PAIN 2020
Hintergrund
Die ausführliche Information und Aufklärung von Betroffenen mit über 6 Wochen andauernden Schmerzen trotz Behandlung wird zurzeit nicht in der regelhaften Gesundheitsversorgung angeboten, wird jedoch vor allem in der Neuauflage der Nationalen Versorgungsleitlinie (Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz, 2017) als wichtiger Schritt zur Prävention einer Chronifzierung gefordert. Wesentliches Anliegen einer solchen frühzeitigen Aufklärung besteht in der Vermittlung eines umfassenden, biopsychosozialen Krankheitsmodells, so dass Patienten bereits von Beginn an befähigt werden, die Bedeutung von Aktivität und eigenverantwortlichen Bewältigungsansätzen frühzeitig zu erkennen und beizubehalten bzw. umzusetzen. Dieser Aspekt ist in ähnlicher Weise auf andere Schmerzorte zu übertragen.
In der Versorgung von Patienten mit Schmerzen zeigen sich bis heute erhebliche Lücken in der Umsetzung von aktuellen Leitlinien zur Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen. Es kommt zu Überversorgungen (unimodale Behandlung mit Medikamenten, invasive Behandlungen), Fehlversorgungen und auch Unterversorgungen. Als ursächlich dafür wird eine zu späte oder gar ganz fehlende Berücksichtigung psychosozialer Faktoren am Krankheitsgeschehen angesehen, welches zu einem erheblichen Defizit an angemessenen psychotherapeutischen oder sozialen Interventionen führt. Zudem ist die Anwendung interdisziplinärer multimodaler Schmerztherapie in einer berufs- oder alltagsbegleitenden, eher ambulant durchgeführten Form im aktuellen Versorgungssystem noch nicht verankert.
PAIN2020 (Patientenorientiert.Abgestuft.Interdisziplinär.Netzwerk.) möchte diese Situation in Kooperation mit der BARMER durch eine frühzeitige, bedarfsgerechte Steuerung von Patienten mit Schmerzen und Chronifizierungsrisiko verändern. Eine schmerztherapeutische Diagnostik soll die Bedürfnisse der Patienten identifizieren und die Betroffenen rechtzeitig gezielt entsprechenden Versorgungsangeboten der Regelversorgung zuführen.
Das Projekt ist eine Initiative der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und der BARMER. Es wird durch einen öffentlichen Geldgeber (Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses) gefördert und durch ein externes Evaluationsinstitut hinsichtlich seines Nutzens für Patienten, Kostenträger und Gesundheitswesen untersucht
Die Zielstellung vonPAIN2020 liegt daher in der Verbesserung der Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz, um den Übergang einer akuten Erkrankung in einen chronischen Zustand durch eine neue Versorgungsform zu verhindern.
Im Rahmen von diesem Projekt sollen in den nächsten zwei Jahren insgesamt 6.000 Patienten aus schmerztherapeutischen Einrichtungen einbezogen werden und die Förderung beträgt ca. 7 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren.
Besuchen Sie für weitere Informationen gern auch unsere Homepage: PAIN2020
Was und Warum? Zielstellung von PAIN2020
Das Projekt untersucht, ob diese neue Versorgungsform die Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz von Menschen mit Risikofaktoren für chronifizierende Schmerzen verbessern kann. Wichtige Elemente sind hierbei:
- Einführung eines Interdisziplinären Multimodalen Assessments (IMA) zur rechtzeitigen angemessenen und umfassenden Diagnostik, Information und Beratung schmerzkranker Patienten
- frühzeitige leitliniengerechte Zuweisung in das Assessment über Versorger und Krankenkasse
- patientenorientierte, gezielte, sektorenübergreifende Steuerung von Patienten mit Schmerzen in eine abgestufte Versorgung unter Berücksichtigung von Chronifizierungsrisiken
- Sicherungder Behandlungsqualität durch abgestimmte interdisziplinäre Diagnostik und Therapie inkl. deren Dokumentation
Die Behandlungsverläufe und -ergebnisse dieser neuen Versorgungsform werden mit denen der Regelversorgung verglichen. Nach dem IMA kann zusätzlich zur Regelversorgung eines von zwei niederschwelligen interdisziplinären multimodalen (Schmerz-) Therapiemodulen Edukation (einmaliger Termin) oder Begleittherapie (10 Termine in 10 Wochen) folgen.
Im Erfolgsfall entsteht das Modell einer ressourcenorientierten und interdisziplinären Diagnostik sowie eine patientenorientierte und bedarfsgerechte Therapie für Menschen mit Risikofaktoren für eine chronische Schmerzentwicklung.
Wie?
Ablauf in PAIN2020:
Wer? - Zielgruppe von PAIN2020
Die Zielgruppe von PAIN2020 sind Patienten mit Schmerzen, die ein erhöhtes Risiko für eine Chronifizierung aufweisen. Sie werden durch folgende primäre Indikatoren charakterisiert:
- Alter ab 18 Jahre
- Schmerzen seit mehr als 6 Wochen oder Schmerz-Rezidive trotz fachspezifischer Behandlung
- Einschränkung des Lebensvollzugs und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität durch den Schmerz
- mit Risiko zur Chronifizierung ihrer Schmerzen
- aktuelle Arbeitsunfähigkeit seit 4 Wochen bzw. kumulierte Arbeitsunfähigkeit von mind. 6 Wochen in den vergangenen 12 Monaten
- schmerzrelevante Diagnosen zur Schmerzlokalisation und weiteren Erkrankungen
- eine anstehende Therapieentscheidung zu einem operativen Eingriff
- ausgeprägtes medizinisches Inanspruchnahmeverhalten
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Mitarbeiter
Das Projekt wurde von der Deutschen Schmerzgesellschaft als Konsortialführung beim Innovationsfonds (Gemeinsamer Bundesausschuss) beantragt und von diesem bewilligt. Es läuft seit dem 1.4.2018. Das USC Dresden ist einer von 5 Konsortialpartnern und gleichzeitig Kooperationspartner mit Versorgungsleistungen.

Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ulrike Kaiser
Wissenschaftliche Projektleitung (Universtäts SchmerzCentrum Dresden), Psychologische Psychotherapeutin
E-Mail
Dr. med. Anke Preißler
Fachärztin für Anästhesiologie, Spezielle Schmerztherapie

Dipl.-Psych. Anne Gärtner
Psychologin

Greta Hoffmann, B.Sc.
Physiotherapeutin

Julia Pritzke-Michael
Projektassistentin
Kontakt
Das UniversitätsSchmerzCentrum Dresden ist Konsortialpartner bei PAIN2020 und übernimmt die Ausgestaltung der Therapiemodule:
- Begleitende Interdisziplinäre Multimodale SchmerzTherapie – kurz B-IMST
- Edukative Interdisziplinäre Multimodale SchmerzTherapie – kurz E-IMST
UniversitätsSchmerzCentrum
Interdisziplinäre Schmerztagesklinik
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
E-Mail
0351 458-5981 oder – 19040
Besuchen Sie für weitere Informationen gern unsere Homepage: www.pain2020.de