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31. August 2022

PD Dr. Gregor Kohls erhält BBRF Young Investigator Grant

Die Störung des Sozialverhaltens (SSV) ist eine der häufigsten, aber am wenigsten verstandenen psychischen Störungen bei Heranwachsenden - insbesondere bei Mädchen. Eine SSV zeichnet sich durch schwere dissoziale und aggressive Verhaltensweisen aus. Die neurobiologischen Mechanismen, die diesen problematischen Verhaltensweisen zugrunde liegen, sind noch unklar, aber sie könnten je nach Geschlecht unterschiedlich ausgeprägt sein. PD Dr. Kohls möchte in seinem geförderten Projekt nun untersuchen, ob sich Mädchen und Jungen mit einer SSV hinsichtlich des sogenannten Bestrafungslernens unterscheiden.

Kohls_Gregor.jpgIm Rahmen des Forschungsprojekts untersucht PD. Dr. Kohls die Unempfindlichkeit gegenüber Bestrafung. Dabei handelt es sich um die Unfähigkeit, zu lernen, Verhaltensweisen zu vermeiden, die eher zu Bestrafung als zu Belohnung führen. Die geförderte Studie baut auf der etablierten Europäischen FemNAT-CD-Datenbank auf. Diese beinhaltet umfassende klinische Beurteilungen von SSV-Symptomen sowie des Lernens durch Belohnung und Bestrafung bei einer großen Kohorte von Mädchen und Jungen mit SSV sowie gesunden Kontrollprobanden. Im geförderten Projekt werden computergestützte Lernmodelle genutzt, um das Lernverhalten der Studienteilnehmenden individuell präzise zu erfassen und mit funktionellen Bildgebungsdaten in Beziehung zu setzen. Der Fokus liegt hierbei auf neuronalen Schaltkreisen des Belohnungs- und Bestrafungssystems, von denen bekannt ist, dass sie bei Heranwachsenden mit SSV anders funktionieren als bei typisch entwickelten Gleichaltrigen.

Es wird davon ausgegangen, dass die Modellierung der Lernleistung Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen mit SSV im Vergleich zu ihren typischen Altersgenossen aufzeigen wird, insbesondere in Bezug auf die neuronale Kapazität für das Bestrafungslernen. Bestätigt sich die Vermutung von geschlechtsspezifischen Ausprägungen des Bestrafungslernens bei SSV, könnte diese Erkenntnis dazu beitragen, neue Präventions- oder Interventionsansätze zu entwickeln, wie z. B. Verhaltenstherapien, die geschlechtsspezifische Aspekte des Verstärkungslernens und der Entscheidungsfindung besser berücksichtigen.

Der BBRF Young Investigator Grant

Die Brain and Behavior Research Foundation (BBRF) fördert seit 1987 Forschung im Bereich psychischer Erkrankungen und vergibt in jedem Jahr neue Förderungen an Wissenschaftler*innen, die sich die Erforschung psychiatrischer Störungsbilder zur Aufgabe gemacht haben. Die BBRF-Grants sind eine der höchsten Auszeichnungen im Bereich der Forschung zur psychischen Gesundheit und mit ihnen wird ein breites Spektrum der besten Ideen in der Hirnforschung unterstützt. Die Förderung konzentriert sich darauf, psychische Erkrankungen besser zu verstehen und zu behandeln, umso Prävention und schließlich Heilung zu ermöglichen.

PD Dr. Gregor Kohls hat für sein Forschungsprojekt zur SSV nun eine Förderung in Höhe von 31.100€  im Rahmen des BBRF Young Investigator Grants erhalten. Im Jahr 2021 sind 80% dieser Grants an US-amerikanische Forscher*innen vergeben worden, lediglich zu 20% wurden Forscher*innen aus 13 anderen Staaten (darunter nur 3 in Deutschland) bedacht.

Alle eingereichten Anträge werden von einem hochklassigen wissenschaftlichen Beirat geprüft, der die vielversprechendsten Forschungsideen mit dem größten Potenzial für Fortschritte und Durchbrüche auswählt. Der BBRF Young Investigator Grant unterstützt so die vielversprechendsten jungen Wissenschaftler*innen in der neurobiologischen Forschung. Zweijährige Stipendien in Höhe von bis zu 70.000 $ bzw. 35.000 $ pro Jahr werden vergeben, um diesen ausgewählten Forscher*innen die Möglichkeit zu geben, eine Laufbahn als unabhängige Wissenschaftler*innen zu beginnen. Unterstützt werden Grundlagen- und/oder klinische Forscher*innen, wobei die Forschung für schwere psychische Erkrankungen z.B. bei Kindern und Jugendlichen relevant sein muss. Viele Forscher*innen erhalten auf der Grundlage ihrer BBRF-Projekte später größere staatliche und private Förderzuschüsse.

Kontakt
PD Dr. Gregor Kohls
Tel. 0351 458 7168