Hypoglossusstimulator (Zungenschrittmacher)
Beschwerdesymptomatik
Bei Patienten mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom kommt es zu Atemaussetzern, weil der Tonus – die Spannung – der Muskulatur der oberen Atemwege nachlässt und der Atemschlauch somit kollabiert. Kommt es zu einer Verengung des Luftweges welche den Luftstrom nicht wesentlich behindert entsteht das Schnarchgeräusch, welches zwar lästig, gesundheitlich jedoch nicht gefährlich ist. Wenn die Behinderung des Luftstroms aber so stark wird, dass es zum Verschluss kommt und in der Folge der Sauerstoffgehalt des Blutes abfällt, entsteht ein Atemaussetzer – die Apnoe.
Hypoglossusstimulator
Der Stimulator wird wie ein Herzschrittmacher kurz unterhalb des Schlüsselbeines implantiert.
Er hat 2 Funktionen: Einerseits misst er die Atembewegung und sorgt andererseits durch schwache Elektroimpulse dafür, dass der Zungenmuskel angespannt bleibt und die Zunge so nicht nach hinten fallen und den Atemweg verschließen kann.
Seine Aufgabe erfüllt der Zungenschrittmacher technisch durch ein dünnes Kabel welches zum Rippenbogen führt und dort die Bewegungen des Zwerchfelles registriert sowie die Atembewegung und die Atemfrequenz misst. Abgestimmt auf die so ermittelte Kontraktur des Zwerchfells bei der Atmung sendet der Schrittmacher einen schwachen elektrischen Impuls über ein weiteres Kabel an dem Unterzungennerv (N. hypoglossus), welcher unterhalb der Zunge für die Grundspannung des Zungenmuskels verantwortlich ist und welcher bei Stimulation die Zunge vorschiebt und so den Luftweg frei hält. Der Betroffene schaltet das Gerät beim Schlafengehen mittels Fernbedienung an, das Gerät fängt aber erst nach einem voreingestellten Intervall an zu stimulieren, damit das Einschlafen nicht gestört wird.
Schema des implantierten Geräts.
Diagnostik
Der Ansatz von einem Zungenschrittmacher ist nur in den seltenen Fällen zu empfehlen, in den es keine Behandlung durch eine Überdrucktherapie (CPAP oder BiPAP) toleriert wird oder möglich ist. Bei leichteren Formen des Schlafapnoesyndroms soll außerdem eine Protrusionsschiene (Kieferschiene) ausprobiert werden. Vor einer Implantation erfolgt daher eine sorgfältige Überprüfung der Grunderkrankung inklusive Schlafvideoendoskopie, wo die Atemwege beim schlafenden Patienten beobachtet werden können.
Vorgehen bei der Operation
Nach Feststellung der Intoleranz der CPAP-Therapie durch den behandelnden Pneumologen und unter Erfüllung von bestimmten Kriterien wird die Implantation eines Zungenschrittmachers von der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin als Alternative empfohlen.
Die Implantation erfolgt über 3 Hautschnitte (Hals, unter dem Schlüsselbein, unter der Brustwarze).
Zunächst wird der N. hypoglossus unter dem Unterkiefer präpariert, es wird an den Nerv eine Elektrode angelegt. Danach erfolgt die Anlage des Drucksensors zwischen den Rippen, damit die Registrierung der Atmung möglich wird. Nun wird eine Tasche unter der Haut für den Stimulator vorbereitet. Die Kabel von der Elektrode und vom Drucksensor werden unter der Haut in diese vorbereitete Tasche getunnelt und mit dem Stimulator konnektiert.
Nachsorge
Nach der Operation muss das Stimulationssystem einheilen und bleibt zunächst ausgeschaltet. Entsprechend muss die konservative Behandlung der Schlafapnoe vorerst fortgeführt werden. Röntgenkontrollen nach der Operation bestätigen die regelrechte Lage des Systems.
Nach kurzem stationären Aufenthalt von wenigen Tagen können Sie die Klinik verlassen. Die Wundfäden werden ambulant in der Regel am 10. Tag nach der Operation gezogen und die Wunde kontrolliert.
Eine Hebung des rechten Armes über die Horizontale sollte für mindestens 4 Wochen vermieden werden, damit das Implantat gut einheilen kann.
Erst nach 4-6 Wochen wird der Stimulator eingeschaltet und die für Sie geeignete Einstellung ausgetestet und programmiert. Bis zu diesem Zeitpunkt muss daher die konservative Behandlung der Schlafapnoe fortgesetzt werden.