Infrarot-Licht erleichtert Trägern von Cochlea-Implantaten das Lernen
Um den Erfolg des Hören- und Sprechen-Lernens von tauben und
schwerhörigen Patienten nach dem operativen Einsetzen eines
Cochlea-Implantats besser messen zu können, soll künftig ein
Nah-Infrarot Spektroskop am Sächsischen Cochlear Implant Centrum (SCIC)
der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde des Universitätsklinikums
Carl Gustav Carus eingesetzt werden. Der geplante Kauf des Geräts wird
durch den Lions Förderverein Dresden Centrum e.V. mit 10.000 Euro
unterstützt. Überreicht wird dem SCIC dieser Betrag am Mittwoch, dem 25.
Mai, durch den Vereinsvorsitzenden Professor Guido Holzhauser. Das Geld
stammt aus dem Erlös des 4. Dresdner LIONS Golf Cups, der im August
vergangenen Jahres in Possendorf bei Dresden stattfand und bei dem 60
Golfspieler für einen guten Zweck spielten. Um das neue Infrarot
Spektroskop so schnell wie möglich erwerben zu können, sucht das
Cochlear Implant Centrum noch weitere finanzielle Unterstützung.
Cochlea-Implantate sind Hörsysteme, die direkt den Hörnerv anregen. Über
100 dieser Innenohrprothesen setzen die HNO-Spezialisten des Dresdner
Uniklinikums jährlich taub geborenen, ertaubten oder hochgradig
schwerhörigen Patienten ein. Das Implantat gibt den Betroffenen
Hörvermögen und Sprachverständnis zurück oder eröffnet ihnen erstmals
die Welt des Sprechens und Hörens. Durch die elektrische Stimulation der
Hörnerven entstehen jedoch Signale, mit einer ganz anderen Qualität als
solche, die ein gesundes Ohr erzeugt. Damit die Signale des Implantats
als Sprache verstanden werden kann, bedarf es einer intensiven
Begleitung der CI-Träger, zu der auch sehr spezielle Untersuchungen
gehören. Um festzustellen, wie die Impulse des Implantats vom Gehirn
verarbeitet werden, messen die Experten des SCIC die Aktivität einzelner
Hirnregionen. Dafür etablierte Verfahren wie die
Magnetresonanztomographie (MRT) stehen für CI-Träger aufgrund des
Magnetfeldes in der Regel nicht zur Verfügung. Deshalb will das
Sächsische Cochlear Implant Centrum künftig auf die Nah-Infrarot
Spektroskopie (NIRS) setzen. Das innovative Verfahren nutzt die
Eigenschaft des Nah-Infrarotlichts, das durch biologisches Gewebe
hindurch – etwa die Schädeldecke – leuchten kann und dann vom
Blutsauerstoff (Hämoglobin) absorbiert wird.
„Wenn bei unseren Hör- und Sprachübungen oder -tests bestimmte Regionen
im Gehirn aktiviert werden, verbrauchen die Zellen dieser Areale
Sauerstoff, der über das Blut vermehrt dorthin gelangt“, erklärt Prof.
Dirk Mürbe, ärztlicher Leiter des SCIC. Das NIRS-Gerät misst mit
Detektoren auf der Schädeloberfläche, wie viel von dem gesendeten Licht
reflektiert wird. Aus diesen Konzentrationsveränderungen von
sauerstoffreichem und -armen Blut können dann Rückschlüsse auf die
Verarbeitungsprozesse der vom CI für den Hörnerv aufbereiteten Impulse
gezogen werden. Dabei geht es den Spezialisten des Zentrums nicht um die
Weiterleitung dieser Nervenimpulse sondern darum, wie CI-Träger die
Hörreize in Denkprozessen verarbeiten. Dies liefert den Experten weitere
wichtige Hinweise für das Übungsprogramm ihrer Patienten. Auch lässt
sich die Nah-Infrarot Spektroskopie problemlos mit der Hirnstrommessung
(Elektroenzephalografie – EEG) kombinieren. „Damit können wir parallel
sowohl zeitliche als auch räumliche Hirnaktivierungen messen“, so Prof.
Mürbe zu den Vorteilen der innovativen Untersuchungsmethode.
Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde
Abteilung Phoniatrie und Audiologie
Sächsisches Cochlear Implant Center
Ärztlicher Leiter Prof. Dirk Mürbe
Tel. 0351 458-7045
E-Mail: dirk.muerbe@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/scic