu hohe Brechkraft der Hornhaut um einen gewissen Betrag. Daher spricht man bei Brillengläsern für Kurzsichtige auch von "Minusgläsern". Die Brechkraft dieser Brillengläser wird z.B. mit "- 2 Dioptrien" angegeben. Wird ein kurzsichtiges Auge mit einem Brillenglas korrgiert, so werden die Lichtstrahlen auf der Netzhaut gebündelt, der Kurzsichtige sieht mit Brille scharf.

Was ist Übersichtigkeit (auch genannt Weitsichtigkeit oder Hyperopie)?

Bei einem übersichtigen bzw. weitsichtigen Auge ist die Sehkraft der Hornhaut bzw. des Auges zu gering oder das Auge ist zu kurz. Die Lichtstrahlen werden daher erst hinter der Netzhaut gebündelt, auf der Netzhaut entsteht nur ein unscharfes Bild der Umwelt. Anders als beim kurzsichtigen Auge kann die Weitsichtigkeit bis zu einem gewissen Alter durch die Augenlinse ausgeglichen werden. Die Augenlinse kann sich verformen und dadurch ihre Brechkraft erhöhen, was die zu geringe Brechkraft des übersichtigen Auges beim Blick in die Ferne ausgleicht. Übersichtige Menschen sehen daher bis ins Alter in der Ferne meist gut. Nur bei sehr starker Übersichtigkeit muß bereits in der Jugend eine Brille getragen werden.

Andererseits kommt es bei Übersichtigen früher zu einem Nachlassen der Lesefähigkeit. Zum Lesen muß sich nämlich die Augenlinse ebenfalls verformen (siehe "Alterssichtigkeit"). Beim Übersichtigen wird ein Teil dieser Verformungsfähigkeit bereits beim Blick in die Ferne benötigt Zum Lesen steht daher nur ein geringerer Teil zur Verfügung. Da mit zunehmendem Alter die Verformungsfähigkeit der Augenlinse nachlässt, benötigen Übersichtige früher eine Lesebrille als Normalsichtige. Im hohen Alter wird dann zusätzlich eine Brille für die Ferne erforderlich, da die Verformungsfähigkeit der Augenlinse so stark nachgelassen hat, daß auch kein scharfes Bild für die Ferne mehr erzeugt werden kann.

Ausgeglichen, kann ohne Brille in der Ferne scharf gesehen werden. Mit zunehmendem Alter tritt jedoch wie bei jedem anderen Menschen die Alterssichtigkeit auf, eine Lesebrille wird erforderlich

Was versteht man unter Stabsichtigkeit (Astigmatismus)?

Zusätzlich zur Kurzsichtigkeit oder Übersichtigkeit besteht häufig ein sog. Astigmatismus, auch Stabsichtigkeit genannt. Ein Astigmatismus entsteht durch eine ungleichmäßige Krümmung der Hornhautoberfläche. Die normale Hornhaut ist, wie die Linse einer Photokamera, halbkugelförmig. Daher werden sowohl senkrechte als auch waagerechte Linien scharf abgebildet. Eine punktförmige Lichtquelle, z.B. eine Straßenlaterne, wird auch als heller Punkt abgebildet.

Ist die Hornhaut nun nicht halbkugelförmig, sondern eher elliptisch geformt, wird das Bild verzerrt. Ein Punkt wird beispielsweise nicht als Punkt, sondern als kleiner Strich abgebildet. In unserem Beispiel wird die Laterne nicht mehr als heller Punkt, sondern als kleiner Strich abgebildet

Was ist Alterssichtigkeit (Presbyopie)?

Wie bereits kurz beschrieben, läßst mit zunehmendem Alter bei jedem Menschen die Fähigkeit der Augenlinse nach, sich automatisch auf unterschiedliche Entfernungen scharf zu stellen. Zu Beginn hilft es noch, die Zeitung weiter weg zu halten, später braucht jeder normalsichtige Mensch im Alter (ab ca. 45 Jahre) eine Lesebrille für die Nähe.

Diese Zusammenhänge sind gerade für kurzsichtige Menschen sehr wichtig. Wer z.B. gering kurzsichtig ist (ca. - 2 bis - 3 Dioptrien) braucht immer eine Brille, um in der Ferne scharf zu sehen. Im Alter ist diese Brille ebenfalls erforderlich.

Zum Lesen kann diese Brille jedoch einfach abgenommen werden, der Betreffende kann dann ohne Brille lesen. Die geringe Kurzsichtigkeit ermöglicht also im Alter das Lesen ohne Brille, für die Ferne (d.h. zum Autofahren, Fernsehen, etc.) muß jedoch immer eine Brille getragen werden. Wird jetzt die bestehende Kurzsichtigkeit durch eine Operation ausgeglichen, kann ohne Brille in der Ferne scharf gesehen werden. Mit zunehmendem Alter tritt jedoch wie bei jedem anderen Menschen die Alterssichtigkeit auf, eine Lesebrille wird erforderlich.

Welche Möglichkeiten bestehen zur Korrektur der Fehlsichtigkeit (Myopie, Hyperopie, Astigmatismus)?

