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Forschungsbereich: Suchterkrankungen

Leiter: PD Dr. med. M. Pilhatsch

Suchterkrankungen stellen neben affektiven und dementiellen Störungen einen der drei Forschungsschwerpunkte der Klinik dar. Er wird entsprechend den vorhandenen methodischen Kompetenzen klinisch-experimentell (PD Dr. Pilhatsch), mit bildgebenden Verfahren (Prof. Dr. Smolka, Sektion Systemische Neurowissenschaften) sowie tierexperimentell (Dr. Bernhardt, Abteilung für Neurobiologie psychiatrischer Störungen) bearbeitet.

Der Forschungsbereich Suchterkrankungen beschäftigt sich vorwiegend mit Alkoholabhängigkeit und konzentriert sich dabei auf folgende beiden Themen:

Wovon hängt es ab, ob junge Menschen alkoholabhängig werden oder nicht?

Wie können alkoholabhängige Patienten wirkungsvoll in Ihren Abstinenzbemühungen unterstützt werden?

Der erste der beiden Fragenkomplexe wird vorwiegend im Labor für experimentelle Psychopharmakologie untersucht. Hauptmethode dazu ist die experimentelle Gabe von Alkohol bei gesunden Versuchspersonen. Derartige Versuche können mit oraler Alkoholzufuhr (Trinken) nicht gut durchgeführt werden, da die resultierenden Blutalkoholspiegel abhängig von der enteralen Resorption zu stark schwanken, um interindividuell vergleichbar zu sein. Stattdessen wird Alkohol über eine intravenöse Infusion zugeführt und die erforderlichen Mengen mittels eines physiologisch basierten pharmakokinetischen Modell berechnet. Bei Versuchen zur Alkoholselbstverabreichung müssen die Probanden lediglich auf einen Knopf drücken, um eine schrittweise Erhöhung ihres Blutalkoholspiegels zu erzeugen. Während dieser Experimente wird die Alkoholwirkung auf subjektiver Ebene gemessen und durch neuropsychologische Leistungstests objektiviert. Diese Maße können Auskunft über Mechanismen geben, die zur Entstehung des Suchtrisikos beitragen. Beispielsweise ist bekannt, daß junge Erwachsene, die Alkohol besonders gut vertragen, ein deutlich erhöhtes Risiko für Alkoholabhängigkeit aufweisen. Auch das genetische Risiko schlägt sich in veränderter Sensitivität und Toleranz gegen Alkohol nieder. Dieselbe Vorgehensweise wird in Zusammenarbeit mit unserem klinischen Studienzentrum auch in klinischen Studien eingesetzt, welche die Wirkung von neuen, potentiell rückfallschützenden Medikamenten auf die Alkoholselbstverabreichung untersuchen.

Eine andere Herangehensweise besteht darin, Jugendliche zu befragen, wenn sie wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus aufgenommen wurden („Komasaufen“). Anhand von Blutalkoholspiegel und Grad der Beeinträchtigung kann auch hier festgestellt werden, wie der Alkohol vertragen wurde und zusammen mit Besonderheiten wie z.B. Trinksituation und –Anlaß Rückschlüsse auf die Gefährdung für Suchtentwicklung gezogen werden. Um die langfristigen Auswirkungen zu untersuchen werden gegenwärtig junge Erwachsene nachuntersucht, die vor mehreren Jahren wegen Alkoholvergiftung im Krankenhaus waren. Mittelfristige Nachwirkungen werden zudem in einer prospektiv durchgeführten multizentrischen Studie untersucht, in der betroffene Jugendliche 6 Monate nach einer Alkoholvergiftung telefonisch befragt werden.

