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07. September 2011

Modern, freundlich, hell: Kinder- und Jugendpsychiatrie bezieht neues Gebäude

7. September 2011: Aufwändig erneuertes Haus an der Schubertstraße bietet Patienten und Therapeuten optimales Umfeld für ambulante oder tagesklinische Behandlung

Nach nur zehnmonatiger Umbauzeit wird das die Ambulanzen und Tageskliniken beherbergende Gebäude der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden am Mittwoch, dem 7. September, offiziell eingeweiht. Das ehemalige Wohnheim an der Schubertstraße/Ecke Goetheallee wurde für rund 2,1 Millionen Euro umfassend saniert und behindertengerecht ausgebaut. Die 35 Therapieräume – von universell nutzbaren Gruppenzimmern bis zu Räumen für Kunst- und Ergotherapie – sind schön gestaltet und mit moderner Videotechnik ausgestattet. Am neuen Standort profitieren Patienten und Mitarbeiter von dem hellen wie freundlichen Ambiente, welches das bisherige Domizil – eine angemietete Villa in Dresden-Blasewitz –  nur zum Teil bieten konnte. Dessen Grundriss und Bausubstanz entsprachen nicht mehr den Anforderungen moderner Psychotherapie. Am neuen Standort werden jährlich rund 1.300 Patienten ambulant und 120 tagesklinisch behandelt. Die Stärke des Therapieangebots liegt in der engen Verzahnung aller beteiligten Professionen – unter anderem Kinder- und Jugendpsychiater, Psychologen, Kunst- und Ergotherapeuten sowie Sozial¬pädagogen: Ein 32-köpfiges Team betreut die Patienten im Rahmen dreier Tageskliniken, vier Spezialambulanzen sowie einer Allgemeinambulanz.

Wenn Kinder- und Jugendliche seelisch bedingt erkranken, leidet in vielen Fällen die ganze Familie von Anfang an mit. Betroffene Eltern, die schnell kompetente Hilfe suchen, erhöhen nicht nur die Chancen, dass ihr Kind wieder ganz gesund wird: sie haben auch die Gelegenheit, sich selbst ein Stück vom krankheitsbedingten Druck zu befreien und aktiv an der Genesung mitzuwirken. Doch dafür bedarf es auch eines optimalen Umfelds für Patienten und Behandelnde: „Uns ist bewusst, dass der seit langem bestehende, hervorragende Ruf der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie nur zu halten ist, wenn nicht nur das Behandlungsteam Maßstäbe setzt, sondern auch die Umgebung, in der es arbeitet“, begründet Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums, die Investition in das Gebäude. Der Umbau und die Erweiterung des Gebäudes wurden aus Eigenmitteln des Klinikums finanziert, das auch die Arbeiten koordinierte. „Dabei ist es uns gelungen, gut zehn Prozent unter den geplanten Kosten zu bleiben und das Gebäude fristgerecht nach nur zehnmonatiger Bauphase der Klinik zu übergeben“, erklärt Prof. Albrecht. Der Vorstand unterstützt die vom 2009 berufenen Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Veit Rößner geleitete Klinik dabei, ihr Behandlungsangebot weiter zu profilieren und auszubauen. „Mit Herrn Prof. Rößner konnten wir einen auch international anerkannten Experten gewinnen, der nicht nur in der Behandlung, sondern auch in der Forschung Akzente setzt“, so Prof. Albrecht weiter.

Schwerpunkte des ambulanten und tagesklinischen Behandlungsangebots sind Therapien für Kinder und Jugendliche, die am Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperak¬tivitätssyndrom (ADHS), an Ess-, Tic- oder Zwangsstörungen leiden. „Wir sehen leider immer noch zu viele Patienten, denen mit einer früheren Abklärung oder Therapie vieles erspart geblieben und deren Leben anders verlaufen wäre“, sagt Prof. Rößner. „Unser Anspruch ist, den Betroffenen Diagnostik und Hilfe bei vielfältigsten seelischen Problemen anzubieten, die sie bisher an anderer Stelle nicht oder nicht ausreichend bekommen konnten.“ Jedoch gebe es nach wie vor Hemmschwellen, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen: „Gerade Kindern, aber auch Jugendlichen und Eltern fällt es leichter, in die Ambulanz zu kommen, wenn sie dort eine unaufgeregte, transparente und freundliche Atmosphäre erleben, die so gar nicht den Klischees der Psychiatrie entspricht.“ Mit dem neuen Gebäude sei es nun möglich, auch nach außen deutlich zu machen, was universitäre Kinder- und Jugendpsychiatrie im Jahr 2011 sein kann und will.