Die Fehlsichtigkeit kann mittels folgender Methoden korrigiert werden:

  1. Brille
  2. Kontaktlinsen
  3. Photorefraktive Keratektomie (PRK) mittels eines Excimer-Lasers
  4. Laser in situ Keratomileusis (LASIK) mittels eines Excimer-Lasers

Am weitesten verbreitet ist die Korrektur mittels einer Brille. Außer der Tatsache, daß der Fehlsichtige auf seine Brille angewiesen ist, um scharf zu sehen, hat eine Brille bei geringer und mittlerer Fehlsichtigkeit praktisch keine Nachteile. Kontaktlinsen bieten ebenfalls eine gute Korrektur der Fehlsichtigkeit und werden auch von den meisten Menschen vertragen. Gerade bei weichen Kontaktlinsen und vor allem bei mangelhafter Pflege der Kontaktlinsen kann es in einigen Fällen zu Hornhautentzündungen kommen oder zu einem Einwachsen von Blutgefäßen in die Hornhaut. Insgesamt sind diese Nebenwirkungen jedoch sehr selten.

Neben diesen bewährten Methoden zur Korrektur der Fehlsichtigkeit gibt es einige Operationen, die die Fehlsichtigkeit verringern oder ganz ausgleichen können. Das älteste Verfahren ist die Photorefraktive Keratektomie (PRK) mittels eines Excimer-Lasers, die zur Korrektur der Kurzsichtigkeit bis - 6 Dioptrien wissenschaftlich anerkannt ist. Das modernste Verfahren schließlich ist die Laser in situ Keratomileusis (LASIK) mittels eines Excimer-Lasers. Die LASIK ist zur Korrektur der Kurzsichtigkeit (Myopie) bis - 10 Dioptrien und zur Korrektur der Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) bis 3 Dioptrien wissenschaftlich anerkannt. Die Einstufung der LASIK als "wissenschaftlich anerkannt" wurde gemeinsam durch die

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Heidelberg, und den Berufsverband der Augenärzte Deutschlands eV, Düsseldorf, vorgenommen. Die Einstufung eines Verfahrens als "wissenschaftlich anerkannt" erfolgt nach folgenden Kriterien:

"Ein Verfahren wird als "wissenschaftlich anerkannt" bezeichnet, wenn die Vor- und Nachteile dieses Verfahrens weitestgehend bekannt sind, der Anwendungsbereich klar umschrieben werden kann, und Langzeitergebnisse vorliegen, die Spätkomplikationen unwahrscheinlich erscheinen lassen."
(Zitat aus den Richtlinien der Kommission Refraktive Chirurgie (KRC) der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA); siehe http://www.augeninfo.de/krc).

Wie funktionieren diese Operationen?

Photorefraktive Keratektomie (PRK):

Hinter diesem unaussprechlichen Fremdwort verbirgt sich das "Abschleifen" der Hornhaut mit einem Excimer-Laser. Das Zentrum der Hornhaut ist ca. 0.5 mm dick, ihr Rand ca. 1 mm. Mittels des Lasers wird nun ein ca. 0,1 mm dicker Teil der zentralen Hornhaut abgeschliffen, um die Fehlsichtigkeit auszugleichen. Die PRK wird seit 1986 angewandt und wurde 1995 sowohl von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) als auch vom Berufsverband der Augenärzte (BVA) als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren zur Korrektur der Kurzsichtigkeit bis ca.-6 Dioptrien und des Astigmatismus bis ca. 3 Dioptrien eingestuft.

Nachteile der PRK bestehen in der langsamen Heilung und in den zum Teil deutlichen Schmerzen nach der Operation.

Laser in-situ Keratomileusis (LASIK):

Bei dieser Methode wird nicht die Oberfläche der Hornhaut geschliffen, sondern das Innere der Hornhaut. Das Verfahren ist in den Abbildungen 4 a-c schematisch dargestellt:

Um an das Innere der Hornhaut zu gelangen, wird zunächst mit einem computergesteuerten "Hobel" ein dünnes Scheibchen der Hornhaut teilweise abgetrennt und wie ein Deckel nach oben geklappt.

 Nun wird das Innere der Hornhaut wie dargestellt mit dem Excimer-Laser geschliffen.

Danach wird das Hornhautscheibchen wieder zurückgeklappt und angedrückt. Es saugt sich von selbst fest und muß nicht angenäht werden. Sie dürfen jedoch einige Tage lang das Auge nicht reiben

Die LASIK wird seit 1990 angewandt und wurde 1999 sowohl von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) als auch vom Berufsverband der Augenärzte (BVA) als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren zur Korrektur der Kurzsichtigkeit bis ca. - 10 Dioptrien und des Astigmatismus bis ca. 3 Dioptrien eingestuft (siehe oben).

Der Vorteil der LASIK gegenüber der PRK besteht darin, daß die Oberfläche der Hornhaut nicht zerstört wird. Daher ist die Narbenbildung nach der LASIK deutlich geringer als nach der PRK und Sie haben nach der Operation keine Schmerzen.

Die Hornhautoberfläche ist mit der Haut vergleichbar: eine große Abschürfung der Haut ist wesentlich schmerzhafter und hinterlässt eine größere Narbe als eine kleine Schnittwunde.

