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NICHT-MUSKULÄRE AKTINOPATHIEN - PredACTINg

Bei Ihnen wurde bereits eine genetische Veränderung (Mutation) entweder im Gen ACTB oder ACTG1 festgestellt. Klinisch liegt eine nicht-muskuläre Aktinopathie (NMA) vor. Es kann sich hierbei um das Baraitser-Winter-Cerebrofrontofaziale Syndrom (BWCFF), eine ACTB-assoziierte Entwicklungsstörung, eine ACTG1-assoziierte Schwerhörigkeit oder Augenkolobom bzw. eine andere ACTB- oder ACTG1-assoziierte Erkrankung handeln. Jegliche Erkrankung des NMA-Spektrums ist sehr selten. Bisher wurden weniger als 100 Patienten weltweit beschrieben. Es sind noch keine Erkenntnisse über den genauen Krankheitsmechanismus verfügbar und entsprechend wurden noch keine spezifischen Therapieansätze entwickelt.

Es bleibt bisher komplett ungeklärt, warum einige ACTB-bzw. ACTG1-Mutationen zu multiplen Beschwerden in Rahmen von BWCFF führen und andere nicht. Wir sind bemüht, unter Anwendung verschiedener molekularbiologischer, biochemischer und biophysikalischer Analyseverfahren bisher unbekannte Krankheitsmechanismen der ACTB- und ACTG1-Mutationen aufzuklären. Dafür untersuchen wir die genauen Konsequenzen einer genetischen Veränderung für die verschiedenen Prozesse in den Patientenzellen. Ein Fernziel ist die Entwicklung spezifischer Behandlungsstrategien. Weitere Ziele unserer Forschung sind, den klinischen Verlauf von BWCFF und nicht-BWCFF ACTB/ACTG1-assoziierten Erkrankungen näher zu charakterisieren, spätere Komplikationen zu erkennen und eine entsprechende Vorsorge für jedes Lebensalter zu entwickeln.

Sollte in Ihrer Familie bereits eine ACTB- bzw. ACTG1-Mutation diagnostiziert worden sein, so würden wir uns sehr über Ihre Kontaktaufnahme freuen. Besteht der begründete Verdacht auf eine geistige Entwicklungsstörung, deren Ursache in einer ACTB- bzw. ACTG1-Mutation liegen könnte, würden wir dies im Rahmen einer Vorstellung in unserer genetischen Sprechstunde prüfen und diese ggf. nachweisen. In einigen Fällen wird die klinisch-genetische Beurteilung eine genetische Ursache ausschließen können. Erscheint eine genetische Ursache aber wahrscheinlich, werden zunächst standardisierte Laboruntersuchungen veranlasst. Konnte daraufhin keine Ursachenklärung durch die Routineanalysen erreicht werden, besteht die Möglichkeit einer weiterführenden Diagnostik mittels Ganz-Exom-Sequenzierung, die im Rahmen verschiedener Studien an unserem Institut durchgeführt wird.

Warum sollte man die genetische Ursache kennen, auch wenn es keine Therapie gibt?
Die wichtigsten Vorteile der genauen Diagnosestellung:

  • genaue Planung der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen
  • genaue Aussage bzgl. des Wiederholungsrisikos
  • gezielte genetische Analyse für weitere Familienangehörige
  • Vorbeugung der nicht indizierten diagnostischen Untersuchungen (Ende der diagnostischen Odyssee)
  • Teilnahme an klinischen Studien in der näheren Zukunft
  • Für einige Patienten wird eine spezifische Therapie sofort möglich sein.

Eine genetische Beratung ist daher für jede Familie mit Kind oder Erwachsenem mit auffälliger geistiger Entwicklung indiziert. Unter Anwendung moderner Methoden gelingt die Ursachenklärung für 50% der Familien.

Vorbereitung für die genetische Sprechstunde

Die ausführlichen Informationen über die eigene Vorgeschichte bzw. Vorgeschichte des Kindes sowie über die Krankheitsgeschichte der Eltern, Großeltern und weiteren Verwandten (vor allem Verwandten mit ähnlichen Beschwerden) sind bei der Ursachenklärung von großer Bedeutung. Deswegen bitten wir Sie, sich vor der Beratung mit Ihren Familienangehörigen in Verbindung zu setzen und Informationen über deren Gesundheitszustand zu sammeln.

Wir bitten Sie uns folgende Unterlagen im Vorfeld zukommen zulassen bzw. zur Beratung mitbringen:

  • die bisher vorliegenden ärztlichen Unterlagen und Befunde, Ergebnisse der erfolgten Entwicklungsdiagnostik oder Intelligenztestung
  • Schädel-MRT-Aufnahmen auf CD (wenn keine CD ausgehändigt wurde, bitten wir Sie die Überlassungseinwilligung zu unterschreiben, damit die CD angefordert werden kann)
  • Vorhandene Röntgenaufnahmen
  • die gelben Untersuchungshefte der Kinder
  • Mutterpass sowie vorgeburtliche Befunde bei auffälliger Schwangerschaft

Ablauf der genetischen Beratung und Zeitrahmen für weiterführende Analysen
Eine Erstvorstellung nimmt mindestens 1,5 Stunden in Anspruch und beinhaltet:

  • Erhebung der eigenen gesundheitlichen Vorgeschichte (Anamnese)
  • Erhebung der Familiengeschichte (Stammbaum)
  • Komplette körperliche Untersuchung mit obligatorischer Erhebung der Körpermaßen und Fotodokumentation
  • Sofern erforderlich ist, Organisation weiterer Untersuchungen in anderen Kliniken des Universitätsklinikums
  • Blutentnahme (in einigen Fällen Hautbiopsie) für die genetische Untersuchung

Routineuntersuchungen (Basisdiagnostik) bei Patienten mit Entwicklungsstörung beinhalten eine Molekulare Karyotypisierung, eine TruSightOne-Panel-Sequenzierung sowie Testung auf das Fragile-X-Syndrom. Kann bei der genetischen Beratung und Analyse der vorliegenden Befunde eine gezielte Verdachtsdiagnose erarbeitet werden, wird eine gezielte Untersuchung zur Überprüfung der klinischen Diagnose veranlasst.
Beim Vorliegen der Ergebnisse  (Basisdiagnostik ca. 12 Wochen) wird ein zweiter Termin zur Befundbesprechung vereinbart.

Sollte keine Diagnosestellung gelingen, aber eine genetische Ursache sehr wahrscheinlich sein, können weiterführende Untersuchungen im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte erfolgen.

Klinische Fallbesprechungen:

Jeder Patient wird im Rahmen der wöchentlichen Fallkonferenz am Institut für Klinische Genetik besprochen. Somit wird die Expertise aller ärztlicher Mitarbeiter einbezogen. Zusätzlich findet monatlich eine gemeinsame Fallkonferenz mit den ärztlichen Kollegen der Abteilung Neuropädiatrie sowie des SPZ des Universitätsklinikums statt.

 IHRE ANSPRECHPARTNERINNEN

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Di Donato, Nataliya

PD Dr. med., Fachärztin für Humangenetik
Stellvertretende Direktorin
Leiterin Forschungsgruppe "Hirnfehlbildungen"

Genetische Ambulanz, Haus 21, EG 0.15C
Klinische Genetik, Haus 137, Etage 2

 0351 458-15137


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Meinhardt, Andrea

Dr. rer. nat., Wissenschaftliche Referentin

Haus 137, Etage 2

 0351 458-18852