Um den betroffenen minderjährigen Patienten auch zu helfen arbeiten wir mit dem Projekt „Hart am Limit (HaLT) http://www.suchtpraevention-sachsen.de/fachstelle-dresden/angebote-der-fachstelle-dresden/halt-hart-am-limit/ zusammen und bieten Unterstützung und Information im Rahmen unseres Früherkennungszentrums http://www.ddfruehdran.de/ an.
Zur Erforschung besserer Hilfsangebote für bereits alkoholabhängige Patienten untersuchen wir, inwiefern gestörte Lernvorgänge das Rückfallrisiko bestimmen und mit welchen Therapiemethoden dem begegnet werden könnte. Dabei arbeiten wir auch an der Entwicklung neuer Medikamente, die alkoholabhängigen Patienten helfen sollen abstinent zu bleiben.

Diese Projekte werden durch das US-amerikanische National Institute of Health (NIH), die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie das Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

laufende Forschungsprojekte

abgeschlossene Forschungsprojekte:

Aktuelle Publikationsliste U. Zimmermann in PubMed

ausgewählte Publikationen:

Zimmermann USIst kontrolliertes Trinken ein sinnvolles Therapieziel bei Alkoholabhängigkeit? Pro.Nervenarzt. 2014 Jul;85(7):887-8

Groß C, Neumann M, Kalkbrenner M, Mick I, Lachnit A, Reichert J, Klotsche J, Zimmermann USA retrospective analysis of psychosocial risk factors modulating adolescent alcohol binge drinking. Eur Addict Res. 2014;20(6):285-92.

Garbusow M, Schad DJ, Sommer C, Jünger E, Sebold M, Friedel E, Wendt J, Kathmann N, Schlagenhauf F, Zimmermann US, Heinz A, Huys QJ, Rapp MA. Pavlovian-to-instrumental transfer in alcohol dependence: a pilot study. Neuropsychobiology. 2014;70(2):111-21

Juraeva D, Treutlein J, Scholz H, Frank J, Degenhardt F, Cichon S, Ridinger M, Mattheisen M, Witt SH, Lang M, Sommer WH, Hoffmann P, Herms S, Wodarz N, Soyka M, Zill P, Maier W, Jünger E, Gaebel W, Dahmen N, Scherbaum N, Schmäl C, Steffens M, Lucae S, Ising M, Smolka MN, Zimmermann US, Müller-Myhsok B, Nöthen MM, Mann K, Kiefer F, Spanagel R, Brors B, Rietschel M. XRCC5 as a risk gene for alcohol dependence: evidence from a genome-wide gene-set-based analysis and follow-up studies in Drosophila and humans. Neuropsychopharmacology. 2015 Jan;40(2):361-71

Gan G, Guevara A, Marxen M, Neumann M, Jünger E, Kobiella A, Mennigen E, Pilhatsch M, Schwarz D,Zimmermann US, Smolka MN. Alcohol-induced impairment of inhibitory control is linked to attenuated brain responses in right fronto-temporal cortex. Biol Psychiatry. 2014 Nov 1;76(9):698-707

Spanagel R, Durstewitz D, Hansson A, Heinz A, Kiefer F , Köhr G, Matthäus F, Nöthen MM,  Noori HR, Obermayer K, Rietschel R, Schloss P, Scholz H, Schumann G, Smolka M, Sommer W, Vengeliene V, Walter H, Wurst W,  Zimmermann US & the Addiction GWAS Resource Group: Stringer S, Smits Y, Derks EM. A systems medicine approach for studying alcohol addiction. Addiction Biology 2013, doi:10.1111/adb.12109.

Zimmermann US, O’Connor S, Ramchandani VA. Modeling Alcohol Self-Administration in the Human Laboratory. Curr Top Behav Neurosci. 2013; 13:315-53.

Plawecki MH, Wetherill L, Vitvitskiy V, Kosobud A, Zimmermann US, Edenberg HJ, O’Connor S.Voluntary intravenous self-administration of alcohol detects an interaction between GABAergic manipulation and GABRG1 polymorphism genotype: a pilot study. Alcohol Clin Exp Res. 2013, 37 Suppl 1: E152-60.