Typischer Verlauf der LASIK und der Heilung nach der Operation

Die LASIK wird ambulant durchgeführt. Vor der Operation erhalten Sie eine Beruhigungstablette und eine Schmerztablette und das zu operierende Auge wird mit Tropfen betäubt, so daß während der Operation keine Schmerzen entstehen. Die Operation dauert nur wenige Minuten und ist schmerzfrei. Kurz nach der Operation werden Sie nochmals untersucht und Ihr Auge wird mit einem durchsichtigen Verband abgedeckt. Sie erhalten Augentropfen, die Sie während der ersten Woche regelmäßig tropfen müßen. In den ersten Stunden nach der Operation tränt und reibt Ihr Auge und das Sehen ist verschwommen. Starke Schmerzen sind nicht normal, ebensowenig wie eine plötzliche Sehverschlechterung. Rufen Sie bei starken Schmerzen oder plötzlicher Sehverschlechterung Ihren Arzt an. Der durchsichtige Verband kann am Tag nach der Operation bereits direkt nach dem Aufstehen entfernt werden.

Achten Sie darauf, daß beim Waschen oder Duschen kein Wasser in das operierte Auge gerät und daß Sie nicht am Auge reiben. Sie sollten das operierte Auge in der ersten Woche nach der LASIK nicht reiben und sich auch nicht schminken. Nach einer Woche können Sie wieder vorsichtig reiben. Ihre Augen sollten erhöhten Belastungen, wie z.B. Schwimmen und Tauchen oder heftigem Reiben, jedoch erst frühestens zwei Wochen nach der LASIK ausgesetzt werden.

Bereits am Tag nach der LASIK wird zumeist ein annähernd normales Sehvermögen erreicht. In den ersten Wochen kommt es noch zu leichten Änderungen des Sehvermögens, eine endgültige Stabilität wird zumeist nach 4 bis 6 Wochen erreicht. Daher ist nach 4 - 6 Wochen eine Nachuntersuchung vorgesehen.

Leider kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß nach Monaten bis Jahren dennoch eine gewisse Rückbildung der Fehlsichtigkeit auftritt. Weiterhin kann die Fehlsichtigkeit nicht in allen Fällen vollständig korrigiert werden. Grundsätzlich gilt, daß die Chance, nach der Operation keine Fernbrille mehr zu benötigen, umso größer ist, je geringer die Fehlsichtigkeit vor der LASIK war. Völlige Unabhängigkeit von einer Fernbrille kann somit nicht garantiert werden, die Brille ist jedoch in jedem Fall wesentlich schwächer als vor der LASIK.

Selbst bei optimalem Erfolg (keine Fernbrille) ist ab ca. dem 50. Lebensjahr damit zu rechnen, daß eine Lesebrille notwendig wird, wie diese auch jeder Normalsichtige ab jenem Alter benötigt.

Welche Probleme können bei der LASIK auftreten?

Bei der LASIK wird nur ein Teil der Hornhaut behandelt, sozusagen "geschliffen". Dieser Teil ist umso kleiner, je höher die Fehlsichtigkeit ist. In der übrigen Hornhaut bleibt die Fehlsichtigkeit bestehen. Bei hellem Licht und bei Tage führt dies nicht zu Problemen, da die Pupille bei heller Beleuchtung eng ist und das Licht daher nur durch den behandelten Teil der Hornhaut in das Auge einfallen kann. Wird nun vor allem bei Dämmerung oder Dunkelheit die Pupille weit, kann es zu vermehrter Blendung und zur Wahrnehmung von Lichthöfen (Halos) und Doppelkonturen kommen. Dies kann zu Problemen während nächtlicher Autofahrten führen. Diese Veränderungen treten jedoch in der Regel nur bei Kurzsichtigkeit über - 5 Dioptrien und bei Weitsichtigkeit auf.

Besteht eine beidseitige Fehlsichtigkeit, kann es nach der Operation des ersten Auges bis zum Zeitpunkt der Operation des zweiten Auges durch die Ungleichheit der beiden Augen zu Problemen des beidäugigen Sehens kommen. Es können unter Umständen Doppelbilder sowie Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auftreten. Zudem ist damit zu rechnen, daß erst nach der Operation beider Augen wieder ein Kraftfahrzeug geführt werden darf. Wir führen daher die Operation beider Augen in der Regel an zwei aufeinanderfolgenden Tagen durch. Beim Vorliegen von rheumatischen Erkrankungen kann es zu Heilungsverzögerungen kommen. Während dieser Zeit müssen Sie vom Augenarzt kontrolliert werden.

In seltenen Fällen kann es bis zu einigen Tagen nach der LASIK z.B. durch Reiben des Auges zu einer Verschiebung des Hornhautdeckelchens kommen, die eine erneute Operation erforderlich macht. Als weitere seltene Komplikation kann es in den ersten Wochen zu einem Einwachsen der oberflächlichen Hornhautschicht, des sog. Epithels, unter das Hornhautdeckelchen kommen, die eventuell durch eine weitere Operation entfernt werden muß. Diese Nebenwirkung ist erst 4 - 6 Wochen nach der LASIK erkennbar. Kommen Sie daher unbedingt zu den geplanten Nachkontrollen.

Beim Schleifen der Hornhaut mit dem Excimer-Laser ist in wenigen Fällen eine Verschiebung der Behandlungszone im Bezug zur Pupillenmitte (Dezentrierung) beschrieben worden. Diese Dezentrierung kann zu einer vermehrten Blendempfindlichkeit und zur Wahrnehmung von Doppelkonturen führen.

