1. Juli 2014: Notärzte trainieren in neu eingerichtetem Wohnzimmer
Das vor gut zehn Jahren von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus etablierte Interdisziplinäre Simulatorzentrum Medizin Dresden – ISIMED – wächst weiter: In zwei neu eingerichteten Zimmern können vor allem Notärzte und Rettungsassistenten nun unter realistischen Bedingungen die notfallmedizinische Versorgung im häuslichen Umfeld trainieren. Dazu wurde eine Wohnung mit Küche und Wohnzimmer eingerichtet. Das ISIMED verfügt damit über neun unterschiedliche Übungsräume, um Notfallmediziner, Mitarbeiter der Rettungsdienste, aber auch Pflegekräfte und das Personal von Arztpraxen aus- und weiterzubilden. Bisher offerierte das Zentrum Kurse, in denen Notfälle im Krankenhausbetrieb simuliert werden. Hierzu stehen ein komplett ausgestatteter OP-Saal, ein Intensivstationszimmer sowie ein Schockraum zur Verfügung. Zum realistischen Training gehören mehrere Patientensimulatoren – das sind lebensechte Puppen, die dank komplexer Elektronik Atmung, Herztöne, Pulsschlag aber auch Darmgeräusche nachahmen. Wie die Trainings aussehen, welche Reanimationstechniken es gibt und wie sich Laien in Notfällen verhalten sollten, das erklären die ISIMED-Mitarbeiter am Freitag, dem 4. Juli, ab 20.45 Uhr im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“.
Der Rettungsassistent reißt die Tür auf – hinter ihm steht der Notarzt und nimmt im Gehen seinen schweren Rucksack mit den wichtigsten Medikamenten und ärztlichen Utensilien von der Schulter. Zwischen dem Küchentisch und einem Stuhl liegt – verkeilt in eine umgestürzte Haushaltsleiter – eine leblose Frau. Viel Platz haben die Lebensretter erst einmal nicht: Sie können zwar den Tisch etwas wegschieben, aber die Küchenzeile nimmt ihnen den Platz, den sie eigentlich brauchen, um die Patientin richtig zu lagern und Atmung oder Puls zu prüfen. Wenn Rettungskräfte zu einem Einsatz in eine Wohnung gerufen werden, sind solche Widrigkeiten nicht selten. Gerade bei einem Kreislaufstillstand ist es jedoch entscheidend, schnell mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Im ISIMED können Ärzte und Rettungsassistenten diese Situation nun trainieren. „Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Trainingsteilnehmer unter möglichst realistischen Bedingungen üben. Die Arbeitsumgebung im Simulatortraining für Notärzte soll dieselben Herausforderungen enthalten wie der Alltag im Rettungsdienst, so der Anästhesist PD Dr. Michael Müller.
Das Interdisziplinäre Simulatorzentrum Medizin Dresden startete bereits 2002. Ziel der Initiatoren war es, Ärzte, Rettungsassistenten und in medizinischen Berufen Tätige systematisch zu schulen. Dazu ließ sich das ISIMED vom European Resuscitation Council (ERC) als Kurszentrum zertifizierten. Als einer der Vorreiter seiner Art in Deutschland schult das Zentrum jährlich in 360 Kursen über 3.200 Personen. Im ISIMED werden nicht nur Ärzte fit für den Notfall gemacht, sondern auch neue Instruktoren ausgebildet. Mittlerweile besteht das ISIMED-Team aus 21 Ausbildern. Für das Dresdner Uniklinikum spielen die Reanimationsschulungen für die eigenen Mitarbeitern eine wichtige Rolle: Wöchentlich finden zwischen vier und sechs Kurse statt.
Insgesamt werden rund 1.500 Teilnehmer – vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege – jährlich geschult. Der Erfolg: Die Überlebensrate von Patienten, die im Universitätsklinikum einen Kreislaufstillstand erlitten, erreicht im 2013-er Vergleich des Deutschen Reanimationsregisters (www.reanimationsregister.de) bundesweit den Spitzenplatz. „Wenn ein Patient im Krankenhaus einen Herzstillstand erleidet, müssen alle Mitglieder des Behandlungsteams optimal handeln. Denn bereits in den ersten Minuten entscheidet sich, ob der Patient diese Krise überlebt“, erklärt Prof. Thea Koch, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Dresdner Uniklinikums. Das positive Abschneiden im Reanimationsregister ist ein Beleg für eine kontinuierliche Aus- und Weiterbildung, wie sie das ISIMED seit nunmehr über zehn Jahren leistet.
Lange Nacht der Wissenschaften: Aktionen rund um die Notfallmedizin
Am Freitagabend (4. Juli) bietet das ISIMED-Team Führungen durch das Simulatorzentrum an. Dabei haben Besucher die Möglichkeit, selbst sicheres Handeln in kritischen Situationen zu üben. Dabei geht es um Diagnostik und Therapie ausgewählter Krankheitsbilder sowie um Situationen, in denen Fehler- und Zwischenfälle medizinisch zu managen sind. Im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften öffnet das ISIMED seine Türen am
Freitag, dem 4. Juli, von 20.45 bis 22.45 Uhr,
im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus,
Haus 9 (3. und 4. Obergeschoss), 01309 Dresden.
Neben der Demonstration einer modernen Aus- und Weiterbildung im ISIMED beteiligt sich die Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie mit weiteren Informationsständen und Aktionen an der Langen Nacht der Wissenschaften. Im Medizinisch Theoretischen Zentrum der Medizinischen Fakultät (MTZ) an der Fiedlerstraße 42 können sich die Besucher von 18 Uhr bis 1 Uhr des Folgetags ins "Abenteuer Traumland" begeben. Klinikmitarbeiter erklären dabei, was die Anästhesie und Intensivmedizin im Alltag leistet. Parallel wird zur selben Zeit laufend demonstriert, was Laien am besten tun, wenn Sie einen Menschen mit Kreislaufstillstand vorfinden. Daneben bietet die Klinik zwei Vorträge an. Um 21 Uhr „Intensive Medizin“ und um 21.30 Uhr „Das künstliche Koma“.
Zudem ist ab 19.45 Uhr vor und neben dem MTZ eine große Rettungsübung geplant, an der neben dem Rettungsdienst Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei sowie Notfallmediziner des Uniklinikums beteiligt sein werden.
Weitere Informationen
www.isimed.info
Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Interdisziplinäres Simulationszentrum Medizin Dresden
Leiter: PD Dr. Michael Müller
Tel. 0351 458-4642
E-Mail: michael.mueller@uniklinikum-dresden.de
http://www.uniklinikum-dresden.de/ane