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04. Oktober 2021

Neue Heimat für Studierende der Medizin in Chemnitz

TU Dresden eröffnet gemeinsam mit Partnern den Medizincampus Chemnitz. Im Modellstudiengang MEDiC entsteht damit eine neue Heimat für die Studierenden. Der erste Jahrgang startet nun bereits in das dritte Semester und 50 neue Studierende werden mit einem Festakt in der Oper Chemnitz feierlich begrüßt. MEDiC (Medizin in Chemnitz) bietet den Studierenden eine innovative Lehre, bei der medizinisches Grundlagenwissen schon sehr früh mit klinischen Aufgabenstellungen verzahnt und durch digitale Inhalte ergänzt wird. Partner des vom Bundesministerium für Gesundheit und dem Freistaat Sachsen mit einem zweistelligen Millionenbetrag geförderten Projektes sind die Technische Universität Dresden, die Dresdner Hochschulmedizin und das Klinikum Chemnitz gemeinsam mit zahlreichen Lehrpraxen im südwestsächsischen Raum.

Die Technische Universität Dresden, das Klinikum Chemnitz und die Dresdner Hochschulmedizin eröffnen mit Beginn des Wintersemesters 2021/22 den Medizincampus Chemnitz. Mit Leben erfüllen sollen ihn die mittlerweile 100 Studierenden des Modellstudiengangs Humanmedizin. In einem Grußwort aus Berlin sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Unser Ziel ist es, die ärztliche Versorgung auf dem Land zu stärken. Hierfür brauchen wir Medizinerinnen und Mediziner, die sich bewusst dafür entscheiden, nach ihrem Studium die Menschen auf dem Land zu versorgen. Daher fördern wir den Modellstudiengang MEDiC der TU Dresden und des Klinikums in Chemnitz. Damit soll der Ärztenachwuchs in die lokalen und regionalen Strukturen der Region Südsachsen integriert und in der Region gehalten werden. Damit begegnen wir nicht nur einem drohenden Ärztemangel, sondern gewinnen auch Erkenntnisse über die künftige Sicherstellung der medizinischen Versorgung in anderen ländlichen Regionen."

Der bereits 2020 gestartete neue Studiengang hat zudem das Ziel, in der Lehre verstärkt auf digitale Elemente zu setzen. Diesem wichtigen Baustein des Modellprojektes kam nicht zuletzt durch die andauernde Corona-Pandemie eine ganz besondere Bedeutung zu, wurden doch Großteile der Lehrveranstaltungen digital umgesetzt.

„Sachsen braucht eine hochwertige und flächendeckende medizinische Versorgung in allen Regionen. Mit dem Modellstudiengang MEDiC setzt der Freistaat neue Maßstäbe bei der Medizinerausbildung für den ländlichen Raum. Das praxisnahe und bedarfsorientierte Studium ist ein großer Gewinn für die zukünftige medizinische Versorgung in Südwestsachsen. Mein Dank gilt dem Bundesgesundheitsministerium für die finanzielle Förderung und den Partnern TU Dresden und Klinikum Chemnitz für die hervorragende Umsetzung. Ich wünsche allen Studierenden viel Erfolg und bin zuversichtlich, dass sich möglichst viele Absolventinnen und Absolventen dazu entscheiden in Südwestsachsen zu bleiben“, betont Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.

Die Stadt Chemnitz unterstützte die Einführung des neuen Studiengangs von Beginn an und stellt die erforderlichen Flächen für den Campus bereit. „Nach dem erfolgreichen Start des Modellstudiengangs Humanmedizin MEDiC freuen wir uns auf die neuen Studentinnen und Studenten in Chemnitz. Auch wenn der Ärztemangel in unserer Stadt und der Region in den kommenden Jahren leider weiter zunimmt, bin ich zuversichtlich, dass einige der Studierenden auch hierbleiben und sich niederlassen. Die Erfahrungen bei der Ausbildung der Grundschullehrer in Chemnitz zeigen, dass der ‚Klebeeffekt' funktioniert", sagte Sven Schulze, Chemnitzer Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Chemnitz.

