10 Jahre Gesundheitsversorgungsforschung am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Eröffnet wurde das Symposium von Prof. Michael Albrecht, der in seiner Rede nochmal in Erinnerung rief, dass aller Anfang schwer ist. Der Medizinische Vorstand unterstütze Herrn Prof. Jochen Schmitt 2012 tatkräftig darin eine evidenzbasiert und datengestützte Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Dresden zu implementieren. Zu diesem Zeitpunkt war die Versorgungsforschung ein noch junger Bereich in der medizinischen Forschung und auch das Konzept der datenbasierten Value-based Health Care war in Deutschland noch wenig bekannt. Heute, 10 Jahre später, ist das so entstandene Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) mit einem festen Stamm von 41 Mitarbeiter:innen und rund 50 abgeschlossenen bzw. noch laufenden Projekten eine feste Größe nicht nur am Universitätsklinikum Dresden, sondern auch in der nationalen und internationalen Gesundheitsversorgungsforschung. „Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Vernetzung von klinischer Praxis und Forschung für Dresden eine absolute Bereicherung darstellt“, sagte Prof. Albrecht im Rahmen der Jubiläumsfeier des ZEGV am Dienstag, den 10. Mai 2022 im MTZ.
Prof. Klaus-Peter Günther, Prodekan der Medizinischen Fakultät Dresden, betonte den Stellenwert des ZEGV auch anhand der Leistungsbilanz des Instituts: „Sowohl die Höhe der eingeworbenen Fördermittel, als auch der Impact-Faktoren der Journal-Beiträge des ZEGV sind beeindruckend.“, sagte Günther.
Sinnbildlich für diese prominente Rolle des ZEGV - sowohl in Dresden, als auch darüber hinaus -standen die prominenten Festredner:innen, die die Leistungen des ZEGV im Rahmen der Jubiläumsfeier würdigten. So wies etwa Prof. Michael Baumann, Wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) auf die wertvollen Erkenntnisse des ZEGV aus dem WiZen Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren) Projekt hin, welches nachweist, dass Patient:innen mit verschiedenen Krebserkrankungen (Kolon-, Mamma-, Zervix- und Prostatakarzinom) bessere Überlebenschancen haben, wenn sie in zertifizierten Zentren behandelt werden (Ärzteblatt, Ärztezeitung, Süddeutsche Zeitung). Für die Zukunft wünscht sich Baumann, in gemeinsamer Forschung mit dem ZEGV, die individuellen Patient:innen noch mehr ins Zentrum zu rücken: „Personalisierte Diagnostik und Therapie sind die Zukunft.“, so Prof. Baumann.
Prof. Monika Klinkhammer-Schalke, die Leiterin des Tumorzentrum Regensburg und Vorstandsvorsitzende des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung (DNVF), nahm den Faden von Herrn Prof. Baumann auf, indem sie die großen gemeinsamen Erfolge mit dem ZEGV bei der Nutzung von Routinedaten für die Krebsforschung hervorhob, die einen wichtigen Bereich des ZEGV darstellt. Auch Frau Prof. Klinkhammer-Schalke richtete den Blick in die Zukunft und auf den stärkeren Miteinbezug von Patient:innen: „Wir müssen die Patient:innensicht standardisiert erheben und in Register miteinbeziehen.“, sagte sie.
Prof. Wolfgang Hoffmann, geschäftsführender Direktor des Instituts für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald rundete den Abend ab, indem er in seinem pointierten Vortrag die positiven Versorgungseffekte vernetzter, teils digital unterstützter Versorgungskonzepte im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern beschrieb. Ganz im Sinne seiner Vorredner:innen hob auch er die herausragende Bedeutung der Verfügbarmachung von Routinedaten der Krankenkassen hervor, um Versorgungseffekte abzubilden und appellierte abschließend an die Politik, die Voraussetzungen für eine sektorenübergreifende Versorgung zu schaffen. „Darin stimmen wir sicher alle mit Jochen Schmitt überein, wenn wir uns montags regelmäßig im Vorstand des DNVF treffen.“, sagte Prof. Hoffmann zum Abschluss.
In seinem Rückblick auf 10 Jahre ZEGV ging Prof. Schmitt ebenfalls auf die Leuchtturmprojekte des Instituts ein, darunter etwa die Entwicklung von Leitlinien für Knie- und Hüftprothesen, den Aufbau eines deutschlandweiten Registers für Neurodermitis und die Modellierung und Prognose von COVID-Verläufen und Bettenbelegungen, die seit März 2020 und bis heute handlungsleitend sind für die Planung von Corona-Maßnahmen in Sachsen. „Alles in allem stehen diese Projekte sinnbildlich für die Vision des ZEGV, möglichst allen medizinischen Entscheidungen Evidenz zugrunde zu legen und dadurch den Gesundheitszustand von Individuen, Personengruppen und der Gesellschaft zu verbessern.“, erklärte Herr Prof. Schmitt.
Abschließend bedankte sich Herr Prof. Schmitt mit den Worten „Erfolg hängt von den handelnden Personen ab“ beim medizinischen Vorstand des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden sowie bei den Mitgliedskliniken und -institutionen des ZEGV an der Dresdner Hochschulmedizin. Einige Direktor:innen der Mitgliedskliniken waren im Hörsaal anwesend, um dem ZEGV an diesem Ehrentag zu gratulieren. „Die enge Kooperation mit den klinisch Tätigen hatte vor 10 Jahren absoluten Neuigkeitswert und ermöglicht uns auch heute noch die Umsetzung hervorragender Projektideen.“, so Prof. Schmitt.
Einen besonderen Dank sprach Herr Prof. Schmitt seinen Mitarbeiter:innen aus, die ihm im Laufe der letzten 10 Jahre begleitet haben und zum Teil schon seit Gründung des ZEGV Teil des Teams sind. Dieser Dank blieb nicht einseitig. Im Namen des Kollegiums überreichten Frau Stefanie Deckert, Frau Denise Küster und Dr. Olaf Schoffer Prof. Schmitt einen Präsentkorb sowie einen Pokal als Evidence Hunter, dem Tag angemessen natürlich in Gold. Auch Frau Denise Küster, administrative Leiterin des ZEGV, wurde sowohl von Prof. Schmitt, als auch von den Mitarbeiter:innen für ihren unermüdlichen Einsatz für das Team gedankt.
Im Anschluss an die Vorträge ließen die Teilnehmer:innen die Veranstaltung bei einem kleinen Buffet im Foyer des MTZ ausklingen. Dabei wurden nochmals wichtige Projekte des ZEGV von 2012 bis heute auf Postern präsentiert.
Die Poster stehen als Download zur Verfügung.