Anlaufpunkt und Anbieter spezieller ambulanter Therapien
Im neu eröffneten Gebäude bietet die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ihren Patienten im Alter von drei bis 18 Jahren sowie deren Familien ein breites Therapiespektrum an. Je nach Art und Schwere der Erkrankung übernimmt die Ambulanz oder eine der drei Tageskliniken die Behandlung. Erstere nimmt eine umfangreiche Diagnostik vor. Diese Aufgabe wird von einem Team übernommen, dem Mitarbeiter unterschiedlicher Professionen angehören. Ein mit dem Kind und seinen Eltern geführtes Erstgespräch dient dazu, sich ein umfassendes Bild von den Hilfesuchenden und ihrem Anliegen machen zu können. Ergänzt durch weitere Gespräche sowie Konzentrations- und Intelligenztests steht dem Team der Ambulanz dann eine große Bandbreite an Informationen als Basis für seine Therapieempfehlung zur Verfügung. Diese wird den Familien in einem Auswertungsgespräch vorgestellt und eine gemeinsame Entscheidung getroffen.

„Nur in bestimmten Fällen führt unsere Empfehlung für eine ambulante Behandlung dazu, dass sie in unserer Ambulanz erfolgt“, sagt deren Leiterin Dr. Jessika Weiß. So gehört es auch zu den Aufgaben der Ambulanz, wohnortnahe Behandlungs- und Betreuungsangebote ausfindig zu machen. Ansprechpartner hierfür sind oft niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten aber auch die Jugendämter. Es gibt jedoch Krankheitsbilder, die sich nur unter Einbindung mehrerer Professionen erfolgreich therapieren lassen. Wenn dies von Kinderpsychiatern oder -psychotherapeuten mit eigener Praxis nicht leistbar ist, wird diesen Patienten eine Therapie in der Ambulanz der Klinik empfohlen. Dies gilt auch für schwierigere Fälle beispielsweise von ADHS, Ess-, Tic- oder Zwangsstörungen. Hier bieten die Spezialambulanzen der Klinik besondere Therapien an. Mit einer im Aufbau befindlichen Spezialambulanz für traumatisierte Kinder und Jugendliche baut die Klinik ihr Angebot aus.

Patienten und ihre Familien suchen gemeinsam nach Problemlösungen
In den Tageskliniken der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie wird über mehrere Wochen mit den Patienten und deren Familien intensiv an Wegen aus den psychischen Problemen gearbeitet. Dies beginnt mit den vor der Aufnahme vereinbarten Therapiezielen und setzt sich mit den montags und freitags stattfindenden gemeinsamen Gesprächsrunden fort. Die Patienten sprechen dabei über das, was sie in den vergangenen Tagen gemacht haben, was gut gelaufen ist, welche Teilziele erreicht wurden und was ihnen gut gefallen hat. Gerade in der Familientagesklinik, bei der die Eltern und Geschwister der drei- bis zwölfjährigen Patienten die Gelegenheit haben, täglich mit in die Klinik zu kommen, erhalten die Familien durch das alltagsnahe Behandlungskonzept viele konkrete Anregungen zur Bewältigung ihrer Schwierigkeiten. Beispielsweise ist für hyperaktive Kinder ein klar und konsequent agierendes Umfeld eine wichtige Voraussetzung dafür, die Probleme in den Griff zu bekommen. „Wir schaffen in der Tagesklinik Situationen, die zu Hause für große Schwierigkeiten sorgen. In dem wir die Kinder und Eltern dabei beobachten, können wir im Nachgang mit der Familie über ihr Verhalten sprechen und mit ihnen gemeinsam Wege finden, ihre Kinder bei der Änderung ihres Verhaltens zu unterstützen“, sagt die Leiterin der Familientagesklinik, Dr. Karin Horn.

Regelmäßig setzten sich die Eltern in den Tageskliniken zusammen und tauschen sich über ihre Erfahrungen und mögliche Lösungswege aus. Allein die Erfahrung, dass andere Familien mit denselben Problemen kämpfen, wirkt sich in vielen Fällen positiv auf die Betroffenen aus. Dieser Ansatz der Multifamilientherapie wird an der Dresdner Klinik seit Jahren weiterentwickelt und spielt beispielsweise auch in der Therapie von Essstörungen eine wichtige Rolle. Es ist für die Behandlung außerdem wichtig, das Verhalten der Kinder und Jugendlichen in ihrem eigentlichen Umfeld zu kennen. Deshalb begleiten die Klinikmitarbeiter die Kinder regelmäßig in der Schule, im Kindergarten und auch zu Hause. Diese Hospitationen schaffen unter anderem die Basis für die Zeit nach der tagesklinischen Therapie. Denn auch nach den Wochen intensiver Behandlung müssen die Patienten und ihre Familien weiter betreut werden.

Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Direktor: Prof. Veit Rößner
Tel. 0351 458-22 44
E-Mail: kjpchefsekretariat@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/kjp
www.kjp-dresden.de