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16. April 2013

16. April 2013: Rückenschmerz-Studie - Dresdner Sportmediziner suchen Probanden

Auf der Suche nach neuen Therapien sind Forscher des Uniklinikums den Ursachen von Rückenproblemen auf der Spur / Auch beschwerdefreie Personen benötigt

Die Sportmediziner der Klinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden gehen der Frage nach, wie sich das Risiko von Rückenbeschwerden sowie die Effizienz von Prävention und Therapie verlässlich messen lässt. Für eine Studie suchen die Dresdner Sportmediziner dazu Freiwillige im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Benötigt werden Personen mit und ohne Rückenbeschwerden, die über einen Zeitraum von sechs Monaten als Probanden an der Studie teilnehmen möchten. Gemeinsam mit Fachkollegen aus Potsdam, Heidelberg und München/Frankfurt am Main wollen die Dresdner Wissenschaftler im Rahmen einer Zentralstudie des Netzwerks „MiSpEx“ (National Research Network for Medicine in Spine Exercise) einen „Rumpf-Stabilitäts- und Funktionsindex“ entwickeln. Der Bedarf dafür ist groß: Längst haben sich Rückenschmerzen zur Volkskrankheit Nummer Eins entwickelt. Gefördert wird Das Forschungsprojekt durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

„Warum Rückenprobleme so häufig auftreten und welche Gegenmaßnahmen wirklich wirken, ist weitestgehend unerforscht“, berichtet Prof. Philip Kasten, der als Leiter der Sportmedizin in Dresden die Projektverantwortung trägt. Auf die gesuchten Probanden warten teils schweißtreibende Aufgaben: „Wir erfassen die maximale Kraftleistungsfähigkeit, das Schmerzempfinden, das Gleichgewichtsgefühl und die neuromuskuläre Ermüdungswiderstandsfähigkeit“, erklärt Prof. Kasten. Die Ergebnisse der Studie sollen 2014 vorliegen.

Immer wieder liegen die Gründe für das Entstehen von Rückenschmerzen und die Verfestigung des Krankheitsbildes im psychischen und psychosozialen Bereich, insbesondere im Umgang mit Stress und Schmerz sowie in einer unzureichenden Stabilisation und Funktion der Wirbelsäule. Defizite der Nerv- Muskelkoordination sind ein entscheidender Faktor dafür, dass sich die Probleme über die Zeit verschärfen. Ein gezieltes Training sowohl zur Vorbeugung von Beschwerden, als auch in der Rehabilitation, erweist sich in der Regel als sinnvoll. Während der anstehenden Trainingsstudie sollen gesicherte Erkenntnisse zur Wirksamkeit spezifischer Interventionsmöglichkeiten durch körperliche Aktivität erforscht werden.

Die Probanden nehmen während der sechs Monate an einem speziell entwickelten Trainingsprogramm teil, welches sie in den ersten drei Wochen des Untersuchungszeitraums unter Anleitung geschulter Physiotherapeuten in Kleingruppen durchführen. Später soll das erlernte Trainingsprogramm selbstständig weitergeführt werden. Abschließend erhalten die Probanden eine persönliche Auswertung ihrer sensomotorischen Fähigkeiten sowie ihrer Rumpfmuskulatur.

Wer nähere Informationen zur Studie erhalten möchte,
meldet sich bitte bei Philipp Flössel, Telefon: 0351 458-5970,
E-Mail: philipp.floessel@uniklinikum-dresden.de