Letztlich kann in extrem seltenen Fällen eine zu starke Schwächung der Hornhaut mit Vorwölbung (Keratektasie) und deutlicher Sehverschlechterung oder auch eine Infektion mit Narbenbildung auftreten. In Ausnahmefällen ist zur Behandlung dieser Komplikationen eine Hornhauttransplantation erforderlich.

Zusammenfassung

Was können Sie tun, um nach der LASIK gut zu sehen?

  • Geben Sie an, falls bei Ihnen eine rheumatische Erkrankung besteht.
  • Reiben Sie in den ersten Tagen nach der Operation nicht die Augen!
  • Benutzen Sie regelmäßig die mitgegebenen Augentropfen; wenden Sie die Augentropfen jedoch nur so lange an, wie es Ihr Arzt angeordnet hat; durch längere Anwendung der hochwirksamen Medikamente könnten Sie Ihren Augen Schaden zufügen.
  • Nehmen Sie die geplanten Nachuntersuchungstermine war.
  • Suchen Sie bei starken Schmerzen oder plötzlicher Sehverschlechterung sofort Ihren Augenarzt auf.

Welche Probleme können auftreten, die Sie nicht beeinflussen können?

  • Blendung und Lichthöfe (Halos) bei Dämmerung und Nacht
  • Einwachsung von Epithel unter das Hornhautdeckelchen
  • Verschiebung (Dezentrierung) der Behandlungszone
  • Hornhautvorwölbung (Keratektasie)
  • Infektion

 

Kinderbrillen

Warum nicht mit der Brille warten, bis das Kind größer ist?

Wir lernen sehen, so wie wir z.B. laufen lernen: durch ständiges Üben. Allerdings beginnt das Seh-Training sehr viel früher, nämlich vom ersten „Augenblick" an.
Nur wenn tief im Inneren auf der Netzhaut beider Augen ein gleichermaßen scharfes Bild entsteht, kann sich das beidäugige Sehen voll entwickeln. Der Zeitraum für diesen Lernprozeß ist begrenzt. Versäumtes läßt sich nur innerhalb der ersten Lebensjahre nachholen, denn die Fähigkeit dazu verringert sich von Jahr zu Jahr - je nach Art der Störung sogar von Monat zu Monat. Schon allein deshalb muß bei dem geringsten Verdacht, daß mit den Augen des Babys etwas nicht stimmt, ein Augenarzt zu Rate gezogen werden.

Aber auch wenn mit den Augen alles in Ordnung scheint, können Babys fehlsichtig sein. Das Risiko, daß die Eltern nichts davon merken und der Fehler auch bei den allgemeinen Vorsorge-Untersuchungen nicht auffällt, ist sehr groß. Die meisten Fehlsichtigkeiten müssen aber spätestens im zweiten oder dritten Lebensjahr durch eine Brille korrigiert werden, um lebenslange, nicht mehr wiedergutzumachende Seheinbußen zu vermeiden.

Deshalb fordern auch die Augenärzte:
Jedes Kind sollte spätestens im Alter von 2 Jahren augenäztlich untersucht werden.


Die häufigsten Gründe für eine Brillen-Verordnung

Den meisten Kindern dient die Brille zum Ausgleich eines Brechungsfehlers - man spricht auch von einer Refraktionsanomalie: Refraktion ist das Verhältnis zwischen der Länge eines Augapfels und seiner Fähigkeit, Lichtstrahlen zu bündeln (Brechkraft).

1. Übersichtigkeit (Hyperopie)

Ursache ist ein zu kurz geformtes Auge. Daher vereinigen sich die aus der Ferne einfallenden Strahlen nicht - wie es sein sollte - auf der Netzhaut-Ebene, sondern erst dahinter, so daß kein scharfes Bild entstehen kann.

Übersichtigkeit wird durch eine Brille mit Sammellinsen (Plusgläser) korrigiert. Diese Gläser sind in der Mitte dicker als am Rand und bewirken, daß sich die Strahlen wieder direkt auf der Netzhaut vereinigen.

In der Umgangssprache wird die Übersichtigkeit häufig gleichgesetzt mit „Weitsichtigkeit". Doch dieser Begriff bezeichnet eine ganz andere Art der Fehlsichtigkeit: die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie), die zumeist erst Anfang des fünften Lebensjahrzehnts auftritt und eine Brille mit Korrektionswirkung für die Nähe erfordert.


2. Kurzsichtigkeit (Myopie)

Von seltenen Ausnahmen abgesehen, ist die Kurzsichtigkeit auf einen zu langen Augapfel zurückzuführen. Der Punkt, in dem sich die Strahlen vereinigen, liegt vor der Netzhaut. Man sieht dann zwar in der Nähe gut, kann aber in der Ferne nur wenig erkennen. Da sich alles, was kleine Kinder interessiert, in der Nähe abspielt, fällt Kurzsichtigkeit den Eltern oft erst spät auf.

Zum Ausgleich dieses Brechungsfehlers bekommt das Kind eine Brille mit Zerstreuungslinsen (Minusgläser). Diese Gläser sind in der Mitte dünner als am Rand und öffnen das Lichtstrahlenbündel, so daß es sich erst weiter hinten, also wieder auf der Netzhaut vereinigen kann.


