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05. April 2013

5. April 2013: Autismusambulanz richtet am 10. April Öffentlichkeitstag gemeinsam mit Selbsthilfegruppen aus

Betroffene stellen künstlerische Arbeiten aus / Therapeuten präsentieren Angebote der Ambulanz – von der Beratung über Verhaltenstherapie bis zu Kunst- und Musiktherapie / Bedarf an Diagnostik und Behandlung für Erwachsene steigt

Am Dienstag, dem 10. April, präsentiert sich ab 16 Uhr die Autismusambulanz Dresden gemeinsam mit Vertretern der Selbsthilfeorganisationen „autismus Dresden e. V.“ und DRESDNER AUTISTEN auf dem diesjährigen Öffentlichkeitstag. Die Veranstaltung der von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden betriebenen Ambulanz ist dem Thema „Autismus im Erwachsenenalter“ gewidmet. Die Einrichtung ist seit über 20 Jahren zentraler Anlaufpunkt für Kinder und Erwachsene, die unter Problemen leiden, die zum Spektrum autistischer Störungen gehören. Rat und Unterstützung erhalten auch die Familien der Betroffenen. Seit gut einem Jahr ist die Autismusambulanz Dresden in neuen Räumen an der Blasewitzer Straße 86 untergebracht. Insgesamt neunTherapieräume sowie weitere Zimmer stehen zur Verfügung, um rund 600 Patienten regelmäßig zu therapieren und zu beraten. Ziel ist unter anderem, die Chancen für eine bestmögliche soziale Integration zu erhöhen. Dazu fördern die Ärzte und Therapeuten die sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten der Patienten, bauen deren alltagsrelevante Fertigkeiten auf, erhöhen Fähigkeiten, sich an soziale Gruppen anzupassen und krankheitsbedingte Verhaltensmuster zu reduzieren.

Symptome einer Störung aus dem Autismusspektrum sind unter anderem Schwierigkeiten der Kontaktgestaltung und der Kommunikation mit anderen Menschen. Eine große Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen und eine erhöhte Irritierbarkeit können bereits im Kleinkindalter den Alltag der Patienten und ihrer Familien deutlich einschränken. Die Intensität der Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Das Spektrum reicht von Personen mit begleitender Intelligenzminderung ohne Sprache bis hin zu Personen relativ geringen Auffälligkeiten. – Das von Dr. Katja Albertowski geleitete 26-köpfige Ambulanzteam stellt zunehmend auch bei Erwachsenen die Erstdiagnose „Autistische Störung“. Damit steigt der Bedarf an Diagnostik und Behandlung von Menschen mit Autismusspektrumsstörungen im Erwachsenenalter. Dass sich mehr Betroffene darum bemühen, sich auf eine mögliche autistische Störung untersuchen zu lassen, ist für den Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Prof. Veit Rößner, Ausdruck für eine wachsende Aufmerksamkeit für das Thema: „Die Erkrankung ist in den letzten Jahren stärker in den Fokus der Forschung und der Medien geraten. Behandelnde und Betroffene selbst erkennen die in Berichten beschriebenen Symptome wieder und suchen nach Wegen, diesen Verdacht zu bestätigen oder verwerfen zu lassen.“ Zudem seien Betroffene verstärkt auf der Suche nach Erklärungen für ihre vielfältigen Schwierigkeiten im Alltag und nach Unterstützungsmöglichkeiten. „Menschen mit Störungen des Autismusspektrums besitzen oft gute Begabungen, hohes theoretisches Wissen, spezielle Interessen, die sie aufgrund bestimmter Beeinträchtigungen nicht so nutzen können, wie andere Menschen. Sie sind beim Gestalten von Kontakten zu anderen Menschen ebenso begrenzt wie in der Kommunikation. – Vereinsamung, berufliche Chancenlosigkeit, Depressionen können die Folge sein“, umschreibt Ambulanzleiterin Dr. Albertowski der die Situation vieler Erwachsener, die sie und ihr Team betreuen.

Diese Thematik hat in der Arbeit der Dresdner Autismusambulanz in den letzten Jahren zunehmenden Raum eingenommen. Während für betroffene Kinder dank jahrzehntelanger Arbeit Eingliederungs- und Integrationshilfen relativ gut etabliert sind, fehlt es im Erwachsenenbereich noch an entsprechenden Hilfen. „Mit dem Öffentlichkeitstag möchten wir auf diesen Bedarf aufmerksam machen und vor allem Menschen und Institutionen herzlich einladen, auch die Erwachsenen mit Störungen des Autismusspektrums bei der beruflichen Ausbildung, im Arbeitsverhältnis, im Freizeitbereich oder im Wohnumfeld zu unterstützen“, sagt Dr. Albertowski. Deshalb steht der diesjährige Öffentlichkeitstag der Autismusambulanz Dresden auch unter dem Thema „Autismus im Erwachsenenalter“. Er findet statt am

Mittwoch, dem 10. April, von 16 bis 19 Uhr, in Haus 105 des Uniklinikums,
Blasewitzer Straße 86 (Westflügel, 2. Obergeschoss), 01307 Dresden.