Hintergrundinformation Rückenschmerz
Schätzungsweise 90 Prozent der Westeuropäer leiden im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal unter Rückenschmerzen. Längst haben sich diese Beschwerden in den westlichen Industrieländern zur Volkskrankheit Nummer 1 entwickelt. Auch sportlich aktive Menschen sind nicht gegen diese Probleme gefeit: Selbst 75 Prozent der Spitzensportler werden im Laufe ihrer Karriere von Rückerschmerzen heimgesucht. „Warum diese Probleme so häufig auftreten und welche Vorbeugemaßnahmen es gegen diese Volkskrankheit gibt, ist weitestgehend unerforscht“, berichtet Prof. Philip Kasten, der in Dresden zusammen mit seiner Kollegin Dr. Heidrun Beck als Kooperationspartner für das Gesamtprojektes tätig ist. Die Wissenschaftler wollen unter anderem ermitteln, welche körperlichen Defizite das Risiko von Rückenschmerzen erhöhen. Deshalb ist es für die Studie wichtig, auch Gesunde zu untersuchen. Bis auf die Spitzensportler und nachwachsende Sporttalente gehen Menschen jedoch erst dann zum Orthopäden, wenn sich die Schmerzen bereits deutlich bemerkbar gemacht haben: „Viele Betroffene unterziehen sich zu spät einer speziellen Untersuchung“, weiß Prof. Kasten.

Rückenbeschwerden nicht auf die leichte Schulter nehmen
Einer der häufigsten Auslöser für krankheitsbedingte Arbeitsausfälle ist ein schmerzender Rücken. Der dadurch entstehende volkswirtschaftliche Schaden ist enorm: Laut Statistik klagen 20 Millionen Deutsche regelmäßig über Kreuzschmerzen, wobei die Befunde vom Hexenschuss, über den Bandscheibenvorfall bis zu chronisch unspezifischen Beschwerden reichen. Bei der Suche nach den Ursachen machen die Mediziner – neben strukturellen Schäden wie beispielsweise Gelenkdegenerationen – häufig eine unzureichende Stabilisation und Funktion der Wirbelsäule aus. Oft sind diese Zustände durch Defizite im Zusammenspiel zwischen Nerv und Muskel bedingt. Immer wieder liegen die Gründe für das Entstehen von Rückenschmerzen und die Verfestigung des Krankheitsbildes aber auch im psychischen und psychosozialen Bereich, insbesondere im Umgang mit Stress und Schmerz. Ein gezieltes Training sowohl zur Vorbeugung von Beschwerden als auch in der Rehabilitation erweist sich in der Regel als wirksam. Allerdings bleibt im Einzelfall oft unklar, welche Intervention letztendlich dazu geführt hat, dass Beschwerden zurückgehen oder das Risiko eines Rückfalls sinkt.

Die unterschiedlichen diagnostischen Verfahren mit denen die Spezialisten der Orthopädie, Neurologie und Anästhesiologie den Rückenschmerzen auf den Grund gehen – das sind vor allem das Patientengespräch, die körperliche Untersuchung sowie Röntgenaufnahmen – sind bisher nicht ausreichend auf ihre Aussagefähigkeit hin erforscht. „Zwar hat das Dresdner Uniklinikum seit Jahren gemeinsam mit der AOK Plus in einem speziellen ‚Rückenprojekt‘ äußerst erfolgreiche Behandlungsstrategien entwickelt und mit einer Rückenschmerzambulanz ein spezielles Angebot etabliert, wissenschaftliche Arbeiten zu dieser Problematik sind dagegen äußerst rar“, so Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums. Genau an diesem Punkt setzen die Sportmediziner mit dem Forschungsprojekt an, bei dem sie mit Sport- und Gesundheitssoziologen, Sportwissenschaftlern und Sportpsychologen kooperieren. Es sollen gesicherte Erkenntnisse zur Wirksamkeit spezifischer Interventionsmöglichkeiten – zum Beispiel gezielte sportliche Bewegungsprogramme oder Physiotherapie – erforscht werden.

Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Orthopädie
Bereich Sportmedizin
Leiter: Prof. Dr. med. Philip Kasten,
Tel. 0351 458-36 44
E-Mail: katrin.teichert@uniklinikum-dresden.de (Sekretariat)
www.uniklinikum-dresden.de