Stereotaktische und funktionelle Neurochirurgie
Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein minimalinvasiver, neurochirurgischer Eingriff und hat sich als eine effiziente Behandlungsmethode bei folgenden Erkrankungen bewährt:
- Idiopathisches Parkinsonsyndrom (Morbus Parkinson)
- Essentieller Tremor
- Dystonie
- Tourett-Syndrom.
Weitere Erkrankungen können nach kritischer Prüfung durch die Tiefe Hirnstimulation therapiert werden:
- Chronische Schmerzsyndrome
- Therapierefraktäre Zwangserkrankungen
- Therapierefraktäre Depressionen
- Therapierefraktäre Angststörungen
- Epilepsie
Spezialsprechstunde Tiefe Hirnstimulation (THS)
- Do 13:00 - 16:00 Uhr
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Ihre Ansprechpartner
Prof. Dr. med. St. B. Sobottka, M.B.A.
Stellvertretender Sektionsleiter Funktionelle Neurochirurgie
Was versteht man unter der Tiefen Hirnstimulation?
Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein minimalinvasiver, neurochirurgischer Eingriff, bei dem den Patienten hochpräzise feine Elektroden im Hirn platziert werden, um ein umschriebenes Kerngebiet im Gehirn elektrisch zu stimulieren.
Dabei werden krankhafte Signalveränderungen, die eine normale Hirnfunktion stören, beseitigt und die Beschwerden der Patienten deutlich gebessert. In Ihrer modernen Form wird diese OP-Methode international seit fast 30 Jahren durchgeführt und ist als Behandlungsmethode seit langer Zeit in der klinischen Routine zugelassen.
Die Tiefe Hirnstimulation erfordert eine hohe Kompetenz des medizinischen Personals und ein großes interdisziplinäres Expertenwissen. Das Universitätsklinikum Dresden kann diesbezüglich auf eine lange Tradition zurückblicken und verfügt über eine mehr als 20-jährige Erfahrung auf diesem Gebiet.
In Frage kommende Patienten werden gemeinsam aus neurochirurgischer, neurologischer, psychiatrischer und anästhesiologischer Sicht betrachtet und entsprechende Operationen empfohlen. Die operativen Eingriffe werden nach dem neusten medizinischen Kenntnisstand unter Verwendung modernster bildgebender Verfahren und höchstmöglichen Sicherheitsstandards durchgeführt.
Welche Anwendungsgebiete gibt es bei der Tiefen Hirnstimulation?
Die THS hat sich als eine effiziente Behandlungsmethode zahlreicher Erkrankungen bewährt. Folgende Erkrankungen werden routinemäßig mittels Tiefenhirnstimulation erfolgreich behandelt:
- Idiopathisches Parkinsonsyndrom (Morbus Parkinson)
- Essentieller Tremor
- Dystonie
- Tourett-Syndrom
Folgende Erkrankungen können nach kritischer Prüfung durch die Tiefe Hirnstimulation therapiert werden:
- Chronische Schmerzsyndrome
- Therapierefraktäre Zwangserkrankungen
- Therapierefraktäre Depressionen
- Therapierefraktäre Angststörungen
- Epilepsie
Wie wird die Tiefe Hirnstimulation durchgeführt?
Bevor die Operation durchgeführt wird, erhalten Patienten in unserem interdisziplinären Zentrum eine Indikationsprüfung, bei der geprüft wird, in wieweit eine Tiefe Hirnstimulation individuell Beschwerden lindern kann und welche Risikofaktoren bestehen. Dabei werden die Erfolgsaussichten kritisch durch unterschiedliche Fachexperten verschiedener Disziplinen sorgfältig geprüft.
Anschließend werden die betroffenen Patienten in einer gemeinsamen Sprechstunde einbestellt und vorgestellt. Hier haben die Patienten die Möglichkeit nochmals Fragen zu stellen und das operative Vorgehen zu besprechen.
Unmittelbar vor der Operation erfolgt (unter Umständen in einer kurzen Narkose) eine hochauflösende Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns mit speziellen Sequenzen, die nicht nur die notwendigen Kerngebiete hochpräzise aufzeigen, sondern auch spezifische Bahnverbindungen zwischen verschiedenen Hirnbereichen darstellen können. Diese MRT wird zur konkreten Planung des Eingriffs herangezogen.
Die Operation selbst kann unter örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden. Beide Verfahren sind gleichwertig, beinhalten aber spezifische Vor- und Nachteile. Die Entscheidung, wie eine Operation durchgeführt wird, wird immer kritisch gemeinsam mit dem Patienten gefällt. Bei der Operation wird stets ein festes Operationsteam eingesetzt, um bei diesem hochkomplexen Eingriff die höchstmögliche Patientensicherheit zu gewährleisten.
