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22. Mai 2012

22.Mai 2012: Externe Experten als Kontrollinstanz auf Augenhöhe

Dresdner Universitätsklinikum veröffentlicht aktuelle Daten zur Qualität der stationären Behandlung / Peer-Review-Verfahren als kollegiale Hilfe zur Selbsthilfe

Ab heute sind die Qualitätsergebnisse des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden unter www.uniklinikum-dresden.de/iqm abrufbar. Diese Übersicht geprüfter Daten aus der stationären Behandlung schafft für das Klinikum eine verlässliche Grundlage, statistische Auffälligkeiten aus dem vergangenen Jahr zu erkennen, zu bewerten und gegebenenfalls Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Die Referenzwerte stammen aus einer Datenauswertung von 219 Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) angehören. Insgesamt umfasst der IQM-Indikatorensatz 183 Qualitätskennzahlen für 48 relevante Krankheitsbilder und Behandlungsverfahren. Das Dresdner Universitätsklinikum gehört zu den Gründungsmitgliedern der Initiative und nutzt das IQM-Verfahren für sein aktives Qualitätsmanagement. So fand im vergangenen Jahr ein sogenanntes Peer-Review-Verfahren erstmals im Dresdner Universitäts SchlaganfallCentrum (DUSC) statt, um vom Durchschnittswert abweichende Daten zu Behandlungsfällen aus dem Jahr 2010 zu überprüfen. Hierzu kamen unter anderem Chefärzte mehrerer IQM-Mitgliedskliniken ins Universitätsklinikum und überprüften die entsprechenden Patientenakten. Sie bestätigten dem Klinikum, dass es bei Qualität und Abläufe der Behandlungen im DUSC keine Beanstandungen gab und Ursache der Auffälligkeiten ausschließlich im besonders hohen Schweregrad der jeweils behandelten Schlaganfälle lag.

„Ziel ist es, unseren Patienten die bestmögliche Qualität in der medizinischen Versorgung zukommen zu lassen“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums. „Deshalb haben wir diese krankenhausträgerübergreifende Initiative mit gegründet. Die IQM-Werte eröffnen uns die Möglichkeit, unsere Stärken zu erkennen, zeigen aber auch, wo Optimierungspotenzial besteht. Sinnvolles Qualitätsmanagement bedeutet, Ergebnisse zu vergleichen und zu analysieren, nicht aber einzelne gute Ergebnisse zu Reklamezwecken zu nutzen.“ Das zeigt sich auch in dem Umgang mit auffälligen Behandlungsdaten. So ergab sich bei den im Vorjahr veröffentlichten Werten zur Therapie von Schlaganfallpatienten eine statistische Auffälligkeit. Die Initiative Qualitätsmedizin veranlasste deshalb ein Peer-Review – deutsch: eine Begutachtung durch Ebenbürtige – bei der im September vergangenen Jahres 20 Patientenakten des Dresdner Universitäts SchlaganfallCentrums überprüft wurden. Genau diese Fälle hatten den Ausschlag dafür gegeben, dass die Daten zum Behandlungsergebnis am DUSC nicht dem IQM-Durchschnittswert entsprachen.

Für das Peer-Review-Verfahren waren speziell geschulte Experten, Chefärzte  aus IQM-Mitgliedskliniken wie Wesel, Leisnig und Radebeul angereist. Sie repräsentierten die Fächer Neurologie, Kardiologie, Anästhesiologie und Intensivmedizin. Diese Peers analysierten in fünf Stunden die Patientenakten. Im Anschluss diskutierten und bewerteten sie die Ergebnisse mit den Ärzten des Dresdner Universitäts SchlaganfallCentrums. Wichtigstes Ergebnis: Die Behandlungen wiesen keine Mängel auf, die ursächlich für die statistisch erhöhte Sterblichkeitsrate des DUSC waren. Dennoch erkannten die externen Experten Verbesserungspotential beim Ablauf der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten. Dabei ging es unter anderem um die Dokumentation von nachts in der Rettungsstelle getroffener Therapieentscheidungen. Diese Hinweise der Peers bestätigten die Ergebnisse der im Vorfeld vorgenommenen internen Analysen. Daraus waren bereits Maßnahmen – zum Beispiel eine verbesserte Dokumentation – abgeleitet worden. Sie tragen der besonderen räumlichen Situation bei der Versorgung der Schlaganfallpatienten Rechnung: Aufgrund baulicher Gegebenheiten am Klinikum verteilen sich Diagnose und Therapie akuter Schlaganfälle bisher auf drei Gebäude – eine Situation, die durch die komplette Inbetriebnahme des Diagnostisch-Neuro¬logisch-Internistischen Zentrums (DINZ) Geschichte sein wird: Ende Juni sind Notaufnahme, Intensivstation und Stroke Unit in einem Haus untergebracht.