Zimmermann US, Mick I, Laucht B V Vitvitskyi, MH Plawecki, KF Mann, S O’Connor. Offspring of parents with an alcohol use disorder prefer higher levels of brain alcohol exposure in experiments involving computer-assisted self-infusion of ethanol (CASE). Psychopharmacology 2009, 202:689-697

Mann K,  Lemenager T, Hoffmann S, Reinhard I, Hermann D, Batra A, Berner M, Wodarz N, Heinz A, Smolka MN, Zimmermann US, Wellek S, Kiefer F, Anton RF & The PREDICT Study Team. Results of a double-blind, placebo-controlled pharmacotherapy trial in alcoholism conducted in Germany and comparison with the US COMBINE study. Addiction Biology 2013, doi:10.1111/adb.12012

Mann K, Vollstädt-Klein S, Reinhard I, Leménager T, Fauth-Bühler M, Hermann D, Hoffmann S,Zimmermann US, Kiefer F, Heinz A, Smolka MN. Predicting naltrexone response in alcohol-dependent patients: the contribution of functional magnetic resonance imaging. Alcohol Clin Exp Res. 2014 Nov;38(11):2754-62.

Kroemer NB, Krebs L, Kobiella A, Grimm O, Vollstädt-Klein S, Wolfensteller U, Kling R, Bidlingmaier M, Zimmermann US, Smolka MN. (Still) longing for food: Insulin reactivity modulates response to food pictures. Hum Brain Mapp. 2012 Mar 28. doi: 10.1002/hbm.22071

Mick I, Spring K, Uhr M, Zimmermann US. Alcohol administration attenuates hypothalamic-pituitary-adrenal (HPA) activity in healthy men at low genetic risk for alcoholism, but not in high-risk subjects. Addict Biol. 2012 Jan 19. doi: 10.1111/j.1369-1600.2011.00420.x

Zimmermann US, Buchmann AF, Spring C, Uhr M, Holsboer F, Wittchen HU: Ethanol administration dampens the prolactin response to psychosocial stress exposure in sons of alcohol-dependent fathers. Psychoneuroendocrinology. 2009; 34:996-1003

Zimmermann U, Spring K, Kunz-Ebrecht SR, Lachner G, Uhr M, Wittchen HU, Holsboer F: Effect of ethanol on hypothalamic-pituitary-adrenal system response to psychosocial stress in sons of alcohol-dependent fathers. Neuropsychopharmacology 2004,  29: 1156-1165

Witt SH, Buchmann AF, Blomeyer D, Nieratschker V, Treutlein J, Esser G, Schmidt MH, Bidlingmaier M, Wiedemann K, Rietschel M, Laucht M, Wüst S, Zimmermann US. An interaction between a neuropeptide Y gene polymorphism and early adversity modulates endocrine stress responses.Psychoneuroendocrinology. 2011;36:1010-20

Laucht M, Treutlein J, Schmid B, Blomeyer D, Becker K, Buchmann AF, Schmidt MH, Esser G,   Jennen-Steinmetz C,  Rietschel M, Zimmermann US, Banaschewski T: Impact of psychosocial adversity on alcohol intake in young adults: Moderation by the LL genotype of the serotonin transporter polymorphism. Biol Psychiatry 2009; 66: 102-9.

Zimmermann US, Winkelmann PR, Pilhatsch M, Nees JA, Spanagel R, Schulz K: Withdrawal phenomena and dependence syndrome after the consumption of „spice gold“; Deutsches Ärzteblatt int. 2009 Jul;106(27):464-7

weitere Publikationen unter http://www.researcherid.com/rid/B-9357-2011 oderhttp://www.researcherid.com   Personen-Identifikationsnummer: B-9357-2011

Externe Kooperationspartner:

Prof. S. O´Connor, Indiana University School of Medicine and Purdue University, Indianapolis, USA
Prof. A. Heinz, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité Universitätsmedizin, Berlin
Prof. M. Laucht, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
Prof. H.U. Wittchen, Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU Dresden
Prof. K. Mann, Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim