Informationen für Patienten
Die erste Lipoproteinapherese-Behandlung in diesem Bereich erfolgte im November 1990. Damals wurden zunächst 2 Patienten mit schwerer Hypercholesterolämie behandelt. Inzwischen befinden sich über 150 Patienten in regelmäßiger, meist wöchentlicher extrakorporaler Therapie. Es handelt sich meist um Hochrisikopatienten, bei denen mehrere Gefäßgebiete (Herzkranzarterien, Halsgefäße, Beingefäße, Bauchgefäße) arteriosklerotisch verändert sind, was zu – bei einigen Patienten mehrfach aufgetretenen – lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall oder akuten Durchblutungsstörungen an den Beinen geführt hat. Entsprechend waren auch oft mehrfache Eingriffe (z. B. Stentimplantationen) an den betroffenen Gefäßen erforderlich.
Es werden zur Zeit 8 verschiedene Lipoproteinapherese-Verfahren eingesetzt, so dass es möglich ist, jeden Patienten optimal zu betreuen. Im Falle von unzureichender Effektivität eines Verfahrens oder von (seltenen) Nebenwirkungen steht immer eine Alternative zur Verfügung. Diese Konstellation hat folgende Vorteile: 1. Es besteht keinerlei Abhängigkeit von einem Provider, 2. Es wurden die verschiedenen Methoden verglichen, was Publikationen in führenden internationalen Zeitschriften ermöglicht hatte, 3. Der Bereich dient als Referenzzentrum zur Ausbildung von Pflegefachkräften aus anderen Einrichtungen.
Der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen hat in Beschlüssen von 2003 und 2008 die Erstattung der Lipoproteinapherese durch die Krankenkassen ermöglicht (bei schwerer Hypercholesterolämie bzw. bei massiver Erhöhung von Lipoprotein(a)). Voraussetzung für den Start der extrakorporalen Therapie ist immer die Ausschöpfung aller anderen Möglichkeiten wie Optimierung des Lebensstils (adäquate Ernährung, Nicht-Rauchen) und Einsatz der medikamentösen Therapie (Statine, Ezetimib, Bempedoinsäure, Ionenaustauscherharze, Spritzenbehandlungen mit PCSK9-Inhibitoren), soweit diese vertragen werden. Die Lipoproteinapherese steht also stets am Ende der Therapieoptionen. In Deutschland werden zur Zeit ca. 4500 Patienten mit dieser Therapie behandelt.
Entsprechend den Vereinbarungen des Uniklinikums mit den Krankenkassen erfolgt die extrakorporale Therapie teilstationär, die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten des Uniklinikums stehen also im Hintergrund zur Verfügung.
Der Bereich beteiligt sich am Deutschen Lipoproteinapherese-Register, was von der Deutschen Gesellschaft für Fettstoffwechselstörungen (Lipid-Liga) betreut wird.
Aufgrund der vorhandenen Technik besteht auch die Möglichkeit der Durchführung von Immunadsorptionen bei auto-antikörper-bedingten Erkrankungen (z. B. Pemphigus vulgaris, Myasthenia gravis, Entzündungen von Gehirn oder Nerven).