3. Stabsichtigkeit (Astigmatismus)

Eine von der Kugelwölbung abweichende Form der Hornhaut bewirkt, daß Gegenstände längs, quer oder schräg verzogen erscheinen. Das Auge bildet Punkte zu Strichen („Stäbchen") ab. Die Gläser, die zur Korrektion erforderlich sind, müssen zylindrisch geschliffen sein. Wenn ein Astigmatismus mit Myopie oder Hyperopie verbunden ist, werden in einem Glas unterschiedliche Korrektionswirkungen kombiniert.

Anzeichen, die auf Fehlsichtigkeiten hindeuten, sind u.a. Kopfschmerzen, Augenbrennen, vermehrtes Zwinkern, Blendempfindlichkeit, „Lesen mit der Nase".

Brillenglas-Bestimmung

Um den Brechungsfehler und den Grad der Fehlsichtigkeit zu ermitteln, muß der Augenarzt bei Kindern die Anspannung der inneren Augenmuskeln vorübergehend lösen. Entweder verschreibt er Atropin-Augentropfen, die das Kind schon zu Hause von seinen Eltern bekommt, oder er selbst träufelt direkt vor der Untersuchung ein ähnliches Präparat.

Der entspannte Zustand der inneren Augenmuskeln ermöglicht eine exakte Bestimmung des Brechungsfehlers und damit der zu verordnenden Brillengläser, ohne daß der kleine Patient bei dieser Untersuchung mitarbeiten muß.

Mit allen anderen Prüfverfahren wären die Kinder überfordert, weil der Augenarzt dabei vom Patienten zweifelsfrei verwertbare Angaben benötigt. Durch die Augentropfen verliert das Auge für eine Weile die Fähigkeit, Objekte aus unterschiedlichen Entfernungen scharf abzubilden. Je nach Art des Präparates kann dies Stunden oder auch mehrere Tage dauern. Das ist ganz normal und völlig unschädlich.

Die kindgerechte Brille

Ob für Kinder oder Erwachsene - grundsätzlich muß jede Brille exakt zentriert sein. Das bedeutet: Die optischen Mittelpunkte der Gläser stimmen genau überein mit den Durchblickspunkten der Augen. Durch jede Abweichung können schwere Mißempfindungen entstehen bis hin zu Kopfschmerzen, Doppelbildern oder dem Gefühl zu schielen. Darum gelten für die Brillen-Anpassung strenge Zentriervorschriften (RAL-RG 915).

Da Kinder ihre Brille ständig tragen sollen, kommt es ganz besonders auf den bequemen und gleichbleibend korrekten Sitz an. Die Brille darf also auch nicht rutschen, damit die exakte Zentrierurng gewährleistet bleibt. Je stärker ein Brillenglas ist, desto eher kann es beim Blick durch den Brillenrand zu gestörten Bildwahrnehmungen kommen. Die Gläser dürfen also nicht zu groß gewählt werden
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Empfehlungen für die Wahl der Brillenfassung

Natürlich haben Sie den Wunsch, daß Ihr Kind mit seiner Brille hübsch aussieht und daß es sie gern trägt. Auf keinen Fall darf sie das Gesicht Ihres Kindes verfremden. Wenn Sie die folgenden Hinweise beachten, werden Sie eine gute Wahl treffen.

Fassungsmaterialien, die für Kinderbrillen verwendet werden, sind unterschiedliche Metall-Legierungen und Kunststoffe. Grundsätzlich erfüllen beide Materialgruppen die Ansprüche an Funktion und Verträglichkeit. Sollte jedoch eine Allergie auftreten, muß man das Material wechseln.

Die Fassungsgröße richtet sich nach der Größe der Augenhöhle und dem Abstand der Augen voneinander, so daß die Begrenzung nach oben der Unterrand der Augenbraue ist, nach unten die Übergangsfalte zwischen Lid-haut und Wangenhaut und nach außen der Rand der Schläfe. Dadurch bleibt die Augenbraue unverdeckt - sehr wichtig für den mimischen Ausdruck - und die Brille liegt auch nicht auf den Wangen, verursacht somit keine Druckstellen, und außerdem können die Gläser nicht so leicht beschlagen oder verschmutzen.

Je kleiner Sie die Fassung wählen, desto weniger schränkt die Brille die Bewegungsfreiheit ein und desto kleinere und somit leichtere Gläser kann Ihr Augenoptiker dafür verwenden.
Auf dem Rezept finden Sie vielleicht den Hinweis „MA (Mittenabstand) - PD (Pupillardistanz)". Das bedeutet, daß der Mittenabstand der Brillenfassung genau dem Abstand der Augen voneinander entsprechen soll. Diese Richtlinie für die Fassungsgröße gilt während der gesamten Entwicklungszeit, also zumindest bis zur Pubertät.

Brillenbügel, die für Kinder bestens geeignet sind und auch oftmals von Erwachsenen bevorzugt werden, heißen Sport-, Imperial-oder Gespinstbügel. Sie reichen fast bis zum Qhrläppchen, sind weich und geben der Brille einen guten Halt. Ihr elastischer Teil sollte kunststoffüberzogen sein zum Schutz vor Allergien und Druckstellen.