Die Operation beginnt damit, dass unter örtlicher Betäubung (oder in Vollnarkose) ein stereotaktischer Rahmen am Kopf angebracht wird und anschließend eine Computertomographie (CT) durchgeführt wird. Auf diese Weise lässt sich zusammen mit der MRT ein dreidimensionales Koordinatensystem erstellen, das eine exakte Festlegung des Eintritts- und Zielpunktes der Elektroden erlaubt. Dabei liegt die Genauigkeit in einem Bereich von unter einem Millimeter.
Im Operationssaal wird zunächst der Kopf an entsprechenden Stellen rasiert, desinfiziert und steril abgedeckt.
Nach der minimalen Eröffnung des knöchernen Schädels werden feine Mikroelektroden in das Zielgebiet des Hirns eingeführt und dabei die Hirnströme registriert und ausgewertet. Mit Hilfe der Neurologen erfolgt anschließend bei wachen Patienten eine Teststimulation, um eine optimale Lage der Elektroden zu sichern.
Dabei wird auf gewünschte Wirkungen sowie auf Nebenwirkungen getestet. Sobald die optimale Lage der Elektroden bestimmt wurde, werden die Mikroelektroden entfernt und die endgültigen Elektroden vorsichtig, millimetergenau implantiert und am Schädelknochen befestigt.
Abschließend erfolgen eine CT-Untersuchung und die Implantation der Verlängerungskabel sowie des Stimulators (in Vollnarkose). In unserer Klinik werden alle derzeit erhältlichen Implantate der drei etablierten Firmen (Medtronic, Boston Scientific und Abbott) angeboten. Dieses beinhaltet u.a. verschiedene ladbare und nicht-ladbare Systeme und verschiedenste Stimulationssonden einschließlich direktionaler Sonden, die eine gezielte Ausrichtung des elektrischen Feldes ermöglichen. Dabei darf der Patient nach ausgiebiger Beratung selbst über das Implantat, die genaue Implantationsstelle und das operative Vorgehen in lokaler Betäubung oder in Vollnarkose entscheiden.
Der Patient wird anschließend einige Tage auf der Normalstation überwacht und nach insgesamt 10 Tagen in die Häuslichkeit entlassen. Dabei bleibt der Stimulator zunächst ausgeschaltet, um das ungestörte Einheilen der Sonden zu gewährleisten. Nach ca. 6-8 Wochen wird dann in der Klinik für Neurologie in der Regel im Rahmen eines stationären Aufenthaltes der Stimulator über einige Tage schrittweise und behutsam programmiert. Dabei werden die Stimulationsparameter bis zur optimalen Behandlung der Beschwerden angepasst und die Medikamente reduziert.
Im ambulanten Verlauf werden unsere Patienten regelmäßig durch Spezialisten untersucht und die Stimulationsparameter ggf. angepasst.
Welche Erfolgsaussichten und Risiken hat die Tiefe Hirnstimulation?
Die Tiefe Hirnstimulation ist ein modernes und weltweit etabliertes Operationsverfahren und gilt als sehr risikoarm (Komplikationsrate von 1-3 %) mit sehr hohen Erfolgsaussichten (80-90 %). Zahlreiche internationale Studien haben die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Behandlungsmethode belegt. Dabei werden zwar die zugrundeliegenden Erkrankungen nicht geheilt, jedoch die daraus resultierenden Beschwerden deutlich und anhaltend gelindert, sodass sich die Lebensqualität der betroffenen Patienten deutlich verbessert. Wir arbeiten mit unterschiedlichen Zentren europaweit zusammen, um für unsere Patienten das bestmögliche Behandlungsergebnis sicherzustellen. Dabei nutzen wir zusätzlich das aus der Luft- und Raumfahrt bekannte „Six Sigma Prinzip“ für die sogenannte „Null-Fehler-Qualität“, um die Patientensicherheit zu maximieren.
Welche Alternativen gibt es zur Tiefen Hirnstimulation?
Prinzipiell wird vor einer operativen Behandlung die medikamentöse Therapie versucht. Bei zunehmendem Versagen und/oder relevanten Nebenwirkungen kann die Tiefe Hirnstimulation in Betracht gezogen werden. Alternativ können auch läsionelle Verfahren eingesetzt werden, die jedoch im Gegensatz zur Tiefen Hirnstimulation nicht reversibel sind.