Die erhöhte Sterblichkeitsrate im DUSC ist ein Beleg dafür, dass sich das Konzept des „Schlaganfallversorgung in Ost-Sachsen Netzwerk“ (SOS-NET) bewährt: Ins Universitätsklinikum werden verstärkt schwerst betroffene Akutpatienten eingeliefert, die in einem Krankenhaus ohne eine eigene neurologische Intensivstation, eine Schlaganfall-Spezialstation – Stroke Unit – und weiterer hochspezialisierter Bereiche wie die Neuroradiologie keine Überlebens-Chance hätten. Dank der intensiven Zusammenarbeit von mittlerweile 14 Krankenhäusern der Region mit dem DUSC finden diese Patienten jetzt den Weg ins Klinikum. Die dazu notwendigen Entscheidungen können dank der innovativen Struktur des SOS-NET getroffen werden: Hierzu stehen die Schlaganfall-Experten des Dresdner Uniklinikums den Ärzten der Krankenhäuser bei akuten Fällen beratend zur Seite. Allein 2011 waren es über 900 Patienten aus Ostsachsen, die von der Expertise der Dresdner Neurologen profitierten. Gut 20 Prozent davon wurde wegen der besonderen Schwere ihres Schlaganfalls oder unklarer Diagnose in das Universitätsklinikum verlegt. „Die Peers haben uns bestätigt, dass der von der IQM festgestellte Wert die vom Dresdner Universitäts SchlaganfallCentrum geleistete Maximalversorgung der Patienten wiederspiegelt“, sagt Prof. Rüdiger von Kummer, Direktor des DUSC und Ärztlicher Leiter der Abteilung Neuroradiologie am Universitätsklinikum. „Wir können damit nun ausschließen, dass es noch andere Faktoren gibt, die zu einer erhöhten Sterblichkeit führen“, so Prof. von Kummer weiter.

Hintergrundinformation Peer- Review-Verfahren
Ziel des IQM-Peer Review Verfahrens ist es, einen kontinuierlichen internen Verbesserungsprozess und eine offene Fehler- und Sicherheitskultur in den teilnehmenden Kliniken zu etablieren sowie die fächerübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Dabei werden Behandlungsprozesse mit statistisch auffälligen Ergebnissen von internen und externen medizinischen Experten (chefärztliche Peers) auf mögliche Fehler in den Abläufen, Strukturen und Schnittstellen hin untersucht. Die dabei identifizierten Qualitätsprobleme dienen anschließend als Grundlage für zielgenaue Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen Ergebnisqualität. Damit wird das wichtigste Ziel der Initiative Qualitätsmedizin erreicht: Durch Transparenz die Verbesserung der Behandlungsqualität aktiv voranzutreiben und damit die Qualität von Kliniken insgesamt kontinuierlich weiter zu verbessern.

Kontakte
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand
Tel.: 0351 458-29 89
E-Mail: Med.Vorstand@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de     

IQM Initiative Qualitätsmedizin e.V.
Tel.: 030 / 34 661 084 30
info@initiative-qualitaetsmedizin.de
www.initiative-qualitaetsmedizin.de

Die Initiative Qualitätsmedizin (IQM)
Führende Krankenhausträger haben sich 2008 zur „Initiative Qualitätsmedizin“ (IQM) zusammengeschlossen. Die trägerübergreifende Initiative mit Sitz in Berlin ist offen für alle Krankenhäuser aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Vorhandenes Verbesserungspotenzial in der Medizin sichtbar zu machen und zum Wohle der Patienten durch aktives Fehlermanagement zu heben, ist das Ziel von IQM. Dafür stellt IQM den medizinischen Fachexperten aus den teilnehmenden Krankenhäusern innovative und anwenderfreundliche Instrumente zur Verfügung. Die Mitglieder der Initiative verpflichten sich drei Grundsätze anzuwenden: Qualitätsmessung mit Routinedaten, Veröffentlichung der Ergebnisse und die Durchführung von Peer-Review-Verfahren. In derzeit 219 Krankenhäusern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz versorgen die IQM-Mitglieder jährlich rund 3,5 Millionen Patienten stationär. In Deutschland liegt ihr Anteil an der stationären Versorgung bei rund 17 Prozent, in Österreich bei 15 und in der Schweiz bei  etwa zehn Prozent.