Der Nasensteg (Sattel- oder Seitensteg) muß eine möglichst große Auflagefläche bieten. Zum einen würde die Brille sonst rutschen - vor allem bei kleineren Kindern, die noch keinen ausgeprägten Nasenrücken haben - zum anderen, um das Gewicht der Brille gleichmäßig zu verteilen. Sattel- oder Schlaufenstege aus Kunststoff können diesen Anspruch erfüllen, besonders wenn sie so beschaffen sind, daß der Augenoptiker die Möglichkeit hat, sie bei Bedarf nachzubearbeiten.

Nicht selten aber sind Seitenstege deutlich vorteilhafter, da sie sich leichter der individuellen Nasenform anpassen lassen. Auch hier wirkt sich wieder die richtige Wahl der Fassungs- und damit der Gläsergröße sehr günstig aus, denn dadurch wird die Brille so leicht, daß auch die Auflage der Seitenstege ausreicht, um ihr einen stabilen Sitz zu geben, ohne daß Druckstellen auftreten.

Falls ein Kind bereits im Säuglingsalter eine Brille tragen muß, wird diese häufig in ein Häubchen eingearbeitet, damit das Kind sie nicht abreißen kann.

Die Scharniere sind bei einem Teil der Kinderbrillen-Fassungen mit Kunststoffkappen überdeckt, damit sich das Kind nicht an ihren Kanten verletzen kann. Bis ins Schulalter ist diese Schutzmaßnahme unbedingt ratsam.

Was kostet die Kinderbrille?

Die Leistungen der Krankenkassen für eine Kinderbrille werden durch Gesetze festgelegt, und die können sich gelegentlich ändern.

Entspiegelte Gläser werden nicht bezahlt, Sonnenschutzgläser nur in ganz besonderen, ärztlich begründeten Ausnahmefällen. Ob der Mehrpreis für Kunststoffgläser erstattet wird, richtet sich einmal nach dem Lebensalter, zum anderen nach der Stärke der Gläser.
Reparaturkosten trägt die Krankenkasse

Ihre positive Einstellung zur Brille - die beste Hilfe für Ihr Kind

Mehr als 30% aller Kinder brauchen eine Brille, und sie haben in der Regel nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil, viele empfinden ihre Brille als Zeichen des Erwachsenwerdens und als willkommene Möglichkeit, ihre Eltern nachzuahmen, wenn sie auch Brillenträger sind.

Erlauben Sie Ihrem Kind, seine Brille (im Rahmen der Empfehlungen) selber auszusuchen; dadurch fördern Sie seinen Besitzerstolz. Wenn Sie seinen guten Geschmack bewundern und sich über sein hübsches Aussehen freuen, ist Ihr Kind gefeit gegen anfangs mögliche Neckereien seiner Spielkameraden.

Belasten Sie sich und Ihr Kind nicht mit der Sorge vor Verletzungen durch die Brille, denn sie sind äußerst selten. Vielmehr konnten Augenärzte immer wieder feststellen, daß Brillen bei Sport- und Spiel-Unfällen die Augen eher schützen. Auch verträgt eine gute Kinderbrille allerhand. Sollte wirklich mal etwas daran entzweigehen, machen Sie Ihrem Kind bitte keine Vorwürfe, es würde eine Abneigung gegen seine Brille entwickeln. Wenden Sie sich an Ihren Augenoptiker, meist kann er den Schaden schnell beheben. Ebenso hilft er gern, wenn die zunächst perfekt sitzende Brille nach einiger Zeit wieder gerichtet werden muß.

Äußern Sie bitte niemals die Vermutung, Ihr Kind brauche seine Brille vielleicht nur vorübergehend zu tragen. Kinder merken sich so etwas sehr genau. Lediglich bei geringen Übersichtigkeiten kann mit einem späteren Verzicht auf die Brille gerechnet werden. Kurzsichtigkeit nimmt dagegen bis zum Ende der Wachstumsphase meist noch zu, und Stabsichtigkeit verändert sich im Laufe des Lebens nur wenig.

Die weitere Betreuung durch den Augenarzt

Zögern Sie bitte nicht, Ihren Augenarzt um Rat zu fragen, wenn das Brilletragen Ihrem Kind Probleme bereitet. In jedem Fall aber sollten Sie ihn nach etwa 6 bis 8 Wochen mit Ihrem Kind aufsuchen, da er überprüfen muß, ob die Brille alle medizinisch-optischen Erwartungen erfüllen kann und ob sich der Augenbefund schon gebessert hat. Die Sehschärfe übersichtiger Kinder ist bei dieser ersten Kontrolle meist noch unverändert; sie kann sich sogar etwas verschlechtert haben, weil es u.U. eine Weile dauert, bis die neue Brille eine vollständige Entspannung der Akkommodation bewirkt. Erst in den kommenden Wochen und Monaten steigt die Sehschärfe langsam an. Kontroll-Untersuchungen sind weiterhin in regelmäßigen von Ihrem Augenarzt angegebenen Abständen erforderlich.

Die Geschwister eines fehlsichtigen Kindes sollten dann unbedingt ebenfalls mitkommen, denn nicht selten treten bei ihnen gleiche oder ähnliche Augenfehler auf.

Herausgeber:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) Berliner Straße 14, 69120 Heidelberg
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) Postfach 11 01 44, 40501 Düsseldorf

Vergrößernde Sehhilfen

Warum können Brillen und Kontaktlinsen nicht jedes Problem lösen?