Interessierte erhalten Einblick in die Arbeitsweise der Ambulanz. Neben den Klinikumsmitarbeitern sind auch Vertreter der Selbsthilfeorganisationen „autismus Dresden e. V.“ und DRESDNER AUTISTEN anwesend, die den Öffentlichkeitstag gemeinsam mit der Ambulanz ausrichten. Zu Gast ist zudem Maria Kaminski, Vorsitzende des Bundesverbandes „autismus Deutschland e.V..

Kunsttherapie –Therapeutin und Patient porträtieren sich gegenseitig
Gerade bei Patienten, die unter einer autistischen Störung leiden, können den Betroffenen mit ihnen wenig geläufigen Kommunikationsangeboten und -möglichkeiten neue Perspektiven eröffnen. Die Autismusambulanz Dresden bietet deshalb unterschiedliche Formen der Kunsttherapie an. Hierzu gehört auch das „Begleitende Malen“. Dabei gestalten sowohl Patient, als auch Therapeut auf getrennten oder gemeinsamen Malgründen. Durch das gemeinsame Gestalten eröffnen sich neue Möglichkeiten des Intervenierens: Beispielsweise kann der Kunsttherapeut beim Gestalten Bezug zum Patienten nehmen. Durch sein künstlerisches Tun hat er die Möglichkeit, das Schaffen des Patienten zu strukturieren, ihm Halt zu geben, dessen Arbeit weiterzuführen. Der Therapeut kann sein Gegenüber aber auch irritieren, dessen Themen aufgreifen, ihm neue Sichtweisen eröffnen oder neue Bildthemen anregen. Durch das gemeinsame Gestalten entstehen so vielfältige Kommunikationswege. Auch lassen sich auf diese Weise mögliche Ängste des Patienten vor dem Gestalten abbauen. Einige Ergebnisse der kunsttherapeutischen Arbeit der Autismusambulanz sind permanent in der Einrichtung zu sehen. Zum Öffentlichkeitstag findet ein Wechsel der Ausstellung statt. Viele der malenden Patienten nehmen an deren Eröffnung am 10. April teil.

Das Profil der Autismusambulanz – Erstdiagnose, Therapie, Beratung
Basis des Angebots für Patienten und deren Angehörige ist eine umfangreiche und fächerübergreifende Diagnostik. Auf der Basis optimal abgesicherter Diagnosen erstellt das Ambulanzteam ein Behandlungsangebot, das sich am persönlichen Bedarf des Patienten und seiner Bezugspersonen ausrichtet. Verschiedene Methoden, deren Wirksamkeit nachgewiesen sind, werden in Kombination eingesetzt. Dabei zielt die Behandlung auf die bestmögliche individuelle Weiterentwicklung im Hinblick auf die konkrete Lebenssituation der Betroffenen. Hinzu kommt ein breit gefächertes Angebot an Beratungs- und Hilfeleistungen. Hierzu werden die Patienten beispielsweise dabei unterstützt, Leistungen der beruflichen Eingliederung, Pflegestufen oder Schwerbehindertenausweise zu beantragen. Das Ambulanzteam nimmt Kontakt zu mit behandelnden und betreuenden Einrichtungen auf und hilft in Schwellensituationen – etwa dem Eintritt in Kindergarten, Schule, Ausbildung oder Arbeitsleben.

Den Familien der Betroffenen hilft die Einrichtung, indem sie deren Kompetenz im Umgang mit der Erkrankung stärkt, sie anleitet, die Selbstständigkeit des Angehörigen sowie die Anwendung therapeutischer Methoden im Alltag zu fördern. Die Therapeuten beraten die betroffenen Jugendlichen und Erwachsenen sowie deren Bezugspersonen bei der Bewältigung ihres Alltags, beim Finden von Lebensperspektiven und der Lebensplanung. Auch Trainings zur Bewältigung von Anforderungen in der Öffentlichkeit oder die systemische Beratung bei komplexen Problemlagen zur Krisenintervention gehören zum Angebotsspektrum der Autismusambulanz Dresden.

Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -therapie
Autismusambulanz Dresden
Oberärztin Dr. med. Katja Albertowski
Tel. 0351 458-71 4
E-Mail: KJPAutismusambulanz@uniklinikum-dresden.de 
www.autismusambulanz-dresden.de