26. Februar 2009 - Ergotherapie statt Pflegeheim
Neueste Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass ein
gezieltes Training Alzheimerpatienten und anderen Demenzkranken helfen
kann, länger in ihrem gewohnten Umfeld zu leben. Wie sich ein solches
Ergotherapieprogramm im Alltag von Patienten bewährt, wollen die
Fachspezialisten der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus jetzt in der
„ERGODEM“-Studie herausfinden. Dafür suchen die Wissenschaftler
insgesamt 80 Patienten aus dem Großraum Dresden, die unter einer
leichten bis mittelschweren Demenz leiden. Die Forscher erhoffen sich
von der Ergotherapie, dass sich Fähigkeiten der Patienten zur
Alltagsbewältigung längerfristig erhalten oder sogar verbessern lassen.
Zudem wird durch den Erhalt der Selbstständigkeit mit einer Entlastung
der pflegenden Angehörigen gerechnet. Im Rahmen der Studie arbeiten die
Dresdner Forscher eng mit dem Verband deutscher Ergotherapeuten
zusammen. Partner der vom Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen
des Leuchtturmprojekts ‚Demenz’ geförderten und von Dresden aus
koordinierten Studie sind psychiatrische Kliniken aus Leipzig und Ulm.
Insgesamt werden 200 Demenzkranke in die Studie eingeschlossen.
Im
frühen Krankheitsstadium scheitern Demenz-Patienten oft an alltäglichen
Situationen – etwa als Autofahrer, die plötzlich nicht mehr wissen, wo
und wie sie das Licht ihres Fahrzeugs einschalten können. Schreitet die
Demenz weiter fort, werden selbst gewohnte Verrichtungen wie die
morgendliche Rasur zum Problem. Dann steht der Betroffene vor dem
Spiegel und weiß nicht mehr, dass er sich erst das Gesicht einseifen
muss, bevor er zum Rasierer greift. „Die Patienten vergessen einfach
die Abfolge von Tätigkeiten“, weiß Prof. Vjera Holthoff. Die Leiterin
der Universitäts- Gedächtnisambulanz der Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie initiierte gemeinsam mit weiteren
Dresdner Forschern das Vorhaben „Effektivität einer optimierten
Ergotherapie bei Demenz im häuslichen Setting“ (ERGODEM). In diesem
Rahmen wollen die Wissenschaftler ein Therapieprogramm entwickeln, mit
dem sich verlorene Fähigkeiten wieder aktivieren lassen. Das von den
Ergotherapeuten in einstündigen Hausbesuchen vorgenommene Training
orientiert sich an den unmittelbaren Bedürfnissen der Betroffenen. „Die
Bedienung einer Waschmaschine kann genauso dazugehören wie der Umgang
mit dem Handy, um auch wieder einmal allein Spazieren gehen zu können
und dennoch bei Problemen schnell Unterstützung zu bekommen“, erklärt
Prof. Holthoff.
An der Studie können Personen aus dem Großraum
Dresden teilnehmen, die älter als 55 Jahre sind, zu Hause leben und an
Alzheimer oder einer gefäßbedingten Demenz leiden. Wichtig ist dabei,
dass die Betroffenen regelmäßig von Angehörigen oder anderen ihnen
nahestehenden Personen unterstützt werden und auch während des
Trainings und der Arztgespräche zugegen sind. Im Rahmen der Studie
begleiten Psychologen und Ergotherapeuten die Patienten über ein halbes
Jahr. Neben vier Untersuchungsterminen, zu denen bei Bedarf auch eine
medikamentöse Behandlung gehört, erhält ein Teil der Probanden zehn
Trainingsstunden. Dazu stehen für die Dresdner Studie sechs
spezialisierte Ergotherapeuten zur Verfügung, die zu den Demenzkranken
nach Hause kommen.
Kontakt für Demenzpatienten und Angehörige:
Antje Gerner, Diplom-Psychologin – Telefon: 0351 458-4046
Kira Marschner, Diplom-Psychologin – Telefon: 0351 458-5192
Kontakt für Journalisten:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Prof. Dr. med. Vjera Holthoff
Leiterin Poliklinik
Dipl.-Psych. Luisa Jurjanz
Studienkoordination
Tel.: 03 0351 458-3671 (Sekretariat)
Fax: 03 0351 458-5316
E-Mail: Vjera.Holthoff@uniklinikum-dresden.de oder Luisa.Jurjanz@uniklinikum-dresden.de