Hier, im südsächsischen Raum, wird bis 2030 fast jeder Fünfte, der in diesem Gebiet wohnt, 75 Jahre oder älter sein. Der Bedarf an einer hochqualitativen ärztlichen Versorgung wird also zu-  und nicht abnehmen, was künftige Medizinergenerationen vor neue Herausforderungen stellt.  Bei Diagnosestellung, Behandlung und Kontrolluntersuchungen wird die Digitalisierung eine zentrale Rolle spielen. Sie spart Zeit, gleichzeitig können sich Experten vernetzen. „Deshalb ist es so wichtig, die Digitalisierung zum zentralen Thema bei der Entwicklung und Ausgestaltung des Studiengangs zu machen. Sie bietet darüber hinaus auch neue Möglichkeiten, die Ergebnisse der Lehre zu evaluieren und Erfolgskonzepte in den klassischen Studiengang der Humanmedizin zu transferieren“, erklärt Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.

„Mit MEDiC sind die Medizinische Fakultät der TU Dresden und das Klinikum Chemnitz auf dem besten Weg Vorreiter für die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten vor allem auch für den ländlichen Raum zu werden“, so Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow und er ergänzt: „Mit der neu ausgerichteten Ausbildung und der engen Bindung an Praxispartner in der Region gibt der Freistaat eine Antwort auf die demografische Entwicklung in der Ärzteschaft und in der Bevölkerung gleichermaßen.“

Anders als im Regelstudiengang lernen die Studierenden am Medizincampus Chemnitz bezogen auf einzelne Organsysteme, wie den Thorax oder das Nervensystem. Dabei sind theoretische Grundlagen eng verzahnt mit der praktischen Ausbildung. Die Studierenden werden bereits ab dem ersten Semester in die Betreuung von Patienten eingebunden. Sie lernen hier die verschiedenen Rollen eines Arztes kennen, der medizinischer Experte ist, aber auch Kommunikator, Teammitglied, Gelehrter und Visionär. „Ich halte die Ausbildung in der Region für die Region, verbunden mit der Kooperation vieler Praxispartner vor Ort, für ein überzeugendes Konzept zur Sicherung der ärztlichen Versorgung im Raum Südwestsachsen“, sagt Professor Michael Albrecht. Er ist Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden, war Impulsgeber für den neuen Studiengang und ist heute Sprecher von MEDiC.

Der TU Dresden ist es mit dem Modellstudiengang gelungen, die Zahl der Studienplätze für künftige Mediziner an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus um jährlich 50 von bisher 225 auf 275 zu erhöhen. Als Partner für dieses Projekt konnte das Klinikum Chemnitz gewonnen werden. Der Maximalversorger ist mit seinen 7.000 Mitarbeitern und 1.785 Betten das drittgrößte kommunale Krankenhaus Deutschlands.

„Mit dem Modellstudiengang MEDiC ist die akademische Ausbildung von Medizinern am Klinikum hervorragend gestartet. Mein Dank gilt allen Beteiligten für diesen großartigen Erfolg.“ sagte Dr. Thomas Jendges, Geschäftsführer der Klinikum Chemnitz gGmbH. Und er ergänzt: „Mit der Zunahme der Studierenden im Zeitablauf wird sich der Medizincampus weiterentwickeln, damit wir Studierende am Klinikum Chemnitz für die Region binden“.

Von den 50 Studierenden, die am 4. Oktober 2021 mit einer Erstsemesterwoche in ihr Studium starten, stammen viele aus der Region, ein Teil von ihnen konnte sich im MEDiC-Auswahlverfahren bewähren. „In unserem individuellen und multimodalen Interviewverfahren, das wir erstmals in diesem Jahr durchgeführt haben, werden nicht nur Faktoren wie die Abiturbestenquote oder der Medizinertest als Zugangsvoraussetzung für den Modellstudiengang herangezogen. Die Studierenden haben auch die Möglichkeit, ihre menschlichen und fachlichen Kompetenzen einzubringen“, erklärt PD Dr. Timo Siepmann, Projektleiter des Studiengangs MEDiC an der Hochschulmedizin Dresden.