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Die Lehre in der MKG-Chirurgie

Die Ausbildung von zahnärztlichem Nachwuchs in Dresden hat eine bis in das Jahr 1923 hinein reichende Tradition. Auf Initiative des Arztes und Zahnarztes Dr. Sperber wurde damals das „Dentistische Fortbildungsinstitut“ gegründet, welches sich zunächst in einem städtischen Schulgebäude in der Johann-Georg-Allee befand. Diese Einrichtung war dann am 22. Juli 1926 staatlich genehmigt worden. Zahntechniker, die eine dreijährige Berufstätigkeit hatten und eine Beschäftigung als Technikerassistenz in einer Praxis nachweisen konnten, durften nach einem einjährigen Lehrgang an einem solchen Dentistischen Institut selbst Patienten behandeln. Die Aufnahmekapazität der Dresdner Einrichtung betrug pro Semester 60 – 80 Hörer. Auf diesem Wege wurden bis 1945 etwa 2500 Kollegen ausgebildet. Neben dem Karlsruher Institut nahm das Institut in Dresden eine führende Rolle in der Ausbildung des jungen dentistischen Nachwuchses ein.

1945 wurde das Institut, das sich seit 1928 in der Striesener Straße befand, völlig zerstört. Mit Mitteln der dentistischen Berufsorganisation wurde es 1949 zunächst in der Berufsschule Radebeul neu eingerichtet. Da aber diese Räume anderweitig benötigt wurden, verlegte man es noch im gleichen Jahr in ein Schulgebäude nach Dresden-Trachau. Ein Jahr später wurde das Institut im ehemaligen König-Georg-Gymnasium in der Fiedlerstraße untergebracht.  Mit der am 02. März 1949 von der Hauptverwaltung Gesundheitswesen der deutschen Wirtschaftskommission erlassenen „Anordnung über die Approbation der Zahnärzte“, die am 02. April 1949 in Kraft trat, wurde in der sowjetischen Besatzungszone die Beendigung des schon so lange bestehenden Dualismus zwischen Zahnärzten und Dentisten beschlossen. Die Dentisten sollten nach einer entsprechenden Ausbildungszeit, die sich nach der Dauer ihrer Praxistätigkeit richtete, in die Zahnärzteschaft übernommen bzw. auf ein verkürztes Universitätsstudium vorbereitet werden. Es bot sich an, für diese Aufgabe die bisherige Dentistenschule im König-Georg-Gymnasium auf der Fiedlerstraße in Dresden zu nutzen, da die Ausbildung zum Dentistenberuf auf Grund der Gesetzgebung nun nicht mehr möglich war.

Der Bestand dieses Institutes für zahnärztlichen Nachwuchs war von ausschlaggebender Bedeutung, dass am 20. Juli 1954 die Gründung einer Medizinischen Akademie in Dresden neben den Standorten Erfurt und Magdeburg erfolgte. Bemerkenswert ist, dass unter den neu gegründeten Akademien nur die Dresdener von Anfang an Zahnmedizinstudenten ausbilden konnte. Mitte September 1954 begann der Lehrbetrieb mit 52 Medizin- und 39 Zahnmedizinstudenten. Eine wesentliche Verbesserung der Ausbildung der Zahnmedizinstudenten wurde mit der Inbetriebnahme des sogenannten Behandlungshauses 1965 erreicht. Dort standen für die damalige Zeit modernste 50 Behandlungs- und 25 Laborplätze für den studentischen Unterricht zur Verfügung. Größter Wert wurde auch auf einen attraktiven Eingangs- und Wartebereich gelegt, der dem Patienten ein Gefühl des Wohlbefindens vermitteln sollte.

In den folgenden Jahrzehnten stiegen auf Grund des gesteigerten Bedarfes an zahnärztlichem Nachwuchs die Studentenzahlen in Dresden erheblich, wobei Anfang der 80er Jahre der Höchststand mit 150 immatrikulierten Zahnmedizinstudenten pro Studienjahr erreicht wurde. Diese maximale Studentenzahl kam zustande, weil wegen der durch die Solidarnoç- Bewegung in Polen veränderten politischen Verhältnisse unsere Zahnmedizinstudenten eiligst in die DDR zurück gerufen wurden.

Derzeitig werden an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden jährlich etwa 230 Medizinstudenten und 50 Zahnmedizinstudenten immatrikuliert. Erst seit 1992 erfolgt die Ausbildung der Studenten vom 1. Studienjahr an, das heißt, auch die vorklinischen Semester werden hier absolviert. Damit wurde ein lange verfolgtes Ziel der Medizinischen Akademie Dresden endlich erfüllt. Vorher haben die Studenten die vorklinischen Semester an anderen Universitäten absolviert.