Bevor in unserem Gehirn ein optischer Eindruck entsteht, ist ein komplizierter Vorgang erforderlich, an dem alle Teile des Auges beteiligt sind. Die auf das Auge fallenden Lichtstrahlen werden durch den Brechwert der Hornhaut und der Linse gebündelt. Sie treffen in einem Punkt auf der Netzhaut zusammen. Die Netzhaut enthält Sinneszellen und Nervenfasern, die sich zum Sehnerv vereinigen. Er ist das "Leitungskabel" zum Gehirn, wo wir das in der Netzhaut entstandene Bild wahrnehmen. Mit Hilfe von Brillen oder Kontaktlinsen kann man fehlerhafte Augenbrechwerte ausgleichen. Nichts ausrichten kann man gegen Beeinträchtigungen der Sehschärfe, die durch Funktionsausfälle z.B. im Bereich der Netzhaut oder des Sehnervs, entstanden sind. Zerstörte Sinneszellen und Sehnervenfasern vermag auch kein Medikament und keine Operation wiederherzustellen. Trotz der großen Fortschritte der Augenheilkunde sind also den Möglichkeiten zu helfen Grenzen gesetzt. Dennoch kann der Augenarzt oftmals mit speziellen optischen Hilfsmitteln des Schicksal seiner sehbehinderten Patienten erleichtern. So brauchen viele von ihnen weder aufs Lesen noch aufs Fernsehen zu verzichten, und manche sind in der Lage, ihren Beruf auszuüben.; sie erledigen Einkäufe ohne fremde Hilfe, gehen allein auf Reisen.

Wann können vergrößernde Sehhilfen helfen?

Eine Vergrößerung der betrachteten Objekte - Schriftzeichen, Fernsehbild usw. - kann hauptsächlich dann hilfreich sein, wenn die zentrale Sehschärfe durch krankhafte Veränderungen der Netzhautmitte herabgesetzt ist. Solche Veränderungen können in seltenen Fällen schon in jungen Jahren auftreten - meist als Folge von Erbkrankheiten. Sie können aber auch im Verlauf eines diabetischen Netzhaut-Leidens entstehen. die häufigste Veränderung der Netzhautmitte, der Makula, ist altersbedingt. Bei dieser Erkrankung, der senilen Makuladegeneration, werden die meisten Patienten ihr Orientierungsvermögen bis an ihr Lebensende behalten; sie nehmen wahr, was außerhalb des zentralen Gesichtsfeldes liegt. Aber das, was sie direkt anschauen - die Mitte - ist verschwommen.

Was können vergrößerende Sehhilfen bewirken?

An den Stellen der Netzhaut, die nicht mehr funktionstüchtig sind, ist kein genaues Erkennen möglich. Es entstehen Bildausfälle. Beim Lesen und bei allem, was man fixiert, stören die um so mehr, je näher sie an der Stelle des schärfsten Sehens liegen und je größer sie sind.

Optische Hilfsmittel und Bildschirm-Lesegeräte haben Erfolg, wenn im zentralen Bereich der Netzhaut genügend intakte Inseln liegen, so daß z.B. eine vergrößerte Schriftzeile zusammenhängend erkannt werden kann. Der Umgang mit vergrößernden Sehhilfen ist zunächst schwierig. Je stärker die Vergrößerung sein muß, desto mehr Geduld erfordert die Umstellung, denn in dem Maße, wie die Schrift größer wird, verkleinert sich der Textausschnitt, den man auf einen Blick erfassen kann.

Vor allem bei Systemen, die man als Brille trägt, muß man sich an einen anderen, oft erheblich geringeren Leseabstand gewöhnen. Auch die optischen Hilfsmittel für die Ferne sind anfangs nicht leicht zu handhaben. Doch alle diese Schwierigkeiten lassen sich durch Üben überwinden.
Man muß natürlich den festen Willen haben, sich seine Unabhängigkeit zu bewahren, wieder lesen zu können, oder sich mit einem anderen geeigneten Hobby zu beschäftigen.

Welche optischen Hilfsmittel gibt es heute für Sehbehinderte?

Durch technische Verbesserungen und Entwicklung neuer Systeme haben sich die Möglichkeiten zu helfen erweitert, doch die richtige Wahl für den Patienten zu treffen, erfordert sehr viel Zeit und Einfühlungsvermögen.
Es ist nicht damit getan, den im Augenblick günstigen Vergrößerungsfaktor zu bestimmen, denn dann wäre die Enttäuschung bereits programmiert. Zum einen ist die Ursache der Sehbehinderung, also die Erkrankung, ausschlaggebend und ebenso ihr weiterer Verlauf; zum anderen muß der Augenarzt die Mentalität des Patienten berücksichtigen, seine Lebensgewohnheiten und seine Bereitschaft, mit der vergrößerenden Sehhilfe zurechtzukommen.

