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Patienteninformation zur Inseltransplantation

Was heißt Inseltransplantation und wie wird sie durchgeführt?

Langerhans'sche Inseln der Bauchspeicheldrüse bestehen überwiegend aus Beta-Zellen. Diese produzieren das natürliche Hormon Insulin, das vom Körper zur Regulierung der Zuckerverwendung eingesetzt wird. Beim Typ-1 Diabetes mellitus werden diese Beta-Zellen irrtümlicherweise vom eigenen Immunsystem des Patienten angegriffen und zerstört. Dadurch wird eine ausreichende eigene Insulinproduktion unmöglich gemacht. Eine Transplantation von Inseln, die aus der Bauchspeicheldrüse eines verstorbenen Organspenders gewonnen werden, bietet die Möglichkeit, die untergegangenen Zellen zu ersetzen, und so die benötigte Insulinmenge durch das funktionierende Inseltransplantat herstellen zu lassen.

Bei diesem Verfahren werden die Inseln vom umgebenden Bauchspeicheldrüsengewebe des Spenders durch ein maschinell unterstütztes Verfahren abgetrennt und die frisch isolierten Inseln transplantiert.  

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Nach Injektion eines Enzymes (Kollagenase) durch den Pankreasgang wird das Organ bei einer Temperatur von 37°C kontinuierlich verdaut, wobei anhand regelmäßig entnommener Proben der Verdauungsprozess kontrolliert wird. Das Gewebe der Pankreas wird zu immer kleineren Zellaggregaten verdaut bis schließlich die Inseln freikommen. Nach Abschluss der Verdauungsphase wird das „rohe“ Verdauungsprodukt in einem speziellen Zellprozessor aufgereinigt. Am Ende dieses Prozesses steht eine Inselpräparation zur Verfügung, die nach aufwendigen Qualitätskontrollen zur Sicherstellung von Sterilität, Vitalität und Funktionalität zur intraportalen Transplantation verwendet werden kann.

Darüber hinaus kann dieses Verfahren bis zu dreimal wiederholt werden, um die Anzahl der übertragenen Insulinproduzierenden Zellen zu erhöhen. Bei der ersten ebenso wie weiteren Inseltransplantationen wird die Insel isoliert und in eine Mesenterialvene (Vene des Dünndarms) infundiert. Der Zugang dieser Vene erfolgt über eine sog. Mini-Laparotomie (kleiner Ober-bauchschnitt). Über diese Venen werden die Inseln unter einer Röntgen-kontrollierten Katheter-anlage in die Pfortader der Leber eingeschwemmt. Die Inseln „schwimmen“ entlang der natürlichen Flussrichtung in das Portalvenensystem und setzen sich in den Kapillaren fest. Dort wachsen die Inseln ein, produzieren Insulin und können somit nun in der Leber praktisch die gleiche Funktion wie ursprünglich in der Bauchspeicheldrüse erfüllen.

Die Inseltransplantation ist wesentlich risikoärmer als eine Pankreastransplantation. Häufig ist nur ein kurzer stationärer Aufenthalt notwendig.

Was passiert nach der Transplantation?

Die Umgebung der frisch transplantierten Inseln in der Leber bietet zunächst kein optimales Milieu. Zum Einen kann bei Patienten mit Typ-1 Diabetes mellitus der ursprüngliche "autoimmune" Zerstörungsprozess der insulinproduzierenden Zellen reaktiviert werden. Darüber hinaus wird das Immun-Abwehrsystem des Empfängers aktiviert, erkennt die transplantierten Zellen als "fremd" und leitet eine zweite Abwehrattacke gegenüber dem Zelltransplantat ein (die sogenannte allogene Abstoßung). Deshalb müssen Insel-Empfänger immunsupprimierende Medikamente einnehmen, die eine Zerstörung des transplantierten Organs durch das eigene Immunsystem verhindern sollen. Grundsätzlich ist die Fortführung dieser Medikation lebenslang notwendig.

Bedeutet Inseltransplantation eine Heilung vom Diabetes mellitus?

Erstes und wichtigstes Therapieziel ist das Wiedererlangen einer basalen körper- eigenen Insulinproduktion und dadurch Stabilisierung des Blutzuckers. Zweitrangiges Therapieziel: In manchen Fällen gelingt eine Insulinunabhängigkeit für mehrere Jahre.

Voraussetzungen

Patienten mit Diabetes mellitus (Typ 1 oder spezifische Formen), mit einer Diabetesdauer von mindestens fünf Jahren oder Patienten, welche bereits für die Nierentransplantation akzeptiert wurden oder bei denen ein anderes Organ transplantiert wurde oder werden wird, können für die Inseltransplantation evaluiert werde und an diesem klinischen Programm teilnehmen.

Darüber hinaus muss trotz gewissenhafter und ausgewogener Ernährung und Anpassung der Lebensumstände in Verbindung mit einem optimalen Insulin-Behandlungs-Plan trotz Ihrer größten Bemühungen mindestens eines der folgenden Einschlusskriterien erfüllt sein.

  1.  "Brittle" Diabetes (d.h. engmaschige Blutzuckerkontrollen, strikte Durchführung der vorgesehenen Insulin-Injektionen, dennoch rasch und stark schwankende Blutzuckerwerte)
  2. Unterzuckerungswahrnehmungsstörung - Sie bemerken eine beginnende Unterzuckerung gar nicht, zu spät oder zu langsam
  3. Sie hatten mindestens eine schwere Unterzuckerungsreaktion innerhalb der vergangenen 20 Monate, die nicht durch fehlerhaftes Insulin-Spritzen oder nicht angepasste Nahrungsaufnahme bedingt war und eine Hilfe durch andere notwendig gemacht hat
  4. Sie haben voranschreitende Diabetes-bedingte Spätschäden (Netzhautveränderungen am Auge, Nieren- oder Nervenschädigung oder schwere Gefäßveränderungen) trotz einer optimierten Insulintherapie
  5.  Bei Dialyse kommt eine kombinierte Transplantation in Frage (Insel-Nierentransplantation oder Pankreas-Nierentransplantation)