Bild Lehre 1

Bild Lehre 2

Die kieferchirurgische Ausbildung der Studenten beginnt im 6. Semester mit einer Vorlesungsreihe (Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde I), in der die grundlegenden Kenntnisse für die zahnärztlich-chirurgische Tätigkeit vermittelt werden. Die weitere theoretische Ausbildung der Zahnmedizinstudenten erfolgt im 7., 9. u. 10. Semester in den Vorlesungsreihen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde II und Mund- Kiefer- Gesichtschirurgie I und II.  In der Vorlesungsreihe Klinik und Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten, die in insgesamt 4 Semestern (7.-10.Semester) läuft, werden Patienten vorgestellt und im Sinne problemorientierten Lernens den Studenten praxisnah die Untersuchungstechniken, Diagnostik und Diffentialdiagnostik sowie das therapeutische Vorgehen vermittelt. Die praktische chirurgische Ausbildung erhalten die Studenten in den Operationskursen I und II, die im 8. und 9. Semester liegen. Die Studenten sind eine Woche lang vom Vorlesungsbetrieb freigestellt und assistieren im poliklinischen und klinischen Bereich bei Operationen. Im Sinne eines Phantom-Kurses erlernen sie die Operationen der dento-alveolären Chirurgie am Kunststoff-Kiefer. Später üben sie Schnittführungen und Nahttechniken sowie die operative Entfernung verlagerter Zähne sowie die Wurzelspitzenamputation am Schweinekiefer. Auch die Implantationstechnik wird anhand von Modelloperationen am Phantomkiefer geübt.

Zur Intensivierung des chirurgischen Unterrichtes können die Studenten fakultativ in der Vorlesungsfreien Zeit am Klinik- und Poliklinikbetrieb teilnehmen.

Auch die Ausbildung in der zahnärztlichen Röntgenologie obliegt dem Fachgebiet der Mund- Kiefer-Gesichtschirurgie. Im 6. Semester hören die Studenten die Vorlesung, in der auch Grundlagen von anderen modernen bildgebenden Verfahren sowie nuklearmedizinische und radiotherapeutische Aspekte gelehrt werden. Das in den 70er Jahren in Dresden begründete Prinzip, hierzu  Radiologen, Nuklearmediziner und  Strahlentherapeuten einzubeziehen, konnte bewahrt werden, so daß diese Lehrveranstaltung als ein Beispiel für interdisziplinäre Wissensvermittlung gelten kann. In einem parallel dazu laufenden praktischen Kurs üben Studenten an den Röntgengeräten die Aufnahmetechnik.

Da die Ausbildung in der Medizin und der Zahnmedizin dringend neue Ausbildungswege beschreiten muss, wurde an der Medizinischen Fakultät in Dresden im Jahre 1999 begonnen, das problemorientierte Lernen nach dem Modell der Harvard-Universität Boston einzuführen. Diese Unterrichtsmethode ermöglicht es,  die Studenten in den Lernprozess im Rahmen kleiner Gruppen unter der Leitung von Tutoren intensiv einzubeziehen und fachübergreifende Lehrinhalte zu vermitteln.

Seit der Einführung des Problemorientierten Lernens 1999 als neuer Lehrform an unserer Fakultät arbeitet unsere Klinik auch auf diesem Gebiet kontinuierlich mit den anderen Fachbereichen des Zentrums für   Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zusammen. Ziel ist die Vermittlung komplexen, praxisrelevanten Wissens. Insbesondere ist hier die Verknüpfung mit prothetischen und kieferorthopädischen Fragestellungen zu nennen. Aber auch Krankheitsbilder aus der Parodontologie, der Kinderzahnheilkunde und der Zahnerhaltung werden aus chirurgischer Sicht beleuchtet. In Form von Papierfällen oder Multistation-Tutorien werden fiktive oder reale Krankengeschichten praxisnah präsentiert und die Studenten zu interdisziplinärem Denken angeregt.

Mit der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde als einem uns sehr nah stehenden Fachgebiet organisieren wir seit 2002 einen einwöchigen interdisziplinären POL - Kurs für die Studenten der Zahnmedizin im 9. Semester. Neben der genannten Ausbildung der Zahnmedizinstudenten ist unser Fach im Rahmen des Kopfkurses für die Medizinstudenten des 9. Semesters vertreten.

Die Evaluation all dieser Lehrveranstaltungen sowie die Analyse des Verhältnisses von Aufwand zur Vorbereitung der Kurse und dem erreichten Wissenszuwachs für die Studenten führte dazu,  den Anteil praktischer Übungen und Patientendemonstrationen im Verhältnis zu theoretisch vermitteltem Wissen im Lauf der Jahre wesentlich zu erhöhen, d.h. problemorientiertes Lernen findet zunehmend am Patientenbett statt.