Benutzerspezifische Werkzeuge

11. Oktober 2022

Pressemitteilung: Arbeit über DISPENSE-Modell zum regionalen Monitoring erhält Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis

Arbeit über DISPENSE-Modell zum regionalen Monitoring erhält Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis Dr. Thomas Bierbaum Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF) e.V.

Das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF) e.V. vergibt den Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis 2022 an Dr. Katja Polotzek und Dr. Veronika Bierbaum für die Arbeit „Regional responsibility and coordination of appropriate inpatient care capacities for patients with COVID-19 – the German DISPENSE model“. Die 10-köpfige Jury wählte im Gutachterverfahren die Arbeit aus dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) aufgrund der sehr hohen Relevanz für die Umsetzung in der Patient:innenversorgung, der beeindruckenden Zusammenarbeit sehr vieler Kooperationspartner in kürzester Zeit und der außergewöhnlichen Methodik der datenbasierten Modellierung aus.

In ihrem Vortrag referierte Dr. Veronika Bierbaum, dass zu Beginn der COVID-19-Pandemie in Europa im Frühjahr 2020 zur Steuerung des erwarteten, hohen Aufkommens an COVID-19-Erkrankten an den Häusern der Maximalversorgung in Dresden, Leipzig und Chemnitz drei regionale Krankenhausleitstellen eingerichtet wurden. Das zeitgleich ins Leben gerufene DISPENSE-Projekt vernetzte diese seitdem mit mehreren zentralen Einrichtungen des Gesundheitssystems anhand eines umfassenden Informations- und Entscheidungsunterstützungssystems für die Steuerung der stationären Versorgung in der Pandemie.

Regionales Monitoring
Das Gesamtsystem besteht seit April 2020 aus dem regionalen Monitoring der Belegungen auf sowohl Normal- als auch Intensivstationen auf der Basis täglicher Meldungen aller sächsischen Kliniken an eine nichtöffentliche Online-Plattform in Form eines Dashboards. Herzstück der Plattform sind regional auf-gelöste 7-Tages-Prognosen sowie 14-Tage-Trends der zu erwartenden COVID-19-Bettenbedarfe auf Normal- und Intensivstationen. In Zeiten exponentiellen Anstiegs der Belegungszahlen zeigten diese Prognosen einen Fehler von höchstens circa 12%.

Verlässliches Steuerungsinstrument
In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Universitätsmedizin wurde das bereits in Sachsen erfolgreich etablierte DISPENSE-Modell in das Bundesland Hessen überführt. In retrospektiver Analyse konnte dadurch ein effizienteres Bettenmanagement auch in Hessen beobachtet werden. Nach Etablierung der Prognosen konnten Ressourcen schonender geplant und die Regelversorgung in höherem Maße auf-rechterhalten werden. Insgesamt erwiesen sich die Prognosen in beiden Bundesländern als verlässliches Steuerungsinstrument.

Überlastung abgewendet
Mit Hilfe des regionalen Monitorings im DISPENSE-Projekt wurde im Verlauf der gesamten Pandemie die Überlastung einzelner Häuser oder ganzer sächsischer Regionen verhindert. Dank der Prognosen konnte zudem in zwei Akutsituationen, im Dezember 2020 und im November 2021, die Überlastung des sächsischen Gesundheitssystems durch überregionale Verlegungen von COVID-PatientInnen rechtzeitig abgewendet werden. Durch Zusammenarbeit institutioneller, medizinischer und wissenschaftlicher Akteure ist eine bedarfsgerechte Steuerung gelungen.


Dr. Veronika Bierbaum nahm den Preis stellvertretend für die Autor:innegruppe, Dr. rer. nat. Benedict J. Lünsmann, Prof. Dr. med. Christian Kleber, Richard Gebler, Felix Walther, Dr. rer. nat. Fabian Baum, Dr. rer. medic. Kathleen Juncken, Christoph Forkert, Dr. rer. medic. Toni Lange, Dr. med. Hanns-Christoph Held, Andreas Mogwitz, Dr. med. Robin R. Weidemann, Prof. Dr. rer. nat. Martin Sedlmayr, Dr. rer. med. Nicole Lakowa, Prof. Dr. med. Sebastian N. Stehr, Prof. Dr. med. Michael Albrecht, Dr. Jens Karschau, Prof. Dr. med. Jochen Schmitt entgegen.

Der mit 2.500 € dotierte Preis wird in Gedenken an das DNVF-Ehrenmitglied Prof. Dr. Wilfried Lorenz in diesem Jahr zum achten Mal vergeben. Prof. Lorenz hat sich viele Jahrzehnte um die Versorgungsforschung verdient gemacht. Die Vergabe des Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreises 2022 fand im Rahmen der Eröffnungsfeier des 21. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung, am Mittwoch, den 5. Oktober von 10:45 – 13:00 Uhr durch die Vorsitzende der Gutachterkommission, Prof. Dr. Lena Ansmann und Margit Lorenz, die Witwe von Wilfried Lorenz, statt. Das DNVF bedankt sich bei Margit Lorenz für die Spende des Preisgeldes.

Über Wilfried Lorenz
Der Namensgeber des Preises, Prof. Wilfried Lorenz, studierte Medizin und promovierte in München, wo er 1969 für klinische Chemie habilitiert wurde. Ab 1970 war er Leiter der Abteilung für experimentelle Chirurgie und pathologische Biochemie an der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums. Dort leitete er ab 1998 das Institut für Theoretische Chirurgie an der Phillips-Universität Marburg. Über tausend, meist in Englisch und Deutsch, aber auch in Französisch und Spanisch verfasste wissenschaftliche Beiträge zeugen von seiner großen Schaffenskraft. Er war Ehrenmitglied des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung und auf dem Gebiet der Versorgungsforschung wegbereitend tätig. Zahlreiche nationale und internationale Ehrungen bezeugen seine hohe Reputation, so das Verdienstkreuz der Bundes-republik Deutschland und die Euricius-Cordus-Medaille der Marburger Universitätsmedizin für sein Le-benswerk. Prof. Wilfried Lorenz ist 2014 verstorben.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Thomas Bierbaum (Geschäftsführer des DNVF e.V.)
Tel.: 030 1388 7071, E-Mail: info@dnvf.de, https://www.dnvf.de