Den ersten Anhaltspunkt liefert die Sehschärfe: Je geringer sie ist, desto stärker muß die Vergrößerung sein. Die Tabelle zeigt vereinfacht an einigen Beispielen, bei welcher Sehschärfe welche Hilfsmittel im Nahbereich Verbesserungen bringen können

SehschärfeVergrößernde SehhilfeVergrößerung
0,2 bis 0,4Verstärkte Lesebrille1- bis 2-fach
0,2 bis 0,4Leseglas (Lupe)
0,1 bis 0,3Lupenbrille bzw. Fernrohr-Lupenbrille2- bis 12-fach
1/50 bis 0,1Bildschirm-Lesegerät5- bis 60-fach

Mit einer verstärkten Lesebrille läßt sich maximal eine zweifache Vergrößerung erreichen bei einem Leseabstand von ca. 12cm. Lesegläser (Handlupen) erlauben zwar rein technisch höhere Vergrößerungsgrade, aber der Patient sollte eine Zeitungsspalte überblicken können, und das ist nur bis zu dem Faktor 4 möglich. Als zusätzliches Hilfsmittel - z. B. zum Lesen eines Kontoauszugs - kann oftmals eine kleine Taschenlupe mit 3- bis 4-facher Vergrößerung sehr nützlich sein.
 

Die Auswahl an Lupenformen ist groß. Verschiedene Modelle sind mit Lichtquellen versehen. Man kann sie überall unterwegs einsetzen, denn sie lassen sich zumeist von Netz auf Batterie umschalten oder über Akku aufladen.

Bei bestimmten Arbeiten, für die man beide Hände braucht, helfen Kopf- und Umhänge-Lupen oder Lupen, die an einem beweglichen Stativ befestigt sind - oft kombiniert mit einer Lichtquelle.

Lupenbrillen sind Lupen in einer normalen Brillenfassung - ermöglichen ebenfalls eine stärkere Vergrößerung; man muß jedoch dafür einen sehr geringen Arbeitsabstand in Kauf nehmen und schon ab zweifacher Vergrößerung einäugiges Sehen.

Lupen können sogar in den unteren Teil eines Brillenglases mit Fernkorrektion eingearbeitet werden, so daß der Patient auch seine gewohnte Umgebung wahrnimmt, ohne die Brille absetzen zu müssen.Es gibt unterschiedliche Systeme, die unter dem Begriff Fernrohr-Lupenbrillen zusammengefaßt sind. Einige davon kann man sowohl für Arbeiten in der Nähe anwenden als auch für das Sehen auf Bildschirm-Distanz. Für die Nähe ist eine bis zu 12-fache Vergrößerung möglich und - im Vergleich zur Lupenbrille - ein größerer Arbeitsabstand. Für den Fernbereich bietet die Fernrohr-Lupenbrille eine bis zu ca. 4-fache Vergrößerung.

Wesentliche höhere Vergrößerungen erreicht man mit monokularen Fernrohren. Wenn alle optischen Hilfsmittel versagen, weil ihr Vergrößerungsfaktor nicht ausreicht, kann heute unter bestimmten Voraussetzungen das Bildschirm-Lesegerät weiterhelfen. Bildschirm-Lesegeräte geben einen Text, der über eine Video-Kamera aufgenommen wird, in 5- bis 40- oder gar 60-facher Vergrößerung wieder. Der Patient kann die für ihn günstigste Schriftzeichengröße selber einstellen und in einem bequemen Abstand lesen. Trotz dieser Vorteile kommen nicht alle Patienten, für die ein Bildschirm-Lesegerät theoretisch geeignet wäre, damit zurecht. Man muß nicht nur lernen, mit der Technik umzugehen. Man muß sich bei hohen Vergrößerungen und entsprechend kleinen Zeilenabschnitten sehr konzentrieren, um nicht "den Faden zu verlieren".

Wer nur gelegentlich mal lesen will, wird sich mit diesem Gerät niemals anfreunden; es steht nur ungenutzt herum und nimmt viel Platz in Anspruch. Wenn man sich jedoch viele Stunden am Tag seinen Büchern widmen möchte, dann lohnt sich das anfangs beschwerliche Üben gewiß.

Als Hilfsmittel für die Ferne, etwa um sich außerhalb der vertrauten Umgebung zurechtzufinden, dienen Fernrohre (Monokulare). Natürlich kann man mit einem Fernrohr vor Augen nicht auf der Straße herumlaufen - das wäre u. U. sogar lebensgefährlich. Hier soll es lediglich eine Orientierungshilfe sein, mit der man z. B. Straßenschilder lesen kann.

In der Schule und am Arbeitsplatz helfen diese Fernrohre, die Schrift auf der Wandtafel oder dem Monitor besser zu sehen oder auch weiter entfernte Instrumente ablesen zu können. Das Buser-Bauernfeind-Prisma wird objektivseitig auf die Kepler'schen Monokulare gesteckt und ermöglicht somit eine ergonomisch günstige Kopfhaltung. Es wird besonders eingesetzt: zum unauffälligen Gebrauch in der Öffentlichkeit und zum Lesen der Wandtafel in der Schule.

Das Busen-Bauernfeind-Prisma wird objektseitig auf die Kepler'schen Monokulare gesteckt und ermöglicht somit eine ergonomisch günstige Kopfhaltung. Es wird besonders eingesetzt: zum unauffälligen Gebrauch in der Öffentlichkeit und zum Lesen der Wandtafeln in der Schule. Bei der Wahl der für den Patienten am besten geeigneten vergrößernden Sehhilfe müssen medizinische, physiologische, optische und psychologische Voraussetzungen beachtet werden. Darum ist es unerläßlich, daß der Patient diese optischen und elektronischen Hilfsmittel unter augenärztlicher Anleitung ausprobiert