17. Februar 2009 - Panik durch Erinnerungen?
Was löst Panikattacken aus? Dieser Frage spüren
Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und
Psychosomatik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus mit Hilfe der
funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) nach. Mit der Studie
wollen die Forscher herausfinden, welche Rolle Gedächtnis und
Wahrnehmung bei der Entstehung von Angstzuständen spielen – und dafür
werden insgesamt 36 Probanden gesucht. Ausgangspunkt der Untersuchung
ist die Tatsache, dass ein Großteil der stationär behandelten
Angstpatienten von traumatischen Erlebnissen gezeichnet ist, die durch
Eltern, andere Bindungspersonen oder Bekannten verursacht wurden.
Dennoch ist es die Gegenwart dieser Personen das sicherste Mittel, um
Panikattacken zu verhindern. Mit dieser Untersuchung setzt die Klinik
ihre wissenschaftliche Arbeit zu den Mechanismen von Angststörungen
fort. Zuvor hatten die Dresdner Wissenschaftler herausgefunden, dass
bei Angstpatienten in Stresssituationen die Produktion des Hormons
Cortisol nur eingeschränkt funktioniert.
Normalerweise
dienen Angstreaktionen dem Schutz des Körpers: In bedrohlichen
Situationen sorgen sie unter anderem für die Ausschüttung von Hormonen
und mobilisieren den Organismus zu Abwehrreaktionen oder Flucht. Wer
jedoch in ganz normalen Situationen – etwa beim Betreten eines
Fahrstuhls – regelmäßig Schweißausbrüche, Herzrasen, Zittern oder
Schwindelgefühle erlebt, leidet meist unter einer
behandlungsbedürftigen Angststörung. „Werden Menschen in ihrem Alltag
durch diese Angstattacken erheblich eingeschränkt – etwa weil sie nicht
mehr mit der Straßenbahn zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren können –
sprechen wir von einer psychischen Erkrankung“, erklärt Dr. Katja
Petrowski. Die Psychologin und Wissenschaftlerin leitet den Bereich
Angst- und Bindungsforschung an der Klinik und Poliklinik für
Psychotherapie und Psychosomatik und ist für das Forschungsvorhaben
verantwortlich.
Mit der Studie wollen die Mediziner und
Psychologen Ansätze für bessere Angst-Therapien finden. Zwar gibt es
bereits heute erprobte Konzepte, um Patienten dauerhaft von ihren
Panikattacken zu befreien, aber Auslöser und Mechanismen dieser
psychosomatischen Erkrankung sind weitestgehend ungeklärt. Das Dresdner
Forscherteam setzt nun an der Erkenntnis an, dass Patienten mit
Angststörungen ihre individuellen Problemsituationen am ehesten in
Gegenwart vertrauter Personen durchstehen. In der aktuellen Studie zu
Angststörungen werden Betroffenen deshalb abwechselnd Bilder besonders
vertrauter und völlig unbekannter Personen vorgelegt. Dabei beobachten
die Forscher die die Aktivität verschiedener Hirnareale der Probanden
mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie. Ziel ist es, aus
den Untersuchungsergebnissen Rückschlüsse auf den Zusammenhang von
Wahrnehmungs- und Gedächtnisprozessen in Verbindung mit Panikattacken
zu ziehen.
Im Vorfeld der Studie untersuchen Ärzte und
Psychologen die Teilnehmer und vermitteln ihnen gegebenenfalls eine
therapeutische Behandlung. Geeignet sind Probanden, die unter einer
akuten Angststörung leiden, aber auch solche, die bereits eine Therapie
durchlaufen haben. Teilnehmer der Studie werden zu zwei etwa
90-minütigen Terminen einbestellt und erhalten eine
Aufwandsentschädigung von 50 Euro.
Kontakt für Menschen mit Angststörungen
Interessenten
wenden sich bitte an die Koordinatorin des Forschungsbereichs, Erika
Kleinen. Sie ist erreichbar unter Telefon: 0351 2636 245 sowie E-Mail: eri.kleinen@uniklinikum-dresden.de
Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Bereich Angst- und Bindungsforschung
Leiterin: Dr. Katja Petrowski
Tel. 03 0351 458-3634
E-Mail katja.petrowski@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de
http:// psychosomatik.uniklinikum-dresden.de